Moritz Götze (* 26. Juli 1964 in Halle (Saale)) ist ein zeitgenössischer deutscher Maler, Grafiker, Email- und Objektkünstler.
Moritz Götze (zweiter von links) 2018 im Kulturzentrum Faust in Hannover;
mit Harro Schmidt (links), einer Freundin und Rüdiger Giebler
Leben
Moritz Götze wurde als Sohn von Wasja und Inge Götze geboren und absolvierte in den Jahren 1981 bis 1983 eine Lehre als Möbeltischler, bevor er sich als Gitarrist und Sänger in Bands wie „Größenwahn“ engagierte (1981–1985) und oppositionelle Punk-Festivals organisierte.
Von 1985 bis 1995 betrieb er eine Grafikwerkstatt, in der zahlreiche Plakate und Siebdrucke nach eigenen und fremden Entwürfen entstanden. Die Wende von 1989 erlebte er als „Zeuge und Medium eines historischen Prozesses... Das Leben als professioneller Künstler begann für Moritz Götze hingegen mit allen Glücksmomenten entfesselter Freiheit…“ (Paul Kaiser). 1991 bis 1994 übernahm Götze einen Lehrauftrag für Serigrafie (Siebdruck) an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein und 1994 eine Gastprofessur an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris.
Götze gründete mit Peter Gerlach 2006 in Halle den Hasenverlag, der sich der Aufarbeitung regionaler und kulturgeschichtlicher Themen annimmt.[1]
Moritz Götze ist verheiratet mit Grita Götze.
Werk
Moritz Götze ist ein Künstler der Erzählungen und der Mythen. Sein Repertoire ist außerordentlich reich. Schon zeitig machte der Autodidakt durch surreal verstrickte Drucke und Bilder auf sich aufmerksam. Wortfetzen und punkig-ungelenke Figuren belebten fiktive Räume, Sehnsuchtslandschaften und maritime Motive.[2]
In den Jahren von 1990 bis 1994 schlugen sich in den Siebdruckmappen Einflüsse aus Pop Art, Comic und mittelalterlicher Buchillustration nieder.[3] Daneben widmete der Künstler sich der Zeichnung und der Malerei. Die verwendeten Primärfarben, die klaren Kompositionen und die statuarisch-appellative Formsprache suggerieren Simplizität, aber ausgefeilte Assoziationsketten und raffinierte Codes erzeugen gleichzeitig ausgesprochene Vielschichtigkeit und Tiefe.[4]
Collage, Assemblage, Email und Keramik bereicherten Götzes Ausdrucksmöglichkeiten. Seit 1990 wuchsen die Formate der Arbeiten, die Siebdrucke wurden mehrteilig (The little Dog). 1995 bemalte er drei Prismenwände mit großformatigen Wandelbildern (It’s a new day). 1994–95 entstanden die fünf Stockwerke umlaufenden keramischen Mosaiken im Lichthof des Leipziger Messehauses „Speck’s Hof“.
In den Folgejahren bis etwa 2000 wandte Götze sich Alltagsthemen und politischen Themen zu. Er schuf Reklametafeln aus Emaille für fiktive, nicht existierende Produkte (Orlando, Mono, Seewasserdose) und benutzte das Material auch zu großflächigen Wandgestaltungen im Berliner Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und im Arbeitsamt in Halle. Seine Serie „re:realismus“ beschäftigt sich mit dem sozialistischen Realismus und dem Phänomen der „Ostalgie“ (Am Schaltpult. Nach Willi Sitte, Parteidiskussion. Nach Willi Neubert). Die großformatigen Arbeiten Wo die Sonne aufgeht und Der Durchmarsch gelten historischen Begebenheiten aus der Zeit der Reichseinigung und dem Status der deutschen Gesellschaft. Das Gemälde Rokoko lässt einen Überschalljäger in eine vereiste Idylle einbrechen und Im Zimmer verteidigt eine Gruppe Europäer in Kolonialtracht verzweifelt eine letzte Bastion.[5]
Moritz Götze
In den Jahren 2006/07 entwarf Götze mit der aus insgesamt etwa 700 Teilen bestehenden Emailkomposition Victoria ein Panorama der Moderne, durchzogen von geschichtlichen Ereignissen und Visionen künftigen Geschehens. Im Rahmen der Ausstellung zum 200. Todestag von Luise von Mecklenburg-Strelitz wurden drei große Skulpturen des Künstlers nach Motiven von Johann Gottfried Schadow vor dem Schloss Charlottenburg aufgestellt.[6]
Werkauswahl
Mond in Aschersleben
Großformatige Arbeiten, Mosaik, Email
1994: Mosaiken, Keramik, Messehaus Specks Hof in Leipzig
1995: It’s a new day, großformatige Wandelbilder auf Prismenwänden
2000: Wandgestaltung, Email, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Berlin
Für die Künstler Rüdiger Giebler und Moritz Götze handelt es sich bei dem von Thomas Mann in seinem Werk Doktor Faustus beschriebenen imaginären Ort Kaisersaschern um Pobles; ihre gemeinsame weltweite „Grand Tour“-Ausstellung trägt den Zusatz „Made in Kaisersaschern“.[11][12]
Literatur (Auswahl)
Moritz Götze – Deutsche Kunst, Katalog zur Ausstellung Neue Welten in der Galerie Rothamel Frankfurt und im Rourke Art Gallery Museum, Moorhead, USA, Halle/Saale: Hasenverlag GmbH 2012. ISBN 978-3-939468-66-0
Moritz Götze – Schönheit und Untergang, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Ostholstein-Museum, dem Deutschen Generalkonsulat in New York und der Galerie Rothamel, Halle/Saale: Hasenverlag GmbH 2013. ISBN 978-3-939468-97-4
Moritz Götze – Arbeiten auf Papier, Katalog zur Ausstellung Moritz Götze – Wanderungen in der Kulturkirche Neuruppin, Halle/Saale: Hasenverlag GmbH 2014. ISBN 978-3-939468-82-0
Moritz Götze – Lebenszeichen, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Kunstverein Ulm, in der Galerie alte Schule in Ahrenshoop und der Galerie Rothamel, Mitteldeutscher Verlag, Halle 2021. ISBN 978-3-96311-589-9.
Internetseite (Mementodes Originals vom 18. Mai 2015 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.halle-liest.de halle-liest.de
vgl. Hoge, Kristina: Der Geschichte(n)erzähler, in: Moritz Götze – Deutsche Kunst, Katalog zur Ausstellung Neue Welten in der Galerie Rothamel Frankfurt und im Rourke Art Gallery Museum, Moorhead, USA, Halle/Saale: Hasenverlag GmbH 2012, S. 5–50.
Rothamel, Jörk: Moritz Götze – Wanderungen, in: Moritz Götze – Arbeiten auf Papier, Katalog zur Ausstellung Moritz Götze – Wanderungen in der Kulturkirche Neuruppin, Halle/Saale: Hasenverlag GmbH 2014, S. 7–19, S. 14–15.
vgl. Freitag, Michael: Entewigen oder keinerlei Graustufen, in: Moritz Götze – Deutsche Kunst, S. 53–93.
Rothamel, Jörk: Weltall Erde Mensch, in: Moritz Götze – Deutsche Kunst, S. 95–135, S. 99.
Internetseite (Mementodes Originals vom 25. August 2010 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kunstblogbuch.de kunstblogbuch.de
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