Ludwig Karl Maria Vierthaler (* 16. Januar 1875 in München; † 4. März 1967 in Hannover) war ein deutscher Bildhauer und Hochschullehrer,[1] der zu den bedeutenden hannoverschen Künstlern des 20. Jahrhunderts zählt.
Nach dem Studium an der Kunstgewerbeschule München war Vierthaler zunächst als Kleinplastiker unter anderem zwei Jahre im Atelier von Bruno Paul in Berlin tätig.[1]
1910 erhielt er erste Aufträge aus der Stadt Hannover und deren Umland, wo er seitdem zahlreiche öffentliche und private Bauten künstlerisch ausgestaltete.[1]
1915 wurde er an die Handwerker- und Kunstgewerbeschule Hannover berufen, an der er bis 1937 tätig war.[1]
Unterdessen nahm Vierthaler ab 1920 zusätzlich einen Lehrauftrag für Modellieren an der Technischen Hochschule Hannover wahr, wurde 1921 Mitglied im Hannoverschen Künstlerverein und am 31. Juli 1922 zum Honorarprofessor ernannt.[1]
Seit den 1930er Jahren befand sich sein Atelier in der Villa Kaulbach in der Waterloostraße 1.[1]
Von 1933 bis 1936 war er Mitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes (NSDDB).[2]
1945 initiierte Vierthaler gemeinsam mit Carl Buchheister im Beethovensaal der Stadthalle Hannover[3] die Gründung des Bundes Bildender Künstler für Norddeutschland,[4] dessen erster Vorsitzender er bis 1953 war.[1]
Er organisierte die erste norddeutsche Kunstausstellung in der Nachkriegszeit, die 1946 in den Herrenhäuser Gärten in Hannover ausgerichtet wurde.[1]
1967 starb Ludwig Vierthaler im Alter von 92 Lebensjahren.[3] Er ist auf dem Stadtfriedhof Engesohde bestattet.[1]
Unmarkierte Grabstelle von Ludwig Vierthaler auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover
Ehrungen
Für seine Werke, die bis heute das Stadtbild Hannovers prägen, erhielt Ludwig Vierthaler zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem:[1]
1977 wurde der 1966 angelegte Arthur-Menge-Weg, ein Spazierweg zwischen dem Rudolf-von-Bennigsen-Ufer und der Hildesheimer Straße, in Vierthalerweg umbenannt.[1]
Der Vierthalerteich nahe dem Maschsee erinnert an den hannoverschen Künstler.[5]
Werke
Hannover
Plastik FabeltierAnfang der 2020er Jahre abgebrochene Bauplastik in der DürerstraßeKnabe mit Fisch auf der Weltkugel in Gehrden
1911 circa:[3] Ausgestaltung der Bahlsen-Keksfabrik[1]
1913/14 circa: plastischer Schmuck am heutigen Altbau des Niedersächsischen Sparkassen- und Giroverbands, Schiffgraben 6[3]
1920er Jahre circa: Kinderbrunnen; Brunnensäule aus Majolika auf dem de-Haen-Platz in der List, 1952 abgebrochen[3]
1922: Umbau des Cafés im Hansa-Haus zur Schalterhalle der Girobank-Zentrale durch die Brüder Siebrecht; in der eindrucksvollen Innenausgestaltung lieferte Vierthaler expressionistische Details[3]
um 1927:
abstrakte und stilisierende Bauplastik am Kurierhaus, Georgstraße 52[3]
möglicherweise von Vierthaler: die Reliefs am Kaufhaus am Küchengarten[7]
„1929 von Vogelsang“ gehauene Skulptur Mädchen mit Fischen nach Vierthalers Entwurf, Ricklingen, Friedrich-Ebert-Platz[8]
Fabeltier westlich der heutigen Bernadotte-Allee[3] in der Eilenriede (1931; rekonstruiert 1951)[1]
um 1936/37: geschosshoher Relieffries am dreiteiligen Säulenportal der Kurt-Schumacher-Kaserne, Hans-Böckler-Allee 18[3]
um 1937: Bauplastik für das von Karl Siebrecht entworfene Gebäude der Sparkasse des Landkreises Hannover, Wilhelmstraße 2 Ecke Hildesheimer Straße an der Einmündung der Höltystraße[10]
Portal des Ernst-Grote-Hauses, Breite Straße 10 (1949)[1]
um 1949: Bauplastiken in der Dürerstraße in der Südstadt,[11]
1950/51: abstrakt stylisierter Schmuck der Fenster-Rahmungen am Bahlsen-Haus[3]
1976 wurde Vierthalers „Rosenjunge“ im Stadtpark Hannover aufgestellt.[3]
Gebrauchskunst
Seine kunstgewerblichen Entwürfe, etwa für verschiedenartige Leuchter, Lampen und Blumenschalen, ließ Ludwig Vierthaler in den 1920er Jahren insbesondere in der Metallkunst Herrenhausen (ab 1923: Metallkunst Aktiengesellschaft Hannover[12]) produzieren, so beispielsweise
um 1920: achteckige Deckenleuchte in Pyramidenform mit reliefartigen Ornamenten auf dem Metallrand;[13]
um 1921:
gegossener Messingleuchter mit dem Monogramm „LV“, facettierter Standfuß, Schaft als expressive Darstellung einer Art-Déco-Figur, drei Arme mit Kerzen-Tüllen tragend, Höhe 39,5 cm[14]
Blumenschale mit drei männlichen, knienden Trägerfiguren als Standfüße[15]
Literatur
Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 10, S. 207.
Vierthaler, Ludwig. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band34: Urliens–Vzal. E. A. Seemann, Leipzig 1940, S.341.
Ehrtfried Böhm (Texte), Reinhold Lessmann (Fotos): Neue Plastik in Hannover. Kunstsinn, Mäzenatentum, Urbane Ästhetik. Ein Beispiel im Spiegel zweier Jahrzehnte. Steinbock-Verlag, Hannover 1967, S. 84 und öfter.
Ludwig Zerull: Kunst ohne Dach. Skulpturen und Objekte im Stadtbild Hannovers. Schäfer, Hannover 1992, ISBN 3-88746-278-5, S. 192
Helga Hilschenz (wissenschaftli. Mitarb.), Bernd Fritz (Bearb.): Vierthaler, Ludwig, in dies.: Rosenthal, hundert Jahre Porzellan. Ausstellung, Kestner-Museum, Hannover, Begleitschrift und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 29. April bis 13. Juni 1982 im Kestner-Museum Hannover, sowie vom 20. Juni bis 15. August 1982 im Focke-Museum in Bremen und vom 10. September bis 31. Oktober 1982 im Kunstgewerbemuseum Köln im Overstolzenhaus, hrsg. für das Kestner-Museum, Hannover, Stuttgart: Union-Verlag, 1982, ISBN 978-3-8139-5604-7 und ISBN 3-8139-5604-0, S. 200f. u.ö.
Klaus Mlynek und andere: Vierthaler. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 36, 47, 76, 80, 109, 113, 250, 334, 365 u.ö., bes. S. 370. (Leseprobe, books.google.de).
Klaus Mlynek und andere: Vierthaler. In: Hannover Chronik. S. 157, 170, 202, 252, 258, 261 und öfter. (eingeschränkte Ansicht, books.google.de).
Helmut Knocke, Hugo Thielen: Vierthaler. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon. S. 38ff., 75f., 84, 95, 100f., 103, 121f., 133, 192, 205, 228f., 231.
Hugo Thielen: Vierthaler, Ludwig. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u.a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 643.
Paul Trommsdorff: Der Lehrkörper der Technischen Hochschule Hannover 1831–1931. Hannover 1931, S. 110.
Nikolai Stula: Ludwig Vierthaler (1875–1967). Leben und Werk. Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1998.
Martina Staats: Erste Schritte zur Gestaltung der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Der Ort und die Akteure 1945/1946. In: Bergen-Belsen. Neue Forschungen, hrsg. von Habbo Knoch und Thomas Rahe, Göttingen: Wallstein-Verlag, 2014.
Graham Dry: Ludwig Vierthaler in: K. B. Hiesinger (Hrsg.): Die Meister des Münchner Jugendstils, München, 1988, S. 164–5.
Hugo Thielen: Vierthaler, Ludwig Karl Maria, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 370
Michael Jung: "Voll Begeisterung schlagen unsere Herzen zum Führer", 2013, S. 237.
Helmut Knocke, Hugo Thielen: Stichwort Vierthaler, in: Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon, Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, Springe: zu Klampen, 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, passim
Waldemar R. Röhrbein: Die Museen haben es schwer. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Geschichte der Stadt Hannover, Band 2, Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. (unter Mitarbeit von Dieter Brosius, Carl-Hans Hauptmeyer, Siegfried Müller und Helmut Plath) Schlütersche, Hannover 1994, ISBN 3-87706-364-0, S. 640 (eingeschränkte Ansicht, books.google.de).
Dagmar Brand: Wintergärten IV / Utopia - Gärten der Zukunft. Kunstaktion in der Güntherstraße - Döhrener Turm - Vierthalerteich, Begleitschrift zu gleichnamigen Ausstellung vom 2. November 2008 bis 28. Februar 2009, passim
Klaus Mlynek: Emmich, Otto von, in: Stadtlexikon Hannover, S. 160
Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Gebäude am Küchengartenplatz. In: Stadt Hannover, Teil 2. ( =Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Band 10.2.) Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1985, ISBN 3-528-06208-8, S.134; sowie Linden-Mitte im Addendum: Verzeichnis der Baudenkmale gem. §4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1.Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S.21f.
Helmut Zimmermann: Mädchen mit Fischen, in ders.: Hannover in der Tasche. Bauten und Denkmäler vonA bisZ. Heinr. Feesche Verlag, Hannover 1988, ISBN 3-87223-046-8, S. 74.
Hugo Thielen: Vierthaler, Ludwig Karl Maria, in: Stadtlexikon Hannover, S. 643
Deutsche Bauzeitung, Band 74, Teil 1, Deutsche Verlagsanstalt, 1940, S. 164; Google-Bücher
Dirk Schumann: S31 / Südstadt / Krausenstraße 40, 40A 41, 42, 43 / Dürerstraße 1–10 / Seilerstraße 18, 20, 22 (25, 26, 27, 28), in ders.: Architektur und Bauplastik in Hannover zwischen den Weltkriegen, Dissertation, Erstprüfer und Doktorvater: Cord Meckseper; Zweitprüfer: Günther Kokkelink, Institut für Bau- und Kunstgeschichte, Fachbereich Architektur der Universität Hannover, Hannover 1993, S. 382–383
Hanseatisches Sammlerkontor für Historische Wertpapiere: Metallkunst AG Hannover, Aktie von 1923
Auktionshaus Mehlis: Ludwig Vierthaler, Leuchter (Mementodes Originals vom 3. Mai 2016 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mehlis.eu, um 1921
Auktionshaus Zezschwitz: Ludwig Vierthaler: Große Blumenschale, 1921@1@2Vorlage:Toter Link/www.von-zezschwitz.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche inWebarchiven)Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии