art.wikisort.org - Künstler

Search / Calendar

Manfred Kiedorf (* 21. Oktober 1936 in Berlin; † 1. Januar 2015 ebenda[1]) war ein deutscher Bühnenbildner, Illustrator und Miniaturist. Seit den 1950er Jahren schuf er gemeinsam mit Gerhard Bätz Rokoko-Miniaturen,[2] die heute in der Ausstellung Rococo en miniature präsentiert werden.

Manfred Kiedorf (etwa 1952)
Manfred Kiedorf (etwa 1952)

Leben


Manfred Kiedorf als Gast seines Berliner Stammlokals Van Speyck/Pieper im Jahr 2010
Manfred Kiedorf als Gast seines Berliner Stammlokals Van Speyck/Pieper im Jahr 2010

Manfred Kiedorf wurde über Berlin in einer Ju 52 geboren und nach der Landung in Berlin-Tempelhof im St.-Josef-Krankenhaus abgenabelt. Er wuchs als Nachzügler zweier Geschwister – Ursula und Günter – auf. Ihr Vater Karl Paul Kiedorf (* 1901 Thorn/Westpreußen; † 1949 Sonneberg) war Postbeamter und im Zweiten Weltkrieg mit Aufbau und Betrieb einer Feldpostzentrale auf Schloss Liebenstädt bei Posen betraut. Im Februar 1945 kehrte die Familie – die Mutter Hertha ist Urberlinerin – nach Berlin-Mariendorf zurück. Ein Jahr später beorderte die Oberpostdirektion den aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Vater nach Stützerbach, später nach Neuhaus am Rennweg und Sonneberg. Von Kiedorfs Kinder-Zeichnungen beeindruckt, räumte der ansässige Tier- und Pflanzenmaler Engelbert Schoner dem gerade Zwölfjährigen einige Vitrinen in seiner Personalausstellung in Neuhaus ein. Nachdem der Vater im Februar 1949 mit 49 Jahren starb, begann Manfred Kiedorf eine Lehre als Werkzeugmacher in der Porzellanfabrik Neuhaus-Schierschnitz, machte eine Ausbildung zum Filmvorführer und später in Sonneberg von 1951 bis 1953 als Gebrauchswerber bei der HO, wo er in der Handelsschule Gerhard Bätz und die spätere Puppengestalterin Christa Mann kennenlernte. 1955/1956 arbeitete er zusammen mit Bätz in Erfurt und Weimar, wo sie in der Belvederer Allee 13 im ehemaligen Atelier von Christian Rohlfs campierten. Vorbild und Inspiration für sein bildnerisches Schaffen gaben zu dieser Zeit die hier ansässigen Künstler Alexander von Szpinger, Otto Paetz und Alfred Ahner, aber auch Schriftsteller wie Klaus Herrmann, Johannes Nohl und Dora Wentscher.

Von 1957 bis 1960 studierte er an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Bühnenbild bei Heinrich Kilger und Grafik bei Ernst Rudolf Vogenauer. Nach dem Studium arbeitete er unter der Ausstattungsleitung von Hainer Hill als Bühnenbildner und Bühnenmodellbauer an der Staatsoper Unter den Linden sowie als Szenenbildner für den Deutschen Fernsehfunk. Am 14. August 1961 kam er zu Hannes Hegens Mosaik-Kollektiv, wo er als Zeichner arbeitete sowie Modelle baute, die als räumliche Zeichenvorlagen dienten. Kiedorf entwarf die rübenförmige Burg des Ritter Runkel und zeichnete wochenlang an der Vogelschau auf das historische Venedig, wo auch die Kiedorfsche Kreation von Runkels Burgen-Schiff zum Einsatz kam. Im Juni 1965 machte er sich selbstständig und arbeitete für die DEMUSA (Deutsche Musikinstrumenten- und Spielwaren Außenhandelsgesellschaft mbH Berlin), im Auftrag von Dr. Fritz Kunter für das Museum für Deutsche Geschichte in Berlin, sowie für das Berliner Maxim-Gorki-Theater und die Volksbühne Berlin. Für den Ministerrat der DDR gestaltete Manfred Kiedorf 1965 die Medaille für Verdienste im Brandschutz, welche ab 1968 offiziell verliehen wurde. 1967 zieht er in ein Bauernhaus in Neumanschnow ein, welches er später nach der gescheiterten ersten Ehe von einem Traktoristen mit einem Raupenschlepper zusammenschieben lässt.

1970 wurde er als Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR aufgenommen – seine Bürgen waren Alfred Ahner und Horst Jährling – und war danach freischaffend als Zeichner und Illustrator tätig, arbeitete als Modellbauer für das Armeefilmstudio der Nationalen Volksarmee und als Museumsgestalter u. a. für Dioramen auf Schloss Branitz, auf Burg Falkenstein (Harz), Festung Königstein und für das Postmuseum der DDR (Modell einer Poststation von 1820, Maßstab 1:50, 1973). Zwei Mal – Mitte der 70er Jahre sowie 1980 bis 1983 – verbüßte Manfred Kiedorf in Angelegenheiten ausbleibender Unterhaltszahlungen Freiheitsstrafen im Haftlager StVE (Strafvollzugs-Einrichtung) Schwarze Pumpe – insgesamt fünf Jahre. Manfred Kiedorf residierte in zahlreichen, heute überwiegend nicht mehr existierenden Ostberliner Lokalen, dazu gehörten vor allem das Pressecafé (Friedrichstraße 101/102); Die Möwe (Luisenstraße 18); das Espresso im Lindencorso (Unter den Linden 17), das Posthorn, genannt Tute (Rathausstraße 3); das Espresso am Fernsehturm am Alexanderplatz; das Café Scala (Schönhauser Allee 80); das Wiener Café (Schönhauser Allee 68); Fengler (Lychener Straße 11); das Lampion, (Knaackstraße 54); das Pieper (Sredzkistraße 44) sowie das Lokal (Knaackstraße 94). Ende Februar des Jahres 2000 verliert Manfred Kiedorf in Folge eines Schlaganfalls das Sehvermögen auf dem linken Auge komplett und damit das räumliche Sehen überhaupt.

Als Kiedorfs Lebenswerk gelten die im Laufe von über 50 Jahren zusammen mit seinem Freund Gerhard Bätz geschaffenen Phantasiereiche der Schlösser der gepriesenen Insel. Dieses im Jahre 2006 vom Thüringer Landesmuseum Heidecksburg in Rudolstadt angekaufte Gesamtkunstwerk wird seit 2007 in den restaurierten Räumen der ehemaligen Hofküche des Schlosses präsentiert.[3] Hier sind auch ausgewählte Stücke der über 3.000 handschriftlichen, mit Skizzen und Bauzeichnungen versehenen Briefe aus der über ein halbes Jahrhundert laufenden Korrespondenz der beiden Künstler zugänglich gemacht, welche 1999 von Lieselotte Baumberg, Sonneberg, für den Zeitraum 1957 bis 1994 thematisch aufgearbeitet wurde.[4] Mit der am 21. September 2010 in Rudolstadt erteilten Ritterpromotion Chevalier de la noble passion du château Heidecksburg wurden Gerhard Bätz und Manfred Kiedorf alle Ehren, Privilegien und Titel eines Ritters der edlen und adeligen Neigung verliehen.[5] Die öffentliche Resonanz der Ausstellung auf Schloss Heidecksburg ist außergewöhnlich, im Jahr 2014 wurde der 200.000. Besucher begrüßt, im August 2015 erklärt Direktor Lutz Unbehaun, dass bald die 300.000er Grenze erreicht sein wird.

Manfred und Roswitha Kiedorfs Grabstätte auf dem Friedhof II der Sophiengemeinde in Berlin mit der von ihm gewünschten Figur – einer Hebe,  in der griechischen Mythologie Mundschenk der Götter
Manfred und Roswitha Kiedorfs Grabstätte auf dem Friedhof II der Sophiengemeinde in Berlin mit der von ihm gewünschten Figur – einer Hebe, in der griechischen Mythologie Mundschenk der Götter

Manfred Kiedorf war zwei Mal verheiratet (1959/ 1985) und ist Vater von sieben Kindern – Andreas Manfred (* 1960), Fabian Herbert Stefan (* 1961), Peter Matthias (* 1961), Peter-Christian (* 1963), Bettina-Ulrike (* 1964), Ulrich (1969–1969) und Henriette Karoline (* 1973).

Manfred Kiedorf – einer der letzten deutschen Bohemiens des 20. Jahrhunderts – starb am Morgen des 1. Januar 2015 in einem Seniorenheim in Berlin-Frohnau[1][6] und wurde am 20. Januar 2015 auf dem Friedhof II der Sophiengemeinde in Berlin-Mitte (Grabstätte I-13-13) beigesetzt.[7] Roswitha Kiedorf (geborene Spaller, geschiedene Hoepp * 1942, Woldegk), seine zweite Ehefrau, verstarb am 20. April 2016 in einem Berliner Seniorenheim und wurde im Grab ihres Ehemannes beigesetzt.


Gestalterische Tätigkeit im Bereich der angewandten Kunst (Auswahl)



Bücher im Eigenverlag


Anfang der 1990er Jahre entdeckte Kiedorf die Karikatur als alte Leidenschaft wieder, die er in limitierten Auflagen von meist 100 nummerierten Exemplaren verlegte. Die Berliner Buchbinder Klaus Kindling und vor allem Markus Rottmann haben diese in der Regel etwa 50-seitigen Werke im Oktavformat mit Marmorpapier-Einbänden herausgebracht. Erschienen sind:


Ausstellungen



Literatur



Film- und Fernsehdokumentationen



Radiosendungen




Commons: Manfred Kiedorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Schöpfer von Rococo en miniature ist tot. (Memento vom 3. Januar 2015 im Internet Archive) rudolstadt-lokal.de, 2. Januar 2015.
  2. Peter Juppenlatz: Rokokolores für zwei. In: Stern, H. 12, 16. März 2000, S. 202.
  3. Thüringer Landesmuseum Heidecksburg: Die Ausstellung in der ehemaligen Hofküche der Heidecksburg. Abgerufen am 13. November 2019.
  4. Lieselotte Baumberg: Briefwechsel Gerhard Bätz – Manfred Kiedorf. Exzerpte 1957 bis 1994., Sonneberg 1999.
  5. Matthias Thalheim: Kleinodien einer Rückwärtsutopie. In: Neues Deutschland, 13. August 2015.
  6. Lena Kappei in Berliner Zeitung, 13. Januar 2015, S. 10.
  7. Christoph Dieckmann: Graf Kiedorfs Rococolores. In: Die Zeit Sachsen, 22. Januar 2015, S. 13.
Personendaten
NAME Kiedorf, Manfred
KURZBESCHREIBUNG deutscher Bühnenbildner, Illustrator und Miniaturist
GEBURTSDATUM 21. Oktober 1936
GEBURTSORT Berlin
STERBEDATUM 1. Januar 2015
STERBEORT Berlin



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии