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Ingeborg Hunzinger (* 3. Februar 1915 in Berlin; † 19. Juli 2009 ebenda;[1] geborene Franck) war eine deutsche Bildhauerin.

Ingeborg Hunzinger (2008)
Ingeborg Hunzinger (2008)

Leben


Ingeborg Hunzinger war die Tochter des Chemikers Hans Heinrich Franck, die Enkelin des Malers Philipp Franck und die Großmutter der Schriftstellerin Julia Franck. Ihre Mutter war Jüdin, daher galt sie nach den nationalsozialistischen Rassengesetzen als Mischling ersten Grades. Sie trat 1932 in die Kommunistische Partei (KPD) ein. 1935 begann sie ein Studium an der Hochschule für freie und angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg, der späteren Universität der Künste Berlin. 1938/1939 war sie Meisterschülerin von Ludwig Kasper. Die Reichskulturkammer verbot ihr 1939 die Fortsetzung des Studiums; sie emigrierte daraufhin nach Italien. Hier lernte sie in Florenz den deutschen Maler Helmut Ruhmer kennen, der dort als Stipendiat der Villa Romana und später in Rom in der Villa Massimo lebte. Zuflucht fand Hunzinger auf Sizilien in der Familie eines einheimischen Malers, wohin ihr Ruhmer bald folgte. Ende 1942 kehrte sie zusammen mit ihm nach Deutschland zurück, wo sie die letzten Kriegsjahre im Hochschwarzwald verbrachten und ihnen zwei Kinder geboren wurden. Helmut Ruhmer, den Vater ihrer Kinder, durfte sie als „Halbjüdin“ nicht heiraten.

Nachdem Ruhmer in den letzten Kriegstagen an der Ostfront gefallen war, blieb Ingeborg erst einmal im Schwarzwald wohnen und verdiente ihren Lebensunterhalt mit Töpferei. Sie engagierte sich auch wieder politisch und gründete zusammen mit anderen Personen hier eine Filiale der KPD.[2] Bei ihren Tätigkeiten lernte sie den Kommunisten und Spanienkämpfer Adolf Hunzinger kennen und lieben. Die kleine Familie zog gegen Ende des Jahres 1949 nach Ost-Berlin, wo sie heirateten und ihnen im Folgejahr ein weiteres Kind geboren wurde. Intellektuelle Meinungsverschiedenheiten führten zu ständig wachsenden Problemen, und so ließen sich Ingeborg und Adolf Hunzinger scheiden. In Berlin nahm sie wieder das Kunststudium auf, dieses Mal in der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee. Von 1951 bis 1953 war Hunzinger Meisterschülerin von Fritz Cremer und Gustav Seitz. Nach erfolgtem Abschluss bekam sie eine Dozentenstelle an dieser Hochschule. Doch noch im gleichen Jahr eröffnete sie in Berlin-Rahnsdorf ein eigenes Atelier und arbeitete fortan als freischaffende Künstlerin. In dieser Zeit trat der Bildhauer Robert Riehl in ihr Leben, sie heirateten in den 1960er Jahren.

Ingeborg Hunzinger im Atelier ihres Wohnhauses, Berlin-Rahnsdorf
Ingeborg Hunzinger im Atelier ihres Wohnhauses, Berlin-Rahnsdorf

Kunst für jedermann wurde ihr wichtig, sie suchte und knüpfte Kontakte zu vielen Werktätigen und fand so ihre Motive. Die Erteilung zahlreicher staatlicher Aufträge sicherte ihr ein gutes Auskommen, trotzdem konnte sie viele eigene Überlegungen in die Motive und in die Ausführung mit einbringen.[2] Ein besonderes Merkmal wurden Hunzingers eher kräftige nackte Frauenfiguren, meist aus Stein gehauen. In viele Werke flossen auch ihre Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus mit ein.[3]

Offenes Sommeratelier der Künstlerin, Berlin-Rahnsdorf
Offenes Sommeratelier der Künstlerin, Berlin-Rahnsdorf

Trotz ihrer Mitgliedschaft in der SED weigerte sie sich, sowohl die Auszeichnung Vaterländischer Verdienstorden als auch den Nationalpreis der DDR anzunehmen.[1] In einem späteren Interview für eine Wiener Zeitung begründete sie diese Haltung nachträglich – sie hielt das „ideologische Affentheater auf dem Gebiet der Kultur und die Bevormundung“ für unwürdig.[3] Nach der deutschen Wiedervereinigung war sie bis zu ihrem Tod Mitglied der Partei Die Linke.[4]


Ehrung


Am 19. Juli 2015 wurde anlässlich ihres sechsten Todestages ein Abschnitt der Straße nach Fichtenau in Berlin-Rahnsdorf in Ingeborg-Hunzinger-Straße umbenannt.[5]


Bildnerische Darstellung der Künstlerin


Grab im Familiengrab Franck, Alter Friedhof Wannsee, Berlin
Grab im Familiengrab Franck, Alter Friedhof Wannsee, Berlin

Werke (Auswahl)



Werke (Fotos)



Veröffentlichungen als Autorin



Ausstellungen (Auswahl)



Einzelausstellungen (Auswahl)



Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)


1985: Erfurt, Gelände der Internationalen Gartenbauausstellung („Künstler im Bündnis“)

1987: Dresden, Galerie Rähnitzgasse („Wirklichkeit und Bildhauerzeichnung“)


Siehe auch



Literatur




Commons: Ingeborg Hunzinger – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise


  1. Nachruf auf Ingeborg Hunzinger bei berlin.de, 22. Juli 2009.
  2. Auf den Lebensspuren der Bildhauerin Ingeborg Hunzinger, auf wollmann-fiedler.de
  3. Ingeborg Ruth: Weib, Wucht, Widerstand. In: Berliner Zeitung. 3. Februar 2015.
  4. Nachruf in Zeit Online, 20. Juli 2009.
  5. Erinnerung an Ingeborg Hunzinger. In: Berliner Woche. 24. Juli 2015.
  6. Christian Borchert: Die Bildhauerin Ingeborg Hunzinger neben einem ihrer Werke. 14. März 1975, abgerufen am 17. Dezember 2021.
  7. Andrea Kiehn: Tanzpaar. 1962, abgerufen am 17. Dezember 2021.
  8. Kunstraum-Gespräch über Ingeborg Hunzinger am 10. März 2015
  9. Kunst in der Großsiedlung… S. 72.
  10. Kunst in der Großsiedlung… S. 119.
  11. Kunst in der Großsiedlung… S. 136.
  12. Hunzinger-Skulptur ist bald zurück. In: Berliner Morgenpost. Wochenenden-Extra, S. 1.
  13. Die sich Erhebende wurde abgebaut, abgerufen am 11. Juni 2020.
  14. Kunst in der Großsiedlung… S. 124.
  15. Die Reliefs vom Felsenkeller
Personendaten
NAME Hunzinger, Ingeborg
ALTERNATIVNAMEN Franck, Ingeborg (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNG deutsche Bildhauerin
GEBURTSDATUM 3. Februar 1915
GEBURTSORT Berlin
STERBEDATUM 19. Juli 2009
STERBEORT Berlin

На других языках


- [de] Ingeborg Hunzinger

[en] Ingeborg Hunzinger

Ingeborg Hunzinger (3 February 1915, in Berlin – 19 July 2009, in Berlin) was a German sculptor.

[es] Ingeborg Hunzinger

Ingeborg Hunzinger (Berlín, 3 de febrero de 1915 - Ib., 19 de julio de 2009) fue una escultora alemana,[1] hija del químico Hans Heinrich Franck, nieta del pintor Philipp Franck y abuela de la escritora Julia Franck.

[fr] Ingeborg Hunzinger

Ingeborg Hunzinger (née Ingeborg Franck le 3 février 1915 à Berlin – morte dans la même ville le 19 juillet 2009) est une sculptrice allemande.



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