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Als Meister der Lorcher Kreuztragung wird ein mittelalterlicher Künstler bezeichnet, der am Mittelrhein um 1410 eine Terrakottagruppe der Kreuztragung geschaffen hat. Das für eine Pfarrkirche St. Martin in Lorch geschaffene Werk gab diesem Meister seinen Notnamen. Es zählt zu den bedeutendsten spätmittelalterlichen Bildwerken aus Terrakotta nördlich der Alpen, einem in dieser Zeit nicht gewöhnlich zu findenden Werkstoff in dieser Region.[1]

Lorcher Kreuztragung, Zeichnung nach einem Stich von 1837
Lorcher Kreuztragung, Zeichnung nach einem Stich von 1837
Lorcher Kreuztragung Aufnahme um 1900
Lorcher Kreuztragung Aufnahme um 1900
Heutiger Zustand der Lorcher Kreuztragung / Bode-Museum Berlin
Heutiger Zustand der Lorcher Kreuztragung / Bode-Museum Berlin

Die Lorcher Kreuztragung befindet sich heute im Bode-Museum in Berlin. Die Gruppe besteht aus mehr als einem Dutzend Einzelfiguren. Im 19. Jahrhundert wurde ein Maßwerkschrein als Gehäuse für die gebrannten Tonfiguren rekonstruiert und der Maßwerkfries nach originalem Vorbild ergänzt.


Stil und Bedeutung


Der Meister der Lorcher Kreuztragung zeigt durch seine lebensnahe Darstellung der Figuren den spätgotischen Realismus, wie er schon zuvor bei niederländischen Gemälden zu finden ist. Sein Werk zeigt die Entwicklung ausgehend von der traditionellen idealisierenden Stilisierung hin zu genauester Naturbeobachtung.[2] Wie auch besonders in der zeitgenössischen Malerei seiner Epoche wird so auch im Bereich der Skulptur im Zentrum Europas erkennbar, dass durch Naturstudien neue Erkenntnis über die Beschaffenheit der Umwelt gesucht wird, auch wenn die Werke weiter in den überlieferten Religionsvorstellungen verwurzelt bleiben. Die Beobachtungsgabe des Meisters der Lorcher Kreuztragung zeigt sich z. B. in den genauen Proportionen seiner Figuren[3] und seiner naturnahen Wiedergabe des menschlichen Körpers allgemein. Seine Arbeiten gelten als überragende Werke der mittelrheinischen Tonplastik.[4] Auch ist es Anlass zur kunsthistorischen Diskussion, inwieweit die am Mittelrhein entstehende Kunstlandschaft einen eigenständigen Stil entwickelt und inwieweit Anregungen aus Skulptur und Malerei anderer Kunstzentren von Köln bis hin zu den Niederlanden oder Frankreich übernommen werden.[5]


Werke (Auswahl)



Literatur



Einzelnachweise


  1. „Plastik“. In: Fischer Lexikon Bildende Kunst, Band 2. Online aufgerufen Februar 2010 @1@2Vorlage:Toter Link/www.artefacti.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Vgl. dazu Städel Museum (Hrsg.): Im Städel Museum: Herausragende Werke des Hessischen Landesmuseums Darmstadt - Niederlande und Deutschland. Ein Dialog im 15. Jahrhundert, Presseinformation Frankfurt 16. Oktober 2007 und die dort beschriebene Ausstellung „Niederlande und Deutschland: Ein Dialog im 15. Jahrhundert“ von Oktober 2007 bis Februar 2008 im Städel
  3. s. dazu R. Herrlinger: Körperproportionen im XIV. Jahrhundert. In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 14. Bd., (1949), S. 157–162
  4. O. Kerber: Die Kunstgeschichte an der Universität Gießen – Die Anfänge unter Hugo von Ritgen Festschrift zur 350-Jahr-Feier. Gießen 1957
  5. Vgl. zu dieser Entwicklungsfrage z. B. M. Woelk (Hrsg.): Bildwerke vom 9. bis zum 16. Jahrhundert aus Stein, Holz und Ton im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Bestandskatalog. Stuttgart 2000



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