Luca Signorelli (* ca. 1450[1][2] zu Cortona; † 16. Oktober 1523 ebenda) war ein italienischer Maler (Gemälde und Fresken) der Renaissance und Hauptmeister der Florentinischen Schule.
Leben und Werk
Luca Signorellis Vater war der Maler Egidio di Ventura Signorelli. Signorelli war Schüler von Piero della Francesca in Arezzo, bei dem er besonders die Perspektive und die Aktmalerei lernte, und bildete sich dann nach den Meistern in Florenz, insbesondere bei Perugino, in dessen Werkstatt er tätig war. Vermutlich war er auch bei der als fortschrittlich geltenden Werkstatt Verrocchios.[3] In Florenz malte er unter anderem für Lorenzo il Magnifico Pan unter den Hirten, (im Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin, zerstört im Zweiten Weltkrieg)[4] und ein Madonnenbild (jetzt in den Uffizien in Florenz).
Von 1482 bis 1484 war er in Rom, wo er in der Sixtinischen Kapelle ein Fresko zur Geschichte des biblischen Moses ausführte. Um dieselbe Zeit etwa malte er in Loreto die achteckige Sakristei an der Kirche mit Figuren von Engeln, Aposteln, Evangelisten etc. aus. Im Kloster Monte Oliveto Maggiore bei Buonconvento in der Provinz Siena malte er um 1498 den Freskenzyklus aus der Legende vom heiligen Benedikt.
1499 weilte Signorelli in Orvieto und schmückte hier die Cappella della Madonna im Dom mit weltberühmten Wandmalereien, die Letzten Dinge zusammen mit dem Jüngsten Gericht darstellend, welch letzteres das Weltgerichts-Fresko von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle beeinflusste. Kurzen Aufenthalt nahm Signorelli 1508 und 1512 in Florenz, 1508 und 1517 in Rom.
Berlin besitzt außer dem genannten, zerstörten Bild noch zwei Altarflügel des Bichi-Altars aus Sant’Agostino in Siena,[5], das Bildnis eines Mannes und Heilige Familie mit Zacharias, Elisabeth und dem kleinen Johannes, die National Gallery in London ein auf Leinwand übertragenes Fresko: Der Triumph der Keuschheit mit der Züchtigung Amors, der Dom zu Perugia eine thronende Madonna mit Heiligen, die Kirche San Domenico zu Città di Castello ein Martyrium des heiligen Sebastian (1496), die Akademie zu Florenz eine unter der Dreifaltigkeit thronende Madonna mit Heiligen und der Dom zu Cortona ein Abendmahl.
Mit Originalität und Größe der Erfindung und Kühnheit der Phantasie verband Signorelli Herbheit und Strenge der Formengebung. In der oft gewaltsamen Bewegung seiner Figuren war Signorelli ein Vorläufer Michelangelos.
Pala di Sant’Onofrio (1484), Tempera auf Holz, 221 cm × 189 cm, Perugia, Museo Diocesano (Altarretabel)
Die Geburt Johannes des Täufers (1485– ~1490), Öl auf Holz, 31 cm × 70 cm, Paris, Musée du Louvre
Die Heilige Familie (~1486–1490), Öl auf Holz, 81,5 cm × 65, London, National Gallery
Erziehung des Pan, Tempera auf Leinwand, 194 × 257 cm
Madonna mit Kind (~1490), Tempera auf Holz, 170 cm × 117,5 cm, Florenz, Uffizien
Szene aus dem Leben von Joachim und Anna (~1490), Tempera auf Holz, 24 cm × 43 cm, Florenz, Privat
Geburt der Jungfrau Maria (~1490), Tempera auf Holz, 24 cm × 43 cm, Florenz, Privat
Die Heilige Familie (~1490), Tempera auf Holz, Tondo, Durchm. 124 cm, Florenz, Uffizien
Beschneidung Christi (1490– ~1491), 258,5 cm × 180 cm, London, National Gallery
Vermählung der Jungfrau Maria (1490– ~1491), Tempera auf Holz, 21,6 cm × 48 cm, Washington, National Gallery of Art
Madonna mit Kind, dem Heiligen Josef und einem anderen Heiligen (1490–1492), Tempera auf Holz, Tondo, Durchm. 99 cm, Florenz, Palazzo Pitti
Heilige Eustachia, Maria Magdalena und Hieronymus, linke Seitentafel des Bichi-Altars aus Sant’Agostino in Siena (um 1491), Öl auf Holz, 146,5 cm × 75,5 cm, Berlin, Gemäldegalerie[5][6]
Heilige Augustinus, Katharina von Alessandrien und Antonius von Padua, rechte Seitentafel des Bichi-Altars aus Sant’Agostino in Siena (um 1491), Öl auf Holz, 145,5 cm × 76 cm, Berlin, Gemäldegalerie
Bildnis eines Mannes (~1492), Tempera auf Holz, 50 cm × 32 cm, Berlin, Gemäldegalerie
Predella, Ester davanti ad Assuero / Tre episodi della vita di san Gerolamo (1519–1522~), Öl auf Holz, 29,5 cm × 212,5 cm, London, National Gallery
Flucht nach Ägypten; Cristo fra i dottori (1520~), Öl auf Holz, 21 cm × 67 cm, Kansas City, Nelson-Atkins Museum of Art
Unbefleckte Empfängnis und Heilige (1523~), Öl auf Holz, 217 cm × 210 cm, Cortina, Museo Diocesano
Literatur
Silvia Blasio: Marche e Toscana. Terre di grandi maestri tra Quattro e Seicento. Pacini Editore, Florenz 2007, ISBN 88-7781-951-0.
Fabio De Chirico u. a.: Luca Signorelli, Ausstellungskatalog (Perugia, Orvieto, Città di Castello, 2012) Silvana Editoriale, Mailand – Cinisello Balsamo 2012, ISBN 978-88-366-2259-7.
Tom Henry u. a. (Hrsg.): Luca Signorelli a Città di Castello. La vita, l’opera e la scuola in Alta Valle del Tevere. Petruzzi, Città di Castello 2013.
Tom Henry: The Life and Art of Luca Signorelli. Yale University Press, New Haven – London 2012, ISBN 978-03-001-7926-2.
Laurence B. Kantner, Tom Henry: Luca Signorelli. Hirmer, München 2002, ISBN 3-7774-9360-0.
Laurence B. Kanter, Tom Henry: Luca Signorelli: The Complete Paintings. Thames & Hudson, London 2012, ISBN 978-0-500-09305-4.
Cecilia Martelli:Signorelli, Luca. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 92:Semino–Sisto IV. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2018.
Elda Cerchiari Necchi, Pierluigi De Vecchi: I tempi dell’arte. Band 2, Bompiani, Mailand 1999, ISBN 88-451-7212-0.
Antonio Paolucci: Luca Signorelli. In: Pittori del Rinascimento. Scala, Florenz 2004, ISBN 88-8117-099-X.
Robert Vischer: Luca Signorelli und die italienische Renaissance. Eine kunsthistorische Monographie. Veit, Leipzig 1879.
Mauro Zanchi: Signorelli. Giunti, Florenz 2016, ISBN 978-88-099-9420-1.
Stefano Zuffi: Il Quattrocento. (= I secoli dell’arte). Electa, Florenz 2004, ISBN 88-370-2315-4.
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4.Auflage von 1888 bis 1890.
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