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Wilhelm Frass (* 29. Mai 1886 in St. Pölten, Österreich-Ungarn; † 1. November 1968 in Wien) war ein österreichischer Bildhauer und Medailleur.


Leben


Liegender Soldat in der Krypta im Heldentor
Liegender Soldat in der Krypta im Heldentor
Wiener Zentralfriedhof – Grab von Wilhelm Frass
Wiener Zentralfriedhof – Grab von Wilhelm Frass

Frass war der Sohn des Direktors der Gaswerke St. Pölten, sein Bruder war der Architekt Rudolf Frass. Die Brüder besuchten die Staatsgewerbeschule in Wien und anschließend die Akademie der bildenden Künste Wien, wo Wilhelm Frass bei Hans Bitterlich und Edmund von Hellmer studierte. Im Ersten Weltkrieg kämpfte Frass als k.u.k. Infanterieoffizier mit den Banater Schwaben.

Frass lebte und arbeitete in einem der Staatsateliers in der Wiener Krieau.

Während der Ära des „Roten Wien“ hatte er einige Aufträge zur Ausstattung von Gemeindebauten, unter anderem für den Sandleitenhof und den Karl-Seitz-Hof. Einige Skulpturen aus dieser Periode stehen unter Denkmalschutz.

Er amtierte während der Ständestaatsdiktatur 1934 bis 1938 als Präsident des Künstlerverbandes der österreichischen Bildhauer und erhielt 1936 den Großen Österreichischen Staatspreis.[1] Er war vielbeschäftigter Künstler während des Austrofaschismus, aber gleichzeitig seit 1933 illegales Mitglied der NSDAP.[2] Am 23. Mai 1938 beantragte er die reguläre Aufnahme in die Partei und wurde rückwirkend zum 1. Mai 1933 aufgenommen (Mitgliedsnummer 1.621.727).[3]

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich war Frass von 1938 bis 1945 Leiter der Hochschulklasse der Kunst- und Modeschule der Stadt Wien sowie unter Hanns Blaschke Sachberater für Bildhauerkunst im Kulturamt. 1939 wurde er Mitglied des Wiener Künstlerhauses. Er erhielt Großaufträge für Anschlussdenkmäler, Hitlerbüsten und das NS-Regime verherrlichende allegorische Skulpturen.[4] 1937, 1938, 1939 und 1944 war Frass mit insgesamt vier Arbeiten auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München vertreten, darunter 1944 mit einer Porträtbüste des Nazi-Politikers Hermann Neubacher. Frass stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[5]

Nach 1945 wurde Frass bei der Entnazifizierung als „minderbelastet“ eingestuft und auf Betreiben des Architekten Josef Hoffmann wieder in den Kunstbetrieb integriert. 1948 bis 1950 war er Mitglied der Wiener Secession.[1] Frass erhielt ein ehrenhalber gewidmetes Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof,[6] dieser Status wurde ihm jedoch 2012 aberkannt.[7]

Im Denkmal des toten Soldaten in der Krypta am Wiener Heldenplatz vermutete man schon längere Zeit ein Huldigungsschreiben Frass' an den Nationalsozialismus, das er in einem Brief an den Kunsthistoriker Karl Hareiter als hochverräterisches Schriftstück erwähnte. Dieses Huldigungsschreiben wurde im Jahr 2012 tatsächlich gefunden. Gleichzeitig fand man auch ein pazifistisches Schreiben des Bildhauers Alfons Riedel, zu der Zeit ein Mitarbeiter von Frass.[8][9] Die beiden Schriftstücke wurden am 9. Juli 2013 dem Wiener Heeresgeschichtlichen Museum übergeben[10], wo sie als Faksimile[11] im Saal Republik und Diktatur über einer Vitrine mit einem Modell des Burgtores und jener Messinghülse, in welchem die Schreiben versteckt waren, ausgestellt sind.[12]

Säule des Frohsinns im Sandleitenhof
Säule des Frohsinns im Sandleitenhof
„Fliegerdenkmal“ in Linz am Römerberg
„Fliegerdenkmal“ in Linz am Römerberg
„Fruchtträgerin“ Gemeindebau Pragerstrasse/Anton Dengler Gasse
„Fruchtträgerin“ Gemeindebau Pragerstrasse/Anton Dengler Gasse
„Arbeiter mit Hammer“ im Gemeindebau Werndlgasse 14–18
„Arbeiter mit Hammer“ im Gemeindebau Werndlgasse 14–18

Der Nachlass von Frass befindet sich im Stadtarchiv St. Pölten.[13]


Werke


Niederösterreich

Oberösterreich

Steiermark

Wien

Türkei


Auszeichnungen



Literatur




Commons: Wilhelm Frass – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise


  1. Stephan Koja, Hella Márkus (Hrsg.): Kunst des 20. Jahrhunderts. Band 1: A-F von Kunst des 20. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie des 20. Jahrhunderts. Brandstätter, Wien 1993, ISBN 3-85447-454-7, S. 248
  2. Wolfgang Kos (Hrsg.): Kampf um die Stadt. Politik, Kunst und Alltag um 1930 (= Sonderausstellung des Wien Museums, Band 361), Czernin, Wien 2010, ISBN 978-3-7076-0317-0, S. 241; „Aufgeflogen nach 75 Jahren“, www.sueddeutsche.de, 19. Juli 2012.
  3. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/9451639
  4. Olga Stieglitz, Gerhard Zeillinger, Hildegunde Suete-Willer: Der Bildhauer Richard Kauffungen (1854–1942). Zwischen Ringstraße, Künstlerhaus und Frauenkunstschule. Peter Lang, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-631-52203-5, S. 177.
  5. Frass, Wilhelm. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020 ISBN 978-3-88741-290-6, S. 102
  6. Das äußere Burgtor als österreichisches Heldendenkmal Peter Diem, ohne Datum
  7. Wilhelm Frass im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  8. Heldendenkmal: Huldigungsschreiben in der Krypta entdeckt auf Vienna-Online vom 19. Juli 2012.
  9. Präsentation des Ergebnisses der Untersuchungen in der Wiener Krypta auf Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport vom 19. Juli 2012, abgerufen am 19. Juli 2012.
  10. Nationalsozialistische Jubelschrift aus Heldendenkmal an Museum übergeben auf derstandard.at, abgerufen am 10. Juli 2013
  11. aus konservatorischen Gründen können die originalen Schriftstücke nicht ausgestellt werden, sondern werden im Depot des Heeresgeschichtlichen Museum verwahrt, vgl.: Fundstücke an Heeresgeschichtliches Museum übergeben auf science.apa.at, abgerufen am 9. Juli 2013
  12. „Heldendenkmal“: Fundstücke an Museum übergeben auf wien.orf.at, abgerufen am 9. Juli 2013
  13. Nachlass Wilhelm Frass (Memento vom 14. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) im Verzeichnis der künstlerischen, wissenschaftlichen und kulturpolitischen Nachlässe in Österreich.
  14. „Statues Hither & Thither“
  15. „Statues Hither & Thither“
  16. Ausstellungskatalog, Stadtmuseum, St. Pölten 1963.
  17. Manuel Lucca: „Wilhelm Frass – Der Jüngling“ Standort: Freinberg in Linz YouTube, veröffentlicht 24. Oktober 2011, abgerufen 25. Mai 2018. – Video (2:53)
  18. Wolfgang Brauneis / Raphael Gross (Hrsg.): Die Liste der „Gottbegnadeten“. Künstler des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik. Prestel, München u. a. ISBN 978-3-7913-7922-7, S. 173.
  19. Commons: Säule des Frohsinns
  20. Umgestaltung der Krypta am Wiener Burgtor ORF Wien, 17. Juni 2012
  21. „Statues Hither & Thither“ vanderkrogt.net, René & Peter van der Krogt. – Bilder (2016), Text hinten: Aus Seltenen Erden und Metallen schuf sein forschender Geist das Gasglühlicht, die elektrische Osmiumlampe, das funkensprühende Cereisen
  22. Wolfgang Brauneis / Raphael Gross (Hrsg.): Die Liste der „Gottbegnadeten“. Künstler des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik. Prestel, München u. a. ISBN 978-3-7913-7922-7, S. 184.
Personendaten
NAME Frass, Wilhelm
ALTERNATIVNAMEN Fraß, Wilhelm
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Bildhauer
GEBURTSDATUM 29. Mai 1886
GEBURTSORT St. Pölten, Österreich
STERBEDATUM 1. November 1968
STERBEORT Wien, Österreich

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- [de] Wilhelm Frass

[en] Wilhelm Frass

Wilhelm Frass (29 May 1886 – 1 November 1968) was an Austrian sculptor. His work was part of the sculpture event in the art competition at the 1936 Summer Olympics.[1]



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