Karel Gott (* 14. Juli 1939 in Pilsen; † 1. Oktober 2019 in Prag) war ein tschechischer Sänger, Komponist und Maler. Der in Deutschland als „goldene Stimme aus Prag“ berühmt gewordene Schlagersänger, der auch auf Deutsch sang, hat Schätzungen zufolge mehr als 50 Millionen Tonträger verkauft.[1]
Karel Gott war das einzige Kind von Karel Gott (1911–1982) und Marie Valešová (1910–1977). Als Sechsjähriger zog er mit seinen Eltern von Pilsen nach Prag. Dort besuchte er das Gymnasium und spielte mit Freunden in Tanzcafés. Eigentlich wollte er Kunstmaler werden, sah jedoch keine Chance, die Aufnahmeprüfung der Kunstakademie Prag zu bestehen, und machte zunächst bei ČKD eine Ausbildung zum Starkstromelektriker.
Im Jahre 1958 begann seine Karriere mit Auftritten in Prager Tanzcafés. Im folgenden Jahr fiel er bei einem Nachwuchswettbewerb dem tschechoslowakischen Bandleader Karel Krautgartner auf, der ihn auf eine Tournee mitnahm und ihn dem Prager Konservatorium empfahl, wo er drei Jahre Gesang studierte. Erste Aufnahmen machte er 1960 auf Englisch. 1963 erschien seine erste Single, eine tschechische Version von Henry Mancinis Moon River. 1967 nahm er am Midem-Festival in Cannes teil und absolvierte ein sechsmonatiges Gastspiel in Las Vegas.
Beim Grand Prix Eurovision 1968 vertrat er Österreich mit dem von Udo Jürgens geschriebenen Lied Tausend Fenster. Er belegte Platz 13. Im folgenden Jahr war er im Film Charley’s Onkel in einem Gastauftritt mit zwei Schlagern zu sehen. In der Zeit nach dem Ende des Prager Frühlings erwog er bei einem längeren Aufenthalt im westlichen Ausland kurzzeitig die Emigration, kehrte aber schließlich in die Tschechoslowakei zurück. 1975 wurde in Wuppertal der erste Karel-Gott-Fanclub Deutschlands gegründet.[2]
Einer seiner bekanntesten deutschsprachigen Songs ist Die Biene Maja, Titellied der gleichnamigen Zeichentrickserie. Ebenfalls erfolgreich waren Weißt du wohin, Schicksalsmelodie, Einmal um die ganze Welt, Babička, Nie mehr Bolero, Das Mädchen aus Athen, Jede Nacht sowie Fang das Licht (im Duett mit Darinka). Die Melodien zu den meisten seiner Schlager komponierte Karel Svoboda, die Texte der rund 900[3] auf Deutsch gesungenen Lieder schrieben unter anderem Michael Kunze, Bernd Meinunger, Filip Albrecht,[4] Kurt Feltz sowie Fred Weyrich.
Karel Gott wurde als „Die goldene Stimme aus Prag“, „Sinatra des Ostens“, „Goldene Nachtigall“ oder „Bote guter Nachrichten“ bezeichnet. Er trat in zahlreichen TV-Shows auf, neben seiner eigenen beispielsweise auch in der Gilbert Bécaud Show, beim Nashville Country Music Festival, auf der Europarty, in der Rudi Carrell Show, der James Last Show oder bei Ein Kessel Buntes. Seine Diskografie umfasst rund 120 Alben, zu denen sich zahlreiche Kompilationen gesellen. Es gibt keine offiziellen Angaben über die Anzahl seiner verkauften Alben. Schätzungen zufolge wurden mehr als 30 Millionen Tonträger verkauft.[3] Allein in Tschechien und der Slowakei verkauften sich seine Alben insgesamt etwa 15 Millionen Mal, wofür ihm als bisher einzigem Interpreten eine Diamantene Schallplatte durch den bedeutendsten tschechischen Verlag Supraphon überreicht wurde.
Karel Gott wurde mit mehr als 50 Diamant-, Platin-, Goldenen und Silbernen Platten als erfolgreichster Künstler von Supraphon, Melodija, Polydor, Philips, PolyGram, Universal und anderen Verlagen geehrt. Beim tschechischen Publikumspreis „Goldene Nachtigall“ gewann er 42 Mal in der Kategorie „Lieblingssänger des Jahres“.[5][6] Er arbeitete mit Musikverlagen aus Europa, den Vereinigten Staaten und Japan zusammen. So veröffentlichte er seine Aufnahmen nicht nur in vielen europäischen Ländern von Portugal bis Russland, sondern auch in den Vereinigten Staaten, Kanada und Japan. Obwohl er auch Lieder auf Französisch, Italienisch, Russisch, Hebräisch, Spanisch, Romani, Polnisch, Ungarisch, Serbokroatisch und in anderen Sprachen sang, waren seine Alben auf Tschechisch und Deutsch am erfolgreichsten.
In der Villa in Jevany östlich von Prag, die Karel Gott von 1969 bis 2005 bewohnte, hat 2006 das Museum Gottland eröffnet, das Ende Februar 2009 vorläufig wegen finanzieller Probleme geschlossen wurde.[7] 2008 nahm Karel Gott mit dem Rapper Bushido das Lied Für immer jung auf, das Platz 5 der deutschen Singlecharts erreichte und mit zwei Goldenen Schallplatten ausgezeichnet wurde. 2010 spielte er sich selbst bei einem Gastauftritt in Bushidos autobiografischem Film Zeiten ändern dich.
2018 stand Gott als Schauspieler vor der Kamera. In dem Märchenfilm Das Geheimnis des zweiköpfigen Drachen verkörperte er an der Seite seiner Töchter Charlotte und Nelly sowie seines Enkelsohns Alešden den Großvater, Schmied und ehemaligen König. Für die deutsche TV-Premiere des Films im MDR-Fernsehen hat der Sänger außerdem eine deutsche Version des Titelsongs aufgenommen.[8] 2021 feierte der Dokumentarfilm Karel Premiere, der Gott in den letzten Monaten seines Lebens begleitet.[9]
In Tschechien wurde ihm mitunter sein ungestörtes Verhältnis zum früheren kommunistischen Regime in der Tschechoslowakei vorgeworfen. Er gehörte zu den Mitunterzeichnern der von der Kommunistischen Partei initiierten „Anticharta“ und damit zu den Künstlern, die sich öffentlich gegen die demokratischen Ideen der Charta 77 aussprachen.[10]
Karel Gott war mit Ivana Macháčková (* 1976) verheiratet. Die Hochzeit fand im Januar 2008 in Las Vegas statt. Mit ihr hatte er zwei Töchter, die 2006 (Charlotte Ella Gottová) und 2008 (Nelly) geboren wurden. Zwei weitere Töchter (* 1973 und * 1987) stammen aus zwei früheren, nichtehelichen Verbindungen. Er lebte mit seiner Familie in einer Villa auf einem Hügel im Prager Stadtteil Smíchov. Im November 2015 wurde bekannt, dass er an Krebs (Non-Hodgkin-Lymphom) erkrankt war.[11] Nach mehrmonatiger Behandlung galt er nach Ansicht der Ärzte seit Juli 2016 als geheilt.[12] Im September 2019 gab er bekannt, dass bei ihm akute Leukämie diagnostiziert worden war.[13] Karel Gott starb am 1. Oktober 2019 im Alter von 80 Jahren in seinem Prager Haus im Kreise der Familie.[14] Tschechien nahm am 12. Oktober 2019 mit einem Staatstrauertag im Prager Veitsdom Abschied von Karel Gott. Die Messe zelebrierte der Prager Erzbischof Dominik Duka.[15] Im Dezember 2019 wurde er auf dem Malvazinky-Friedhof (tschechisch Hřbitov Malvazinky) im Stadtteil Smíchov beigesetzt.[16][17]
Studioalben
Jahr | Titel | Höchstplatzierung, Gesamtwochen/‑monate, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[18]Template:Charttabelle/Wartung/Monatsdaten (Jahr, Titel, Platzierungen, Wochen/Monate, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen | ||
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DE | AT | CH | |||
1965 | Zpívá Karel Gott | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1965 |
1966 | The Golden Voice of Prague | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1966 |
1967 | Recital Karla Gotta | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1967 |
Weißt du wohin (Schiwago-Melodie) | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1967 | |
Hlas můj nech tu znít | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1967 | |
1968 | Die Stimme aus dem goldenen Prag | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1968 |
Die goldene Stimme aus Prag | DE1 Gold (24 Mt.)DE |
— | — |
Erstveröffentlichung: 1. Oktober 1968 Verkäufe: + 250.000[19] | |
1969 | In mir klingt ein Lied | DE9 (9 Mt.)DE |
— | — |
Erstveröffentlichung: 1. August 1969 |
1970 | Vom Böhmerwald nach Wien | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1970 mit Peter Alexander |
Der Star meines Lebens | DE33 (2 Mt.)DE |
— | — |
Erstveröffentlichung: 1. Juli 1970 | |
1971 | Von Böhmen in die Welt | DE3 (8 Mt.)DE |
— | — |
Erstveröffentlichung: 1. August 1971 |
Von Romeo und Julia | DE30 (1 Mt.)DE |
— | — |
Erstveröffentlichung: 1. Dezember 1971 | |
1972 | Hol’ die Welt in dein Haus | DE45 (1 Mt.)DE |
— | — |
Erstveröffentlichung: 1. August 1972 |
1973 | Karel Gott | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1973 |
1975 | Vom Böhmerwald zum Wienerwald | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1975 mit Peter Alexander |
Die neue LP | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1975 | |
1977 | Heut’ ist der schönste Tag in meinem Leben | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1977 |
1978 | Gute Reise mit Karel Gott | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1978 |
My Romantic Feeling | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1978 | |
1979 | Alle Jahre wieder | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1979 |
Amore Mio | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1979 | |
1980 | Eine Liebe ist viele Tränen wert | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1980 |
1981 | Guten Abend, gute Laune | DE2 (12 Wo.)DE |
AT1 (2½ Mt.)AT |
— |
Erstveröffentlichung: 5. Januar 1981 |
1983 | Du bist da für mich | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1983 |
1987 | Kein Blick zurück | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1987 |
1989 | Ich will dich so wie du bist | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 1989 |
2000 | Für immer jung | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 22. Mai 2000 |
2009 | Leben | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 16. Oktober 2009 |
2011 | Sentiment | — | — | — |
Erstveröffentlichung: 30. September 2011 |
grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar
1957: Bob Martin |
1958: Liane Augustin |
1959: Ferry Graf |
1960: Harry Winter |
1961: Jimmy Makulis |
1962: Eleonore Schwarz |
1963: Carmela Corren |
1964: Udo Jürgens |
1965: Udo Jürgens |
1966: Udo Jürgens |
1967: Peter Horton |
1968: Karel Gott |
1971: Marianne Mendt |
1972: Milestones |
1976: Waterloo & Robinson |
1977: Schmetterlinge |
1978: Springtime |
1979: Christina Simon |
1980: Blue Danube |
1981: Marty Brem |
1982: Mess |
1983: Westend |
1984: Anita |
1985: Gary Lux |
1986: Timna Brauer |
1987: Gary Lux |
1988: Wilfried |
1989: Thomas Forstner |
1990: Simone |
1991: Thomas Forstner |
1992: Tony Wegas |
1993: Tony Wegas |
1994: Petra Frey |
1995: Stella Jones |
1996: George Nussbaumer |
1997: Bettina Soriat |
1999: Bobbie Singer |
2000: The Rounder Girls |
2002: Manuel Ortega |
2003: Alf Poier |
2004: Tie Break |
2005: Global Kryner |
2007: Eric Papilaya |
2011: Nadine Beiler |
2012: Trackshittaz |
2013: Natália Kelly |
2014: Conchita Wurst |
2015: The Makemakes |
2016: Zoë Straub |
2017: Nathan Trent |
2018: Cesár Sampson |
2019: Pænda |
2020: Vincent Bueno |
2021: Vincent Bueno |
2022: LUM!X feat. Pia Maria
Gewinner: Spanien 1945 Massiel
2. Platz: Vereinigtes Konigreich Cliff Richard •
3. Platz: Frankreich Isabelle Aubret
Belgien Claude Lombard • Deutschland Bundesrepublik Wencke Myhre • Finnland Kristina Hautala • Irland Pat McGeegan • Italien Sergio Endrigo • Jugoslawien Luci Kapurso & Hamo Hajdarhodžić • Luxemburg Chris Baldo & Sophie Garel • Monaco Line et Willy • Niederlande Ronnie Tober • Norwegen Odd Børre • Osterreich Karel Gott • Portugal Carlos Mendes • Schweden Claes-Göran Hederström • Schweiz Gianni Mascolo
Personendaten | |
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NAME | Gott, Karel |
ALTERNATIVNAMEN | Goldene Stimme Prags |
KURZBESCHREIBUNG | tschechischer Schlagersänger |
GEBURTSDATUM | 14. Juli 1939 |
GEBURTSORT | Pilsen |
STERBEDATUM | 1. Oktober 2019 |
STERBEORT | Prag |