Gunter Demnig (* 27. Oktober 1947 in Berlin) ist ein deutscher Künstler. Bekannt wurde er durch die Stolpersteine, die er seit 1996[1] zur Erinnerung an Opfer in der Zeit des Nationalsozialismus verlegt.
Gunter Demnig, 2022Gunter Demnig (August 2018)Demnig bei der Verlegung von vier Stolpersteinen (August 2018)Video über die Verlegung eines Ersatz-Stolpersteines zum Auschwitz-Erlass vor dem Kölner Rathaus im März 2013, nachdem das 1992 gesetzte Original herausgebrochen und entwendet worden war
Ausbildung
Demnig wuchs in Nauen und Berlin auf. 1967 legte er das Abitur ab und begann ein Studium der Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin bei Herbert Kaufmann. 1969/1970 folgte ein Jahr Industrial-Design-Studium an derselben Hochschule. Ab 1971 setzte er das Kunstpädagogik-Studium an der Kunsthochschule Kassel fort und legte 1974 dort das Erste Staatsexamen ab.
Im selben Jahr begann Demnig ein Kunststudium an der Universität Kassel bei Harry Kramer, dem ab 1977 für zwei Jahre die Tätigkeit in Planung, Bauleitung und -ausführung von Denkmalsanierungen folgte. Von 1980 bis 1985 war Demnig künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Kunst der Universität Kassel.
Beruf und Werk
1985 eröffnete Demnig ein eigenes Atelier in Köln und arbeitete bei mehreren Projekten mit, so bei der Moltkerei-Werkstatt und dem Kunstraum Fuhrwerkswaage. Seit 1994 war er auch im IGNIS-Kulturzentrum tätig.
Seit April 2011 befand sich Demnigs Atelier in Frechen im Kunstzentrum Signalwerk, das auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn liegt. Dort betreiben auch etwa 20 andere in der Region bekannte Künstler ihre Ateliers. Im Jahr 2017 verlegte er sein Atelier nach Elbenrod in Hessen.[2]
Stolpersteine
Bekannt wurde Demnig durch die Herstellung der Stolpersteine, die er auch selbst verlegt. Sie sollen an Menschen erinnern, die der NS-Diktatur zum Opfer fielen. Die Steine, die auf der Oberseite kleine Messingplatten mit den Namen der Opfer tragen, verlegt er vor deren einstigen Wohnungen im Straßen- oder Gehwegpflaster. Das 1996[3] gestartete Projekt ist mit ca. 75.000 Steinen[4] in 1.265 deutschen Kommunen und in 24 Staaten Europas[5] seit Jahren das größte dezentrale Mahnmal der Welt.[6] Das Urheberrecht im umfassenden Sinn liegt für die Stolpersteine einzig und ausschließlich nur bei Gunter Demnig persönlich.[7]
Demnig bei einer Stolpersteinverlegung im Mai 2007
Verlegung der Stolpersteine für Esther und Herschel Grünspan in Hannover
Stolperstein nach der Verlegung
Stolperstein, Ausstellungsstück
Remembrance Stones
Das an die Stolpersteine angelehnte Projekt Remembrance Stones soll das Gedenken an Opfer des Franquismus fördern. Die ebenfalls 10 × 10 × 10 cm großen Gedenksteine haben eine silberne Oberfläche aus Edelstahl. Die ersten Remembrance Stones wurden Mitte Dezember 2018 auf der Insel Mallorca verlegt.[8][9]
Auszeichnungen
Gunter Demnig mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Bundesverdienstkreuz am Bande (2019)
2004: Max-Brauer-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung, Hamburg
2004: Herbert-Wehner-Medaille der Gewerkschaft ver.di
2005: Obermayer German Jewish History Award in Berlin (Verleihung zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, Würdigung des Engagements nicht-jüdischer Deutscher für die Bewahrung und Erinnerung jüdischer Geschichte und jüdischen Lebens in Deutschland)
2005: Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (Verleihung in der Orangerie von Schloss Charlottenburg, Berlin)
2005: 24. Jugendmedienpreis Das Rote Tuch[10] (Laudatio: Walter Momper)
2005: Alfred-Toepfer-Medaille
2006: Alternative Kölner Ehrenbürgerschaft (Demnig ist damit nach dem katholischen Pfarrer Franz Meurer aus Köln-Vingst der zweite Kölner, der diese Auszeichnung erhält.)
2007: Giesberts-Lewin-Preis der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit[11]
2008: Preis Botschafter für Demokratie und Toleranz (Verleihung durch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Bundesjustizministerin Brigitte Zypries)[12]
2009: Erich-Mühsam-Preis der Erich-Mühsam-Gesellschaft in Lübeck
2009: Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf
2010: Rheinlandtaler des Landschaftsverbands Rheinland
2011: Otto-Hirsch-Medaille der Stadt Stuttgart[13]
2012: Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg
2012: Erich-Kästner-Preis des Presseclub Dresden
2012: Marion Dönhoff Förderpreis für seine Stolpersteine[14]
Schriftspurgerät von 1990 „… Eine Spur durchs Vergessen“
1980: „Duftmarken“ Cassel–Paris
1981: „Blutspur“ Kassel–London
1982: „Ariadne-Faden“ von der Kasseler documenta zur Biennale in Venedig (Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde)
1984: „Landschaftskonserven“
1988: „Einreise Berlin/W“
1990: „Mai 1940 – 1000 Roma und Sinti“ – Lackspur vom ehemaligen Zigeunerlager Köln-Bickendorf zum Bahnhof Deutz entlang des Deportationsweges der Kölner Sinti und Roma, die von Deutz aus in Konzentrationslager gebracht wurden
1993: Entwicklung der Idee der Stolpersteine
1996: Illegale Verlegung der ersten Stolpersteine in Berlin und Köln
1996/1997/1998/1999: „Die Mauern von Jericho“, szenisches Oratorium mit Klangskulpturen zur Musik von Werner Raditschnig in Salzburg (Kollegienkirche), Klagenfurt (Künstlerhaus), Český Krumlov (Egon-Schiele-Zentrum), Köln (Domforum des Kölner Domes), Millstatt (Internationale Musikwochen in der Stiftskirche), inszeniert von Herbert Gantschacher und produziert von ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater mit Live-Mitschnitt des Österreichischen Rundfunks und Audio-CD (ARBOS 04); Antwerpen (Opera Mobile)
1997: Erste legale Verlegung von zwei Stolpersteinen in der Gemeinde St.Georgen bei Salzburg; zum Gedenken an die Brüder Matthias und Johann Nobis[18]
2000: Legale Fortsetzung des Projekts Stolpersteine
2016 wurde Gunter Demnig in den Deutschen Künstlerbund aufgenommen.[19][20]
Literatur
Joachim Rönneper (Hrsg.):Vor meiner Haustür. Stolpersteine von Gunter Demnig. Ein Begleitbuch. Arachne Verlag, Gelsenkirchen 2010, ISBN 978-3-932005-40-4.
Stolpern über NS-Verbrechen. Der Bildhauer Gunter Demnig hat das Bundesverdienstkreuz erhalten. In: analyse & kritik. Nr.500, 18.November 2005, S.17 (– Inhalt der Printausgabe, Menüpunkt Geschichte).
NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (Hrsg.): Stolpersteine. Gunter Demnig und sein Projekt. Emons, Köln 2007, ISBN 978-3-89705-546-9.
Hans Hesse: Stolpersteine. Idee. Künstler. Geschichte. Wirkung. Klartext-Verlag, Essen 2017, ISBN 978-3-8375-1547-3.
Silvija Kavčič, Thomas Schaarschmidt, Anna Warda, Irmgard Zündorf (Hrsg.): Steine des Anstoßes. Die Stolpersteine zwischen Akzeptanz, Transformation und Adaption. Metropol Verlag, Berlin 2021. ISBN 978-3-86331-551-1.
Stolpersteine.eu.(Nicht mehr online verfügbar.)In:stolpersteine.eu.ArchiviertvomOriginalam22.Juli 2013;abgerufen am 16.Oktober 2018.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stolpersteine.eu
Giesberts-Lewin-Preis. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) In: 50 Jahre Gesellschaft Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
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