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Jeanne Mammen (* 21. November 1890 in Berlin als Gertrud Johanna Luise Mammen[1]; † 22. April 1976 ebenda) war eine deutsche Malerin, Zeichnerin und Übersetzerin der Moderne. Ihre Arbeiten entstanden im Kontext der Neuen Sachlichkeit und des Symbolismus, des Kubismus und der Abstrakten Malerei.

Berliner Gedenktafel in Berlin-Charlottenburg (Kurfürstendamm 29)
Berliner Gedenktafel in Berlin-Charlottenburg (Kurfürstendamm 29)

Leben und Werk


Geboren wurde Jeanne Mammen in Berlin als Tochter eines Kaufmanns. Sie wuchs in Paris auf und besuchte dort zunächst das Lycée Molière. Ab 1906 studierte sie Malerei an der Académie Julian, von 1908 bis 1910 an der Académie royale des Beaux-Arts in Brüssel und 1911 an der Scuola Libera Academica (Villa Medici) in Rom. In dieser Zeit entstand ihr symbolistisches Frühwerk mit Aquarellen, die sich u. a. auf literarische Vorlagen wie etwa auf Gustave Flauberts Die Versuchung des heiligen Antonius beziehen und erst kurz vor ihrem Tod entdeckt wurden. 1913/14 malte sie Frauenfiguren aus dem Pariser Vergnügungslokal Bal Bullier.[2]

1915 kam die Künstlerin, nachdem sie mit ihrer Familie vor der Internierung geflüchtet war, völlig mittellos in Berlin an. Nach Anfängen als Modezeichnerin wurde sie durch Illustrationen für den Simplicissimus, den Ulk, den Junggesellen sowie als Mitarbeiterin für die Kunst- und Literaturzeitschrift Jugend bekannt. Nach der Teilnahme an einer Kollektivausstellung 1932/33 in der renommierten Berliner Galerie Gurlitt hatte sie weitere Ausstellungen in der Galerie Gerd Rosen (1946, 1947) und in der Galerie Franz 1948 in Berlin.[3] Motiv ihrer Bilder waren stets Typen von der Straße, die sie in jeder denkbaren Situation darstellte. Dabei legte sie einen karikaturistischen Stil an den Tag, der Kurt Tucholsky veranlasste, ihr sein Lob auszusprechen: „In dem Delikatessenladen, den uns Ihre Brotherren wöchentlich oder monatlich aufsperren, sind Sie so ziemlich die einzige Delikatesse.“

Der neue Hut von Jeanne Mammen (um 1925) aus dem Bestand der Staatsgalerie Stuttgart
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(Bitte Urheberrechte beachten)

Ihre zahlreichen Handzeichnungen fanden die größte Beachtung. Die erste Einzelausstellung in der Galerie Gurlitt 1930 erntete Beifall in der Berliner Kunstszene. Zu ihren schönsten Schöpfungen gehören ihre Lithographien, darunter der Zyklus „Les Chansons de Bilitis“, eine Hommage an die lesbische Liebe nach Gedichten von Pierre Louÿs. Doch die Machtübernahme der Nationalsozialisten setzte ihrer Karriere ein rasches Ende; Mammen zog sich in die innere Emigration zurück. Während des Krieges experimentierte sie brotlos weiter, ihre Arbeiten nach 1945 wurden zunehmend abstrakt. Zudem begann sie in den 1960er Jahren, Collagetechniken mit ihren Zeichnungen zu verbinden. Auch als Übersetzerin war Mammen tätig. So erschien etwa 1967 in der Insel-Bücherei ihre Umdichtung von Arthur Rimbauds Illuminationen.[4] Während dieser Arbeit stand sie mit dem französischen Dichter und Widerstandskämpfer René Char in Kontakt, mit welchem sie sich – durch die Vermittlung ihrer Übersetzer-Kollegen Johannes Hübner und Lothar Klünner – anfreundete.[5]

Grabstätte, Stubenrauchstraße 43–45, in Berlin-Friedenau
Grabstätte, Stubenrauchstraße 43–45, in Berlin-Friedenau

Sie gehört zu denjenigen Frauen in der Kunst, die zeitweilig in Vergessenheit gerieten. Erst 1971 entdeckte die Öffentlichkeit sie wieder: Ihr wurden Ausstellungen bei Brockstedt in Hamburg und bei Valentien in Stuttgart gewidmet. Nach ihrem Tod gründeten Freunde wie Hans Laabs, Hübner und Klünner die Jeanne-Mammen-Gesellschaft e. V.[6] Eine Art Renaissance erfuhren ihre Werke in den 1990er Jahren, in denen Museen und Galerien ihr zahlreiche Ausstellungen widmeten. In feministischen Kreisen wird sie seither verbreitet rezipiert.

Jeanne Mammens Grabstätte befindet sich im Kolumbarium, Urnenraum 45, Nr. 97 auf dem Friedhof Schöneberg III in Berlin-Friedenau. Die Grabstätte ist seit November 2018 als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet.

Ihre ältere Schwester Marie Luise Mammen (1888–1956) war ebenfalls Malerin und Zeichnerin und teilte mit ihr zunächst das Atelier in Berlin.[7]


Ausstellungen (Auswahl)



Veröffentlichungen



Museum



Quelle



Literatur




Commons: Jeanne Mammen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. StA Berlin IVa, Geburtsurkunde Nr. 4118/1890
  2. Rainer Stamm: Wir wollen die Futuristen übertreffen. FAZ-Feuilleton, 8. März 2016
  3. s. 'Jörn Merkert (Hrsg.) Jeanne Mammen 1890-1976. Monographie und Werkverzeichnis, Wienand Verlag Köln 1997, ISBN 3-87909-469-1, S. 434. 310.
  4. Arthur Rimbaud: Illuminationen. Französisch und deutsch. Aus dem Französischen übersetzt von Jeanne Mammen. In: Insel-Bücherei. Nr. 894. Insel, Frankfurt am Main 1967.
  5. Johann Thun: »Tu as bien fait de partir« Jeanne Mammen, Rene Char und Arthur Rimbaud. In: Förderverein der Jeanne-Mammen-Stiftung e. V., Berlin (Hrsg.): Jeanne Mammen Paris – Bruxelles – Berlin. 1. Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-422-07375-3, S. 158178.
  6. Uta Baier: Malen auf der Lebenslinie. Information der Kulturstiftung der Länder.
  7. Verena Dollenmaier (Hrsg.): Glamour! Das Girl wird feine Dame  : Frauendarstellungen in der späten Weimarer Republik, Leipzig  : Seemann Henschel , 2008 ISBN 978-3-86502-178-6, S. 119. # Grabstein, 5. Juli 1956@1@2Vorlage:Toter Link/tpc.kirche.ir (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Teheran (?) # Auch unter dem Namen M. L. Folcardy
  8. Kunstausstellungen. In: Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen (14.1932). Adolph Donath, S. 391, abgerufen am 9. September 2021.
  9. Katalog (109 S.) mit Beiträgen von Margarethe Jochimsen, Dorothea von Stetten, Hildegard Reinhard, Eberhard Roters und Lothar Klünner.
  10. Jeanne Mammen – Nur ein paar Augen sein.
  11. KunstWege - LebensZeichen, 28. Juni bis 1. November 2015.
  12. Berlin – Stadt der Frauen. Jeanne Mammen, 17. März bis 28. August 2016
  13. Ausstellungswebsite Abgerufen am 14. Juli 2021.
  14. Boris Pofalla: Lakonie der Großstadt. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Nr. 41 vom 15. Oktober 2017, Seite 46.
  15. Susanne Maier: Mit Terpentin im Weinglas. In: Die Zeit, 11. Oktober 2017.
Personendaten
NAME Mammen, Jeanne
ALTERNATIVNAMEN Mammen, Gertrud Johanna Luise (wirklicher Name)
KURZBESCHREIBUNG deutsche Malerin, Zeichnerin und Übersetzerin
GEBURTSDATUM 21. November 1890
GEBURTSORT Berlin
STERBEDATUM 22. April 1976
STERBEORT Berlin

На других языках


- [de] Jeanne Mammen

[en] Jeanne Mammen

Jeanne Mammen (21 November 1890 – 22 April 1976) was a German painter and illustrator of the Weimar period. Her work is associated with the New Objectivity and Symbolism movements. She is best known for her depictions of strong, sensual women[1] and Berlin city life.[2]

[es] Jeanne Mammen

Jeanne Mammen (Berlín, 21 de noviembre de 1890 - ibídem, 22 de abril de 1976) fue una pintora y dibujante alemana. Sus trabajos se enmarcan dentro de la Nueva objetividad y del simbolismo. La artista reflejó en su obra el ambiente lésbico de la subcultura de Berlín.

[fr] Jeanne Mammen

Jeanne Mammen, née le 21 novembre 1890 à Berlin en Allemagne et morte dans la même ville le 22 avril 1976, est une peintre et dessinatrice allemande. Ses œuvres s’inscrivent dans les courants de la nouvelle objectivité et du symbolisme.

[ru] Маммен, Жанна

Жанна Маммен (нем. Jeanne Mammen, 21 ноября 1890 (1890-11-21), Берлин — 22 апреля 1976, Берлин) — немецкая художница -график, крупная фигура в художественной жизни Веймарской республики.



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