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Tarsila do Amaral (* 1. September 1886 in Fazenda São Bernardo, Capivari, Bundesstaat São Paulo; † 17. Januar 1973 in São Paulo) war eine brasilianische Malerin und Mitbegründerin der Anthropophagie-Bewegung. Sie war Mitglied der Künstlergruppe Grupo dos Cinco („Gruppe der Fünf“) und wird daher als eine der einflussreichsten Künstlerinnen für moderne Kunst in Brasilien gesehen[1]

Tarsila do Amaral (um 1925)
Tarsila do Amaral (um 1925)

Leben



Frühes Leben und Bildung


Tasila do Amaral wurde als Tochter von José Estanislau do Amaral Filho und Lydia Dias de Aguiar do Amaral in Capivari geboren[2], einer kleinen Stadt im Bundesstaat São Paulo. Sie stammt aus einer wohlhabenden Familie von Bauern und Landbesitzern, die Kaffee anbauten[3] und eine Vorliebe für Frankreich hatten.[4] Sie wurde zwei Jahre vor der Abschaffung der Sklaverei in Brasilien geboren. In dieser Zeit wurden vor allem Frauen aus wohlhabenden Familien nicht dazu ermutigt höhere Bildung anzustreben. Ihre Familie unterstütze sie jedoch dabei. Bereits als Teenager reiste sie das erste Mal nach Europa.[4] In São Paulo besuchte sie das Colégio Sion[2] und später das Colégio Sacré-Coeur in Barcelona. Dort zog sie mit Kopien von Zeichnungen und Gemälden, die sie im Archiv ihrer Schule sah, Aufmerksamkeit auf sich. Ihr Gemälde "Sagrado Coração de Jesus" (1904) stammt aus dieser Zeit.[2] Nach ihrer Rückkehr nach Brasilien heiratete sie 1906 André Teixeira Pinto, ließ sich allerdings bereits kurze Zeit nach der Geburt ihrer Tochter Dulce von ihm scheiden[2]. Ab 1918 hatte sie Privatunterricht bei dem Künstler Pedro Alexandrino Borges (1864–1942). Von 1920 bis 1922 besuchte Tasila do Amaral die Académie Julian in Paris[2], wo sie unter anderem mit Émile Renard, André Lhôte, Albert Gleizes und Fernand Léger studierte[5].


Grupo dos Cinco


Als sie im Juni 1922 nach São Paulo zurückkehrte, lernte sie durch die befreundete Malerin Anita Malfatti, welche wie sie Schülerin Georg Fischer-Elpons’ war, den Schriftsteller Oswald de Andrade, den sie 1926 heiratete, seinen Freund und Autor Mário de Andrade sowie den Maler und Journalisten Menotti Del Picchia kennen, die in den folgenden Jahren die Grupo dos Cinco („Gruppe der Fünf“) bildete.[4] Vier dieser Gruppe hatten im Februar 1922 die Semana de Arte Moderna („Woche der modernen Kunst“) in der Stadt mitorganisiert, die der Vorbote des Modernismus in Brasilien (Modernismo brasileiro) werden sollte.


Anthropophagie-Bewegung


Eines ihrer berühmtesten Gemälde mit dem Titel Abaporu entstand 1928. Abaporu („Menschenfresser“) bedeutet in der Sprache der Tupí Anthropophage, nach der sich die Anthropophagie-Bewegung benannte. Das 85 cm × 73 cm große Gemälde wurde von dem argentinischen Sammler und Millionär Eduardo Costantini 1995 um 1,5 Mio. Dollar erstanden und befindet sich zurzeit im Museu de arte latino-americana in Buenos Aires (MALBA).[6] Es stellt eigentlich keinen Kannibalen, sondern einen plinischen Großfüßler dar.

Der europäischen Vorstellung von Primitivität ihr fremder Kulturen, verbunden mit der Zuschreibung des edlen Wilden entspricht mitunter das Bild des Kannibalismus. Als künstlerische Bewegung gegen den Eurozentrismus und für einen selbstbewussten Bezug sowohl auf die eigenen Traditionen als auch auf moderne europäische Stilrichtungen, griffen Tarsila do Amaral und die Movimento antropófago europäische Stereotypen und Zuschreibungen auf, um sie zu dekonstruieren.

In der heutigen postkolonialen Kritik gibt es recht deutliche Bezüge auf den Movimento antropófago. Luzenir Caixeta und Lucia Helena verweisen im Zusammenhang mit dem Movimento antropófago auch auf den brasilianischen Karneval in seinen dionysischen und kämpferischen Stil hin, dessen Hauptmerkmal die Kritik an der europäischen Dominanzkultur darstellt.

1929 zerstörte der US-Börsencrash das Vermögen von do Amarals Familie. Ein Jahr später war sie von ihrem Mann Andrade getrennt, und das Militär in Brasilien um Getúlio Vargas installierte eine neue Regierung. Weil sie sich für die kommunistische Idee interessierte – sie bereiste die Sowjetunion und hat auf einer Ausstellung in Moskau 1933 ihr an russische Propagandakunst angelehntes Werk „Arbeiter“ ausgestellt –, wurde sie von der Militärregierung zu einem Monat Gefängnis bestraft.[4]

Do Amaral starb am 17. Januar 1973 im Alter von 86 Jahren in São Paolo.


Nach ihrem Tod


2007 wurde der Asteroid (4123) Tarsila nach ihr benannt.[7]

2008 wurde ein Krater auf dem Merkur nach ihr benannt.[8]

2016 reiste ihr Werk „Abaporu“ im Rahmen der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro als nationale Trophäe vom Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires in das Museu de Arte Moderna do Rio de Janeiro.[4]

2017 wurde im Art Institute of Chicago die erste große Einzelausstellung über sie in den USA eröffnet, die von dort aus weiter in das Museum of Modern Art nach New York City zog.[4]

2020 wurde mit dem Verkauf ihres Werkes „A Caipirinha“ aus dem Jahr 1923 für 57,5 Millionen Reais (ca. 9,3 Millionen Euro) ein neuer Rekord in der brasilianischen Kunstwelt aufgestellt.[6]


Literatur





Einzelnachweise


  1. Tarsila do Amaral: Inventing Modern Art in Brazil. MoMA, abgerufen am 21. Januar 2021 (englisch).
  2. Biografia: Conheça a história da artista Tarsila do Amaral. Abgerufen am 21. Januar 2021 (portugiesisch).
  3. The Other Child Grows Up. By Richard S. Lewis. New York: Quadrangle/New York Times Book Co., 1977. 276 pp. $12.95. In: Social Work. März 1979, ISSN 1545-6846, doi:10.1093/sw/24.2.175-a.
  4. Claudia Bodin: „Tarsila do Amaral“, In: Art – Das Kunstmagazin, Ausgabe 02/2018: „Ich, Baselitz“.
  5. Tarsila do Amaral. In: Oxford Art Online. Abgerufen am 21. Januar 2021 (englisch).
  6. Werk von Társila do Amaral erzielt Rekordpreis in Brasilien. Abgerufen am 21. Januar 2021.
  7. AstDyS. Abgerufen am 21. Januar 2021.
  8. Magda De Abreu Vicente, Giana Lange do Amaral: Grupos Escolares e Escolas Isoladas em Pelotas-RS: o Decreto no.78, de 4 de novembro de 1944. In: Cadernos de História da Educação. Band 17, Nr. 3, 17. November 2018, ISSN 1982-7806, S. 897, doi:10.14393/che-v17n3-2018-16.
Personendaten
NAME Amaral, Tarsila do
KURZBESCHREIBUNG brasilianische Malerin und Mitbegründerin der Antropophagie-Bewegung
GEBURTSDATUM 1. September 1886
GEBURTSORT Fazenda São Bernardo, Capivari, São Paulo
STERBEDATUM 17. Januar 1973
STERBEORT São Paulo

На других языках


- [de] Tarsila do Amaral

[en] Tarsila do Amaral

Tarsila de Aguiar do Amaral (Portuguese pronunciation: [taɾˈsilɐ du ɐmaˈɾaw]; September 1, 1886[1] – January 17, 1973) was a Brazilian painter, draftswoman, and translator. She is considered one of the leading Latin American modernist artists, and is regarded as the painter who best achieved Brazilian aspirations for nationalistic expression in a modern style.[2] As a member of the Grupo dos Cinco, Tarsila is also considered a major influence in the modern art movement in Brazil, alongside Anita Malfatti, Menotti Del Picchia, Mário de Andrade, and Oswald de Andrade. She was instrumental in the formation of the aesthetic movement, Antropofagia (1928–1929); in fact, Tarsila was the one with her celebrated painting, Abaporu, who inspired Oswald de Andrade's famous Manifesto Antropófago.[3]

[es] Tarsila do Amaral

Tarsila do Amaral (Capivari, São Paulo, 1 de septiembre de 1886 - São Paulo, 17 de enero de 1973) fue una pintora brasileña, la más representativa del movimiento modernista brasileño. Fue autora de 272 pinturas, 6 murales y alrededor de 1300 dibujos.

[fr] Tarsila do Amaral

Tarsila do Amaral aussi connue sous le nom Tarsila, née le 1er septembre 1886 à Capivari[1] (Brésil) et morte le 17 janvier 1973 à São Paulo (Brésil), est une artiste peintre brésilienne.

[it] Tarsila do Amaral

Tarsila de Aguiar do Amaral (Capivari, 1º settembre 1886 – San Paolo, 17 gennaio 1973) è stata una pittrice, disegnatrice e traduttrice brasiliana. È considerata una delle esponenti più significative dell'arte modernista in America latina. Appartenente al cosiddetto Grupo dos Cinco assieme a Anita Malfatti, Menotti Del Picchia, Mário de Andrade e Oswald de Andrade, contribuì inoltre alla formazione del cosiddetto Movimento antropofágico, del quale il suo quadro Abaporu è una delle prime espressioni.

[ru] Амарал, Тарсила ду

Тарсила ду Амарал (порт.-браз. Tarsila do Amaral; 1 сентября 1886, Капивари — 17 января 1973, Сан-Паулу) — бразильская художница , одна из главных фигур бразильского модернизма.



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