Switbert Lobisser (* 23. März 1878 in Tiffen; † 1. Oktober 1943 in Klagenfurt; eigentlich Leo Lobisser) war ein österreichischer Benediktinermönch, Maler und Holzschneider.
Leo Lobisser wuchs in Tiffen auf, wo sein Vater bis zu seinem Tod 1886 Volksschullehrer war. 1890 bis 1898 war Lobisser im Internat des bischöflichen Knabenseminars Marianum in Klagenfurt, wo er 1898 maturierte. 1899 trat er als Novize im Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal ein, wo er den Klosternamen Switbert annahm. Er studierte in Salzburg und Rom Theologie und wurde 1903 zum Priester geweiht. Es folgte von 1904 bis 1908 ein Studium an der Kunstakademie in Wien, ab 1908 unterrichtete er am Stiftsgymnasium in St. Paul als Kunsterzieher. Die Exkursionen, die er mit seinen Schülern unternahm, wurden von Paul Hörbiger in seiner Autobiographie beschrieben. Auch Gustav Manker gehörte in St. Paul zu seinen Schülern.[1] Ab 1914 war Lobisser auch Forstmeister des Stiftes.
Als Künstler trat Lobisser erst in den 1920er Jahren hervor, zunächst mit Wandgemälden in der Konviktskapelle des Gymnasiums und im Winterrefektorium des Stiftes. Dem Holzschnitt wandte er sich ab dem Jahr 1923 zu. In den 1920er Jahren begann er auch eine Beziehung mit seiner "Ev", Eva Luise Bleymaier. Er verließ 1932 das Stift, trat aus dem Orden aus und ließ sich mit Ev in Klagenfurt nieder. Im August 1932 kam die Tochter Notburga zur Welt, worauf Lobisser in den Laienstand versetzt wurde. Im Jänner 1933 starb Ev einen tragischen Tod und Lobisser zog im Herbst in ein neues Haus am heutigen Lobisserweg und widmete sich nur mehr seiner künstlerischen Arbeit und heiratete Relli Lobisser. Er starb am 1. Oktober 1943.
Lobisser erhielt zu Lebzeiten folgende Ehrungen und Auszeichnungen: 1927 Goldene Staatsmedaille von Graz, 1929 Große goldene Staatsmedaille von Salzburg, 1931 Goldene Staatsmedaille von Linz, 1936 Eckartring, 1935 Großer Staatspreis, 1937 Goldene Ehrennadel des Wiener Künstlerhauses, 1939 den von der Reichsschrifttumskammer gesteuerten Mozartpreis, 1943 den 1941 von der nationalsozialistischen Stadtverwaltung gestifteten und 1944 eingestellten Kriehuber-Preis der Stadt Wien. In zahlreichen Kärntner Gemeinden wird er mit Straßennamen gewürdigt[2][3][4][5], so in Völkermarkt eine Straße, in Klagenfurt der Lobisserweg. Noch zum Muttertag 1988 setzte die österreichische Kronenzeitung einen Holzschnitt Lobissers auf die Titelseite.
Ab 1933 näherte Lobisser sich sukzessive der NS-Ideologie an, sein Werk passte in das Konzept der nationalsozialistischen Machthaber, die in Lobissers Werken „für ein neues völkisches Bewußtsein relevante Themen, wie Mythos der Scholle, Saft und Kraft des gesunden Bauernstandes, Verherrlichung der Mütter“ erkannten (Artur Hanzer: Switbert Lobisser, 1982/83). Lobisser veröffentlichte 1940 seine Autobiographie „Das Lobisser-Buch“.
1934 überreichten illegale Nazis Adolf Hitler eine große Mappe mit Lobissers Holzschnitten, er selbst schrieb dazu in seiner Autobiographie: „Die Partei braucht Arbeiten aus meiner Hand.“ („Das Lobisser-Buch“, 1940) Innenminister Wilhelm Frick kam nach Klagenfurt, besichtigte Lobissers Fresko von 1928 und ordnete an, Lobisser solle den Rest des Raumes weiterbearbeiten. Joseph Goebbels kaufte von ihm genauso wie Rudolf Heß. 1940 beantwortete Lobisser selbst die Frage nach seiner Mitgliedschaft in der NSDAP mit „Ja“.[6]
1938 hatte Lobisser als Auftragswerk von Innenminister Frick den von ihm bereits 1928 ausgestalteten Sitzungssaal des Landtags weiter ausgemalt. Das Fresko trug den Titel „Kärntens Heimkehr ins Reich“. Unter den neuen Motiven befand sich auch der „Treueschwur“, in dem Männer und Frauen in Kärntner Tracht einer Hakenkreuz-Standarte mit Hitlergruß huldigen und den Anschluss Kärntens verherrlichen.[7] Diese Motive wurden nach dem Zweiten Weltkrieg übertüncht, hinter Holzpaneelen versteckt und „vergessen“. Die „Wiederentdeckung“ im Sommer 2000 im Zuge von Restaurierungsarbeiten rief ein lebhaftes Medienecho hervor. Nach heftigen Kontroversen wurden die Fresken abgetragen. Nach einer Restaurierung sollten sie öffentlich ausgestellt werden.
Die Moderne Kunst seiner Zeit fand in Lobissers Werk keinen Niederschlag. Auch in seinen Tagebüchern finden sich keine Hinweise auf eine Beschäftigung mit der Moderne. Sein Werk kann als die Fortsetzung der romantischen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts gesehen werden. Die Natur ist das zentrale Thema seines Schaffens, auch in seinen Porträts ist die Natur mehr als nur Hintergrund. Seine Fresken zeigen szenische Darstellungen aus dem menschlichen Leben; sie sind keine Momentaufnahmen, sondern zeigen den Ablauf. Darin liegt die Leistung Lobissers.
Lobisser schuf an die einhundert Fresken. In der Frühzeit verwendete er bei seinen Wandgemälden Kaseinfarben.
Ab 1923 malte Lobisser seine Gemälde al fresco.
Lobisser schuf 673 Holzschnitte. Eine Gesamtsammlung befindet sich im Besitz des Stiftes St. Paul. Beliebt waren seine Holzschnitte für Exlibris, Hochzeits- und Geburtstagskarten. Zentrale Motive waren die heimatliche Landschaft und ihre Menschen und Bräuche, daneben auch christliche Themen. Von modernen Kunstströmungen unbeeinflusst, folgte er stilistisch den altdeutschen Meistern. Von der Kritik wird die virtuose Gestaltung des Hell-Dunkels hervorgehoben. Beispiele:
Die Evangelische Kirche Bad Kleinkirchheim ist nach einem Lobisserentwurf gestaltet.
Neben Gebrauchsgraphik entwarf und produzierte Lobisser auch mehrere Lampenschirme. Bisher sind 13 Stück bekannt. Ihre aus Blech gefertigten Seitenteile zieren Figuren oder andere, auch religiöse Motive.
Personendaten | |
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NAME | Lobisser, Switbert |
ALTERNATIVNAMEN | Lobisser, Suitbert; Lobisser, Leo (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Maler und Holzschneider |
GEBURTSDATUM | 23. März 1878 |
GEBURTSORT | Tiffen |
STERBEDATUM | 1. Oktober 1943 |
STERBEORT | Klagenfurt |