Ilna Ewers-Wunderwald (* 7. Mai 1875[1] in Düsseldorf; † 29. Januar 1957 in Allensbach; gebürtig Caroline Elisabeth Wunderwald) war eine deutsche Illustratorin, Übersetzerin, Modedesignerin, Zeichnerin und Malerin des Jugendstils.
Ilna Ewers-Wunderwald posiert in einem Jugendstil-Kostüm (1904)
Leben
Ilna Wunderwald wuchs in Düsseldorf als Tochter des Fahnenfabrikanten Alexander Wunderwald auf. Sie hatte einen älteren Bruder, Wilhelm Wunderwald (1870–1937), der ebenfalls künstlerisch tätig war,[2] der Maler Gustav Wunderwald war ihr Vetter. In Düsseldorf gehörte sie zum Künstlerverein „Malkasten“[3], wo sie 1895 auch ihren späteren Ehemann, den Schriftsteller Hanns Heinz Ewers, kennenlernte.[4]
Die beiden verlobten sich Ende 1897 und heirateten am 15. Mai 1901.[5] Mit Ewers arbeitete sie an Texten für das Kabarett Überbrettl – Buntes Theater, entwarf Buchumschläge und Illustrationen seiner Bücher. Gemeinsam tourten sie nach der Hochzeit mit dem Kabarett durch Europa und bis nach Russland.[6] Zusammen unternahmen sie lange und ausgedehnte Reisen nach Capri (November 1902 bis Sommer 1904), Spanien (1905), Kuba, Mexiko, Karibik (1906), Indien, Südostasien, China, Australien und in die Südsee (1910). Am 19. April 1912 wurden die beiden wieder geschieden, blieben aber in Kontakt.
1911 zog Ilna Ewers-Wunderwald zu dem Komponisten Gustav Krumbiegel nach Leipzig, der jedoch wenig später im Krieg starb.[7] Ab 1917 lebte sie mit der Bildhauerin Elly Unkelbach aus Düsseldorf zusammen.[4] 1940 wohnten die beiden 13 Monate lang auf der Insel Reichenau, danach bis zu ihrem Tod in Allensbach.[6]
Schaffen
Ilna Ewers-Wunderwald war nicht nur eine begabte und erfolgreiche Künstlerin des Jugendstils, sie kontrastierte auch mit maskuliner Kleidung, kurzen Haaren, Zigaretten und selbstbewusstem Auftreten das damalige Rollenverständnis der Frauen. Sie wurde als Übersetzerin französischer Novellen bekannt, trat in Kabaretts auf, entwarf Kleider und Möbel, dekorierte Speisekarten und illustrierte Bücher ihres Ehemannes, eines berühmten, aber auch skandalumwitterten Schriftstellers.
Die zahlreichen Reisen in exotische Regionen der Welt, die sie zusammen mit ihrem Mann unternahm, waren Inspirationen für ihre Kunstwerke. Sie nahm mit ihren Werken an Kunstausstellungen der Berliner Secession teil,[8] und wurde auf Ausstellungen der Münchener Secession bewundert:
„Ilma [sic] Ewers Wunderwald hat eine Reihe Bilder geschickt, die zeichnerisch, technisch zum Erstaunlichsten gehören, was man sehen kann. Mit seltener Akribie sind in ihren chinesischen Tuschen alle Kleinheiten und Feinheiten durchgeführt; jeder Körper oder Gegenstand wird zum Ornament; bei aller Detaillierung verliert sie aber nicht den Sinn für Zusammenfassung, leichte Kolorierung verhilft ihr spielend zum Gesamteindruck.“
Ihre teilweise mit Aquarell, Gouache, Pastell unterlegten Federzeichnungen stellen oft märchenhafte Wesen und Blumen vor einem Hintergrund mit feingliedrigen Ornamenten dar und werden als eigenwillig und fantasievoll beschrieben.[10][11][12]
Nachlass
Der überwiegende Teil der eigenständigen Werke von Ilna Ewers-Wunderwald befindet sich in Privatbesitz. Das Heinrich-Heine-Instituts (Düsseldorf) führt Materialien von ihr (Briefe, Fotografien) als Teil der Nachlassbibliothek von Hanns Heinz Ewers auf.[13]
Werke
Übersetzungen
Théophile Gautier:Der Haschischklub. Phantastische Erzählungen. Ripperger & Kremers, Berlin 2015, ISBN 978-3-943999-31-0.
2019 Ilna Ewers-Wunderwald. Wiederentdeckung einer Jugendstil-Künstlerin. Bröhan-Museum, Berlin (28. Februar 2019 bis 16. Juni 2019)[18]
2020 Grenzgänge. Ilna Ewers-Wunderwald (1875–1957) als Illustratorin, Übersetzerin und Autorin. Hesse Museum, Gaienhofen (20. September 2020 bis 10. Januar 2021)[19]
2020 Beruf – Künstlerin! Zehn deutsche Malerinnen am Bodensee. Städtische Wessenberg-Galerie, Konstanz (9. Mai 2020 bis 30. August 2020)[20]
2021 Ilna Ewers-Wunderwald: Expedition Jugendstil. Horst-Janssen-Museum, Oldenburg (21. Mai 2021 bis 29. August 2021)[21][22]
2022 Ilna Ewers-Wunderwald: Rebellin des Jugendstils. Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf (5. Februar 2022 bis 22. Mai 2022)[23]
Literatur
Wunderwald, Ilna. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band36: Wilhelmy–Zyzywi. E. A. Seemann, Leipzig 1947, S.308.
Sven Brömsel:Alraune des Jugendstils – Ilna Ewers-Wunderwald. Hrsg.: Jonas J. Ploeger. Zagava Verlag, Düsseldorf 2019, ISBN 978-3-945795-39-2.
Sven Brömsel:Fliegen und Fallen. Die fantastische Welt der Ilna Ewers-Wunderwald. In: art – Das Kunstmagazin. Gruner + Jahr, Hamburg April 2019, S.48–57.
Hanns Heinz Ewers.Zeittafel zur Biografie.In:hanns-heinz-ewers.com.Abgerufen am 15.Mai 2019
Einzelnachweise
Laut Heiratsurkunde Nr. 795 des Standesamts Düsseldorf-Mitte und laut Sterbeurkunde des Standesamts Allensbach Nr. 4/1957 ist Ilna Ewers-Wunderwald 1875 geboren; in manchen Quellen wird als ihr Geburtsjahr 1878 angegeben, vermutlich hat sie zeitweise selbst vorgegeben jünger zu sein.
Wunderwald, Wilhelm. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band36: Wilhelmy–Zyzywi. E. A. Seemann, Leipzig 1947, S.308.
The Hearts of Kings.Editorial Reviews – About the Author.Abgerufen am 9.März 2019(englisch).
Karoline Arenula:Die Sehnsüchte der Ilna Ewers-Wunderwald. In: mare – die Zeitschrift der Meere. Nr.143, Dezember 2020, ISSN1432-928X, S.92–98 (Dezember 2020/Januar 2021).
am 31. Oktober 1914 in Langemark, Belgien Gustav Krumbiegel.Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.,abgerufen am 9.März 2019., allerdings wird er in der Verlustliste vom 8. Dezember 1914 (Seite 3472) als aus Düsseldorf stammend aufgeführt.
Oscar Gehrig: Die Sommerausstellung der Münchener Secession 1912. In: Gesellschaft für Christliche Kunst (Hrsg.): Die Christliche Kunst. Nr.8, 1911/1912. München (Textarchiv– Internet Archive[abgerufen am 9.März 2019]).
Gautier, Théophile. In: Hinrichs’ Halbjahrs-Katalog der im Deutschen Buchhandel erschienenen Bücher, Zeitschriften, Landkarten usw.Band212. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1904, S.133 (Textarchiv– Internet Archive).
Gautier, T. In: Hinrichs’ Fünfjahrs-Katalog der im Deutschen Buchhandel erschienenen Bücher, Zeitschriften, Landkarten usw.Band11, 1901–1905. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1906, S.443 (Textarchiv– Internet Archive).
Die Frau im Buchgewerbe und in der Graphik; Sondergruppe der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik, Leipzig 1914. Deutscher Buchgewerbeverein, Leipzig 1914, S.265 (Textarchiv– Internet Archive).
Katalog der Großen Berliner Kunstausstellung 1911. Union, Berlin Stuttgart Leipzig 1911, S.25 (uni-heidelberg.de).
Katharina Rudolph:Jugendstil-Hippies, die keine Kastanien malen können. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr.143, 24.Juni 2021, ISSN0174-4909, S.11 (Das im Artikel angegebene Datum für das Ende der Ausstellung ist nicht korrekt).
Till Briegleb:Vertiefung in die Natur. In: Süddeutsche Zeitung. Nr.169, ISSN0174-4917, S.12.
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