Kurt Philipp Römhild (* 27. Juli 1925 in Heinrichs; † 13. Juli 1996 in Leipzig) war ein deutscher Grafiker und Illustrator.
Kurt Römhild, 1963
Leben und Wirken
Kurt Römhild wurde 1925 in Heinrichs als Sohn eines Schlossers geboren. Von 1932 bis 1940 besuchte er die Volksschule. Anschließend absolvierte er bei den Gustloff-Werken in Suhl eine Lehre als Technischer Zeichner. 1943 wurde er zum Rekrutendienst eingezogen und zum Bordfunker ausgebildet. Bei Einsätzen an der Westfront geriet er Ende 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Im Mai 1946 gelang ihm die Flucht aus einem belgischen Arbeitslager nach Thüringen. Über das Erlebte führte er Tagebuch, fertigte Zeichnungen und verfasste Gedichte.[1]
Ab Juni 1946 arbeitete Römhild wieder in seinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb als Technischer Zeichner, Konstrukteur und in der Werbeabteilung. Parallel dazu belegte er an der Volkshochschule Kurse im figürlichen Zeichnen. 1949 wurde er Mitglied der SED. Von 1953 bis 1954 studierte er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig freie Grafik und Illustration. Zu seinen Lehrern zählten Bernhard Heisig und Emil Koch. Das Studium brach er nach nur drei Semestern aus politischen Gründen ab. Anschließend arbeitete er bis 1956 als Gebrauchs- und Werbegrafiker bei der DEWAG in Suhl und in Leipzig.
1956 wurde Römhild Mitglied im Verband Bildender Künstler Deutschlands (VBKD) und arbeitete fortan als freischaffender Grafiker in Suhl, ab 1958 in Weimar und ab 1966 in Leipzig. In Weimar war er eng befreundet mit Arno Fehringer, der mit ihm druckte und ihn unterstützte[2]. Studienaufenthalte führten ihn 1957 nach Paris sowie 1961 nach Prag und Budapest. Eindrücke, die er im Zeitgeist des Bitterfelder Weges durch Aufenthalte in Betrieben (Maxhütte Unterwellenborn, Glashütte Lauscha, Schiffswerft), auf Großbaustellen (Überseehafen Rostock, Kombinat Schwarze Pumpe) und in der Landwirtschaft (LPG) sammelte, verarbeitete er in unterschiedlichen Techniken (Federzeichnung, Gouache, Radierung, Siebdruck, Linolschnitt, Mischtechnik) zu Grafiken, Grafikzyklen und Buchillustrationen. Zwei Entwürfe großformatiger Wandgestaltungen für öffentliche Gebäude in Suhl[3] und Heiligenstadt wurden als zu abstrakt abgelehnt (Formalismusstreit). Mangelnde Unterstützung durch den Verband und Desillusion führten dazu, dass er sich aus dem öffentlichen Kunstbetrieb zurückzog.
1962 heiratete Römhild die Kindergärtnerin und spätere Künstlerin Helga Schmidt (1938–2009). 1963 wurde die gemeinsame Tochter Carmen geboren. In Leipzig, wo er mit seiner Frau eine Atelierwerkstatt führte, schuf er nun dekorative Grafiken und Städteansichten, die in kleineren Auflagen über den Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel (LKG) vertrieben wurden. 1990 trat er dem Bund Bildender Künstler Leipzige.V. bei. Trotz gesundheitlicher Einschränkungen infolge eines 1981 erlittenen Schlaganfalls experimentierte und druckte (z.B. Cliché verre) er in der neuen Wohnung in Leipzig-Grünau bis zu seinem Tod 1996 und perfektionierte dabei in wiederkehrenden Themen seine künstlerische Handschrift.
Werke
Grafisches Werk
1957: Zyklus Opium der Zeit (Gouache)[4]; kritische Auseinandersetzung mit Imperialismus und politischer Despotie.
1959: Zyklus Schwarz auf Weiß (Linolschnitt)[8]; zur Entwicklung Deutschlands in den letzten Jahrzehnten bis zur Gegenwart.
1963: Zyklus Impressionen aus der Maxhütte (Radierung).
Zwei Serien Paris im Jahr 1957 (Siebdruck).
Städteserien (Siebdruck) u.a. von Berlin, Potsdam, Leipzig, Erfurt, Dresden, Magdeburg, Schwerin und Halle.
Zeichnungen und Drucke (Federzeichnung, Aquarell, Kreide, Mischtechnik, Handsiebdruck, Cliché verre) vornehmlich zu den Themen Porträt, Der Künstler im Atelier, Don Quijote, Reiterin, Schiffe und Hafen.
Buchillustrationen
Karl-Heinz Küster (Autor):Spione am Laufsteg. Greifenverlag, Rudolstadt 1959.[9]
Werner Barth:Gedichte eines Maxhüttenkumpels. Greifenverlag, Rudolstadt 1960.
1963: Verkaufsgenossenschaft Bildender Künstler Lucas Cranach, Weimar
2018: Kurt Römhild. Zeichnungen., Galerie Koenitz, Leipzig
Ausstellungsbeteiligungen:
1956–1958: Bezirkskunstausstellung des Bezirkes Suhl
1958: Jahresausstellung 1958. Plastik und Graphik, Deutsche Akademie der Künste (DAK), Berlin
1958: IV. Deutsche Kunstausstellung, Dresden[6][7]
1959–1965: Bezirkskunstausstellung des Bezirkes Erfurt
1959: Mit unserem Leben verbunden, Ausstellung der Deutschen Akademie der Künste, Berlin
1959: Die Ostsee in der grafischen Kunst, Sopot
1959: Ausstellung anlässlich der Arbeiterfestspiele, Halle
1960: Ausstellungen der DAK im Ausland (Amsterdam, Brüssel)
1960: Junge Künstler Thüringens, Stadtmuseum Jena
1961: Kunstausstellung, Universa-Haus Nürnberg
1962: Kunstausstellung, iga Erfurt
1962: Die Welt der Gegenwart, Kunsthalle Wuppertal-Barmen
1976: Ausstellung zu Ehren des IX. Parteitages der SED, Leipzig
2018: Sommerloch. Melancholie in Leipzig., Galerie Koenitz, Leipzig
Literatur
Römhild, Kurt. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts.Band6, Nachträge H–Z. E. A. Seemann, Leipzig 1962, S.380–381.
Künstlerkalender 1960 (Kurt Römhild, Volkswerft). Verlag der Kunst, Dresden 1960.
Anne Maurer:Kurt Römhild (1925–1996). Meisterhaftigkeit im Verborgenen. Hrsg.: Martin Koenitz, Graphikantiquariat Koenitz. Leipzig 2017.
Weblinks
Kurt Römhild: Grafiken, Volkswerft (Siebdruck, 1958), Impressionen aus der Maxhütte (Radierungen, 1963), SLUB / Deutsche Fotothek.
Einzelnachweise
Graphikantiquariat Koenitz: Nachlass des Grafikers Kurt Römhild. Leipzig 2017.
Arno Fehringer, Harry Scheibe:Die Arbeiten des Künstlers Kurt Römhild. Nachlass Arno Fehringer, Weimar 1959.
G. Menchén:aus atelier und werkstatt. Bei Kurt Römhild zu Gast. Thüringische Landeszeitung, Weimar 1962.
Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Rudolstadt:Greifenverlag Rudolstadt (1913–1993). Herstellungsunterlagen und Korrespondenzen mit Grafikern sowie Druckereien zu verschiedenen Titeln. 5-94-8010 / 0206, 1959–1960.
H. W.:Grafik von ausdrucksvoller Schlichtheit. Der Weimarer Grafiker Kurt Römhild stellt im Apoldaer Glockenmuseum aus. Thüringische Landeszeitung, Weimar 1962.
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