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Hans-Werner Kroesinger (* 1962 in Bonn) ist ein deutscher Theaterregisseur und Autor. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Dokumentartheaters im deutschsprachigen Raum.[1]


Leben


Nach seinem Abitur 1982 am Collegium Josephinum Bonn nahm Kroesinger in Bonn zunächst ein Studium der Rechtswissenschaft, Germanistik und Philosophie auf. Von Bonn wechselte Kroesinger, der „entweder etwas mit Theater oder mit Jura machen“[2] wollte, 1984 an das Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen und studierte dort bis 1988 „Drama/Theater/Medien“ bei Andrzej Wirth und Hans-Thies Lehmann.[2] Kroesinger schätzte den Gießener Ausbildungsansatz: „In Gießen konnte man lernen, Kontexte herzustellen, die über den Stücktext hinausgehen. Bei den Büchner-Texten haben mich zum Beispiel immer auch die historischen Quellen interessiert, die Wirklichkeitsablagerungen im literarischen Text.“[2]

Bereits während seines Studiums arbeitete Kroesinger von 1987 bis 1989 als Regieassistent und Dramaturg für Robert Wilson. Dabei wirkte an den Aufführungen von Die Hamletmaschine in New York, Salome in Mailand und The Forest in Berlin mit. Seine erste eigene Inszenierung war Gertrude Steins Doctor Faustus Lights the Lights in Dallas.[3] 1989 engagierte ihn Heiner Müller als künstlerischen Mitarbeiter für die Produktion Hamlet/Hamletmaschine am Deutschen Theater Berlin.

Seit 1993 arbeitet Kroesinger als Autor und Regisseur. Sein Theaterstück Don’t look now führte er 1997 auf der documenta X in Kassel auf. Bekannt ist er auch für Inszenierungen wie etwa Ruanda Revisited über den Völkermord in Ruanda, das zum Impulse Festival 2009 eingeladen wurde, oder das Jugendtheaterstück Kindertransporte, für das er 2007 mit dem Brüder-Grimm-Preis ausgezeichnet wurde.[4][5]

Kroesinger inszenierte an diversen Bühnen im deutschsprachigen Raum, sowohl an Staats- und Stadttheatern – etwa am Berliner Ensemble, dem Staatstheater Stuttgart, dem Bayerischen Staatsschauspiel, dem Maxim-Gorki-Theater oder dem Theater an der Parkaue – als auch in der freien Szene, vor allem am Hebbel am Ufer, in den Sophiensælen, im Radialsystem V, und im Palais Podewils, im FFT Düsseldorf, im Festspielhaus Hellerau oder dem Theaterhaus Gessnerallee Zürich.

Kroesingers Stücke waren auf diversen nationalen wie internationalen Festivals zu sehen, etwa bei Politik im Freien Theater (Hamburg 2003), Cultura Nova (Heerlen 2008) und Impulse (NRW 2009). Neben seiner Theaterarbeit ist Krösinger immer wieder Lehrbeauftragter an diversen Hochschulen und Akademien. Sein Stück Stolpersteine Staatstheater (Badisches Staatstheater Karlsruhe) wurde 2016 zum Berliner Theatertreffen eingeladen.


Theaterästhetik


In seinen dokumentarischen Theaterabenden collagiert Kroesinger historische Originaltexte, aktuelle Dokumente und literarische oder theoretische Texte. „Nicht eine Zeile ist erfunden oder zwecks besserer Sprechbarkeit sprachlich geglättet, alles ist aus den Originaltexten der Dokumente montiert.“[6] Dokumentarische Versatzstücke werden nicht kommentiert oder ironisiert, sondern deutlich ausgestellt. Im Zentrum dieser Theaterprojekte stehen meist politische Themen und Fragestellungen, insbesondere Gewaltkonflikte, in denen Kroesingers Auffassung nach eine Gesellschaft mit sich selbst verhandelt: „Es gibt, etwa in den reichen Ländern, immer nur die lokale Abwesenheit von Krieg. Das sollte man nicht mit Frieden verwechseln. Dass hier kein Krieg stattfindet, heißt nicht, dass wir nicht in Gewaltkonflikte involviert sind. Theater ist ein guter Ort, um das zu verhandeln.“[2]


Auszeichnungen



Inszenierungen





Einzelnachweise


  1. Theater der Zeit: Hans-Werner Kroesinger
  2. Peter Laudenbach: Die Theaterzentrale für politische Aufklärung. In: Theater heute, Nr. 5, Mai 2016, S. 37–41, hier S. 39
  3. Peter Laudenbach: Die Theaterzentrale für politische Aufklärung. In: Theater heute, Nr. 5, Mai 2016, S. 37–41, hier S. 40
  4. Impulse Festival: „Ruanda Revisited“ (Memento vom 30. September 2015 im Internet Archive).
  5. Theaterstückverlag: Kindertransporte
  6. Peter Laudenbach: Die Theaterzentrale für politische Aufklärung. In: Theater heute, Nr. 5, Mai 2016, S. 37–41, hier S. 38
  7. Lily Kelting: Get Infekted by Hans-Werner Kroesinger 20. Juni 2016 (englisch)
  8. Hans-Werner Kroesinger: Produktionen Website des Goethe-Instituts, abgerufen am 31. Mai 2018
  9. Der Killer füttert den Vogel, H-W-Kroesinger inszeniert Paul M. Waschkau's "Hyänenherz", taz Berlin v. 23. August 2003.
  10. Stolpersteine Staatstheater im Spielzeit-Archiv 2014/15 des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, abgerufen am 27. November 2015.
Personendaten
NAME Kroesinger, Hans-Werner
KURZBESCHREIBUNG deutscher Theaterregisseur und Dramatiker des Dokumentartheaters
GEBURTSDATUM 1962
GEBURTSORT Bonn



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