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Swjatoslaw Teofilowitsch Richter (ukrainisch Святослав Теофілович Ріхтер),(russisch Святослав Теофилович Рихтер, wissenschaftliche Transliteration Svjatoslav Teofilovič Richter; * 7. Märzjul. / 20. März 1915greg. in Schitomir, Russisches Reich, heute Ukraine; † 1. August 1997 in Moskau) war ein sowjetisch-russischer Pianist russlanddeutscher Herkunft.

Swjatoslaw Richter in Charkow, 1966
Swjatoslaw Richter in Charkow, 1966

Leben und Werk


Richters Vater Theophil Richter war ein begabter Pianist, der aus einer deutschen Kaufmannsfamilie im heute ukrainischen Schytomyr stammte. Seine Mutter war eine russische Kaufmannstochter. Die Familie zog 1916 nach Odessa, wo der Vater die Stelle des Organisten und Chorleiters der deutsch-lutherischen St.-Pauls-Kirche übernahm. Die Eltern sorgten von seinem dritten Lebensjahr an für eine solide musikalische Ausbildung des Sohns.[1]

Richter arbeitete bereits im Alter von 15 Jahren als Korrepetitor am Opernhaus in Odessa, vier Jahre später gab er sein Debüt als Pianist. 1937 wurde er in die Klavier-Meisterklasse von Heinrich Neuhaus am Moskauer Konservatorium aufgenommen. Zu seinen Kommilitonen gehörte Emil Gilels. Die Übersiedlung nach Moskau rettete ihn vor den Repressionen, denen die deutschstämmigen Lutheraner in Odessa ausgesetzt waren. Auch sein Vater wurde bei den sogenannten Stalinschen Säuberungen 1937 verhaftet und 1941 kurz vor der deutschen Besetzung Odessas als angeblicher deutscher Spion erschossen. Seine Mutter heiratete daraufhin neu und emigrierte mit ihrem neuen Ehemann, der deutscher Abstammung war, nach Deutschland. In Moskau lernte Swjatoslaw Richter Sergei Prokofjew kennen, dessen 6. Sonate er 1942 uraufführte. Später folgten die Uraufführungen der 7. sowie der 9. Sonate, die Richter gewidmet ist. Nachdem er in seiner Heimat bereits als Berühmtheit galt, durfte er 1960 erstmals in den Westen reisen. Am 19. Oktober 1960 gab er sein Debüt in der Carnegie Hall in New York, an das sich eine große USA-Tournee anschloss. Es folgten Auftritte in Europa, ab 1971 auch in Deutschland.

Richter spielte anfangs viel auswendig. Nachdem er bei einem Konzert in Japan den Notentext vergessen hatte, spielte Richter in späteren Jahren bei seinen Auftritten in der Regel nach Noten. Dabei hatte er oftmals keinen Umblätterer, sondern blätterte mehrere Seiten auf einmal um und spielte dazwischen auswendig.

Vor allem seine Schallplattenaufnahmen sind legendär: Einspielungen des b-Moll-Klavierkonzerts Tschaikowskis, der Werke von Schubert, Schumann und Liszt und des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach. Auch die Interpretationen des c-Moll-Klavierkonzerts und vieler Préludes von Rachmaninow gelten als Referenzaufnahmen. Seine frühen Aufnahmen sind oft außerordentlich kraftvoll und vehement gespielt. Wie kaum ein anderer Pianist konnte er seinen Interpretationen von Klavierwerken aller Epochen eine individuelle Note verleihen. Dabei war er später weniger der Virtuose, der durch technische Brillanz – diese war bei ihm selbstverständlich – Aufsehen erregte, sondern zeigte sein poetisches Spiel, das er oft in nur spärlich beleuchteten Konzerthallen darbot.

Neben solistischer Tätigkeit trat er auch als Kammermusiker in Erscheinung, so mit dem Geiger David Oistrach und den Cellisten Pierre Fournier und Mstislaw Rostropowitsch, aber auch im Klavierduo mit Benjamin Britten. Auch als Dirigent hatte sich Richter in früheren Jahren Anerkennung erworben.

1986 wurde Richter mit dem Léonie-Sonning-Musikpreis ausgezeichnet.

Im Jahr 2015 wurden Konzertmitschnitte und Aufnahmen Richters anlässlich seines 100. Geburtstages von den Musiklabeln Decca, Sony und Warner Classic neu aufgelegt.[2]


Film


Bruno Monsaingeon veröffentlichte 1998 seine mit Richters Einverständnis gedrehte zweieinhalbstündige autobiografische Filmdokumentation „Richter – Der Unbeugsame“. Neben einem ausführlichen Interview mit Richter und seiner langjährigen Freundin, der Sopranistin Nina Dorliak, sind auch zahlreiche Konzertausschnitte zu sehen. Richter wurde von Dietrich Fischer-Dieskau synchronisiert.[3]


Ehrungen



Literatur




Commons: Swjatoslaw Richter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Biografische Angaben zu Teophil Richter aus: St. Paul Odessa. Festschrift zur Wiedereinweihung der Kirche. Hrsg. Claus-Jürgen Roepke. Odessa/München 2010, S. 80–81.
  2. Manuel Brug: Dieser diskrete Russe ist das wahre Klavier-Genie. Die Welt, 20. März 2015, abgerufen am 28. Oktober 2015.
  3. Pianistenportrait: Sviatoslav Richter - Der Unbeugsame. In: YouTube. Naxos Deutschland GmbH, 6. September 2012, abgerufen am 27. Oktober 2015.
  4. Swjatoslaw Richter auf WarHeroes. Abgerufen am 14. Juli 2018 (russisch).
  5. S.Richter auf Homepage Grammy Awards
  6. Preisträger Robert-Schumann-Preis
  7. Dokument über Verleihe den Orden. Abgerufen am 14. Juli 2018 (russisch).
  8. Honorary Doctors of Music University of Oxford
  9. S. Richter in Gramophone Hall of Fame. Archiviert vom Original am 20120407; abgerufen am 14. Juli 2018 (russisch).
Personendaten
NAME Richter, Swjatoslaw Teofilowitsch
KURZBESCHREIBUNG sowjetischer bzw. russischer Pianist
GEBURTSDATUM 20. März 1915
GEBURTSORT Shitomir, Russisches Kaiserreich, heute Schytomyr, Ukraine
STERBEDATUM 1. August 1997
STERBEORT Moskau

На других языках


- [de] Swjatoslaw Teofilowitsch Richter

[en] Sviatoslav Richter

Sviatoslav Teofilovich Richter[1] (March 20 [O.S. March 7] 1915 – August 1, 1997) was a Soviet pianist who is frequently regarded as one of the greatest pianists of all time.[2][3][4][5] He is known for the "depth of his interpretations, his virtuoso technique, and his vast repertoire."[6]

[es] Sviatoslav Richter

Sviatoslav Teofílovich Ríjter (en ruso, Святосла́в Теофи́лович Ри́хтер; Zhytómyr, Gobernación de Volinia, Imperio Ruso (actual Ucrania), 20 de marzo de 1915 – Moscú, Rusia, 1 de agosto de 1997) fue un pianista soviético, reconocido como uno de los más grandes pianistas del siglo XX, célebre por la profundidad de sus interpretaciones, su virtuosa técnica y su amplio repertorio.

[ru] Рихтер, Святослав Теофилович

Святосла́в Теофи́лович Ри́хтер (20 марта 1915, Житомир — 1 августа 1997, Москва) — советский и российский пианист. Герой Социалистического Труда (1975), народный артист СССР (1961), лауреат Ленинской (1961), Сталинской (1950), Государственной премии РСФСР имени М. Глинки (1987) и Государственной премии Российской Федерации (1996).



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