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Petrus Nicolaas Gagini (auch: Pietro Nicolo; Petruus Nicolaas; Petrus Nicolaus; * 13. Januar 1745 in Bissone; † 2. Oktober 1811 in Maastricht)[1] war ein Schweizer Stuckateur und Zeichner aus dem Kanton Tessin. Es ist denkbar, dass er von der in der Lombardei und auf Sizilien wirkenden Bildhauerfamilie Gagini / Gaggini abstammt.

Kaminstück im Gagini-Zimmer im Couven-Museum Aachen (1778), transloziert aus Haus Drimborn
Kaminstück im Gagini-Zimmer im Couven-Museum Aachen (1778), transloziert aus Haus Drimborn
'Architectura', Detail Stuckwerk im Haus Eyll, Maastricht-Heer (1789)
'Architectura', Detail Stuckwerk im Haus Eyll, Maastricht-Heer (1789)
Detail Stuckwerk im Schloss Wolfrath (Holtum (NL), 1803)
Detail Stuckwerk im Schloss Wolfrath (Holtum (NL), 1803)
Zeus, im Treppenhaus des Friedensgerichts Eupen (1801)
Zeus, im Treppenhaus des Friedensgerichts Eupen (1801)

Leben und Wirken


Seine Ausbildung ist nicht bekannt. Von seinem Frühwerk in der Schweiz ist die Darstellung Herkules und Omphale aus der Zeit vor 1770 in der Casa Cagini in Bissone überliefert. Vermutlich führte er seit 1770 nördlich der Alpen Stuckarbeiten aus. Petrus Nicolaas Gagini war in den Jahren 1778 und 1807 in Aachen tätig. Er heiratete 1791 in Maastricht, erhielt 1792 die Bürgerrechte und wurde zum Zunftmitglied der Händler, der Krämerambacht, in der sich alle Berufe, die keine eigene Zunft hatten, organisierten[2]. Gagini bereiste in den Jahren 1796 und 1800 die Niederlande und hielt sich unter anderem in Leiden auf.


Stil


Gagini fertigte im Zeitraum von 1781 bis 1811 zahlreiche Innendekorationen aus Stuck in der Region von Aachen, Lüttich und Maastricht an. Das künstlerische Werk Gaginis ist charakterisiert durch die Darstellung von italianisierter lokaler Architektur in einer Landschaft. Zu der traditionellen Darstellungsweise der Motive aus Vorlagebüchern fand er bei seinen Bildnismedaillons zu einem eigenen Stil und Repertoire. In seiner Bildsprache bediente er sich verschiedener, häufig wiederkehrender Elemente, wie der Verwendung der Porträtmedaillons, Blumengirlanden, Architekturperspektiven, Jagdmotiven, Allegorien der Liebe und der Architektur, Musik, Malerei, Skulptur sowie meist belebter Landschaften. Wände und Decken gliedert Gagini mittels kannelierter Pilaster mit ionischen Kapitellen, Gebälken mit Zahnschnitt, Eierstab, Palmettenfries und Lambrequins[3] mit Rahmen und Festons. Die Entwürfe für die Dekorationsaufträge führte er oft selbst aus. 14 seiner Werke aus den Jahren 1781 bis 1811 sind signiert und datiert, die anderen sind Zuschreibungen.

Hans Königs vermutete bei Gaginis zahlreichen Seendarstellungen, dass dieser geneigt war, die Landschaft seiner Heimat in die Bilder einfließen zu lassen. Für Jakob Couven fertigte er die Bilder nach dessen Entwürfen an. Seine Signatur: Gagini invenit et sculpsit in Eupen, Waldenburghaus und Maastricht beweist, dass er diese Ausführungen nach eigenen Skizzen ausführte. Meist sind seine Darstellungen Phantasiewerke. Im Großen Bau bei Aachen flossen auch reale Objekte und Landschaftsmarken in die Gestaltung ein.


Werke (Auswahl)


Haus Eyll, Maastricht
Haus Eyll, Maastricht
Capucijnenstraat, Maastricht
Capucijnenstraat, Maastricht
Meerssenhoven, Maastricht
Meerssenhoven, Maastricht

Literatur




Commons: Petrus Nicolaas Gagini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen


  1. Personendaten auf deutschefotothek.de
  2. Königs Gagini, S. 209.
  3. P. W. Hartmanns Kunstlexikon
  4. Aachener Nachrichten: Vasalli und Gagini – italienische Stuckkünstler im Land ohne Grenzen, AN vom 23. März 1959
  5. Kamin im Gagini-Zimmer im Couven-Museum (PDF; 3,2 MB)
  6. P. Clement & H. Reiners: Die Kunstdenkmäler der Landkreise Aachen und Eupen. Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 9/2, Schwann, Düsseldorf, 1912, S. 252.
  7. Gagini-Kamer Maastricht (ndl.)
  8. Haus Capucijnstraat, P. 230, u. a. (ndl.)
  9. Carl Rhoen: Die Stadtbaumeister Johann Joseph Couven. Vater und Sohn. Kaatzer, Aachen, 1885.
  10. Königs Gagini, S. 209.
  11. Werke Gagini im Kasteel Wolfrath (ndl.)
  12. Schloss Waldenburghaus (Kettenis)
  13. P. Clement & H. Reiners: Die Kunstdenkmäler der Landkreise Aachen und Eupen. Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 9/2, Schwann, Düsseldorf, 1912, S. 150.
  14. Marcel Bauer, Frank Hovens, Anke Kappler, Belinda Petri, Christine Vogt & Anke Volkmer: Unterwegs auf Couvens Spuren. Grenzecho-Verlag, ISBN 90-5433-187-9.
  15. Königs Gagini, S. 210.
  16. Landgut und Sitz bedeutender Aachener Persönlichkeiten. Der Aachener Stadtkonservator Hans Königs vermutete als Auftraggeber der Kunstwerke die Aachener Fabrikantenfamilie Cornelius von Guaita, welche zu diesem Zeitpunkt Besitzer war. Gagini verzierte vor allem den Gartensaal des Gutes mit zahlreichen wertvollen Stuckreliefs, die sowohl reale Objekte aus der näheren Umgebung als auch Landschaftseindrücke darstellten. Die Nordwand zierte ein Stuckkamin im Louis-seize-Stil mit einer Medaillon-Darstellung einer Flusslandschaft vor einer Stadtansicht. Er wurde flankiert von zwei weiteren Stuckbildern, von denen bereits 1939 nur noch ein Werk mit der Darstellung einer Mühlenlandschaft vollständig erhalten war. Das rechte Stuckbild wurde durch einen später eingebauten Backofen nahezu vollkommen verdeckt.
  17. Zu den zumindest teilweise erhaltenen Kunstwerken Gaginis zählt die Darstellung der fränkischen Gehöftanlage Gut Soerser Hochkirchen. Das mit Fruchtschnüren umrahmte Stuckbild war an der Südseite des Gartensaals angebracht. Perspektivisch nicht lagegetreu finden sich in dem Stuckbild zahlreiche Landmarken und real existierende Gebäude, wie sie auch auf den Flurkarten des frühen 19. Jahrhunderts verzeichnet waren (Carl Rhoen: Die Aachener Stadtpläne, Aus Aachens Vorzeit, Band 2, Aachen, 1889, S. 4–11). Im Hintergrund dominiert auf einem Bergrücken gelegen, die Laurensberger Kirche die Szenerie. Eine mit Obstbäumen umsäumte Einfahrt führt zwischen den noch vorhandenen Torpfeilern zum Hoftor des ehemals befestigten Gutshofes mit dem Pächtergebäude, dem Kuh- und Pferdestall, der Scheune und Remise. Anstelle der Remise ließ der Aachener Nadelfabrikant Johann Heinrich Schervier Anfang des 19. Jahrhunderts die Herrenwohnung errichten. Gaginis Bild zeigte daher noch den eingeschossigen Vorgängerbau. Abseits des Hofes lag das 1919 niedergelegte Backhaus, wegen der Feuergefahr an der windabgewandten Seite der Anlage errichtet. Personen und Tiere in bäuerlicher Umgebung belebten die Szenerie um das Gut.
  18. Ludwina Forst: Königs Weg. Auf den Spuren des 1. Stadtkonservators Hans Königs (1903–1988). S. 120 und 183/184. Thouet 2008, ISBN 3-930594-33-1.
  19. Auf dem links vom Kamin befindlichen Stuckbild konnte Hans Königs 1939 die zum Valkenburger Lehen gehörende Schurzelter Ölmühle identifizieren. Das Werk wurde mit Gagini sculpsit 1807 signiert und ist somit dem Künstler zweifelsfrei zuzuordnen. Neben dem zweigeschossigen 7-achsigen Haupthaus der Mühle stellte Gagini – wenn auch nicht lagegetreu – Nebengebäude, Stauweiher und das Gerinne, unter dem sich das Mühlrad befand, dar. Personen, die verschiedene bäuerliche Tätigkeiten verrichten, belebten die Szenerie. Den Abschluss im Hintergrund bilden Baumgruppen und Gehöfte. Das rechte Stuckwerk neben dem Kamin zeigte eine andere Perspektive der Schurzelter Ölmühle.
  20. Eduard Philipp Arnold: Das alt Aachener Wohnhaus. Aachener Geschichtsverein, Aachen, 1930, S. 261.
  21. Königs Gagini, S. 209.
  22. Marcel Bauer, Frank Hovens, Anke Kappler, Belinda Petri, Christine Vogt & Anke Volkmer: Unterwegs auf Couvens Spuren. Grenzecho-Verlag, ISBN 90-5433-187-9.
  23. Königs Gagini, S. 209.
  24. Paul Clemen, Heribert Reiners: Die Kunstdenkmäler der Landkreise Aachen und Eupen (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 9, Abt. 2). Schwann, Düsseldorf 1912, S. 222.
Personendaten
NAME Gagini, Petrus Nicolaas
ALTERNATIVNAMEN Nicolo, Pietro; Nicolaas, Petruus; Nicolaus, Petrus
KURZBESCHREIBUNG Schweizer Stuckateur und Zeichner aus dem Kanton Tessin
GEBURTSDATUM 13. Januar 1745
GEBURTSORT Bissone
STERBEDATUM 2. Oktober 1811
STERBEORT Maastricht



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