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Johannes („Hans“) Kruzwicki (* 2. September 1885 in Krefeld; † 17. Oktober 1971 in Düsseldorf) war ein deutscher Maler der klassischen Moderne. Er gehörte zu den progressiven, dem Rheinischen Expressionismus zugeneigten Malern. In der Nachkriegszeit, insbesondere ab den sechziger Jahren, tendierten seine Werke zunehmend zur Abstraktion, und zum Ende seiner Schaffenszeit finden sich expressiv-abstrakte religiöse Motive in seinem Œuvre.

Hans Kruzwicki im Jahre 1967
Hans Kruzwicki im Jahre 1967

Abstammung


Hans Kruzwicki war der Sohn des aus Budsin (Kreis Kolmar i. Posen) stammenden Kunstschmieds Carl Kruzwicki (1845–1921) und der vom Niederrhein gebürtigen Maria-Judith Schroers (1852–1933). Hans Kruzwicki hatte einen jüngeren Bruder, der zu Beginn des Ersten Weltkriegs fiel, und eine ledig gebliebene Schwester, die bei der Stadt Krefeld angestellt war.[1]


Leben


Stillleben mit Kapuzinerkresse,Öl auf Leinwand, verm. 1920/30er Jahre
Stillleben mit Kapuzinerkresse,
Öl auf Leinwand, verm. 1920/30er Jahre

Hans Kruzwicki besuchte das Gymnasium zu Krefeld (das heutige Arndt-Gymnasium) und bestand dort 1902 sein Abitur. Von 1902 bis 1905 absolvierte er ein katholisches Lehrerseminar in Exin (Kreis Schubin). Daran schloss sich ein Kunststudium an der Kunstgewerbeschule in Krefeld (heute Hochschule Niederrhein) und der Kunstakademie in Düsseldorf an. Großen Einfluss auf seine Werke hatte der in Krefeld lehrende Künstler Jan (Johan) Thorn Prikker, zu dessen Schülern in derselben Zeit auch Heinrich Campendonk gehörte. Mit beiden Künstlern war Kruzwicki in einer engen Freundschaft verbunden, mit Jan Thorn Prikker in einer dauerhaften bis ans Lebensende. Weitere Mitschüler Kruzwickis waren neben Campendonk unter anderen auch Helmuth Macke, Heinrich Nauen und Wilhelm („Will“) Wieger. Während der Studienzeit von 1905 bis 1909 war Kruzwicki auch zeitweilig in Antwerpen und Amsterdam. Nach dem Studium trat er im Oktober 1909 seine erste Stelle als Lehrer für Kunsterziehung am Internat der Rheinischen Ritterakademie zu Bedburg an, aus dem das heutige Silverberg Gymnasium hervorging. Von 1910 bis 1918 war er Zeichenlehrer am Gymnasium zu Warburg und anschließend bis 1921 in selbiger Funktion am Humanistischen Gymnasium in Boppard. Erste eigene Werke zeigte er in der Ausstellung Koblenzer Künstler vom Dezember 1919 bis Januar 1920 im Saal des Alten Kaufhauses am Florinsmarkt. Zum Ende des Jahres 1921, nach dem Tod seines Vaters, gab Kruzwicki seine Funktion als Kunsterzieher am Gymnasium in Boppard auf und betätigte sich fortan als freischaffender Künstler.


Erste Schaffensjahre in Boppard als freier Künstler


Waginger See,Öl auf Leinwand
Waginger See,
Öl auf Leinwand

Im Kreis von Malern des Mittelrheins schuf der bis 1924 in Boppard wohnende Künstler eine Serie von farblich leuchtenden Stillleben und Landschaftsbildern. Dabei pendelte er immer wieder auch nach Koblenz, Düsseldorf und Krefeld sowie an zahlreiche weitere Orte seines Schaffens. Als Motive traten neben Blumenstillleben vorwiegend Gemälde aus der Gegend des Rheins, des Hunsrücks und der Mosel, darunter Motive von idyllisch erscheinenden Waldgebieten als auch nahe gelegenen Ortschaften mit historischer Bausubstanz. 1921 gründete Kruzwicki unter anderem mit Hans Adamy, Ludwig Cauer, Heinrich Gesemann, Robert Gerstenkorn, Heinrich Hamm, Heinrich Hartung, Fritz Quant, Friedrich Karl Ströher, August Trümper und Louis Ziercke den in Koblenz ansässigen Künstlerbund Westmark. 1922 war Kruzwicki Gründungsmitglied des ebenfalls in Koblenz tätigen Künstlervereins Das Boot. Weitere Kollegen dieses Vereins waren zum Beispiel Herm Dienz, Hans Dornbach, Emil van Hauth und die auch im Künstlerbund Westmark vertretenen Künstler Robert Gerstenkorn und Heinrich Hartung. In den von diesen Künstlerkreisen sowie dem Mo-Ho-Hu-Kreis (Künstlerkreis Mosel-Hochwald-Hunsrück) veranstalteten Ausstellungen konnte Kruzwicki sein vielseitiges Schaffen einer breiteren kunstinteressierten Öffentlichkeit bekannt machen. Seine Werke stachen in jener Zeit durch die einfühlsame Feinnervigkeit der Zeichenlinien hervor. Eine besondere Freundschaft verband ihn mit dem Koblenzer Maler Hanns Sprung, der ebenfalls Mitglied in den Künstlerbünden Westmark und Das Boot war.[2]


Notgeldscheine


Mühle im Löffeltal, Öl auf Holz, 1925
Mühle im Löffeltal,
Öl auf Holz, 1925

Auf einigen Rheinischen Notgeldscheinen von 1920 bis 1923 finden sich wiederholt Bilder, die Kruzwicki angefertigt und signiert hat. Es sind dies die 10- und 25-Pfennig-Scheine der Stadt Boppard vom 31. Dezember 1920, jeweils in einer Auflage von 100.000 Stück.[3] Auf den 10-Pfennig-Scheinen ist eine Zeichnung des Eberbacher Tores und auf den 25-Pfennig-Scheinen die Kurtrierische Burg mit den Rheinanlagen zu sehen.[4] Im Juli 1921 kam Kruzwickis Gnadenmadonna auf die Rückseite der 50-Pfennig-Notgeldscheine von Kamp-Bornhofen. Weitere Bilder Kruzwickis wurden auf der zweiten Serie der Notgeldscheine von Boppard 1921 verwendet, ebenso für Bad Salzig und Krefeld.


Düsseldorf in der Zeit der Goldenen Zwanziger


1924 zog Kruzwicki von Boppard nach Düsseldorf um und schloss sich den dort ansässigen Künstlerkollegen an. Mit ihnen stellte er ein Werk bei der Großen Düsseldorfer Kunstausstellung aus, die im Sommer 1924 im Kölner Messepalast zu sehen war. In den folgenden Jahren, die in die Zeit der Goldenen Zwanziger fielen, beteiligte sich Kruzwicki unter anderem auch als Mitglied des Düsseldorfer Kunstvereins Malkasten immer wieder an namhaften Ausstellungen.


Künstler an verschiedenen Orten


1931 zog Kruzwicki mit seiner Familie nach Krefeld. 1936 unternahm er eine Moselreise mit seinem Freund Hanns Sprung, der in der NS-Zeit Leiter des Koblenzer Museums im Schloss war.[2] Es entstand dabei neben weiteren das Gemälde Beilstein. Im Jahre 1941 trennte er sich von seiner Ehefrau und überdauerte die verbliebene Zeit des Nationalsozialismus, die zunehmend von den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs überschattet war, als Bohémien in Düsseldorf und Wehlen an der Mosel bei Bernkastel-Kues. Kruzwickis Entfaltungsmöglichkeiten waren während der NS-Zeit eingeschränkt, da die von ihm in den Zwanziger Jahren vertretenen Stilrichtungen unter den Sammelbegriff „Entartete Kunst“ fielen, also mit der Kunstauffassung der Nationalsozialisten nicht in Einklang standen. Dennoch gelang es ihm, mit ausgesuchten Werken auch an Kunstausstellungen während der NS-Zeit vertreten zu sein.

Karl-Heinz Kruzwicki,Sohn des Künstlers, Öl auf Leinwand, 1929/30, Mittelrhein-Museum Koblenz
Karl-Heinz Kruzwicki,
Sohn des Künstlers, Öl auf Leinwand, 1929/30, Mittelrhein-Museum Koblenz

Nach Ende des Kriegs lernte Kruzwicki den Düsseldorfer Oberregierungsrat und späteren Außenminister Gerhard Schröder kennen, der sich sehr für seine Kunst interessierte. Daraus entwickelte sich eine bleibende Freundschaft. Schröder erwarb in den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren sowie den Jahren des wirtschaftlichen Wiederaufstiegs mehrere Gemälde von Kruzwicki und lud diesen immer wieder in sein Ferienhaus Atterdag nach Sylt ein oder nahm ihn mit auf zahlreiche Reisen nach Italien, so etwa zur Insel Capri, den Oberitalienischen Seen oder ins Tessin. Seit 1948 wohnte Kruzwicki im Atelierhaus in der Franz-Jürgens-Straße in Düsseldorf, wo er bis zu seinem Lebensende nun zunehmend abstraktere Malerei gestaltete. Neben religiösen Motiven beteiligte er sich auch an der Schaffung von Bühnenbildern, wie etwa zum Maskenball beim Karneval des Künstlervereins Malkasten Düsseldorf im Kunstpalast Ehrenhof Düsseldorf. Als er im Oktober 1971 gestorben war, verfasste sein Freund, der Schriftsteller und Dichter Johannes Büchner, einen Nachruf in Form eines einfühlsamen Gedichts.[5] Bei der Trauerfeier in Düsseldorf war unter den Trauergästen auch Bundesaußenminister a. D. Gerhard Schröder zugegen. Die Beerdigung fand im Familiengrab auf dem Friedhof in Krefeld statt.


Familie


1914 heiratete Kruzwicki die Krefelder Kaufmannstochter Erna Susanna Lüchters (1892–1969). Aus der Ehe gingen die Söhne Karl-Heinz Kruzwicki (1916–1963), Bernward Kruzwicki (1921–1940) und Elmar Kruzwicki (1935–2020) hervor. Kruzwickis Sohn Bernward fiel 1940 als Schütze beim Westfeldzug in Frankreich. Im selben Jahr trennte Kruzwicki sich von seiner Frau Erna. Die amtliche Scheidung von ihr erfolgte jedoch erst im Mai 1947. Im August 1947 heiratete Kruzwicki seine zweite Frau Josephine („Fine“) Pyls (1917–1986).[1]


Ausstellungen


Stillleben I,Sonnenblumen und Kapuzinerkresse, Öl auf Leinwand, Museum Kunstpalast Düsseldorf
Stillleben I,
Sonnenblumen und Kapuzinerkresse, Öl auf Leinwand, Museum Kunstpalast Düsseldorf

Hans Kruzwicki beteiligte sich an folgenden Kunstausstellungen, wobei die nachfolgende Aufstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:

Stillleben mit Obst, Öl auf Holz, späte 1950er/ 60er Jahre
Stillleben mit Obst,
Öl auf Holz, späte 1950er/ 60er Jahre
Alpha-Omega, abstrakte religiöse Farbfiguration, Öl auf Leinwand, 1968
Alpha-Omega,
abstrakte religiöse Farbfiguration, Öl auf Leinwand, 1968

Nach Kruzwickis Tod gab es folgende weitere Ausstellungen, die Werke seines Schaffens zeigten:


Auswahl von Gemälden in öffentlichen Gebäuden


Gemälde im Kunstmuseum Ahlen (Westfalen)

Gemälde im Rathaus der Stadt Cochem

Gemälde im Museum Kunstpalast in Düsseldorf

Gemälde im Mittelrhein-Museum in Koblenz

Gemälde in der Volksbank Krefeld


Literatur




Commons: Hans Kruzwicki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Vita Hans (Johannes) Kruzwickis (PDF) Wikimedia Commons.
  2. Franz Hardy: Der Maler Hans Sprung 1884–1948, Werkkatalog. Mit dem Katalog der Gedächtnisausstellung des Jahres 1958 im kurfürstlichen Schloss zu Koblenz, Bendorf am Rhein 1969, DNB 456912436.
  3. Jürgen Johann und Heinz Kähne: Zwischenstation Boppard: Hans Kruzwicki (1885–1971). Ein rheinischer Kunstmaler. In: Heimatkundlicher Arbeitskreis des Verkehrs- und Verschönerungs-Vereins Boppard (Hrsg.): Rund um Boppard Journal. Nr. 115, Boppard, 1. März 2013 (vvv-boppard.de PDF).
  4. Jürgen Johann: Notgeld in Boppard und Bad Salzig. In: Heimatkundlicher Arbeitskreis des Verkehrs- und Verschönerungs-Vereins Boppard (Hrsg.): Rund um Boppard Journal Nr. 62, Boppard 24. Jan. 2003, S. 16
  5. Der Nachruf von Johannes Büchner in Form eines Gedichts In: Kurzbiographie über Hans Kruzwicki: Resümee – Malen um des Malens Willen. (PDF) Wikimedia Commons;
    Rund um Boppard Journal Nr. 115, Boppard 1. März 2013.
  6. Hans Bellinghausen: Zeitschrift für Heimatkunde von Coblenz und Umgebung, 1920
  7. Hans Bellinghausen: Zeitschrift für Heimatkunde des Regierungsbezirkes Coblenz und der angrenzenden Gebiete von Hessen-Nassau, 1921
  8. Lorenz Odendahl in Blätter des Vereins für Mosel, Hochwald u. Hunsrück, 1922
Personendaten
NAME Kruzwicki, Hans
ALTERNATIVNAMEN Kruzwicki, Johannes (Taufname)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler
GEBURTSDATUM 2. September 1885
GEBURTSORT Krefeld
STERBEDATUM 17. Oktober 1971
STERBEORT Düsseldorf



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