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Otto Ubbelohde (* 5. Januar 1867 in Marburg an der Lahn; † 8. Mai 1922[1] in Goßfelden) war ein deutscher Maler, Radierer und Illustrator.[2] Teile seines Werkes werden dem Jugendstil zugeordnet.

Bildnis Otto Ubbelohdes, ca. 1910 von Richard Winckel (1870–1941)
Bildnis Otto Ubbelohdes, ca. 1910 von Richard Winckel (1870–1941)
Otto und Hanna Ubbelohde 1906
Otto und Hanna Ubbelohde 1906
Porträtfoto, ca. 1915
Porträtfoto, ca. 1915
Selbstbildnis, Bleistift 1917
Selbstbildnis, Bleistift 1917
Porträtfoto des 17-jährigen Schülers
Porträtfoto des 17-jährigen Schülers
Selbstdarstellung, Federzeichnung 1914
Selbstdarstellung, Federzeichnung 1914
„Lusthäuschen“ in Amönau als Vorlage für Rapunzelturm
„Lusthäuschen“ in Amönau als Vorlage für Rapunzelturm

Leben


Otto Ubbelohde wuchs in Marburg auf. Sein Vater August Ubbelohde war Professor für römisches Recht an der Universität Marburg. Das Geburtshaus stand in unmittelbarer Nähe zur Elisabethkirche in der Elisabethstraße 9. Es wurde 1966 abgerissen.[3] Die wohl durch die Familie der Mutter Therese, geb. Unger, ererbte künstlerische Begabung zeigte sich früh, doch gab der Vater dem Sohn nur ungern die Erlaubnis, sich nach dem bestandenen Abitur am Gymnasium Philippinum Marburg zum Maler ausbilden zu lassen.

Nach kurzem Aufenthalt an der Kunstakademie der Großherzoglich Sächsischen Kunstschule Weimar (heute Bauhaus-Universität Weimar) wurde Otto Ubbelohde von 1884 bis 1890 an der Münchner Kunstakademie Schüler von Gabriel von Hackl, Johann Caspar Herterich, Wilhelm von Diez und Ludwig von Löfftz. Er wohnte mehr als ein Jahrzehnt in München und hatte Kontakt zur Künstlerkolonie Dachau.[4] Von München aus reiste er 1889 nach Worpswede, wo sich gerade die Künstlerkolonie Worpswede bildete; 1894/1895 arbeitete er nochmals dort. In den dazwischen liegenden Jahren hielt er sich im Sommer zeichnend und malend am Neckar und auf der Insel Reichenau auf.

Nach der Heirat im November 1897 mit der aus Bremen stammenden Hanna Unger, einer Nichte des Kupferstechers und Radierers William Unger, und dem im Jahr darauf folgenden Tod seines Vaters baute er in Goßfelden bei Marburg ein Atelier- und Wohnhaus. Am Anfang wohnte das Ehepaar nur im Sommer dort, nach Fertigstellung ab 1900 jedoch ständig.[5] Heute ist das denkmalgeschützte Haus Sitz der Otto-Ubbelohde-Stiftung und beherbergt das Museum Haus Otto Ubbelohde. Zudem dient es als Forschungsstätte. Ubbelohde trat seit ca. 1900 mit seiner Gattin Hanna Ubbelohde als Kunstgewerbler hervor. Sie entwarfen Stickereien und schufen Wandschirme für das Schlesische Museum für Kunstgewerbe in Breslau sowie Wandteppiche, die in der Scherrebecker Webeschule geknüpft wurden.

Studienreisen und Aufenthalte in München nahmen seit dieser Zeit von Goßfelden aus ihren Ausgang. 1902 wurde er Mitglied der Willingshäuser Malerkolonie. 1908 reiste er nach Lübeck, wo er die Illustrationen für einen Stadtführer zeichnete; auch nach Gothmund kam er zum Arbeiten.[6] Seine erste eigene Ausstellung hatte er 1912 in Gießen mit 40 Ölgemälden, Zeichnungen und Radierungen.[7]

Aus Anlass seines 50. Geburtstags im Jahre 1917 verlieh ihm die Universität Marburg den Professorentitel und ernannte ihn am 6. Juli 1921 zum Ehrensenator. Am 24. Juli 1918 ernannte ihn die Philosophische Fakultät der Landesuniversität Gießen zum Ehrendoktor, gleichzeitig und zusammen mit dem Schriftsteller Alfred Bock; das Ehrendoktordiplom ist datiert vom 29. Juli 1918.


Werk


Neben dem Malen betrieb Ubbelohde vor allem das Zeichnen, zum Teil kontinuierlicher Einnahmen wegen. Es entstanden zahllose gezeichnete Druckvorlagen für Buchillustrationen, Kalender, Postkarten, Exlibris und ähnliches; daneben Radierungen.

Durch Arbeiten dieser Art, insbesondere durch seine Illustrationen zu einer 1909 erschienenen Ausgabe der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm des Leipziger Turm-Verlags, wurde Ubbelohde weltweit bekannt. An den 448 Illustrationen des Märchenbuchs arbeitete er drei Jahre lang, von 1906 bis 1909.[2]

Seine Neigung und sein künstlerisches Streben galten vornehmlich der Malerei. Sie nimmt im Werk des Künstlers einen breiten und sehr bedeutenden Raum ein. Obwohl zur Porträtmalerei hervorragend begabt, hat Ubbelohde vor allem Landschaften und Stillleben geschaffen. Die Landschaften Hessens, insbesondere solche im weiteren Umkreis Marburgs, haben in ihm ihren unübertroffenen Schilderer gefunden.

In der Heidegger-Literatur wird oft behauptet, Martin Heidegger habe sich von Ubbelohde einen Lodenanzug mit Kniebundhosen entwerfen lassen, mit dem er als „existentiellem Anzug“ die studentische Aufmerksamkeit auf sich zog.[8] Eckardt Köhn führt diese weitverbreitete Annahme auf ein Buch Paul Hühnerfelds zurück, bezweifelt aber, dass Heideggers markanter Anzug aus der Hand Ubbelohdes stammt, u. a. da dieser sich nie „mit einer Reform oder gar der Produktion von Herrenkleidung“ beschäftigt habe.[9]

Im Marburger Universitätsmuseum für Bildende Kunst ist dem malerischen Werk von Ubbelohde ein ganzer Saal gewidmet.[10]


Rezeption


Nach seinem Tod geriet Ubbelohde beinahe in Vergessenheit. 1943 erschien eine erste Monografie von Hans Laut, der darin versuchte, Ubbelohdes Leben und Werk nationalsozialistischer Ideologie zuzuordnen.[11] Erst 1984 würdigte ihn Bernd Küster in einer umfangreichen wissenschaftlichen Monografie, die 1997 überarbeitet wurde und als Referenzwerk gilt.

Die Original-Illustrationen der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm wurden zunächst im alten Landratsamt in Marburg und ab 1972 in dem Kreishaus in Marburg-Cappel gezeigt. 1987 wurden sie durch Kopien ersetzt. Seither sind die Originale nur selten ausgestellt worden. Ein Teil davon ist 1987 in Tokio-Oumida, 1988 in Osaka und 1990 im Themenpark Guryukku Ōkoku („Glücks-Königreich“) in Obihiro (Hokkaidō) gezeigt worden, da die Märchen der Brüder Grimm mit den Illustrationen Ubbelohdes in Japan relativ populär sind.[12]

Im Jahr 2002 befasste sich der Dichter Ludwig Harig in Da fielen auf einmal die Sterne vom Himmel mit Grimms Märchen und den Illustrationen Ubbelohdes. Harig erkundete die landschaftlichen Vorbilder für die Zeichnungen des Künstlers.


Beispielhafte Werke



Würdigungen


Hinweistafel auf dem Otto-Ubbelohde-Weg in Lahntal-Goßfelden
Hinweistafel auf dem Otto-Ubbelohde-Weg in Lahntal-Goßfelden

Der Landkreis Marburg-Biedenkopf stiftete 1987 den Otto-Ubbelohde-Preis und vergibt ihn seitdem jährlich.

In Lahntal-Goßfelden wurde der Otto-Ubbelohde-Weg und die Grundschule „Otto-Ubbelohde-Schule Goßfelden“[13] nach ihm benannt und in Marburg die sechsjährige Grundschule „Otto-Ubbelohde-Schule Marburg“.[14] Weitere Straßennamen, die ihm zu Ehren benannt sind: Ubbelohdestraße in Marburg, Ubbelohde-Weg in Gießen, Ubbelohdeweg in Alsfeld.

In 2010 wurde in Goßfelden ein Rundweg „Auf den Spuren von Otto Ubbelohde durch Goßfelden“ eingeweiht, der zu markanten Stellen führt, die Otto Ubbelohde in seinem Werk festgehalten hat oder die ihm als Vorlage dienten.[15]

Ein Abschnitt der Deutschen Märchenstraße führt von Hanau nach Goßfelden, der Wirkungsstätte Otto Ubbelohdes.


Ausstellungen



Museum Otto-Ubbelohde-Haus


Das ehemalige Wohn- und Atelierhaus des Künstlers in den Lahnwiesen bei Lahntal-Goßfelden ist heute ein Museum.

Ubbelohdes Haus in Goßfelden
Ubbelohdes Haus in Goßfelden

Ubbelohde ließ das Haus nach Ideen des englischen Landhausbaus und nach eigenen Entwürfen von örtlichen Bauhandwerkern in Fachwerk und Kratzputz errichten. Im Jahr 1900 konnte er es gemeinsam mit seiner Frau Hanna beziehen. Erweiterungen des Hauses erfolgten 1905 und 1914. Die Otto-Ubbelohde-Stiftung setzte Ende des 20. Jahrhunderts das Anwesen wieder instand. Im November 1999 wurde es als Museum eröffnet. Seitdem finden dort wechselnde Ausstellungen statt, die das Werk Ubbelohdes präsentieren. Das Museum wurde im Dezember 2001 vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen zum Denkmal des Monats erklärt.[16]

2010 zeigte das Museum die Ausstellung Otto Ubbelohde – dekorative Entwürfe.

2016 gründete sich zur Unterstützung der Stiftung ein Arbeitskreis „Zukunft des Otto-Ubbelohde-Hauses“ in der Gemeindevertretung Lahntal. Der Arbeitskreis aus Parlamentariern und Bürgern hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die touristische Bewerbung zu intensivieren, Sponsoren für besondere Projekte zu gewinnen und dem Stiftungsrat der Ubbelohde-Stiftung Anregungen zu unterbreiten. Erste umgesetzte Projekte sind die Übernahme von ehrenamtlichen Museumsdiensten zu den Öffnungszeiten durch die Mitglieder des Arbeitskreises und die Erstellung einer Webseite[17], die im Februar 2017 online ging.


Otto-Ubbelohde-Stiftung


Durch eine testamentarische Verfügung von Else Ubbelohde-Doering, einer Nichte des Künstlers sowie Tochter von Heinrich Ubbelohde-Doering und der letzten Nachlassinhaberin, wurden das Künstlerhaus und der künstlerische Nachlass 1991 in die Otto-Ubbelohde-Stiftung überführt. Der Nachlass umfasst etwa 3.000 Skizzen, Zeichnungen und Gemälde. Die Stiftung veranlasste die Instandsetzung des Wohn- und Atelierhauses. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Ludwig Rinn, betreut das Museum.[18]


Werke in Büchern



Werke in Museen



Literatur




Commons: Otto Ubbelohde – Sammlung von Bildern

Quellen und Anmerkungen


  1. siehe Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAMR), Best. 915 Nr. 3642, S. 17 (Digitalisat).
  2. Bernd Küster: Otto Ubbelohde. Worpsweder Verlag, Worpswede 1984
  3. Biografie (Memento vom 10. Juni 2011 im Internet Archive) auf der Website des Landkreises Marburg-Biedenkopf
  4. Einflüsse auf den jungen Maler in Otto Ubbelohde als Maler in seiner Zeit von Andre Manecke
  5. kulturportal-hessen.de
  6. Otto Ubbelohde auf kuenstlerkolonie-gothmund.de von Heiko Jäckstein
  7. Vortrag Otto Ubbelohde als Maler in seiner Zeit von Andre Manecke.
  8. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland: Heidegger und seine Zeit. Hanser, München 2014, ISBN 978-3-446-24659-1, S. 143.
  9. Eckhardt Köhn: Trachtenhermeneutik. Fragen zu Martin Heideggers Anzug in den Marburger Jahren. In: Merkur 857, 74. Jahrgang, Oktober 2020, S. 93—98.
  10. Otto Ubbelohde – Kunst und Lebensreform um 1900 (Memento vom 17. Juli 2010 im Internet Archive) im Museum für Bildende Kunst im Ernst-von-Hülsen-Haus.
  11. Hans Laut: Otto Ubbelohde – Leben und Werk. Rembrandt-Verlag, Berlin 1943
  12. CD-ROM Otto Ubbelohdes Illustrationen zu den Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm
  13. Website der Otto-Ubbelohde-Schule Goßfelden
  14. Website der Otto-Ubbelohde-Schule Marburg
  15. Der Ubbelohde-Rundweg durch Goßfelden lädt ein auf myheimat.de zur Eröffnung des Rundwegs, mit Lageplan
  16. „Otto Ubbelohdes Atelier“ auf denkmalpflege-hessen.de.
  17. Arbeitskreis "Ubbelohde-Haus" in der Gemeindevertretung
  18. Otto-Ubbelohde-Haus in Lahntal auf fair-hotels.de
Personendaten
NAME Ubbelohde, Otto
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler, Radierer und Illustrator
GEBURTSDATUM 5. Januar 1867
GEBURTSORT Marburg
STERBEDATUM 8. Mai 1922
STERBEORT Goßfelden

На других языках


- [de] Otto Ubbelohde

[en] Otto Ubbelohde

Otto Ubbelohde (5 January 1867 – 8 May 1922) was a German painter, etcher and illustrator.[1]

[es] Otto Ubbelohde

Otto Ubbelohde (* 5 de enero de 1867 en Marburg; † 8 de mayo de 1922 en Goßfelden) fue un pintor, grabador e ilustrador alemán. [1] Algunas de sus obras están adscritas al Art Nouveau.

[fr] Otto Ubbelohde

Otto Ubbelohde (5 janvier 1867 – 8 mai 1922) est un peintre et illustrateur allemand.



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