Jürgen Raue (* 17. November 1939 in Dresden; † 7. Juli 2004 in Berlin) war ein deutscher Bildhauer.[1]
Leben
Jürgen Raues Vater war Maler, er fiel als Wehrmachtssoldat dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Die Erinnerung an dieses Geschehen und an die Zerstörung der Stadt Dresden und ihre Folgen, wirkten auf das Bewusstsein des jungen Raue ein. Im Jahre 1953 begann er eine Lehre zum Steinbildhauer, die er 1957 erfolgreich abschloss. Danach wirkte er mit am Wiederaufbau des Dresdner Zwingers. Ab 1957 absolvierte er ein Studium bei Heinrich Drake und Waldemar Grzimek an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Seit 1964 war er für einige Jahre Mitarbeiter bei Theo Balden. Ab 1968 war er freischaffend tätig. Raue war Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR (VBK). Raue war verheiratet mit Anne-Katrin. Sie hatten drei gemeinsame Söhne. Er war einer der Erstunterzeichner der Wahlinitiative für die PDS vom 30. August 2002: Ein klares Nein zum Krieg! Frieden wählen! gewesen.
Denkmal „Befreiung“
Denkmal Die Befreiung, aus dem Stadtzentrum entfernt auf den Abstellort Alter Friedhof
1968 bekam der von Raue für die Stadt Greiz eingereichte Entwurf seiner Plastik Befreiung von der mit einer Auswahl zwischen drei Künstler-Vorschlägen betrauten Jury den Zuschlag. Es stellt einen alliierten Soldaten dar, der mit kraftvoller Geste einem Zwangsarbeiter den Ausgang aus seiner Knechtschaft in die Freiheit ermöglicht. Drei Jahre arbeitete Raue an diesem Auftrag, zunächst an einer Zwischengröße, von der es mehrere Abgüsse gibt, und schließlich an der vier Meter hohen Endfassung. 1971 wurde diese Bronze-Plastik Befreiung am Eingang zum Stadtpark von Greiz aufgestellt und eingeweiht.[2] Zwischengrößen und Abgüsse davon fanden in verschiedenen Museen, auch in der UdSSR, ihren Platz. Eine kleinere Variante wurde von der DDR-Regierung dem Museum Auschwitz-Birkenau geschenkt. Im Jahre 2006 beschloss der Greizer Stadtrat, das Denkmal zu entfernen und auf einem nicht mehr genutzten Friedhof abzustellen.[3]
1989 wurde aufgrund einer neuen Gedenkstättenkonzeption neben anderen Werken osteuropäischer Künstler auch die kleine Fassung der Befreiung aus der Gedenkstätte Auschwitz entfernt und in das Kunstarchiv Beeskow überführt. Auf Initiative der „Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde“ und mit Unterstützung von Jugendlichen der „Arbeitsgemeinschaft Befreiung“ wurde das Werk auf dem Geländes des alternativen Jugendzentrums „Freiland“ in Potsdam ausgestellt. Die Einweihungsfeier fand am Tag der Befreiung 2013 statt.[4][5][6]
Werke (Auswahl)
Sein Thomas Müntzer-Denkmal vor der Zwickauer Katharinenkirche
1968–1975: Mahnmal gegen Faschismus und Krieg in Greiz: früher: Greizer Park, seit 2007: Alter Friedhof
1969/1970 Befreiung, Gips getönt
1974: Der Mensch und die Maschine, Relief
1976: Skulptur Sportler (zwei Figuren): Seebad Prora, Binz, Rügen (Die Plastik wurde auf der VIII. Kunstausstellung der DDR in Dresden ausgestellt)[7]
1978: Skulptur Junges Paar (in Bronze): Berlin: Fennpfuhlpark, nahe Anton-Saefkow-Platz (seit 1987)[8]
1979–1980: Drei Brunnen, Beton & Bronze, Berlin: Thomas-Mann-Straße, Ecke Hanns-Eisler-Straße
1981: Gedenkstein Herbert-Baum-Gruppe (in Kunststein), Berlin: Lustgarten[9][10]
1983: (erst 1989 eingeweiht): Thomas-Müntzer-Denkmal, Zwickau: vor der Katharinenkirche[11]
1986: Gedenkstein für die Sinti und Roma: Berlin-Marzahn, Parkfriedhof Marzahn
1989: Thomas Müntzer, Denkmal als Bronzeplastik und Steinwürfel mit Reliefdarstellung der Bauernkriegsopfer
1995: Plastik Turmbläser (Reinhardtsdorfer Elbsandstein): Pirna: Leihgabe des Stadtarchivs an das Foyer des Rathauses Pirna (Es sind die Turmbläser des Posaunenchores der „Sankt Marien Kirche“ in Pirna dargestellt)[12]
2003: Plastiken Laurus Feuerstein und Pankus: Zehdenick, Am Markt 5 und Am Markt 8
Gedenkstein für die Sinti und Roma (1986, 2006 erweitert) auf dem Parkfriedhof Marzahn
Raue, Jürgen. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 745
Zeitschrift Bildende Kunst, 2/1970 und 7/1972; mit Abbildungen.
Zeitschrift Icarus, 2/2007; mit Abbildungen.
Bibliografie Bildende Kunst, Sächsische Landesbibliothek Dresden 1973 und 1976
Peter Michel: Spur der Schande. In: Derselbe: Kulturnation Deutschland? Mit dokumentarischem Bildteil; Streitschrift wider die modernen Vandalen. Heinen, Berlin 2013, ISBN 978-3-95514-003-8, S. 28–61
Einzelnachweise
Lexikon Künstler in der DDR – ein Projekt der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e. V. Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 745.
Winfried Arenhövel: Greiz: die Perle des Vogtlandes. Sutton, Erfurt 2004, ISBN 978-3-89702-700-8, S. 18; eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche
Rückblick auf dem Alten Parkeingang des Jahres 2006. (Mementodes Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.greizer-park.degreizer-park.de, abgerufen am 29. Dezember 2017
Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (Hrsg.): Befreiung. Ein Denkmalreport. Berlin 2014.
Pirnaer Anzeiger 21. Jahrgang Nr. 06/2010 S.31@1@2Vorlage:Toter Link/www.pirna.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche inWebarchiven)Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
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