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Jakob Ludwig Kolb, auch Louis Kolb, (* 9. Januar 1806 in Aachen; † 24. Oktober 1875 in Esslingen am Neckar) war ein deutscher Justizrat in Rottenburg am Neckar und Vedutenzeichner.

Ludwig Kolb 1806–1875
Ludwig Kolb 1806–1875

Herkunft und Leben


Kolb, als Jakob Ludwig Kolb evangelisch getauft, nannte sich später selbst meist kurz Louis. Er wurde am 9. Januar 1806 in Aachen geboren. Sein Vater, Johann Gottfried Kolb (1772–1835), betrieb im benachbarten Kornelimünster in den Räumen der aufgehobenen Reichsabtei eine Tuchfabrik. Kolbs Großonkel, Jakob Friedrich Kolb (* 1748 in Göppingen; † 16. Mai 1813 in Kornelimünster), war Tuchhändler und erster Maire der Stadt Aachen. 1807 ersteigerte er für 45.000 Francs die aufgehobene Reichsabtei Kornelimünster und richtete dort eine Tuchmanufaktur ein,[1] welche von seinem Neffen Johann Gottfried Kolb weitergeführt wurde.

Die Familie Kolb stammte demnach aus dem schwäbischen Raum: Der Vater Johann Gottfried Kolbs war der Pfarrer Eberhard David Kolb in Freudenstein bei Maulbronn und seine Mutter Christiane Friederike Schmidt. Die Tuchmanufaktur lief schlecht, was Johann Gottfried Kolb veranlasste, in die weitere Heimat seines Vaters zurückzukehren, um 1822 in Salach bei Göppingen die Fabrik des wenige Jahre zuvor verstorbenen Fabrikanten Wilhelm August Duncker zu erwerben.[2] Die 1768 gegründete Tabakspinnerei war 1813 in eine Baumwollspinnerei umgewandelt worden und entwickelte sich unter Kolb und seinem 1824 eingetretenen Compagnon Leonhardt Schachenmayr zur heutigen bekannten Kammgarnspinnerei Schachenmayr, Mann & Cie.

Der Vater, Johann Gottfried Kolb, hatte Juliane Maria Coelln, Tochter eines Aachener Apothekers, geheiratet. Zwischen 1798 und 1820 wurden dem Ehepaar drei Jungen und sechs Mädchen geboren. Die zweitälteste Tochter heiratete den Bandfabrikanten Christian Friedrich Schwarz. Der älteste Sohn, Carl Bernhard (1800–1868), wurde Kaufmann und Bankier in Rom, fungierte später auch als württembergischer Konsul und wurde in den württembergischen Personaladel erhoben.[3] Der jüngste Sohn, Friedrich Joseph (1820–1889), wurde evangelischer Pfarrer.

Ludwig Kolb war demnach der zweite Sohn. Da Ludwig die Absicht hatte zu studieren, schickte ihn der Vater für viereinhalb Jahre zu Präzeptor Kümmerle nach Möckmühl in den Unterricht, um anschließend ab ca. 1816 das Gymnasium in Aachen zu besuchen. Nach dem Umzug seines Vaters 1822 nach Württemberg kam er auf das Ulmer Gymnasium, wo er auch 1823/24 seinen Abschluss machte. Anschließend studierte er ab November 1824 in Tübingen Rechtswissenschaften und legte Ende März 1828 (22-jährig) sein juristisches Examen ab.[4] Während seiner Studentenzeit unternahm Ludwig ausgedehnte Wanderungen durch seine schwäbische Heimat.

Im Sommer 1829 wurde Kolb Referendar beim Gerichtshof des Donaukreises in Ulm. Anschließend war er für ein halbes Jahr Referendar beim Oberamtsgericht Öhringen. Es folgte die Aufnahme in den württembergischen Staatsdienst, zunächst als Aktuar des Oberamts Neresheim und danach endgültig als Leiter des Kreisgerichtsgefängnisses in Rottenburg am Neckar. Seine Amtsbezeichnung war die eines „Justizrats“. Er blieb auf dieser Position bis zu seiner Pensionierung im November 1871. Anschließend ließ sich Kolb mit seiner Familie in Esslingen nieder und starb dort am 24. Oktober 1875 mit 71 Jahren.

Ludwig Kolb heiratete 1851 im Alter von 45 Jahren die Witwe Karoline Gauss aus Göppingen, eine Tochter des Pfarrers von Faurndau Johann Friedrich Jung. Das Ehepaar hatte eine Tochter Klara, die später als Landschaftsmalerin bekannt wurde.


Kolb als Vedutenzeichner


Kolb begann schon in sehr jungen Jahren mit der Beschäftigung, durch welche er bekannt wurde, nämlich mit der zeichnerischen Aufnahme der von ihm bereisten württembergischen und angrenzenden ausländischen Landesteile Bayrisch-Schwaben und Vorarlberg. Schon als Student (zwischen 1823/24 und 1828) fertigte er auf seinen Wanderungen Skizzen an. So erwanderte er von Mai bis August 1828 die Täler der Schwäbischen Alb. Seine Lieblingsobjekte, welche er zeichnerisch festhielt, waren Städte und Dörfer, Burgen und Schlösser und einzelne Häuser. Dagegen interessierten ihn Personen deutlich weniger. Kolb ist demnach deutlich ein Kind der Romantik, welche sich vornehmlich für alles „Alte“ eingebunden in „romantischer“ Landschaft interessierte.

Seine Technik war die Bleistiftskizze und die Federzeichnung, vereinzelt auch das Aquarell. Einige wenige seiner Ansichten wurden später lithographiert. Erhalten haben sich vornehmlich seine Skizzenbücher und viele einzelne Veduten. Die ältesten Zeichnungen stammen aus dem Jahre 1824, als Kolb 16 Jahre alt war. Erhalten haben sich die Skizzenbücher von 1827 (Band V), 1828/29 (Band VII) und 1831–1834 (Band IX), wogegen vier Fünftel scheinbar untergegangen sind. 1834 endeten offenbar seine zeichnerischen Wanderungen. Letzte Ansichten stammen noch von 1844/45.

Vieler seiner einzelnen Zeichnungen befinden sich heute in den Beständen der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, Sammlung „Pläne und Ansichten“, mittlerweile vollständig digitalisiert (siehe unter Weblinks). Skizzenbücher werden beim Stadtarchiv Ulm[5] (siehe unter Weblinks) und bei einzelnen Privatfamilien aufbewahrt. Die unschätzbare Bedeutung Kolbs ist darin zu sehen, dass er als einer von ganz wenigen Künstlern sich für die relativ unspektakulären Landschaften, Dörfer, Kleinstädte und Burgen seiner Heimat interessierte und der Nachwelt damit die sehr oft einzige historische Ansicht davon hinterließ.


Porträt



Werke in alphabetischer Auflistung


Aufbewahrungsorte LB: Landesbibliothek Stuttgart, Sammlung „Pläne und Ansichten“; StA: Stadtarchiv

Weitere Zeichnungen Ludwig Kolbs befinden sich im Stadtarchiv Ulm a. D., Bestand H (Nachlässe, noch unverzeichnet) (siehe unter Weblinks). Sieben Skizzenbücher sollen sich bei den Nachkommen Ludwig Kolbs, eventuell auch im Firmenarchiv Schachenmayr in Salach, erhalten haben.[7]


Literatur





Einzelnachweise


  1. Paul Fabianek: Folgen der Säkularisierung für die Klöster im Rheinland. Am Beispiel der Klöster Schwarzenbroich und Kornelimünster. Verlag BoD, 2012, ISBN 978-3-8482-1795-3, S. 30.
  2. Ziegler 1983, S. 22.
  3. Peter Hertner: Kolb, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 443 f. (Digitalisat).
  4. Universitätsarchiv Tübingen, Studentenakten 1818–1918, Nr. 23919, stud. iur. aus Aachen, immatrikuliert November 1824, keine Studentenakten vorhanden.
  5. Vgl. Alb-Donau-Kreis 1985, S. 109 u. 198.
  6. Abgedruckt in Schelklingen. Geschichte und Leben einer Stadt. Hrsg. von der Stadt Schelklingen zum 750jährigen Stadtjubiläum 1234–1984. Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1984, S. 187.
  7. Ziegler 1983, S. 23.
Personendaten
NAME Kolb, Ludwig
ALTERNATIVNAMEN Kolb, Jakob Ludwig (vollständiger Name); Kolb, Louis
KURZBESCHREIBUNG deutscher Justizrat in Rottenburg am Neckar und Vedutenzeichner
GEBURTSDATUM 9. Januar 1806
GEBURTSORT Aachen
STERBEDATUM 24. Oktober 1875
STERBEORT Esslingen am Neckar



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