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Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt (kurz HLMD), eines der ältesten öffentlichen Museen Deutschlands, ist ein Universalmuseum mit umfangreichen ständigen Sammlungen; daneben finden Sonderausstellungen statt. Es zählt zu den großen Museen Deutschlands und vereinigt zahlreiche unterschiedliche Sammlungen aus den Bereichen Kunst-, Kultur- und Naturgeschichte.

Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt (2015)
Daten
Ort Darmstadt, Deutschland
Art
Universalmuseum
Architekt Alfred Messel
Eröffnung 1906 (Ersteröffnung), 1955 (Wiedereröffnung nach dem Krieg), 2014 (Wiedereröffnung nach Umbau)
Leitung
seit 1. Januar 2019: Martin Faass[1]
Website
ISIL DE-MUS-033718

Das Hauptgebäude des Museums am Friedensplatz bzw. Karolinenplatz in Darmstadt ist nach umfassenden Bau- und Sanierungsarbeiten seit dem 13. September 2014 neu eröffnet.[2]


Geschichte



Fürstliche Sammlung


Erstes Ausstellungsgebäude: Das Residenzschloss Darmstadt
Erstes Ausstellungsgebäude: Das Residenzschloss Darmstadt

Kunst- und Naturaliensammlungen der Landgrafen von Hessen-Darmstadt wurden seit dem 17. Jahrhundert angelegt und mit dem Regierungsantritt des Landgrafen Ludwig X. von Hessen-Darmstadt (ab 1806: Großherzog Ludwig I.) ab 1790 umfangreich ausgebaut. Hierbei spielte Ernst Schleiermacher, geheimer Kabinettssekretär des späteren Großherzogs und dann auch erster Museumsdirektor, eine maßgebliche Rolle.[3]

Oft wurde deren Kulturgut nach Darmstadt gebracht und dort in die Sammlung integriert. 1802–1805 gelang die Übernahme der umfangreichen Sammlung des Barons Adolf von Hüpsch aus Köln. Durch die Säkularisation gelangten ab 1803 viele kirchliche Einrichtungen in die Hand der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt.[4]

Ab 1808/09 wurde die Sammlung in einer Reihe von Räumen des Ober- und Zwischengeschosses des Residenzschlosses Darmstadt aufgestellt, erhielt 1818 einen ersten gedruckten Katalog und wurde 1820 in ein öffentliches Museum überführt. Laut Stiftungsbrief vom 20. Juli 1820 geschah das zur Beförderung wahrer Aufklärung und Verbreitung nützlicher Kenntnisse.[5] Dem Museum angegliedert war eine Zeichenakademie zu der der Großherzog Stipendien gewährte.[6]


Landesmuseum


Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt
Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt
Haupteingang Hessisches Landesmuseum (2006)
Haupteingang Hessisches Landesmuseum (2006)
Symbol zur Sanierung des Museums (2007)
Symbol zur Sanierung des Museums (2007)
Löwenskulptur im Raumanzug, Sonderausstellung zur Rosetta-Mission
Löwenskulptur im Raumanzug, Sonderausstellung zur Rosetta-Mission

Ab 1828 arbeitete der Naturforscher Johann Jakob Kaup (1803–1873) im Museum. Er gilt als ein Pionier der Paläontologie und untersuchte und beschrieb zahlreiche Fossilienfunde. 1854 wurde der ehemalige Ministerpräsident und nunmehrige Präsident des Oberkonsistoriums (oberste Kirchenbehörde), Heinrich Karl Jaup, – im Nebenamt – auch Museumsdirektor.[7]

Ein Neubau wurde ab 1855 immer notwendiger, da die Sammlungen stetig weiter wuchsen. Ein 1892 durchgeführter Architektenwettbewerb brachte keine befriedigenden Ergebnisse. Das Gebäude, das heute die Sammlungen beherbergt, wurde schließlich 1897 auf Veranlassung von Großherzog Ernst Ludwig durch den Architekten Alfred Messel, der sich in Berlin mit Ideen zur Planung eines Idealmuseums profiliert hatte, erbaut und konnte 1906 seiner Bestimmung übergeben werden. Unter der Einflussnahme des Großherzogs übernahm Messel von Louis Remy de la Fosse die nicht ausgeführte Idee eines Turmentwurfs für das Schloss. Im Inneren des Baus sollten die historischen Zusammenhänge durch Schauräume wie den Romanischen Gang, die Gotische Kirche und den Mittelalterlichen Hof veranschaulicht werden. Seit 1912 stehen vor dem Museum zwei Fahnenmasten und zwei bronzene Löwen nach den Entwürfen von Heinrich Jobst.

1924 stiftete Freiherr Maximilian von Heyl, der Stadt Darmstadt – wofür er zum Ehrenbürger ernannt wurde – eine bedeutende Sammlung von Gemälden Arnold Böcklins, die im Landesmuseum gezeigt wird und den Schwerpunkt der Galerie des 19. Jahrhunderts bildet.[8]

Die Kunsthistorischen Sammlungen, insbesondere die Graphische Sammlung und der Bestand an deutschen Gemälden des Expressionismus, erlitten in der Zeit des Nationalsozialismus empfindliche Einbußen. 1937 wurde in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ 104 Arbeiten von Ernst Barlach, Max Beckmann, Massimo Campigli, Lovis Corinth, Otto Dix, Ewald Dülberg, Reinhold Ewald, Lyonel Feininger, Conrad Felixmüller, Johannes Greferath, George Grosz, Erich Heckel, Otto Herbig, Karl Hofer, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Otto Lange, Wilhelm Lehmbruck, Franz Marc, Ludwig Meidner, Oskar Moll, Heinrich Nauen, Emil Nolde, Max Pechstein, Hans Tombrock, Paul Thesing und Reichmann beschlagnahmt, ein großer Teil davon danach zerstört.[9] Das Gebäude wurde während des Zweiten Weltkriegs durch Bombardierung schwer beschädigt (siehe auch Geschichte der Stadt Darmstadt, Luftangriff auf Darmstadt (Brandnacht)), die wichtigsten Exponate waren allerdings vorher ausgelagert und somit gerettet worden.

1955 wurde das Museum wiedereröffnet. Es folgten weitere bedeutende Erweiterungen der Sammlung, beispielsweise der Block Beuys von Joseph Beuys sowie eine umfangreiche Sammlung von Werken seines Schülers Blinky Palermo. Die geologisch-paläontologische Sammlung wurde mit Funden aus der Grube Messel grundlegend erneuert. Anfang der 1970er Jahre wurde das Dachgeschoss ausgebaut. 1984 wurde das Museum um einen Erweiterungsbau für die Kunst des 20. Jahrhunderts ergänzt. Der 1. Preis eines Architektenwettbewerbes aus dem Jahr 2004 zur Sanierung und Erweiterung des Hessischen Landesmuseums sah den Abriss und Ersatz dieses Erweiterungsbaus vor, wurde aber doch nicht abgerissen, sondern „ertüchtigt“. Das HLMD war wegen dieses Umbaus vom 30. September 2007 bis zum 12. September 2014 geschlossen.[10]


Museumsleiter



Die wichtigsten Exponate



Naturkundliche Sammlung


Prachtkäfer mit noch schillernder Färbung aus der Grube Messel
Prachtkäfer mit noch schillernder Färbung aus der Grube Messel

Das Museum verfügt über eine Sammlung großer Wirbeltier-Fossilien aus der Grube Messel. In einer langfristig angelegten Sonderausstellung werden ferner fossile Pflanzen und Insekten ausgestellt; zum Teil bunt schillernd, vermitteln sie zugleich einen Eindruck von ihrer individuellen Schönheit. Weiterhin wird ein komplett erhaltenes Skelett eines Mastodons aus den USA gezeigt.

Raritäten sind auch fossile Säugetierreste aus etwa zehn Millionen Jahre alten Ablagerungen (Dinotheriensande) des Ur-Rheins in Rheinhessen. Als wissenschaftlich besonders wertvoller Fund gilt der 1820 entdeckte etwa 28 Zentimeter lange Oberschenkelknochen eines Menschenaffen (Paidopithex rhenanus) aus Eppelsheim. Dieser gilt weltweit als der historisch erste Fund eines fossilen Menschenaffen.

Das Landesmuseum beherbergt auch die europaweit größte Sammlung der Menschheitsgeschichte in Modellen, das heißt von Rekonstruktionen der Schädel von frühen Arten der Gattung Homo und Australopithecus.

Die zoologische Abteilung ist besonders durch ihre zehn historischen Dioramen bekannt, welche mit der Errichtung des Museumsbaus konzipiert und konstruiert wurden. Sie zeigen sowohl europäische Lebensräume (z. B. Nordseeküste, Alpen, Flussufer), als auch die Faunen von Kontinenten (Afrika, Asien, Australien, Südamerika). Letztere Kontinental-Dioramen sind in ihrer Konstruktion weltweit einzigartig, weil sie die Fauna eines gesamten Kontinents in einer stark abstrahierten Landschaft darstellen. Aufgrund ihres hohen historischen Werts wurden die Dioramen 2007 bis 2014 restauriert, wobei der Ursprungszustand erhalten oder wiederhergestellt werden sollte.

Herausragende zoologische Exponate sind zudem Präparate verhältnismäßig rezent ausgestorbener Tierarten, wie z. B. Quagga, Beutelwolf, Steller'sche Seekuh, Elfenbeinspecht, Riesenmoa, Solitär, Lappenhopf und Paradiessittich. Zudem besitzt die zoologische Abteilung eine große Zahl montierter Wirbeltierskelette, u. a. ein an der Decke montiertes Skelett eines Zwergwals. In den wissenschaftlichen zoologischen Sammlungen befinden sich u. a. Objekte der sogenannten 'Xarifa-Expeditionen' (1953–1954, 1957–1958), welche von Tauchpionier Hans Hass geleitet wurden. Der ehemalige zoologische Kustos des Landesmuseums Georg Scheer war Teilnehmer dieser Forschungsreisen.


Kunst- und kulturhistorische Sammlung


Der Älteste Darmstädter, das Skelett eines in der typischen Hockerstellung beigesetzten jungen Mannes, wurde 1926 gefunden und wird der Glockenbecherkultur zugeordnet, die ab 2000 v. Chr. durch Funde im Darmstädter Raum zu belegen ist.

Zu den bedeutendsten Funden der Römerzeit gehört das Oceanus-Mosaik aus den Römischen Thermen Bad Vilbel, das einen kompletten Raum einnimmt. Ebenfalls in der römischen Abteilung befindet sich der Leugenstein aus Kleestadt sowie eine Ritzinschrift auf einem Hypokaustziegel von der Römischen Villa Haselburg.

Block Beuys ist eine umfangreiche Sammlung von Plastiken und Arbeiten auf Papier des deutschen Künstlers Joseph Beuys im HLMD, die sieben Räume umfasst. Der Künstler installierte diesen Werkkomplex 1970.


Übersicht der ständigen Sammlungen



Kunstgeschichte


Römerhof mit Mosaik.
Römerhof mit Mosaik.

Geologie/Paläontologie



Zoologie



Mineralogie



Projekte/Kooperationen


Die Schader-Stiftung und das Hessische Landesmuseum Darmstadt zeigten von 2007 bis 2013 gemeinsame Ausstellungen unter dem Titel Bilder gesellschaftlichen Wandels. Die auf die Verbindung von Gesellschaftswissenschaften und Praxis zielenden Fragestellungen und Forschungsfelder der Schader-Stiftung stehen im Dialog mit der Geschichte, den Themen und Motiven der Kunst. Basis dieser Ausstellungen sind die reichen Bestände an Gemälden, Skulpturen und Arbeiten auf Papier des Hessischen Landesmuseums Darmstadt. Erarbeitet wurden folgende Ausstellungen: Die fremde Landschaft (2007), Feldforschung Stadt: 29 Antworten (2007/2008), Skulptur Raum Darmstadt (2008), Stadtmensch – Zeitsprung (2008/2009), Stadt – Bild – Konstruktion (2009), verborgen : gesehen (2009/2010), Anny und Sibel Öztürk. from inner to outer shadow (2010), Gegen den Krieg (2010), Ansichten des Ich (2011/2012), Die subtile Gewalt der Dinge (2012/2013).


Sonder- und Wechselausstellungen (Auswahl)



Außenstellen


Das HLMD hat mit der Volkskundlichen Sammlung und der Abteilung für Volkskunde eine derzeit geschlossene Außenstelle im Museumszentrum Lorsch sowie die Außenstelle für Schriftguss, Satz und Druckverfahren im Druckmuseum/Haus für Industriekultur in Darmstadt.


Förderverein


Das Museum wird ideell und finanziell unterstützt von den Freunde des Landesmuseums Darmstadt, die Exklusivführungen, ein Vortragsprogramm sowie Exkursionen und Atelierbesuche anbietet.


Weitere Einrichtungen


Das Museum besitzt einen öffentlich zugänglichen Studiensaal der Graphischen Sammlung, eine öffentlich zugängliche Bibliothek, regelmäßige Begutachtungen von Kunst und naturhistorischen Objekten (nach Anmeldung) sowie einen Museumsshop und das Café Rodenstein. Der Eingang des Museum ist barrierefrei (Westseite am Museumsshop), es gibt einen barrierefreien Orientierungsplan sowie Fahrstühle und entsprechende Sanitäreinrichtungen.


Siehe auch



Filme



Literatur


(chronologisch geordnet)



Commons: Hessisches Landesmuseum Darmstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Metropol News vom 23. Oktober 2018: Darmstadt: Dr. Martin Faass ist neuer Direktor des Hessischen Landesmuseums Darmstadt, abgerufen am 24. Oktober 2018
  2. Pressemitteilung des Museums vom 14. Juli 2014, abgerufen am 15. Juli 2014
  3. Franz/Fleck/Kallenberg: Großherzogtum Hessen, S. 775.
  4. Franz/Fleck/Kallenberg: Großherzogtum Hessen, S. 775.
  5. Zitiert nach: Franz/Fleck/Kallenberg: Großherzogtum Hessen, S. 776.
  6. Zitiert nach: Franz/Fleck/Kallenberg: Großherzogtum Hessen, S. 777.
  7. Jaup, Heinrich Karl. In: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt: Bestand S 1. In: Arcinsys.
  8. Ferdinand Werner: Von Wohnhäusern, Landsitzen und Villen. In: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010. ISBN 978-3-88462-304-6, S. 187–312 (285).
  9. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
  10. Katinka Fischer: Von der Arche Noah in die Kirche. In: FAZ.net. 13. September 2014, abgerufen am 7. Dezember 2015.
  11. Dr. Theo Jülich wird Direktor des Hessischen Landesmuseums Darmstadt. In: DarmstadtNews.de, 20. März 2013, abgerufen am 26. September 2015.
  12. Museums-Check: Hessisches Landesmuseum Darmstadt. In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 25. Februar 2021.


На других языках


- [de] Hessisches Landesmuseum Darmstadt

[en] Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Hessisches Landesmuseum Darmstadt is a large multidisciplinary museum in Darmstadt, Germany. It was founded in 1820 with the donation of the collections of the ruling family of the local princely state, which ended as the Grand Duchy of Hesse. The current main building was begun in 1897, and a large extension in 1980. After major renovations from 2007 onwards, it reopened on September 13, 2014.[1]

[fr] Musée régional de la Hesse

Le musée régional de la Hesse (Hessische Landesmuseum en allemand) de Darmstadt est un musée d'art universel, possédant d'importantes collections permanentes et présentant parallèlement des expositions temporaires.



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