Hortensia Fussy (* 25. März 1954 in Graz; Künstlername: Hortensia) ist eine österreichische Bildhauerin.
Hortensia studierte von 1970 bis 1972 Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule Graz bei Josef Pillhofer und von 1972 bis 1975 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Fritz Wotruba. Sie war seine letzte Schülerin.[1] Seit 1975 ist sie freischaffende Künstlerin. Parallel zum plastischen Werk entstanden während zahlreicher Reisen der Künstlerin in Europa und Afrika Zyklen von Zeichnungen und Aquarellen als Raumbilder von Landschaften, Gebirgsstöcken und Architekturen (u. a. Landschaftszyklus Spanien (1983–1985), Toskana und Umbrien (1987–1990), Portugal (1997), Dalmatien (1999–2002), Ägypten (2000), Sizilien (2002), Italienische Dolomiten (2003–2018)). Von 2003 bis 2012 führt sie die Zeichenschule Hortensia für Figur und Landschaft, Bad Gams, Weststeiermark.
Am 2. Mai 2015 eröffnete sie in Bad Gams, Weststeiermark, das SKULPTURENHAUS HORTENSIA. Als permanente Ausstellungsstätte beherbergt es Skulpturen aus verschiedenen Schaffensperioden. Der Arbeitsraum der Künstlerin befindet sich im Nebengebäude.
Im Jahr 2019 wurde ihr von Bundespräsident Alexander Van der Bellen das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen und dieses am 26. November 2019 von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer überreicht.
Im Mittelpunkt des Werks der österreichischen Bildhauerin, Zeichnerin und Malerin Hortensia steht die menschliche Figur. „Ihre bildhauerische Arbeit steht in der Tradition der klassischen Moderne. Sie schafft moderne klassisch-figurative Arbeiten, die sich durch Formreduktion und Strenge, fallweise Archaik, absolute technische Sicherheit und volle Beherrschung der künstlerischen Mittel auszeichnen. Ihr Oeuvre ist eine wichtige Position österreichischer figürlicher Bildhauerei.“[2]
„Hortensia Fussy setzt eine Entwicklungslinie der Bildenden Kunst in Österreich fort, an deren Anfang man Gustav Klimt und Egon Schiele setzen kann und die von Künstlern wie dem Maler Herbert Boeckl und dem Bildhauer Josef Pillhofer weitergeführt wurde. Der größte Einfluss auf Hortensia Fussys künstlerischen Werdegang dürfte aber von ihrem Lehrer, dem bedeutenden österreichischen Bildhauer Fritz Wotruba, ausgegangen sein.“[3] "Wie ihre beiden großen Lehrer geht sie wieder einen Schritt weiter, denn ihre Skulpturen zeigen nicht mehr eine Bruchlinie zwischen reiner Form und Naturstudium auf. Konsequent eigenwillig und frei von kurzlebigen Trends ist ihre Herangehensweise. Hortensia schafft „klassisch“-figurative Arbeiten, die streng komponiert und klar wirken und deren Zauber und Sinnlichkeit vorrangig durch einen Aspekt bestritten wird: der Harmonie von Form und Natur. Gegenstand der Darstellung ist vorwiegend die die menschliche Figur, das Königsmotiv unter allen bildnerischen Darstellungen. Auseinandersetzen mit den menschlichen Daseinsformen: Gehen Stehen, Sitzen, Liegen, der Dynamik und Ruhe. In einem durchaus sehr langen Schaffungs- und Entwicklungsprozess formt sie ihre Skulpturen von ansprechender Einheit, ihre Arbeiten sind frei von Verfremdung, Irritation oder anderen Störfaktoren. Sie berühren durch ihre Kraft und die Art und Weise, wie sie den Raum sitzend, stehend oder liegend für sich einnehmen."[4]
In einer frühen Arbeitsphase „räumt Hortensia in ihrem Werk dem Aufbruch in die dritte Dimension einen besonderen Platz ein, der den gewohnten Konnex von gezeichneter Vorstudie und ausgeführter Skulptur übersteigt. Mit Figuren nach Bildern von Piero della Francesca, Francisco de Goya, Albrecht Dürer oder Jan Vermeer hat sie diesen Weg der ‚Verräumlichung‘ Anfang der 1980er Jahre beschritten“[5], u. a. mit der Figur nach Goya, 1980; Figur nach Dürer, 1981; Hommage a Courbet, 1988–95.
Immer ist die Form das zentrale Thema von Hortensia und Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Arbeit. „Unter der Überschrift ‚Form und Figur‘ befasst sich Hortensia mit einigen Grundsätzen, nach denen sich das von den Augen aufgenommene Wahrnehmungsmaterial ordnet, um vom menschlichen Geist erfasst werden zu können“[6] Im Zusammenspiel beider Begriffe erschließt sich ein Zugang zu Hortensias ästhetischem Imperativ: „Erdig, zentriert, sinnlich und maßvoll sollen meine Figuren sein!“[7] „Hier geht es darum, dass das Negative, das Positive, dass die Rundung, die Waagrechte, die Horizontale, die Diagonale, also wesentliche Raumdimensionen, die ja letztlich auch unser Sehen bestimmen, beim Betrachter die Sicht auf die Dinge verändern können.“[8] Hortensias Arbeiten zugrunde liegt die konsequente Anwendung des von ihr selbst in dieser Klarheit entwickelten Bildnerischen Alphabets. Das Bildnerische Alphabet von Hortensia ist eine Zusammenfassung von 24 Winkelverbindungen, die aus einer Kombination einer senkrechten, waagrechten oder schrägen Linie gebildet werden. Diese Bildzeichen sind eine Art Schrift zur Umsetzung von anschaulicher Realität in das Bildwerk. Es wurde in dem Buch Hortensia – Form und Raum (2014).[9] dokumentiert.
„Für diesen Prozess steht etwa die Skulptur Große Form Daria. Die weibliche Figur lebt von den reduzierten, kristallinen Formen. Dominant in Bronze im Freien aufgestellt, genügt sie sich selbst. Sie ist frei von allen gedanklichen und inhaltlichen Resten, von Raum und Zeit, aller Verpflichtungen entledigt, mit Ausnahme der Gesetzlichkeit der Form: eine Weltsprache der Kunst!“[10]
Von 2002 bis 2010 führte die Künstlerin eine Ausstellungsserie unter dem Titel „Form und Figur“ durch, unter anderem im Steirischen Feuerwehrmuseum, 2002; Bratislava, 2003; Washington, 2004; Moskau, 2008; Burg Deutschlandsberg, 2009–2010. Ab 2014 wurde dieses Konzept erweitert und unter dem Titel „Form und Raum“ weitergeführt.
"Hortensia hat ihre eigene Vorstellung der menschlichen Figur als Neuorientierung entwickelt: Das macht ihr Œuvre modern und zeitlos zugleich."[4]
Personendaten | |
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NAME | Fussy, Hortensia |
ALTERNATIVNAMEN | Hortensia |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Bildhauerin |
GEBURTSDATUM | 25. März 1954 |
GEBURTSORT | Graz |