Siegfried Tschierschky (* 27. Dezember 1898 in Gropoli (Agropoli).[1]/Italien; † 6. November 1965 in Weimar) war ein deutscher Bildhauer und Architekt.
Seine Ausbildung erhielt er in Berlin. Noch während seiner Schülerzeit nahm er gegen die Entlassung von Käthe Kollwitz durch die Nazis Stellung und unterzeichnete eine Note der Studierenden, weshalb er als "politisch verdächtig galt. 1937 konnte er trotzdem noch seine Meisterprüfung ablegen. 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Seine vor 1945 entstandenen bildhauerischen Arbeiten sind durch den Krieg nahezu alle, bis auf unten aufgeführten Medaillen und eine Kleinplastik, vernichtet worden.[2]
Tschierschky war Professor für Grafik in der Bildenden Kunst an der Staatlichen Hochschule für Baukunst und Bildende Künste Weimar, Prodekan der Fakultät Architektur der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar, der heutigen Bauhaus-Universität Weimar. Sein Nachfolger im Fach Bildhauerei wurde Hubert Schiefelbein.
Bemerkungen zu seinem Schaffen
Mit am Präsentesten in Weimar ist er mit dem 1959 zusammen mit Franz Dospiel geschaffenen Rosa-Luxemburg-Denkmal im Weimarer Stadtteil Schöndorf, wenn man von dem Mahnmal in Buchenwald einmal absieht, an dessen Planungen er beteiligt war. Das stellt einen Obelisken dar, der statt in einer Spitze oben mit Hammer und Sichel endet. Das Material ist Ehringsdorfer Travertin.[3] Der Ort der Aufstellung wurde Rosa-Luxemburg-Platz genannt. Tschierschky fühlte sich dem Sozialistischen Realismus verpflichtet. Stärker noch tritt dem Besucher der Stadt Weimar das überlebensgroße Ernst-Thälmann-Denkmal (Weimar) auf dem Buchenwaldplatz entgegen, das sich unweit des Hauptbahnhofes befindet.[4]
Tschierschky war auch an der Planung des Mahnmals in Buchenwald beteiligt.[5] Tschiersky selbst machte 1950 mit seinen Kollegen einen Entwurf für das Denkmal, welches so aber nicht realisiert wurde. Tschierschky hatte ein der architektonischen Formensprache des Bauhauses angelehntes monumentales Dreieck entworfen, welches Symbol für die Häftlinge Buchenwalds sein sollte, die bekanntlich ein solches an ihrer Kleidung zu tragen hatten.[6] Tschierschkys Entwurf fand einhellige Zustimmung, was in Bezug auf die Ideologie sowohl der SMAD als auch der SED unter dem Schlagwort Sozialistischer Realismus erstaunen mag, scheiterte aber letztlich nicht nur an den Kosten, sondern am Formalismusstreit. Tschierschky bekam den Vorwurf des Formalismus im Juni 1952 auf der Kreisparteitagskonferenz in Weimar von dem Mitglied der Kulturabteilung des Zentralkomitees der SED Egon Rentzsch direkt ab. Der Vorwurf bezog sich nicht nur auf diesen Entwurf, sondern auf Tschierschky's Gesamtwerk.[7] Dennoch ging das 1958 realisierte Denkmal aller Wahrscheinlichkeit nach auf Tschierschky zurück.[8] Bekanntermaßen hatte Fritz Cremer dieses letztlich realisiert.[9] Der Entwurf einer Lenin-Statue 1949/50 dürfte den Prinzipien des Sozialistischen Realismus eher entsprochen haben.
Tschierschky war Wegbereiter durchbruchplastischer Wände in Architekturfassaden.
Siegfried Tschierschky/ Kurt Grohmann: Walter Gropius (1955)
Im Foyer des Hauptgebäudes der Bauhaus-Universität Weimar befinden sich von Siegfried Tschierschky ein Porträt von Henry van de Velde und Kurt Grohmann aus dem Jahre 1955
Ehrungen
Tschierschky war Kunst- und Literaturpreisträger der Stadt Weimar.[10]
Werke (in Auswahl)
Preismedaille 1931 mit der rückseitigen Widmung "VER/EINIGTE / STAATSSCHULEN / FÜR FREIE UND / ANGEWANDTE / KUNST / BERLIN / 1931", Preismedaille für 1932[11]; gegossen in der Gießerei von Hermann Noack: Das waren seine Berliner Schülermedaillen.[12]
1957 zusammen mit Kurt Grohmann schuf er die Büsten von Henry van de Velde und Walter Gropius, die sich im Foyer des Hauptgebäudes der Bauhaus-Universität Weimar befinden.[14]
1959 zusammen mit Franz Dospiel in Schöndorf das Rosa-Luxemburg-Denkmal
u.a. zusammen mit Hubert Schiefelbein entwickelte Tschierschky eine Reihe von Betonelementen wie z.B. Betonsteinwänden.[15]
1949/50 arbeitete Tschierschky mit seinen Studenten auch an einer Lenin-Statue.[16][17]
Gerd Seidel, Walter Steiner: Baustein und Bauwerk in Weimar (= Ständige Kommissionen Kultur der Stadtverordnetenversammlung Weimar und des Kreistages Weimar-Land in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Weimar (Hrsg.): Tradition und Gegenwart.). Weimarer Schriften. Heft 32. Weimar 1988, ISBN 3-910053-08-4, S. 69.
Art. Ernst-Thälmann-Denkmal, in: Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 110.
Thomas Klemm: Die Kunst der Erinnerung: Die Figurengruppe Fritz Cremers in der Gedenkstätte Buchenwald im Spannungsfeld zwischen staatlicher Erinnerungspolitik und künstlerischem Anspruch, Edition Leipziger Kreis, Leipzig 2002, S. 25.
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