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Susi Weigel (* 29. Jänner 1914 in Proßnitz, Österreich-Ungarn; † 21. Dezember 1990 in Bludenz) war eine österreichische Illustratorin von Kinderbüchern, Graphikerin und Trickfilmzeichnerin. Bekannt sind besonders die zusammen mit Mira Lobe entstandenen Kinderbücher, etwa „Das kleine Ich-bin-ich“ (1972).

BW

Leben und Werk


Susi Weigels Geburtshaus in Prostějov, Tomáš-Masaryk-Platz 28, wo ihre Eltern von 1900 bis 1915 lebten.
Susi Weigels Geburtshaus in Prostějov, Tomáš-Masaryk-Platz 28, wo ihre Eltern von 1900 bis 1915 lebten.
1915 hat die Familie Johann und Gisela Weigel diese vom Architekten Max Fabiani 1896 umgebaute Villa, Hohe Warte, Nr. 29, gekauft und bis 1923 bewohnt, bevor sie in das Haus Weimarer Straße 91 übersiedelt ist.
1915 hat die Familie Johann und Gisela Weigel diese vom Architekten Max Fabiani 1896 umgebaute Villa, Hohe Warte, Nr. 29, gekauft und bis 1923 bewohnt, bevor sie in das Haus Weimarer Straße 91 übersiedelt ist.
Weimarer Straße 91: Hier wohnte die Familie Weigel von 1923 bis 1939, bevor sie in das Haus Porzellangasse 39 übersiedelt ist, wo sich das Café Koralle befand, das seit 1925 von Susi Weigels Eltern geleitet wurde.
Weimarer Straße 91: Hier wohnte die Familie Weigel von 1923 bis 1939, bevor sie in das Haus Porzellangasse 39 übersiedelt ist, wo sich das Café Koralle befand, das seit 1925 von Susi Weigels Eltern geleitet wurde.

Susi Weigel war die jüngste Tochter des Proßnitzer Likör- und Rum-Fabrikanten Johann Weigel (1867–1949) und der Wiener Restaurateurstochter Gisela Weigel (geborene Hauswirth) (1875–1953). 1915, 1½ Jahre nach Susi Weigels Geburt, übersiedelten ihre Eltern, die seit ihrer (im Mai 1900 in Wien geschlossenen) Ehe in Proßnitz lebten, nach Wien, wo sie die vom Architekten Max Fabiani umgebaute Villa Hohe Warte Nr. 29 gekauft hatten. Susi Weigel studierte an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst bei Franz Cizek, Albert Paris Gütersloh, Josef Hoffmann, Rudolf von Larisch, Wilhelm Müller-Hofmann und Viktor Schufinsky, sowie an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Nach Abschluss ihres Studiums arbeitete sie als Illustratorin für Zeitungen und Zeitschriften und als Trickfilmzeichnerin[1] zuerst in Wien, dann in Berlin, wo sie am 9. Oktober 1937 ihren früheren Studienkollegen, den Architekten Bruno Buzek heiratet.[2] Zuvor, 1935, hatten die beiden gemeinsam mit Franz von Zülow die Innenarchitektur des „Café Industrie“,[3][4] das seit 1925 von Susi Weigels Eltern geführt wurde, und Räumlichkeiten der Oesterreichischen Kontrollbank gestaltet.[5]

Bereits um 1937 übersiedelte Susi Weigel, deren Brüder sofort nach dem Anschluss Österreichs als „Parteigenossen“ im „Völkischen Beobachter“ inserieren, dass sie das familieneigene Kaffeehaus (unter Anspielung auf Hitlers zweiten Regierungssitz) in „Kaffee Berchtesgaden“ umbenannt haben, wo jüdische Gäste nicht mehr bedient werden,[6][7] von Wien nach Nazi-Deutschland, wo sie in Berlin als angestellte Trickfilmzeichnerin und freie Grafikerin tätig war. Als „Malerin Susi Buzek“ schuf sie beispielsweise 1938 die Wand- und Deckenmalerei in der Bar des Clubhauses des Golfclubs Gütermann in Gutach im Breisgau, die noch erhalten ist.[8]

Nach Kriegsende kehrte Susi Weigel, von der keine nationalsozialistischen Äußerungen bzw. Aktivitäten bekannt sind, nach Wien zurück und arbeitete für das Kindermagazin „Unsere Zeitung“. Hierbei lernte sie die Kinderbuchautorin Mira Lobe kennen, mit der sie dann jahrzehntelang zusammenarbeitete. Nach der Scheidung von Bruno Buzek heiratete Susi Weigel im Herbst 1952 erneut und zog zu ihrem Mann nach Langen am Arlberg und später nach Bludenz. Sie illustrierte fortan vor allem Bücher Mira Lobes, von denen zahlreiche mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet wurden. Gemeinsam entstanden unter anderem die Kinderbuchklassiker „Das kleine Ich-bin-ich“, „Die Omama im Apfelbaum“, „Bärli Hupf“ und „Das Städtchen Drumherum“. Einzelne Buchideen stammten von ihr.[9]

Die von Susi Weigel gestalteten Bücher wurden auch nach ihrem Tod weltweit in hoher Auflage verlegt, sie selbst geriet aber in Vergessenheit, bis sich der Literaturwissenschaftler Andreas Weigel ab 2005 in Bludenz, Vorarlberg und Wien für Ausstellungen sowie Straßenbenennungen engagierte und kontinuierlich auf Susi Weigels vernachlässigtes Leben und Werk hinwies.[10] In der Folge arbeitete die Wiener Literaturwissenschaftlerin Susanne Blumesberger in einem vom Land Vorarlberg geförderten Forschungsprojekt den Nachlass und die Biografie Susi Weigels auf.[11][12] Im Rahmen einer Germanistik-Dissertation wurde der von Susi Weigel gezeichnete Trickfilm „Peterle’s Abenteuer“ (1941) wiederentdeckt und 2008 von der „Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung“ im „Filmarchiv Austria“ zur Vorführung gebracht. Im Frühjahr 2010 richtete das Frauenmuseum Hittisau eine Ausstellung über das Leben und Werk Susi Weigels aus, die „die Vorstellungswelt mehrerer Generationen von Kindern geprägt“ habe.[13] Diese erste öffentliche Werkschau erhöhte die Bekanntheit der Illustratorin in Vorarlberg deutlich. 2011 folgte eine Ausstellung ihrer Werke in Bludenz.[14] Die Stadt Bludenz kündigte in Folge an, eine Kinderbetreuungsstätte nach Susi Weigel zu benennen, was mit dem Anfang August 2013 fertiggestellten „Susi Weigel Kindergarten“ verwirklicht wurde. Im Winter 2014/15 zeigte das Wien Museum die Ausstellung „Ich bin ich – Mira Lobe und Susi Weigel“,[15] die leicht variiert im Winter 2015/16 im vorarlberg museum gezeigt wurde.[16] 2018 erhielt das vorarlberg museum den Nachlass von Susi Weigel bestehend aus rund 1700 Objekten als Schenkung.[17]


Susi Weigels familiär-gesellschaftlicher Hintergrund


Susi-Weigel-Kindergarten (Bludenz)
Susi-Weigel-Kindergarten (Bludenz)

Als Tochter von Johann und Gisela Weigel (geborene Hauswirth) war Susi Weigel eine Nichte des 1914 bei der Körting-Katastrophe tödlich verunglückten Hauptmannes Hans Hauswirth (1878–1914). Ein weiterer Onkel war der mit Susi Weigels Tante Anna Hauswirth (1869–1939) verheiratete Architekt Carl Caufal (1861–1929), der unter anderem in Wien das „Hotel Post“ am Fleischmarkt sowie den „Dogenhof“ in der Praterstraße errichtet hat.[18] Ein weiterer Onkel war der (mit Leopoldine Weigel verheiratete) Advokat und Reichsratsabgeordnete Alois Vrtal (1849–1916)[19], der 1914 als Susi Weigels Taufpate fungierte.[20]

Susi Weigels Eltern betrieben seit 1925 das Wiener „Café Industrie“ (Porzellangasse 39), das später von Susi Weigels ältestem Bruder Hans (1902–1978) geführt wurde, der mit der Mary-Wigman-Mitarbeiterin Meta Menz (1906–1990) verheiratet war. Susi Weigels Schwester Martha Weigel (1903–1986) hat in den 1920er-Jahren bei der Wiener Gesangspädagogin Fritzi Lahr-Goldschmid Gesang studiert und ist 1929 unter anderem im Schubert-Saal des Wiener Konzerthauses aufgetreten,[21] bevor Weltwirtschaftskrise und Weltkrieg sie zur Mitarbeit im Familienbetrieb genötigt haben. Susi Weigels Cousine Vera Zahradnik (1908–1991), die seit 1913 Halb- und seit 1915 Vollwaise war, wuchs ab 1915 im gemeinsamen Haushalt in Wien auf. Zahradnik, eine Meisterschülerin von Grete Wiesenthal, ging in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre zu Mary Wigman nach Dresden. Gemeinsam mit Susi Weigels späterer Schwägerin Meta Menz begleitete Zahradnik 1932 Wigman auf ihrer USA-Tournee. Susi Weigel war weiters Schwägerin der Cembalistin Julia Menz (1901–1944) und in erster Ehe mit dem Architekten Bruno Buzek (1911–1973) verheiratet.[22]


Ehrende Straßen- und Gebäudebenennungen



Auszeichnungen


Susi Weigels Ehrengrab in Bludenz
Susi Weigels Ehrengrab in Bludenz

als Illustratorin

ausgezeichnete Werke


Ausstellungen



Werke



Buchillustration


mit Mira Lobe

mit anderen Autoren


Zeichentrickfilme



Innenarchitektur



Wandbilder



Zeichnungen und Gebrauchsgrafiken



Literatur



Nachschlagewerkartikel



Forschungsbericht



Ausstellungskatalog



Buchbeiträge



Zeitungsartikel





Einzelnachweise


  1. So erwähnt etwa Wilhelm Spira (alias Bil Spira) 1935 in einem gemeinsam mit Susi Weigel verfassten Brief an Wilhelm Müller-Hofmann, ihren Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule, die Zusammenarbeit an einem Zeichentrickfilm, der laut Spiras Autobiografie „Die Legende vom Zeichner“ als Opernparodie auf „Carmen“ gedacht war. Quelle: Wilhelm Spira und Susi Weigel: Brief vom 16. April 1935 an Wilhelm Müller-Hofmann (Archiv der Wiener Kunstgewerbeschule) sowie Wilhelm Spira: „Die Legende vom Zeichner“. S. 28 ff.
  2. Die Ehe wurde ein paar Jahre später geschieden. Laut Bruno Buzeks Taufeintrag hat er am 10. Jänner 1948 seine dritte Ehe geschlossen.
  3. Eine neue Arbeit des Architekten Bruno Buzek. Cafe Industrie. In: Österreichische Kunst. Heft 1. 1936. S. 28.
  4. Das Café "Industrie in neuem Gewande. In: Neue Freie Presse. 6. Oktober 1935. S. 11.
  5. Iris Meder: Offene Welten (PDF; 2,5 MB). Die Wiener Schule im Einfamilienhausbau 1910–1938. Meders Dissertation enthält auf S. 611 Bruno Buzeks „Biografie“ sowie sein „Architektonisches Werkverzeichnis“.
  6. Hans und Eugen Weigel: Nazi-Inserat für ihr „Kaffee Berchtesgaden“. „Völkischer Beobachter“. 20. März 1938 S. 10.
  7. Hans und Eugen Weigel: Nazi-Inserat in: „Deutscher Telegraf“. 19. März 1938, S. 3.
  8. Golfclub Gütermann Gutach e.V.: Golf im Elztal. 80 Jahre Clubhaus. 2018. S. 36f., hier S. 36.
  9. In einem Zeitungsinterview erzählte sie, wie die Buchidee zum „Das kleine Ich-bin-Ich“ entstand: „‚Wir hatten eine liebe Kinderfrau, die ich sehr gern mochte‘, erinnert sich die Künstlerin. Im hohen Alter sei diese Frau etwas verwirrt gewesen und habe immer wieder gefragt, ‚Wer bin ich – ich bin ich?‘ Dieses Erlebnis hat Susi Weigel nicht mehr losgelassen. ‚Mir ist plötzlich bewusst geworden, dass es Kindern ähnlich geht, sie sind auf der Suche nach ihrer eigenen Identität‘.“ Quelle: Birgit Köhlmeier: 235.000 Kinderbücher. In: Kronenzeitung vom 2. September 1990. S. 21, sowie Susanne Blumesberger: Aufarbeitung des Nachlasses und der Biografie der Grafikerin und Illustratorin Susi Weigel. Wien, Januar 2008. Online: Teil 1. S. 13 f.
  10. Unter anderem durch Erstellung und regelmäßige Aktualisierung dieses Wikipedia-Artikels, der ab Jänner 2007 mangels anderer verfügbarer Quellen als Grundlage und Ausgangspunkt zahlreicher Medienberichte gedient hat, bevor mit den Ausstellungen gedruckte biografische Darstellungen verfügbar wurden. Weiters hat er Susi Weigels familiären Hintergrund aufgearbeitet, der in den Ausstellungen und Publikationen bislang weitgehend ignoriert wurde.
  11. Susanne Blumesberger: Auf den Spuren Susi Weigels. In: Libri liberorum. Jahrgang 8. Heft 27 (November 2007). Wien: Praesens 2007. S. 38–42. S. 38.
  12. Susanne Blumesberger: Aufarbeitung des Nachlasses und der Biografie der Grafikerin und Illustratorin Susi Weigel. Wien, Januar 2008. Online: Teil 1 und Teil 2. Bilder aus Susi Weigels Nachlass.
  13. Anja Baldauf: Susi Weigel. Ich bin ich.@1@2Vorlage:Toter Link/www.hittisau.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Sommerausstellung im Frauenmuseum Hittisau.
  14. Eröffnung zur Ausstellung: Susi Weigel – Grafikerin. Trickfilmzeichnerin. Illustratorin.
  15. Wien Museum: „Ich bin ich – Mira Lobe und Susi Weigel“ (Memento des Originals vom 21. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wienmuseum.at
  16. Vorarlberg Museum: Sonderausstellung. Ich bin Ich. Mira Lobe und Susi Weigel. 28. November bis Frühjahr 2016. (Memento des Originals vom 25. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vorarlbergmuseum.at
  17. orf.at: Vorarlberg museum erhält Susi-Weigel-Nachlass. Artikel vom 10. Dezember 2018, abgerufen am 10. Dezember 2018.
  18. Pfarre St. Johann Nepomuk: Traueintrag Anna Hauswirth und Karl Caufal, Trauungsbuch, 1886–1890, Folio 237.
  19. Republik Österreich, Parlament: Vrtal, Alois Dr. iur.
  20. Pfarre Proßnitz: Susi Weigels Taufeintrag.
  21. Konzertabend mit Hans Toifl (Klavier), Martha Weigel (Gesang) und Karl Lahr (Klavier). 16. April 1929, 19:30 Uhr, Schubert-Saal.
  22. Andreas Weigel: Off topic: Wien, Hohe Warte 29. Anmerkungen zur einstigen Wiener Villa der Familie Hans und Gisela Weigel.
  23. Bezirksvertretung des 12. Wiener Gemeindebezirks: Protokoll über die Sitzung der Bezirksvertretung des 12. Bezirks vom 14. Dezember 2018. PDF-Datei.
  24. Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur: Jährliche Verzeichnisse der mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis Geehrten.
  25. Niederösterreichische Nachrichten: Besonderer Glanz für Kinderbücher. 18. November 2017.
  26. Fotografien der Innenausstattung des Café Industrie, des späteren Café Koralle. Eine neue Arbeit des Architekten Bruno Buzek. Cafe Industrie. In: Österreichische Kunst. Heft 1. 1936. S. 28.
Personendaten
NAME Weigel, Susi
ALTERNATIVNAMEN Weigel-Mayr, Susi
KURZBESCHREIBUNG österreichische Kinderbuchgrafikerin
GEBURTSDATUM 29. Januar 1914
GEBURTSORT Prostějov
STERBEDATUM 21. Dezember 1990
STERBEORT Bludenz



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