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Kuno Graf von Hardenberg (* 13. August 1871 in Nörten-Hardenberg; † 15. November 1938 in Darmstadt), geboren als Kuno Ferdinand Edzard Ernst Carl Alexander Graf von Hardenberg, war ein deutscher Jurist, Kunsthistoriker, Maler, Innenarchitekt, Museumsdirektor, Schriftsteller und Großherzoglicher Hofmarschall von Hessen-Darmstadt.[1][2][3]

Kuno Ferdinand Graf von Hardenberg als 60-Jähriger im Jahr 1931
Kuno Ferdinand Graf von Hardenberg als 60-Jähriger im Jahr 1931

Familie


Er war Sohn des Fideikommissherren auf Hardenberg, Karl Graf von Hardenberg (1827–1913), und dessen Ehefrau Gisella Gräfin von Christalnigg von und zu Gillitzstein (1840–1912).[4]


Leben


Das Kriegs-Schaubuch des XVIII. A. K., 1918
Das Kriegs-Schaubuch des XVIII. A. K., 1918
Der Verschwundene, 1920
Der Verschwundene, 1920
Kuno von Hardenbergs Unterschrift, 1930
Kuno von Hardenbergs Unterschrift, 1930

Kuno Graf von Hardenberg, der einen durch den preußischen Reformminister Carl August Fürst von Hardenberg und den Romantiker Novalis (eigentlich: Georg Philipp Friedrich von Hardenberg) sehr bekannten Familiennamen trug, studierte in Darmstadt Rechtswissenschaften und leistete sein Referendariat am Oberlandesgericht Celle.[5] Während dieses Studiums interessierte er sich bereits für die schönen Künste.[6]

Er arbeitete neben Curt Abel-Musgrave, Karl von Arnswaldt, Carl Busse, Engelbert von Kerkering, Agnes Miegel, Carl Mönckeberg, Börries von Münchhausen, Levin Ludwig Schücking, Paul Viertel[7] u. a. an dem 1896 begründeten akademisch-literarischen Göttinger Musen-Almanach lyrischer Gedichte, Balladen und kurzer Erzählungen mit, dessen Titel an den gleichnamigen berühmten Vorläufer des Göttinger Hainbundes erinnern sollte.[8][9][10]

Seinen Militärdienst leistete er als Rittmeister der Reserve beim 2. Großherzoglich Hessischen Leib-Dragoner-Regiment No. 24 in Darmstadt.[4] Er entschied sich, an der Sorbonne in Paris ein zweites Studium aufzunehmen, das der Kunstwissenschaften. Währenddessen widmete er sich der Aktmalerei.[5] Anschließend begann der 29-Jährige eine Weltreise, die ihn am Neujahrstag 1901 beginnend vom Münchner Hauptbahnhof über Italien und Ägypten nach Sri Lanka, Indien, Indonesien und China nach Japan führte.[11] Darüber veröffentlichte er einen ausführlichen Reisebericht.[12]

Mit Sascha Schneider, dem er seit 1902 in Freundschaft verbunden war, korrespondierte er intensiv und förderte diesen auch finanziell.[13] Mit Schneider nahm er an Künstlertreffen teil, z. B. mit Karl May und dessen Ehefrau Klara bei Wilhelm Kreis.[14]

„Wie schön war der Abend bei Wilhelm Kreis. Diese lieben, guten Menschen. Wie schlicht und groß stand mein Karl neben dem geistvollen Grafen Hardenberg. Alle fühlten, daß Karl über ihnen stand, geistig.“

Klara May[15]

Aus der Zeit zwischen 1918 und 1937 sind Teile seiner Korrespondenz (Briefe und Telegramme) mit Max Behrend und Gerhart Hauptmann erhalten.[16][17]

Als künstlerischer Mitarbeiter wurde er beim Ausbau des Schlosses Tarasp im schweizerischen Engadin tätig, das dem Dresdner Industriellen Karl August Lingner gehört hatte. Dieses fiel nach Lingners Ableben an den befreundeten Großherzog Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt. Kuno Graf von Hardenberg, während des Ersten Weltkrieges vom Dienst an der Front freigestellt, jedoch als Kommandeur des Stabsquartiers der 25. Infanterie-Division verzeichnet,[18] wurden die organisatorischen Arbeiten für die Übernahme des Schlosses übertragen. Ab 1917 fungierte er als letzter Hofmarschall des Großherzogs,[4] der ihn neben seiner Haus- und Vermögensverwaltung mit der Inventarisierung seiner privaten Sammlungen beauftragte. Kuno Graf von Hardenberg richtete mit diesen Sammlungen sowohl das im September 1918 eröffnete Jagdmuseum auf Jagdschloss Kranichstein ein als auch das 1924 eröffnete Residenz- und Heeresmuseum im Residenzschloss Darmstadt.[19][4] Dem Hause Hessen und bei Rhein fühlte er sich außerordentlich verbunden.

Am 16. März 1918 gründete er auf Anregung des Großherzogs die Gesellschaft Hessischer Bücherfreunde. Diese fokussierte ähnlich der seit 1907 bestehenden fürstlichen Ernst-Ludwig-Presse auf Veröffentlichungen, die höchsten bibliophilen Ansprüchen genügen sollten, richtete sich jedoch abweichend von dieser an einen weiter gefassten Leserkreis. Die Gesellschaft wurde unter seiner Leitung eine der mitgliederstärksten Bibliophilenvereinigungen Deutschlands.[20]

„Bücher im schönen Gewand – ein festlich gekleideter Freundeskreis, der uns mehr geben kann als die auserlesenste Gesellschaft.“

Kuno Ferdinand Graf von Hardenberg

Kuno Graf von Hardenberg war maßgeblich an der Gründung der Gesellschaft für freie Philosophie des Hermann Graf Keyserling beteiligt, deren Vorsitz er übernahm.[19][21] Er verfasste eine große Vielzahl von Beiträgen für Kunst-Fachzeitschriften.

Öffentliche Beachtung fand im Herbst 1928 ein Raubüberfall auf seine im Darmstädter Neuen Palais angesiedelte Dienstwohnung, der nie vollständig aufgeklärt werden konnte.[19]

Nach 1931 stand Kuno Graf von Hardenberg mit dem Direktor des China-Instituts der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, Erwin Rousselle, in Kontakt.[22]

1932 beschrieb er in seiner Veröffentlichung Rosenkranz und Bafomet, dass er den Bafomet als magisches Quadrat der Kabbala dechiffriert habe.[23] Durch dieses Buch wurde er von den Freimaurern wahrgenommen, die ihn bis heute verzeichnen.

Kuno Graf von Hardenberg verstarb 67-jährig an den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls.[19] Sein Nachlass wurde am 29. und 30. März 1939 versteigert.[24] Briefe und Texte aus dem Besitz des Kuno Graf von Hardenberg werden im Hardenberg-Archiv verwahrt.[25]


Literatur



Werke (Auszug)



Einzelnachweise


  1. Hardenberg, Kuno Graf von. In: Deutsche Biographie, auf: deutsche-biographie.de
  2. Kuno Ferdinand von Hardenberg. In: Deutsche Digitale Bibliothek, auf: deutsche-digitale-bibliothek.de
  3. Kurt Adamy, Kristina Hübener: Adel und Staatsverwaltung in Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert. Ein historischer Vergleich. Walter de Gruyter, Berlin 2015. ISBN 978-3-0500-7163-3, S. 178.
  4. Hardenberg, Kuno Graf von. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Michael Schäfer: Kuno Graf von Hardenbergs „Reise um die Erde“. In: Göttinger Tageblatt, 9. Oktober 2009, auf: goettinger-tageblatt.de
  6. Neue deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 7 Grassauer–Hartmann, Duncker & Humblot, Berlin 1966, S. 651.
  7. Nachlass Paul Viertel, Staatsarchiv Dortmund, Bestand 608, Nl. L. E. Schücking, Nr. 334.
  8. Gabriele von Radecki: Börries von Münchhausen,. Dissertation, Phil. Fakultät der Universität Bonn, 29. Oktober 1948.
  9. Beate E. Schücking (Hrsg.): »Deine Augen über jedem Verse, den ich schrieb«. Börries von Münchhausen – Levin Ludwig Schücking, Briefwechsel 1897–1945. Igel-Verlag, Oldenburg 2001. ISBN 978-3-8962-1127-9, S. 9, 20.
  10. Musen-Almanach Göttinger Studenten, Verlag Lüder Horstmann, Göttingen 1898.
  11. Roland Dotzert (Red.), Peter Engels, Anke Leonhardt: Stadtlexikon Darmstadt. Hrsg. vom Historischen Verein für Hessen. Theiss, Stuttgart 2006. ISBN 978-3-8062-1930-2, S. 347.
  12. Kuno Graf Hardenberg: Eine Reise um die Erde im Jahre 1901. Hardenberg-Wilthen AG, Hardenberg o. J.
  13. Bernd-Ulrich Hergemöller, Nicolai Clarus: Mann für Mann: biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmännlicher Sexualität im deutschen Sprachraum, Teil 1, LIT-Verlag, Münster 2010. ISBN 978-3-6431-0693-3, S. 1070.
  14. Hans-Dieter Steinmetz u. Hartmut Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider (= Karl Mays gesammelte Werke und Briefe, Band 93). Karl-May-Verlag, Bamberg und Radebeul 2009, ISBN 978-3-7802-0093-8, S. 39.
  15. Klara May: Tagebucheintrag vom 17. Oktober 1903.
  16. Brief von Kuno Ferdinand von Hardenberg an Max Behrend . In: Theaterwissenschaftliche Sammlung, Institut für Medienkultur und Theater, Universität zu Köln, auf: staatsbibliothek-berlin.de
  17. Korrespondenz Kuno Graf von Hardenberg/Gerhart Hauptmann. In: Staatsbibliothek Berlin, auf: staatsbibliothek-berlin.de
  18. Das Kriegs-Schaubuch des XVIII. A.K., 1918, Verlag Wolfahrtsgut des XIII. A.K., Verlagsanstalt Alexander Koch, Darmstadt 1918.
  19. Hardenberg, Kuno Graf von. In: Stadtlexikon Darmstadt, auf: darmstadt-stadtlexikon.de
  20. Gesellschaft Hessischer Bücherfreunde. In: Stadtlexikon Darmstadt, auf: darmstadt-stadtlexikon.de
  21. Thomas Seng: Weltanschauung als verlegerische Aufgabe. Der Otto Reichl Verlag, 1909–1954. Mit einer Bibliographie der Verlage von Otto Reichl und der Deutschen Bibliothek. Reichl-Verlag, St. Goar 1994. ISBN 978-3-8766-7215-1, S. 222–223.
  22. Schreiben aus Darmstadt vom 21. August 1937 an Dr. Erwin Rousselle, China-Institut in Frankfurt a. M.: „Lieber Freund! Für die Einladung zur 11. ordentlichen Mitgliederversammlung danke ich herzlich. Leider ist es mir nicht möglich zu kommen, da ich am 25.d.M. nach der Schweiz fahre. In Eile herzliche Grüsse, Kuno Graf von Hardenberg“.
  23. Manfred Müksch, Ferdinand Neundlinger: Die Templer in Österreich: Auf den Spuren der geheimen Lehrmeister der Freimaurer in Europa und den habsburgischen Erblanden. StudienVerlag, Innsbruck 2015. S. 60.
  24. Kunstversteigerung Nachlaß Hofmarschall Kuno Graf von Hardenberg, Darmstadt. Versteigerung: 29., 30. März 1939. In: Deutsche Digitale Bibliothek, auf: deutsche-digitale-bibliothek.de
  25. Christiane Starck: Sascha Schneider: Ein Künstler des deutschen Symbolismus. Tectum Wissenschaftsverlag, Marburg 2016. ISBN 978-3-8288-3805-5, S. 392–395.
Personendaten
NAME Hardenberg, Kuno von
ALTERNATIVNAMEN Hardenberg, Kuno Ferdinand Edzard Ernst Carl Alexander Graf von (Geburtsname); Hardenberg, Kuno; Hardenberg, Kuno F. von; Hardenberg, Kuno Graf von; Hardenberg, Cuno; Hardenberg, Cuno F. von; Hardenberg, Cuno Graf von; Hardenberg, Cuno Ferdinand Graf von; Hardenberg, Graf Kuno; Luthard (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist, Kunsthistoriker, Maler, Innenarchitekt, Museumsdirektor, Schriftsteller und Hofmarschall
GEBURTSDATUM 13. August 1871
GEBURTSORT Nörten-Hardenberg
STERBEDATUM 15. November 1938
STERBEORT Darmstadt, Hessen



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