Meister Tilman von Köln ist einer der wenigen durch Urkunden belegten Schnitzer und Bildhauer des ausgehenden 15. Jahrhunderts; er schuf wohl mit seiner Kölner Werkstatt eine Vielzahl an Skulpturen, die vor allem in und um Köln zu finden sind.
Statue des Heiligen Christophorus im Kölner DomHeilige drei Könige, Museum Schnütgen
Forschungsstand
Meister Tilman wurde bis in die 1970er Jahre mit dem Steinmetz Tilman van der Burch gleichgesetzt.[1] Er wird inzwischen jedoch in den neuesten Zuschreibungen meist mit Tilman Heysacker genannt Krayndunck identifiziert.[2][3][4] Meister Tilman, der wahrscheinlich bei dem Holzschnitzer Meister Arndt in Kalkar († 1492, auch Arnt und Arndt von Zwolle) gelernt hatte,[5] war nach dokumentierten Aufträgen von etwa 1475 bis 1515 in Köln tätig. „1487 erhielt Meister Tilman den Auftrag für die Grabfiguren des Grafen Gerhard II. von Sayn und seiner Ehefrau Elisabeth von Sierck in der Klosterkirche Marienstatt im Westerwald, 1505 arbeitete er an einem Altarretabel für die Weseler Kalvarienbergkapelle (jetzt in St.Martini) und 1509/10 schuf er eine Apostelfolge in der Pfarrkirche von Siegburg. Diese drei archivalisch für Tilman belegten und erhaltenen Werkkomplexe unterschiedlicher Stilstufen bilden das tragfähige Gerüst für zahlreiche Zuschreibungen weiterer, um 1475 einsetzender Werke auf stilkritischem Wege“.[6] Seine Werkstatt war damals wohl die führende Kölner Bildschnitzerwerkstatt, die auch in der Region von Wesel bis zur Mosel und bis nach Dortmund ihre Figuren lieferte.[7]
Zuschreibungen
Pietà St. Severin, HermülheimKreuzigungsgruppe St. Severin (Hermülheim)
Erzengel Michael und Statue des Christophorus in St. Andreas (Köln)
Johannes der Täufer, drei fast lebensgroße Königsfiguren (Inv. A 861 a-c), zwei Engel (1530) (Kat. 132–135, 140 u. 141), ein Schmerzensmann (Inv. A 820) im Museum Schnütgen
Kölner Umland
Pietà und Kreuzigungsgruppe in St. Severin (Hermülheim)[8]
Kruzifix in Bliesheim, Ursprünglich zur Ausstattung der Stiftskirche St. Maria ad Gradus (Köln) in Köln gehörig, die Bliesheim als Unterherrschaft bis zur Säkularisation 1803 besaß.[9] Kopie an der Ecke Frankenstraße / Merowingerstraße; Original jetzt im Vorraum von St. Lambertus[10][11]
Sechs Apostelfiguren (von acht) in St. Servatius (Siegburg)
Figurengruppe "Heiliges Grab" in St. Johann Baptist (Bad Honnef)
Doppelgrabmal des Grafen Gerhard II. von Sayn († 1493) und seiner Gemahlin Elisabeth von Sierck († 1484): Zwei Holzfiguren mit vergesetzten Engelfiguren, Abtei Marienstatt[13] Tilman erhielt den Auftrag 1487[14]
Annaaltar: Schnitzaltar in der Apsis des südlichen Seitenschiffs der Propsteikirche St. Kornelius, Kornelimünster[15]
Hölzernes Kruzifix in St. Patricius (Eitorf)
Außerhalb des Kölner Raums
Stehende Mutter Gottes, Maria-Magdalenenkirche (Lübeck)
Stiftspatrone Cosmas und Damian im Chorraum des Essener Münsters[16]
Figurengruppe "Grablegung Christi" an der südlichen Außenwand des Essener Münsters. Die Figuren weisen eine große Ähnlichkeiten mit denen in St. Johann Baptist, Bad Honnef, auf.[17]
Madonna mit Kind in der Propsteikirche St. Johannes Baptist, Dortmund
Einzelnachweise
Hans Peter Hilger: Der Meister des hl. Christophorus im Dom zu Köln. In: Kölner Domblatt. Jahrbuch des Zentral-Dombauvereins. 27. Folge, 1967.
Gunter Fabian: Kruzifix von Tilman. Neue Funde zum Werk und zur Person eines Kölnischen Bildschnitzers. In: Kölner Domblatt. Jahrbuch des Zentral-Dombauvereins. 42. Folge, 1977, S. 267–276.
Miriam Szőcs: Christus am Kreuz mit Maria und Johannes dem Evangelisten (ehem. Kreuzigungsgruppe). In: Dagmar Täube, Miriam Verena Fleck (Hrsg.): Glanz und Größe des Mittelalters. Kölner Meisterwerke aus den großen Sammlungen der Welt. ISBN 978-3-7774-4531-1, S. 370–372.
Henri L.M. Defoer: Middeleeuwse beelden op huis Bergh. (PDF; 740kB) S. 4 und Fußnote ix S. 11 („Meester Tilman is waarschijnlijk identiek met ‘Tilman Heysacker gnant Krayendunck’, die meerdere malen in de Keulse archieven wordt genoemd. In sommige documenten wordt hij als ‘Tilman bildensnider’, ‘bijldensnijder’ of ‘bildensnijder’ aangeduid“)
Dirk Strohmann: Eine spätmittelalterliche Madonna aus der Werkstatt des Kölner Bildschnitzers Meister Tilman in Wilnsdorf, In: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe. 1/08, S. 12–15. (online s.u.)
Gruppe bei kreis.aw.de (Mementodes Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kreis.aw-online.de
Chorraum.@1@2Vorlage:Toter Link/www.dom-essen.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche inWebarchiven)Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei: dom-essen.de
Markus Maisel, "Sepulchrum domini" Studien zur Ikonographie und Funktion großplastischer Grablegungsgruppen am Mittelrhein und im Rheinland, Mainz 2002, S. 171ff,
Holger Kempkens: Meister Tilman und der Schnitzaltar von St. Kunibert in Köln. In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch. vol. 58 (1997) S. 31–73.
Reinhard Karrenbrock: Kölner Bildschnitzerwerkstätten des späten Mittelalters (1400–1540). Zum Forschungsstand. In: Museum Schnütgen: Die Holzskulpturen des Mittelalters. Band II: 1400 bis 1540. Teil 1: Köln, Westfalen, Norddeutschland. Bearb. von Reinhard Karrenbrock. Köln 2001, S. 9–80, besonders S. 28–52.
Niklas Gliesmann: Gotische Skulptur in Köln – von den Parlern bis zu Tilmans Erben. In: Glanz und Größe des Mittelalters. Kölner Meisterwerke aus den großen Sammlungen der Welt. Hirmer, München 2011, ISBN 978-3-7774-4531-1, S. 151–153.
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