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Josef Čapek (* 23. März 1887 in Hronov, Österreich-Ungarn; † 12. April 1945[1] im KZ Bergen-Belsen) war ein tschechischer Maler, Zeichner, Graphiker, Buchillustrator, Fotograf, Bühnenbildner und Schriftsteller. Čapek pflegte eine enge künstlerisch-literarische Kooperation mit seinem Bruder Karel Čapek. Die „Čapek-Brüder“[2] prägten maßgeblich das Kulturleben sowie auch die politische Kultur der Tschechoslowakei der 1920er und 1930er Jahre und waren durch ihre publizistische Arbeit einflussreiche Unterstützer der jungen Demokratie. Beide waren mit dem Staatspräsidenten der Tschechoslowakei Tomáš Garrigue Masaryk persönlich befreundet. Am 9. September 1939 wurde Čapek verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau verschleppt, am 12. April 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet.

Josef Čapek (1937)
Josef Čapek (1937)

Leben


Josef Čapek war der Sohn des Landarztes Antonín Čapek. Er wuchs mit seinen älteren Geschwistern Helena (1886–1961) und Karel (1890–1938) in Úpice auf. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung als Weber, studierte dann ab 1904 in Prag an der Kunstgewerbeschule.[3] Gemeinsam mit seinem Bruder Karel studierte er anschließend einige Jahre in Paris. Dort verfasste er erste literarische Veröffentlichungen, darunter auch kunsttheoretische Schriften und Filmdrehbücher. Zugleich betätigte er sich als Maler. Josef Čapeks spezifische Vorstellung des Kubismus als Stilrichtung nahm Elemente der tschechischen Volkskunst auf. Josef Čapek gehörte neben Emil Filla, Vincent Kramář, Bohumil Kubišta, Otto Gutfreund, Josef Chochol zu einer Gruppe junger tschechischer Künstler, die den Kubismus und angewandter Kunst in Verbindung brachte, unter anderem in Form von Bildern, Design, Plastiken und Zeichnungen sowie Architektur. In den frühen 1920er Jahren arbeitete Čapek auch am Theater, entwarf Kostüme und Bühnenbilder und gestaltete in Prag mehr als 40 Inszenierungen von Dramen, Opern und Balletten.[4] Josef Čapek illustrierte viele Werke seines Bruders Karel.

Bekannt ist Josef Čapek auch als Urheber des Begriffs „Roboter“, den sein Bruder Karel Čapek für das 1920 erschienene Theaterstück R.U.R. verwendete.[5] Auch der Begriff „Automat“ ist eine Wortschöpfung Josef Čapeks.[6]


Denkmal für die Gebrüder Čapek (1993), auf dem Friedensplatz (Náměstí Míru) in Prag

Seit 1921 gehörten Karel und Josef Čapek der Redaktion der Tageszeitung Lidové noviny. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre war Josef Čapek Teilnehmer an den Treffen der informellen Stammtischgruppe Prager Intellektueller Pátečníci.[7] In den 30er Jahren veröffentlichte er zahlreiche Karikaturen, die vor der von Deutschland ausgehenden Kriegsgefahr warnten und die Propaganda des Nationalsozialismus entlarven sollten. Zusammen mit Karel Čapek veröffentlichte Josef auch weiterhin literarische Texte, insbesondere Schauspiele und Erzählungen. Der Roman Schatten der Farne und andere Werke um 1930 sind dem Expressionismus zuzuordnen.

1919 heiratete er Jarmila Čapková geb. Pospíšilová (1889–1962), mit der er eine gemeinsame Tochter Alena Čapková (1923–1973) hatte. Von seiner Tochter ließ sich Čapek seit der zweiten Hälfte der 1920er Jahre zum Zeichnen von Kinderbüchern inspirieren, zu denen Karel Čapek die Texte beisteuerte. Besonders erfolgreich waren die Geschichten vom Hündchen und vom Kätzchen oder Wau und Miau.

Am Tag nach dem Münchner Abkommen besuchte Erika Mann Karel Čapek, um ihn und seinen Bruder von der Notwendigkeit des Exils zu überzeugen, was aber beide ablehnten. Josef Čapek notierte hierzu im Oktober 1938:

„Allerlei Warnrufe. Sie drohen mir damit, dass ich womöglich ins KZ komme. - Dann will ich es mir wenigstens tüchtig verdient haben!“[8]

Am 25. Oktober 1938 stirbt Karel Čapek durch Krankheit. Nach der deutschen Besetzung Tschechiens setzte im September 1939 mit dem Beginn des deutschen Überfalls auf Polen die Verhaftung tschechischer Intellektueller ein. Josef Čapek wurde am 9. September 1939 wegen Kritik am Nationalsozialismus verhaftet und in verschiedene Konzentrationslager wie Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen deportiert. Aus dem KZ Sachsenhausen sind einige Gedichte Čapeks überliefert. Am 12. April 1945 – drei Tage vor der Befreiung des Lagers – wurde Josef Čapek in Bergen-Belsen ermordet.[9] Auf dem Vyšehrader Friedhof in Prag erinnert ein symbolisches Grab an Josef Čapek. In Prag und anderen Orten Tschechiens sind nach den Gebrüdern Čapek Straßen benannt (ulice Bratří Čapků), außerdem erinnern einige Denkmäler an die Čapek-Brüder.


Gemälde und Zeichnungen



Schriften und Werke



Literatur




Commons: Josef Čapek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Josef Čapek – Quellen und Volltexte

Siehe auch



Einzelnachweise


  1. Thomas Rahe: Josef Čapek. In: ders., Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Menschen in Bergen-Belsen. Biografische Skizzen zu Häftlingen des Konzentrationslagers, Göttingen 2019, S. 35–45, hier S. 44.
  2. Thomas Rahe: Josef Čapek. In: ders., Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Menschen in Bergen-Belsen. Biografische Skizzen zu Häftlingen des Konzentrationslagers, Göttingen 2019, S. 35–45, hier S. 35.
  3. Thomas Rahe: Josef Čapek. In: ders., Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Menschen in Bergen-Belsen. Biografische Skizzen zu Häftlingen des Konzentrationslagers, Göttingen 2019, S. 35–45, hier S. 37.
  4. Thomas Rahe: Josef Čapek. In: ders., Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Menschen in Bergen-Belsen. Biografische Skizzen zu Häftlingen des Konzentrationslagers, Göttingen 2019, S. 35–45, hier S. 38.
  5. Karel Čapek o slově robot. Karel Čapek über das Wort Robot. In: abchistory.cz. 16. Januar 2011, archiviert vom Original; abgerufen am 13. Februar 2022 (tschechisch).
  6. Thomas Rahe: Josef Čapek. In: ders., Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Menschen in Bergen-Belsen. Biografische Skizzen zu Häftlingen des Konzentrationslagers, Göttingen 2019, S. 35–45, hier S. 38.
  7. Václav Stehlík: Staří Pátečníci a Novodobí Zpátečníci! In: parlamentnilisty.cz. 1. August 2019, abgerufen am 13. Februar 2022 (tschechisch).
  8. Zitiert nach: Thomas Rahe: Josef Čapek. In: ders., Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Menschen in Bergen-Belsen. Biografische Skizzen zu Häftlingen des Konzentrationslagers, Göttingen 2019, S. 35–45, hier S. 40 f.
  9. Thomas Rahe: Josef Čapek. In: ders., Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Menschen in Bergen-Belsen. Biografische Skizzen zu Häftlingen des Konzentrationslagers, Göttingen 2019, S. 35–45, hier S. 44. und Milena Moravcová: Josef Čapek. In: mestohronov.cz. Gemeinde Hronov, 23. Juli 2007, abgerufen am 13. Februar 2022 (tschechisch, Vita).
Personendaten
NAME Čapek, Josef
KURZBESCHREIBUNG tschechischer Maler und Schriftsteller
GEBURTSDATUM 23. März 1887
GEBURTSORT Hronov, Böhmen
STERBEDATUM 12. April 1945
STERBEORT KZ Bergen-Belsen

На других языках


- [de] Josef Čapek

[en] Josef Čapek

Josef Čapek (Czech pronunciation: [ˈjozɛf ˈtʃapɛk]; 23 March 1887 – April 1945[1]) was a Czech artist who was best known as a painter, but who was also noted as a writer and a poet. He invented the word "robot", which was introduced into literature by his brother, Karel Čapek.

[fr] Josef Čapek

Josef Čapek, né le 23 mars 1887 à Hronov et mort en avril 1945 à Bergen-Belsen, est un peintre, écrivain, photographe et illustrateur tchécoslovaque. Il est le frère aîné de l'écrivain Karel Čapek qui le désigne comme le réel inventeur du mot « robot »[1].

[it] Josef Čapek

Josef Čapek (Hronov, 23 marzo 1887 – Bergen Belsen, aprile 1945) è stato un pittore e scrittore ceco.

[ru] Чапек, Йозеф

Йозеф (Йосеф) Чапек (чеш. Josef Čapek, 23 марта 1887 года, Гронов, Краловеградецкий край, — между 13 и 15 апреля 1945 года, концлагерь Берген-Бельзен; объявлен умершим 30 апреля 1947) — чешский художник, график, фотограф , книжный иллюстратор, эссеист.



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