art.wikisort.org - Künstler

Search / Calendar

Günther Uecker (geboren am 13. März 1930 in Wendorf bei Crivitz) ist ein deutscher Maler und Objektkünstler. Bekannt wurde er vor allem mit seinen reliefartigen Nagelbildern. Ein Teil seiner künstlerischen Objekte kann der kinetischen Kunst zugeordnet werden.

Günther Uecker (2018)
Günther Uecker (2018)
Günther Uecker fotografiert von Oliver Mark, Düsseldorf 2011
Günther Uecker fotografiert von Oliver Mark, Düsseldorf 2011

Leben und Werk


Günther Uecker wuchs ab 1936 auf der Halbinsel Wustrow auf, wo sein Vater als Ingenieur auf einem Versuchsflugplatz der Luftfahrtindustrie angestellt war.[1] Dort erlebte er das Ende des Zweiten Weltkriegs.[2] Als die Rote Armee die Halbinsel Wustrow beanspruchte und die deutschen Zivilisten sie verlassen mussten, übernahm sein Vater eine Neubauernstelle in Groß Schwansee.[1] Günther Uecker besuchte die örtliche Diesterweg-Schule im ehemaligen Gutshaus Groß Schwansee.

Nach der Schulzeit machte Uecker in Grevesmühlen eine Lehre als Anstreicher und Schreiner.[3] Danach studierte er bis 1953 Malerei, zuerst in Wismar,[4] dann an der Kunstakademie in Berlin-Weißensee. Anlässlich der Weltjugendfestspiele 1951 in Ost-Berlin nutzte er zum ersten Mal die Gelegenheit für Besuche Westberlins und kam in Kontakt mit abstrakter Kunst.[5] 1953, nach dem Aufstand des 17. Juni, verließ er die DDR und siedelte nach Westberlin über. Dort beschäftigte er sich mit Religion und Philosophie, was sein Werk beeinflussen sollte.[6][Anmerkung 1]

Weil Uecker bei seinem Idol Otto Pankok studieren wollte, ging er 1955 nach Westdeutschland. Dies ging über das Notaufnahmelager für männliche jugendliche DDR-Flüchtlinge in Sandbostel, in dem er als vermeintlich von der DDR Eingeschleuster nach eigenen Angaben wochenlang verhört wurde.[2] Im selben Jahr holte er seine Schwester Rotraut aus Groß Schwansee in den Westen.[7]

Günther Uecker setzte von 1955 bis 1957 sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Otto Pankok fort. 1956/1957 entstanden erstmals die für ihn typischen Nagelbilder: dreidimensionale, weiß bemalte Reliefs aus Nägeln, die durch die Ausrichtung der Nägel und die Wechselwirkung von Licht und Schatten ihre eigene Dynamik erhalten. Ab 1962 versah Uecker Alltagsgegenstände wie Möbel mit Nagelreliefs.

Günther Uecker auf den Trümmern seines Ateliers an der Oberkasseler Straße, Düsseldorf, um 1965Foto: Lothar Wolleh
Günther Uecker auf den Trümmern seines Ateliers an der Oberkasseler Straße, Düsseldorf, um 1965
Foto: Lothar Wolleh
Günther UeckerFoto: Lothar Wolleh
Günther Uecker
Foto: Lothar Wolleh

1961 wurde Uecker Mitglied in der von Heinz Mack und Otto Piene gegründeten Künstlergruppe ZERO, woraufhin er sich auch der kinetischen Lichtkunst zuwandte. Gemeinsam mit Gerhard Richter inszenierte er die Demonstration Museen können bewohnbare Orte sein. Die Aufführung des Terrororchesters in der Kunsthalle Baden-Baden, einer lärmenden Installation aus zwanzig Maschinen, Staubsaugern, einer Wäschetrommel sowie Hammer und Sichel, erregte bundesweit Aufsehen.

Zusammen mit Thomas Lenk, Heinz Mack und Georg Karl Pfahler war Uecker 1970 deutscher Vertreter auf der Biennale von Venedig. Von 1971 bis 1974 erfolgten Arbeitsaufenthalte in Südamerika, Afrika und Asien sowie von 1984 bis 1985 Aufenthalte in Japan, Sibirien, China, Island und der Mongolei. Seit den 1980er Jahren nimmt er in seinen Werken zu politischen Fragen Stellung: so reagierte er auf die Katastrophe von Tschernobyl mit dem Zyklus Aschebilder. Weitere politische Bezüge finden sich bei seinen Werken über den Irak, zu Umweltproblemen und anderem.

Von 1974 bis 1995 unterrichtete Uecker als Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf. Zu seinen Meisterschülern zählten Halina Jaworski, Klaus Schmitt und Matthias Hintz. 1999 gestaltete er den Andachtsraum im neuen Reichstagsgebäude in Berlin. 2004 konzipierte er das Freilichtbühnenbild für eine Aufführung des Wilhelm Tell von Schiller am – angeblich – historischen Ort auf der Rütliwiese.

Günther Uecker (2016)
Günther Uecker (2016)

Im Dezember 2008 war Uecker Mitbegründer der Stiftung ZERO-Foundation. Weitere Gründer waren die ZERO-Künstler Heinz Mack und Otto Piene sowie die Stiftung museum kunst palast. Die Stiftung hat ihren Sitz im Düsseldorfer Medienhafen; sie hat sich zum Ziel gesetzt, die ZERO Bewegung zu erhalten, zu präsentieren, zu erforschen und zu fördern.

Uecker lebt und arbeitet in Düsseldorf-Oberkassel und St. Gallen. Von 2002 bis 2008 bewohnte der Künstler, mit Einverständnis des Investors und der Stadt eine Hütte auf der Halbinsel Wustrow, bis ihm dies vom Landratsamt mit dem Verweis auf den Naturschutz verboten wurde.[8] Ein Atelier befindet sich zudem in der Berliner Gartenstadt Atlantic[9] des Architekten Rudolf Fränkel.

Ueckers Hauptwerke, wie seine genagelten Reliefs, werden am Kunstmarkt auf eine halbe Million Euro oder mehr taxiert, so z. B. Spirale I, 1968, bei Sotheby’s (New York) $ 600.000 bis $ 800.000[10] oder Feld/Field, 2012–13, bei Dorotheum (Wien) auf € 400.000 bis 600.000 [11] Anfang der 1970er Jahre wurden solche Bilder noch mit umgerechnet etwa 10.000 € gehandelt. Die städtische Kunstsammlung Bonn konnte ein solches Nagelbild zum Freundschaftspreis von 4.000,- DM erwerben.[12]


Familie


Günther Uecker ist der Bruder der Künstlerin Rotraut und Schwager des verstorbenen Künstlers Yves Klein. Mit seiner Frau Christine, die seit den 1960er Jahren Fernsehansagerin im dritten Fernsehprogramm des WDR war[13], hat Uecker einen Sohn, Jacob (* 1986), der für das Auktionshaus Christie’s tätig ist.[14][15][16]


Ehrungen und Auszeichnungen



Werke (Auswahl)


White Field, 1964, Tate Gallery of Modern Art
White Field, 1964, Tate Gallery of Modern Art

Ausstellungen (Auswahl)



Filme (Auswahl)



Literatur (Auswahl)



Zitate




Commons: Günther Uecker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen


  1. Die Angaben hierzu gehen auseinander. Einige Quellen geben 1953 an, so zum Beispiel die Berliner Zeitung. Unter anderem in einem Interview mit der Welt wird 1955 vertreten. Die Seite der Bundeszentrale für politische Bildung ordnet seinen Weggang nach 1954 ein.

Einzelnachweise


  1. Manfred Rohde: Günther Uecker und Rotraut Klein-Moquay. Zwei Künstler von Weltrang und ihre Jugend in Groß Schwansee. In: Moin! Magazin für Kunst und Kultur in Nordwestmecklenburg, Heft 1/2019, S. 68–71, hier S. 68.
  2. Cornelius Tittel: Günther Uecker – mit Nägeln gegen die Russen. In: Die Welt, 31. Mai 2012 (Interview).
  3. Günther Uecker. In: Café Deutschland. Im Gespräch mit der ersten Kunstszene der BRD, 31. März 2016, abgerufen am 29. Juli 2020.
  4. Max-Stefan Koslik: Günther Uecker. Das Ziel der Sehnsucht ist Heimkehr. In: Land zum Leben. Menschen in Mecklenburg-Vorpommern. 25 Porträts. Hinstorff, Rostock 2015, ISBN 978-3-356-01892-9, S. 100–105.
  5. Vita bei Guggenheim-Museum (Memento vom 16. Dezember 2013 im Internet Archive)
  6. Vita bei Guggenheim
  7. Manfred Rohde: Günther Uecker und Rotraut Klein-Moquay. Zwei Künstler von Weltrang und ihre Jugend in Groß Schwansee In: Moin! Magazin für Kunst und Kultur in Nordwestmecklenburg, Heft 1/2019, S. 68–71, hier S. 70.
  8. Die verbotene Halbinsel Wustrow. In: Schweriner Volkszeitung, 20. August 2015, online.
  9. Gartenstadt Atlantic (Memento vom 22. März 2006 im Internet Archive)
  10. Spirale I. Abgerufen am 21. November 2018.
  11. Feld/Field. Abgerufen am 21. November 2018.
  12. Gottfried Sello: Über Preise spricht man nicht. Was deutsche Museen im Jahre 1970 kauften. In: Die Zeit vom 19. März 1971, abgerufen am 29. Juli 2020.
  13. WDR, 1981, aufgerufen am 29. Dezember 2020.
  14. Mark Brown: Art that starts: Christie's puts on first UK show of kinetic works for decades in The Guardian vom 24. Februar 2014 (abgerufen am 1. Juni 2015)
  15. Annette Bosetti: Günther Uecker malt mit Nägeln in Rheinische Post vom 11. März 2010 (abgerufen am 1. Juni 2015)
  16. Anne-Lenz-Buch: Die starken Frauen hinter den Künstlern in Die Welt vom 9. Februar 2013 (abgerufen am 1. Juni 2015)
  17. Kulturportal Deutschland - Archiv: Nachrichten aus der Kulturpolitik vom 18. Oktober 2001 (Memento vom 9. Juni 2015 im Internet Archive), abgerufen am 8. Oktober 2012.
  18. Landesbibliothek erhält den Namen Günther Uecker. Pressemeldung. Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, 3. März 2015, archiviert vom Original am 18. August 2017; abgerufen am 19. August 2015.
  19. Schirn-Magazin: Die schleifende Zeit, www.schirn-magazin.de, abgerufen am 20. Oktober 2011
  20. Rose-Maria Gropp: Die Schönheit der Zumutung und der Wille zur Weltverbesserung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. April 2015.
  21. GÜNTHER UECKER. Abgerufen am 31. Juli 2017.
  22. zitiert nach Dieter Honisch / Museum Folkwang Essen (Hrsg.): lenk mack pfahler uecker, XXXV biennale di venezia padiglione tedesco, Essen und Stuttgart 1970, Heft "uecker" S. 4
  23. zitiert nach: ZERO. Die internationale Kunstbewegung der 50er und 60er Jahre, Ausst.-Kat. Martin-Gropius-Bau, Berlin 2015, S. 488.
  24. zitiert nach Dieter Honisch / Museum Folkwang Essen (Hrsg.): lenk mack pfahler uecker, XXXV biennale di venezia padiglione tedesco, Essen und Stuttgart 1970, Heft "uecker" S. 4
Personendaten
NAME Uecker, Günther
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler und Objektkünstler
GEBURTSDATUM 13. März 1930
GEBURTSORT Wendorf bei Crivitz

На других языках


- [de] Günther Uecker

[en] Günther Uecker

Günther Uecker (German pronunciation: [ˈɡʏntɐ ˈʔʏkɐ]; born 13 March 1930[1])[2] is a German sculptor, op artist and installation artist.

[es] Günther Uecker

Günther Uecker (Wendorf, 13 de marzo de 1930) es un pintor y escultor alemán. Su obra se encuadra en el movimiento Op-art.

[fr] Günther Uecker

Günther Uecker, né le 13 mars 1930 à Wendorf en Allemagne, est un artiste allemand appartenant au Groupe ZERO qui s'est fait connaître pour ses travaux dans la peinture et la sculpture. Il est particulièrement renommé pour avoir travaillé avec des clous qu'il fixe sur des panneaux ou ses sculptures. Une part de son œuvre fait corps avec l'art cinétique.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2024
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии