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Francisco José de Goya y Lucientes (* 30. März 1746 in Fuendetodos, Aragón, Spanien; † 16. April 1828 in Bordeaux) war ein spanischer Maler und Grafiker des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts.

Selbstbildnis von 1815
Selbstbildnis von 1815

Leben und Werk


Die Familie des Infanten Luis de Borbón y Farnesio, 1784, Parma
Die Familie des Infanten Luis de Borbón y Farnesio, 1784, Parma

Francisco de Goya war der Sohn des angesehenen Vergolders José de Goya († 1781) und der verarmten Landadeligen Gracia Lucientes y Salvador. Er war das vierte Kind nach zwei Schwestern und einem Bruder; es folgten nach ihm zwei weitere Brüder. Der älteste, Tomás, übernahm später die Werkstatt des Vaters. Die Zusammenarbeit der Vergolder mit Malern, Bildhauern und Schreinern bei der Herstellung von kirchlichen Retabeln war zurückgegangen, da diese barocken Werke dem Zeitgeschmack nicht mehr entsprachen. Francisco musste folglich ein anderes Handwerk lernen, denn die väterliche Werkstatt konnte ihm kein zusätzliches Einkommen sichern.[1]

María Teresa de Borbón y Vallabriga, 1783, National Gallery of Art, Washington
María Teresa de Borbón y Vallabriga, 1783, National Gallery of Art, Washington

Goya hatte daher ab 1760 Unterricht bei dem Barockmaler José Luzán in Saragossa und wirkte später hauptsächlich in Madrid. 1773 heiratete er dort Josefa Bayeu.[2] Zwischen 1775 und 1776 entwarf er Modelle für die königliche Teppichmanufaktur Santa Bárbara in Madrid und wurde später zum Akademieprofessor ernannt. In den 1770er Jahren machte er die Bekanntschaft von Luis de Borbón y Farnesio, dem Bruder des spanischen Königs Karl III., dessen Familienangehörige er später mehrfach porträtierte. Im Jahr 1786 trat er als Hofmaler zunächst in die Dienste Karls III. und ab 1788 in die Karls IV. Dabei verlief sein „Aufstieg“ keineswegs glatt, sondern war von ständigen Auseinandersetzungen mit der Academia San Fernando, bei der er sich mehrmals erfolglos bewarb, anderen Hofmalern, besonders mit seinem Schwager Francisco Bayeu, sowie vom Ringen um Aufträge geprägt.

Er schuf religiöse Fresken, beispielsweise für die Basílica del Pilar in Saragossa, und einige von Giovanni Battista Tiepolos Malerei beeinflusste Altarbilder. Wenig später wurde er von Anton Raphael Mengs für die Arbeit als Maler für die königlichen und von Mengs gegründeten Tapisserie-Werkstätten angeworben. Die Entwürfe für die Teppiche zeigen volkstümliche spanische Szenen und beginnen so die Rokoko-Tradition aufzuweichen. Zahlreiche Porträts entstanden für den Adel, wie zum Beispiel das Gemälde Bildnis der Marquesa de Pontejos von 1786, und für das spanische Königshaus.

Die Familie Karls IV, 1800–01, Museo del Prado
Die Familie Karls IV, 1800–01, Museo del Prado

Als besonders schonungslos in seiner realistischen Darstellung überrascht heute Die Familie Karls IV., entstanden im Jahr 1800. Ein zeitgenössischer Kritiker äußerte, der König (6. v. rechts auf dem Gemälde) und seine Frau (8. v. rechts) „sähen aus wie ein Bäcker und seine Gemahlin nach einem Lotteriegewinn.“ Kunsthistorisch ist das Gemälde in Zusammenhang mit dem Werk Las Meninas von Goyas berühmtem Vorgänger Diego Velázquez zu sehen. Wie Vélazquez stellt sich auch Goya auf dem Bild hinter seiner Staffelei als subjektiver Beobachter der Familie des Königs am Hofe dar.

Im Jahr 1792 erkrankte Goya schwer, was zu einer lebenslangen Gehörlosigkeit führte. Für Spekulationen und Legendenbildung, nicht zuletzt im Roman Goya oder der arge Weg der Erkenntnis von Lion Feuchtwanger verarbeitet, sorgte seine vermeintliche Liebesaffäre mit der Herzogin von Alba, die er mehrfach porträtierte. Jedoch sind zu dieser Thematik nur sehr wenige aussagekräftige Quellen überliefert.

Die bekleidete Maja, 1800–1807, Museo del Prado
Die bekleidete Maja, 1800–1807, Museo del Prado
Die nackte Maja, 1795–1800, Museo del Prado, Madrid
Die nackte Maja, 1795–1800, Museo del Prado, Madrid

In den 1790er Jahren lässt sich eine Wende in seinem künstlerischen Schaffen festhalten. Goyas Kunst zielte nun nicht mehr allein auf das höfische Umfeld und dessen Repräsentationswünsche. Langsam zog er sich von seinen öffentlichen Ämtern zurück und schuf Druckgrafiken, welche er auf dem freien Markt zu verkaufen versuchte. Die unter Verwendung der Aquatintatechnik angefertigten Los Caprichos (ca. 1796/1797, Erstveröffentlichung 1799) und Desastres de la Guerra (1810–1814) zeigen, wie scharfsinnig er sich mit den politischen und sozialen Umständen seiner Zeit beschäftigt hat. Die Desastres de la Guerra sind besonders geprägt von den Folgen und Gräueltaten während der napoleonischen Herrschaft und dem Unabhängigkeitskrieg der spanischen Bevölkerung. Malerisch thematisierte Goya diese Ereignisse in Werken wie Die Erschießung der Aufständischen vom 3. Mai 1808 (1814). Im selben Jahr musste er sich vor der Inquisition für die berühmten Gemälde der im deutschsprachigen Raum wegen einer Falschübersetzung aus dem Spanischen als bekleidete und nackte Maja bekannten Bilder rechtfertigen. Die nackte Maja war das erste Aktbild der spanischen Kunst, auf dem Schamhaar zu sehen ist. Das Gemälde war ursprünglich durch Scharniere mit seinem Gegenstück Die bekleidete Maja verbunden[3] – mittels dieser Vorrichtung ließ sich die freizügige Variante durch die züchtige Darstellung verdecken. Nicht nur diese Gemälde erregten Anstoß, sondern auch die Radierungsfolgen Caprichos und Desastres, in denen Goya die Verfehlungen und Laster der damaligen Kirchenvertreter kritisch anprangerte.

Der Tod von Pepe Hillo
Der Tod von Pepe Hillo
Hund. Goya Landhaus. Fotografie 1874 von J. Laurent.
Hund. Goya Landhaus. Fotografie 1874 von J. Laurent.

Als letzter der großen Radierzyklen Goyas entstand die 1816 veröffentlichte Tauromaquia, eine Folge über die Kunst des Stierkampfs, die aus 33 Radierungen besteht. Sie setzt den Stil der Desastres mit den tumultartigen Einzelkämpfen fort.[4]

Nachdem die Bourbonen wieder auf dem spanischen Thron saßen, wurde Goya erneut als Hofmaler eingesetzt. Mit dem Ringen von Monarchisten und Liberalen waren die politischen Unruhen jedoch längst nicht beseitigt. Goya zog sich 1819 auf sein Landhaus „Quinta del Sordo“ („Landhaus des Tauben“) zurück, dessen Wände er bis 1823 bemalte. Die sogenannten Pinturas negras (Schwarze Bilder) sind ein eindrucksvolles Zeugnis seines Spätwerks, in denen sich düstere Phantasien des Malers mit den bedrückenden Zeitumständen vermischt zu haben scheinen. Sie wurden inzwischen abgenommen, auf Leinwand übertragen und dem Prado übergeben.[5] Beispiele für diese Wandgemälde sind Phantastische Vision und Hund.

Schließlich wurde die Situation für Goya, der in liberalen Kreisen verkehrte, nicht mehr tragbar. Um politischen Verfolgungen zu entgehen, reiste er nach Frankreich, wo er von 1824 an in Bordeaux lebte. Dort arbeitete er an seinen letzten Radierungen, die Stierkampfszenen zeigen. Als Goyas letztes Gemälde gilt das um 1827 entstandene Milchmädchen von Bordeaux (La lechera de Burdeos), von dem Kritiker mutmaßen, es könnte von Maria del Rosario Weiss (1814–1845) gemalt worden sein.

1824 kam Maria mit ihrer Mutter Leocadia Zorilla nach Frankreich; letztere sollte den Haushalt von Goya führen. Goya unterrichtete Maria im Malen und Zeichnen, sie wurde später selbst als Malerin in Frankreich und Spanien tätig. Dies führte zu Spekulationen, dass sie möglicherweise eine uneheliche Tochter von Goya gewesen sein könnte, aber mehrere Goya-Biografen sind anhand der Lebensdaten der Meinung, dass dies unwahrscheinlich ist.[6] Goya starb am 16. April 1828 in Bordeaux. 1901 wurde sein Leichnam nach Spanien überführt und 1919 in der Ermita de San Antonio de la Florida in Madrid beigesetzt.


Werke


Selbstporträt Goyas aus seinen Los Caprichos
Selbstporträt Goyas aus seinen Los Caprichos
Das Begräbnis der Sardine
Das Begräbnis der Sardine

Druckgrafische Serien



Bedeutende Gemälde (Auswahl)


Das Werk Der Koloss (El Coloso) von 1808–1810, ausgestellt im Museo del Prado, Madrid, wurde lange als eines seiner Werke angesehen. Die Urheberschaft war schon lange umstritten; die neuen Erkenntnisse durch das Prado-Museum lassen den Schluss zu, dass Der Koloss ein Werk des Goya-Schülers Asensio Juliá sein müsste.[8][9]


Rezeption



Kunst


Viele nachfolgende Künstler, besonders Maler, haben Werke von Goya nachempfunden, bildnerisch interpretiert oder sich in Form einer Hommage mit dem „Meister“ auseinandergesetzt. Für die Entwicklung des Realismus in der Kunst, zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, war Goyas Werk ebenfalls prägend.

Die britischen Künstlerbrüder Jake und Dinos Chapman beziehen sich in vielen Werken auf Goya.


Denkmäler



Literatur



Musik



Film


(geordnet nach Entstehungsjahr)


Astronomie



Literatur




Commons: Francisco de Goya – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Francisco de Goya y Lucientes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Jutta Held: Goya, S. 7 f
  2. Goya's family: forebears and offspring. Abgerufen am 18. Mai 2018.
  3. Walter Brendel: In den Fängen der Inquisition: In den Archiven des Vatikans geblättert. epubli, 2021, ISBN 978-3-7541-6933-9 (google.de [abgerufen am 23. Oktober 2021]).
  4. Jutta Held; Goya, S. 111
  5. Jutta Held; Goya, S. 127
  6. Francisco de Goya im Exil. Abgerufen am 27. November 2008.
  7. Julius Hofmann: Francisco de Goya, Katalog seines graphischen Werkes, Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, Wien, 1907, S. 67–90, Digitale Sammlung
  8. Der "Koloss" ist wohl nicht von Goya welt.de, 26. Juni 2008
  9. Elizabeth Nash: It's official: 'Goya work' was painted by his pupil (Memento vom 7. April 2009 im Internet Archive) The Independent, 27. Juni 2008.
  10. Goya, the Secret of the Shadows
  11. Goya im Gazetteer of Planetary Nomenclature der IAU (WGPSN) / USGS
  12. Minor Planet Circ. 26766
Personendaten
NAME Goya, Francisco de
ALTERNATIVNAMEN Lucientes, Francisco José de Goya y; Lucientes, Francisco de Goya y; Goya, Francisco
KURZBESCHREIBUNG spanischer Maler und Grafiker
GEBURTSDATUM 30. März 1746
GEBURTSORT Fuendetodos, Aragón, Spanien
STERBEDATUM 16. April 1828
STERBEORT Bordeaux, Frankreich

На других языках


- [de] Francisco de Goya

[en] Francisco Goya

Francisco José de Goya y Lucientes (/ˈɡɔɪə/; Spanish: [fɾanˈθisko xoˈse ðe ˈɣoʝa i luˈθjentes]; 30 March 1746 – 16 April 1828) was a Spanish romantic painter and printmaker. He is considered the most important Spanish artist of the late 18th and early 19th centuries.[1] His paintings, drawings, and engravings reflected contemporary historical upheavals and influenced important 19th- and 20th-century painters.[2] Goya is often referred to as the last of the Old Masters and the first of the moderns.[3]

[es] Francisco de Goya

Francisco José de Goya y Lucientes[1] (Fuendetodos, 30 de marzo de 1746-[2]Burdeos, 16 de abril de 1828)[lower-alpha 1] fue un pintor y grabador español. Su obra abarca la pintura de caballete y mural, el grabado y el dibujo. Su estilo evolucionó desde el rococó, pasando por el neoclasicismo, hasta el prerromanticismo, siempre interpretados de una forma personal y original,[3] y siempre con un rasgo subyacente de naturalismo, del reflejo de la realidad sin una visión idealista que la edulcore ni desvirtúe, donde es igualmente importante el mensaje ético. Para Goya la pintura es un vehículo de instrucción moral, no un simple objeto estético.[4] Sus referentes más contemporáneos fueron:Giambattista Tiepolo y Anton Raphael Mengs, aunque también recibió la influencia de Diego Velázquez y Rembrandt.[5] El arte goyesco supone uno de los puntos de inflexión que entre los siglos xviii y xix anuncian la pintura contemporánea y es precursor de algunas de las vanguardias pictóricas del siglo XX, especialmente el expresionismo.[5][6] Por todo ello, se le considera uno de los artistas españoles más relevantes y uno de los grandes maestros de la historia del arte mundial.

[fr] Francisco de Goya

Francisco José de Goya y Lucientes, dit Francisco de Goya, né le 30 mars 1746 à Fuendetodos, près de Saragosse, et mort le 16 avril 1828 à Bordeaux, en France, est un peintre et graveur espagnol. Son œuvre inclut des peintures de chevalet, des peintures murales, des gravures et des dessins. Il introduisit plusieurs ruptures stylistiques qui initièrent le romantisme et annoncèrent le début de la peinture contemporaine. L’art goyesque est considéré comme précurseur des avant-gardes picturales du XXe siècle.

[it] Francisco Goya

Francisco José de Goya y Lucientes (Fuendetodos, 30 marzo 1746 – Bordeaux, 16 aprile 1828) è stato un pittore e incisore spagnolo. Considerato il pioniere dell’arte moderna, è stato uno dei più grandi pittori spagnoli vissuti tra la fine del XVIII secolo e dell'inizio del XIX. I suoi dipinti, i suoi disegni e le sue incisioni riflettevano gli sconvolgimenti storici in corso e influenzarono i più importanti pittori coevi e del secolo successivo. Goya è spesso indicato come l'ultimo degli antichi maestri e il primo dei moderni.

[ru] Гойя, Франсиско

Франси́ско Хосе́ де Го́йя-и-Лусье́нтес (исп. Francisco José de Goya y Lucientes; 30 марта 1746 (1746-03-30), Фуэндетодос, близ Сарагосы — 16 апреля 1828, Бордо) — испанский художник и гравёр, один из первых и наиболее ярких мастеров изобразительного искусства эпохи романтизма.



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