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Gottfried Jäger (* 13. Mai 1937 in Burg) ist ein deutscher Fotograf, Fototheoretiker und ehemaliger Hochschullehrer.


Leben


Gottfried Jäger, Sohn des Burger Fotografen Ernst Jäger (1913–1998), erlernte das Fotografenhandwerk in den Jahren 1954 bis 1958 bei dem Fotografenmeister Siegried Baumann in Bielefeld (Gesellenbrief 1957). Anschließend studierte er Fotoingenieurwesen an der Staatlichen Höheren Fachschule für Photographie in Köln (Abschluss 1960: Ing. grad., Nachdiplomierung 1982: Dipl.-Ing.). 1960 legte er die Meisterprüfung im Fotografenhandwerk in Köln ab.[1]

1960 nahm Jäger eine Stelle als Technischer Lehrer für Fotografie an der Werkkunstschule Bielefeld an und baute das Lehrgebiet hier als künstlerisches Grundlagenfach aus. Dies führte 1972 zur Gründung des Studienschwerpunkts Foto-/Film-Design an der Fachhochschule Bielefeld, der heutigen Studienrichtung Fotografie und Medien. Im gleichen Jahr wurde Jäger zum Professor für Fotografie/Film an der Fachhochschule Bielefeld mit den Lehrgebieten Künstlerische Grundlagen der Fotografie, Fotografik und Generative Bildsysteme ernannt; 1984 gründete er den Forschungsschwerpunkt (FSP) Fotografie und Medien mit den jährlichen Bielefelder Fotosymposien. 1998–2002 war Jäger Visiting Professor am Royal Institute of Technology (RMIT) Melbourne. 2002 wurde er in Bielefeld emeritiert.

Durch seine Arbeit und Arbeiten“ würdigte ihn die FH Bielefeld anlässlich seiner Emeritierung, „hat Jäger entscheidend dazu beigetragen, dass die Fotografie gleichrangig mit den Künsten Malerei und Bildhauerei genannt wird. Den Anspruch der Fotografie als Kunstform prägte er bereits 1968 mit dem Begriff ‚Generative Fotografie’, der für eine systematisch-konstruktive Richtung in der künstlerischen Fotografie steht.[2]

Jäger war acht Jahre Dekan des Fachbereichs Gestaltung und von 1993 bis 1997 Prorektor für Forschungs- und Entwicklungsaufgaben der FH Bielefeld. Seit 2008 ist er Mitglied des Hochschulrates der FH Bielefeld; er ist Mitglied, Ehrenmitglied und war langjähriger Vorsitzender zahlreicher fotografischer Vereinigungen (DFA, DGPh, BFF, FFA). 1992 erhielt er die George-Eastman-Medaille der Kodak AG Deutschland; 1996 die David-Octavius-Hill-Medaille der Deutschen Fotografischen Akademie (DFA).

2011 wurde Jäger mit dem Thema „Mikrofotografie als Obsession: Das fotografische Werk von Carl Strüwe (1898–1988)“ durch die Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld, zum Dr. phil. promoviert.


Werk


Mit Beginn seiner Lehrtätigkeit an der Werkkunstschule Bielefeld entstanden experimentelle Fotoarbeiten, so in den Jahren 1960 bis 1965 die „Themen und Variationen“. Dabei wird jeweils eine einzelne Aufnahme mit verschiedenen fotografischen Gestaltungsparametern seriell, kontrolliert und schrittweise variiert. Die zum Teil umfangreichen Bildreihen führen letztlich zu Fotokompositionen im Sinne der Konkreten Kunst, deren Werke auf die gegenständliche Abbildung und Darstellung zugunsten der freien Bilderfindung verzichtet. Ein Beispiel dafür sind 21 Lichtgrafiken, die Jäger 1964 als bildliche Entsprechungen zu dem Text „Roman“ des deutschen Schriftstellers Helmut Heißenbüttel schuf.

1968 führte Gottfried Jäger den Begriff Generative Fotografie für eine bilderzeugende Fotografie auf systematisch-konstruktiver Basis als Titel einer Ausstellung des Bielefelder Kunsthauses ein. Neben eigenen Werken waren daran auch Arbeiten von Kilian Breier, Pierre Cordier und Hein Gravenhorst beteiligt. Der Ausdruck greift auf die Generative Ästhetik (1965) des deutschen Philosophen Max Bense zurück, mit der er eine rationale, apparategesteuerte Kunst im aufkommenden Computerzeitalter propagierte. Arbeiten der Generativen Fotografie folgen einer programmierten Gestaltung, die mathematische und nummerische Parameter auf künstlerische Projekte anwendet, und die gleichermaßen eine Fortentwicklung ‚konkreter’ künstlerischer Ansätze bedeutet.

Ausdruck dessen ist die Werkgruppe der Lochblendenstrukturen von Gottfried Jäger aus den Jahren 1967 bis 1973: etwa 200 schwarzweiße und farbige Lichtgrafiken auf der Basis des Lichtpunktes, der mit Hilfe einer selbst entwickelten Mehrfach-Lochkamera (Camera obscura) geometrisch determinierte Strukturen bildet.

In seinen Kamerafotografien von Natur- und Technikobjekten der Jahre 1977 bis 1991 verfolgt Jäger das serielle Prinzip logischer Schrittfolgen konsequent fort.

Eine eigene Werkgruppe bilden ab 1983 die Fotomaterialarbeiten, bei denen das Fotopapier nicht mehr als Bildträger, sondern als Gegenstand des künstlerischen Prozesses in Erscheinung tritt. Damit entstanden Fotoobjekte, Fotoinstallationen und situationsbedingte Minutenausstellungen in Museen und Galerien. Sie folgen weniger einem programmierten Vorgehen im Sinne der Generativen Fotografie als vielmehr spontanen Eingebungen im Umgang mit den Besonderheiten des fotografischen Materials, so etwa seinen Abbildungseigenschaften, seinen eigenartigen Oberflächen und seinen ausgeprägt plastischen Qualitäten. Dabei werden fototypische Begriffe wie „Graukeil“ (1983), „Lichteinfall“, „Fotoecken“ (beide 1985) oder „Abbild“ (2000) ins Bild gesetzt.

Als digitale Arbeiten entstanden ab 1994 „Mosaike“ und ab 1996 „Generative Images“. Beide Werkgruppen sind von dem optischen Programm der Lochblendenstrukturen inspiriert und daraus abgeleitet, modifizieren es aber durch Digitalisierung und führen zu eigenen Bildwerken. So zu den „Snapshots“ (2003), fotografischen Schnappschüssen vergleichbaren ‚Klicks’ aus dem unendlichen Kosmos des Rechners – allerdings nach wie vor auf geometrisch-konstruktiver Basis. Jüngere Arbeiten unter dem Serientitel „Photos“ (2004) thematisieren ‚Fotografismen’. Als solche sind fototypische ästhetische Erscheinungen zu sehen – die in diesem Fall jedoch nicht mehr fotografisch, sondern computergrafisch generiert und ausgeführt sind (Digigraphien™).


Auszeichnungen



Einzelausstellungen (Auswahl)



Gruppenausstellungen (Auswahl)



Bücher und Kataloge (Auswahl)



Bibliografie (Auswahl)



Bilder in Sammlungen (Auswahl)



Literatur





Einzelnachweise


  1. Andreas Beaugrand (Hrsg.): Gottfried Jäger. Fotografie als generatives System. Bilder und Texte 1960–2007. Bielefeld: Verlag für Druckgrafik Hans Gieselmann, 2007, ISBN 978-3-923830-60-2. S. 269
  2. http://www.fh-bielefeld.de/Über+uns/Hochschulrat/Mitglieder/Professor+Gottfried+Jäger.html@1@2Vorlage:Toter+Link/www.fh-bielefeld.de (Seite+nicht+mehr+abrufbar,+Suche+in+Webarchiven) Datei:Pictogram+voting+info.svg Info:+Der+Link+wurde+automatisch+als+defekt+markiert.+Bitte+prüfe+den+Link+gemäß+Anleitung+und+entferne+dann+diesen+Hinweis.+
  3. Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Photographie, abgerufen am 9. Januar 2014.


Personendaten
NAME Jäger, Gottfried
KURZBESCHREIBUNG deutscher Fotograf und Fototheoretiker
GEBURTSDATUM 13. Mai 1937
GEBURTSORT Burg



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