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Wilhelm Kandler (tschechisch Vilém Kandler; * 28. Februar 1816 in Kratzau; † 18. Mai 1896 in Prag) war ein böhmischer Maler und Autor.

Interieur der Altneu-Synagoge in Prag (1838)
Interieur der Altneu-Synagoge in Prag (1838)
Kaiser Maximilian I. im Atelier von Albrecht Dürer in Nürnberg (1841)
Kaiser Maximilian I. im Atelier von Albrecht Dürer in Nürnberg (1841)
Ansicht der Burg Schreckenstein, Stahlstich nach Zeichnung von Kandler (um 1850)
Ansicht der Burg Schreckenstein, Stahlstich nach Zeichnung von Kandler (um 1850)

Leben


Kandler war ein Sohn des Goldstaffierers und Malers Michael Kandler. Bereits in der Kindheit zeigte sich sein zeichnerisches Talent. Da es dem Vater in der Kleinstadt Kratzau nur schlecht gelang, genügend Aufträge zum Unterhalt seiner großen Familie zu erhalten, plante er, nach Polen auszuwandern. Von einer Reise nach Warschau, wo er 1823 in seinem Vorhaben durch Großfürst Konstantin Pawlowitsch Romanow unterstützt wurde und zu seiner Existenzgründung in Kalisch einen Vorschuss von 700 Rubeln erhalten hatte, kehrte der Vater schwerkrank zurück, so dass die Auswanderung hinfällig wurde. 1824 zog die Familie nach Komotau. Im Jahre 1827 erfolgte ein erneuter Umzug nach Saaz, wo der Vater eine Anstellung als Zeichenlehrer an der neuen Stadtschule erhielt. Nachdem Michael Kandler erkannt hatte, dass er selbst nur noch wenig zur weiteren künstlerischen Ausbildung seines Sohnes beitragen konnte, stellte er Wilhelm 1830 dem ihm aus Kratzau bekannten Maler Joseph von Führich vor, der sich für Wilhelms Aufnahme an der Prager Kunstakademie einsetzte. Im selben Jahre zog die Familie Kandler von Saaz nach Prag. 1834 hatte sich der Gesundheitszustand des Vaters soweit verschlechtert, dass er kaum noch in der Lage war, Aufträge zu erledigen. Wilhelm Kandler musste dadurch seine Ausbildung an der Kunstakademie abbrechen. Um der Familie eine Existenzgrundlage zu verschaffen, suchte Michael Kandler um Anstellung seines Sohnes als Musterzeichner in einer Kattunfabrik. In dieser Zeit bestellte der Pater Franz Hocke, der von der Notlage der Familie und dem Talent Wilhelm Kandlers erfahren hatte, bei diesem ein Bild für die Kirche in Kozel. Die erfolgreiche Erledigung des Auftrages verschaffte Wilhelm Kandler Aufträge von Kunsthändlern für Landschaftsbilder, außerdem bestellte der Buchdrucker Gottlieb Haase bei ihm für sein Panorama des Universums Zeichnungen für religiöse Bilder. Ebenfalls im Auftrag Haases zeichnete Kandler ein Panorama von Prag, das danach durch Jacob Hyrtl gestochen wurde. Zusammen mit Karl Würbs schuf Wilhelm Kandler weitere Ansichten von Prag sowie Gedenkblätter an die Krönungsfeier von Ferdinand I. und Maria Anna. Die damit verbundenen Einkünfte ermöglichten Wilhelm Kandler auch die Fortsetzung seines Studiums an der Kunstakademie. Für seine Kompositionen und Modellstudien erhielt Kandler mehrere Preise. Nach dem Tode des Vaters wurde Wilhelm Kandler am 1. März 1837 zum Ernährer seiner großen Familie.

Auf Initiative von Eduard Gurk wurde Kandler von der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde zusammen mit Anton Lhota mit der Kopierung der aus der karolinischen Zeit stammenden Temperabilder der Legenden der Landespatrone Wenzel und Ludmilla im Treppenhause des großen Turmes der Burg Karlstein beauftragt. Unter Gurks Leitung restaurierten und vervollständigten Kandler und Lhota auch die Mosaikbilder im Veitsdom. Mit der im Zuge der Errichtung des Kreuzweges am Laurenziberg nach Entwürfen von Führich und der Ausmalung der Stationskapellen durch Münchner Maler wurde in Prag die seit den Josephinischen Reformen in Vergessenheit geratene Freskenmalerei wiederbelebt. Wilhelm Kandler wurde daraufhin für eine Ausbildung zum Freskenmaler bei Johann Baptist Müller und Josef Holzmaier ausgewählt und nach deren Abschluss mit der Ausmalung der St.-Raphael-Kapelle der von Alois Klar gegründeten Versorgungs- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde beauftragt. Nach Abschluss der zweijährigen Arbeit bewarb sich Kandler um die Leitung der Klarschen Künstlerstiftung, die jedoch Emanuel Max übertragen wurde. Zu Beginn der 1840er Jahre wurde Kandler schließlich als zweiter Nachfolger von Max zum Leiter der Künstlerstiftung berufen. Im August 1843 trat Kandler eine Reise nach Rom an, dabei lernte er in Venedig Caspar Scheuren kennen. Auf seinem weiteren Reiseweg über Padua, Bologna und Florenz traf er sich noch mit den Malern Heinrich Stohl und Amilcare Daverio sowie den Architekten Franz Krüger und Friedrich Eugen Schuback. Friedrich August Stache und der Pensionär Karl Mayer ermöglichten Kandlers Studienaufenthalt in Rom, der Botschafter Rudolph Graf von Lützow gewährte ihm kostenfreies Studium und Logis im Gesandtschaftshotel. Im Rom knüpfte Kandler Kontakte mit Friedrich Overbeck, Wilhelm Achtermann, Gebhard Flatz, August Ahlborn und Johann Martin von Wagner. Über den Kupferstecher Joseph von Keller knüpfte Kandler Kontakte zu Emil Braun, der ihm später zahlreiche Aufträge zukommen ließ. Für den Entwurf zu einem Stich von Michelangelos Sixtinische Kapelle, reiste Kandler nach Neapel und suchte die Bourbonische Galerie auf, wo er Marcello Venustis Bildnis als Ausgangsgrundlage nahm. Kandler erlebte in Rom nach 1848 die Zeiten des Aufruhrs, die Schändung des österreichischen Gesandtschaftshotels, die Ermordung von Pellegrino Rossi, die Flucht und Rückkehr des Papstes Pius IX., die Belagerung und Eroberung Roms durch die Franzosen, die Aufrichtung des österreichischen Wappens am 21. März 1850, welches wie jenes des Papstes Pius IX., von Kandler gemalt wurde. Diese Ereignisse beschrieb Kandler in Auszügen in einem in der Libussa 1859 und 1860 veröffentlichten Tagebuch. Nach sieben erfolgreichen Studienjahren in Rom kehrte Kandler 1850 nach Österreich-Ungarn zurück und konnte im Juni 1850 seine Gemälde im kleinen Redoutensaal der kaiserlichen Hofburg präsentieren. In Wien verbrachte er einige Monate, danach ging er nach Prag, wo er seine Werke im Waldstein-Palais in einer Benefizausstellung zugunsten des Militär-Spitals Karlsbad präsentierte.

Trotz der allgemeinen Anerkennung seiner Bilder blieb seine Auftragslage in Prag schlecht, so dass Kandler seine Rückkehr nach Rom plante. Dies änderte sich, als Ferdinand I. bei einem Besuch von Kandlers Ausstellung in Prag die beiden großen Gemälde Gregor IX. und Jacob Molai erwarb und den Künstler mit den Plänen für die Restaurierung der Schlosskapelle in Reichstadt beauftragte. Der ehemalige Kaiser war von Kandlers Entwürfen angetan und betraute ihn auch mit der Ausführung. Anschließend erhielt Kandler zahlreiche Aufträge für Freskomalereien und Gemälde, so dass er von seinem künstlerischen Schaffen in Prag gut leben konnte.

Kandler war hauptsächlich als Kirchenmaler tätig, er widmete sich jedoch auch der Profangeschichts-, der Genre- und der Landschaftsmalerei sowie der Architektur. Seine Gemälde fertigte er in Aquarell, Gouache, Fresco und Ölfarben. Daneben schrieb er eine Reihe von Aufsätzen für das Taschenbuch Libussa.


Werke (Auswahl)



Aufsätze



Literatur




Commons: Wilhelm Kandler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Personendaten
NAME Kandler, Wilhelm
ALTERNATIVNAMEN Kandler, Vilém
KURZBESCHREIBUNG böhmischer Maler
GEBURTSDATUM 28. Februar 1816
GEBURTSORT Kratzau
STERBEDATUM 18. Mai 1896
STERBEORT Prag

На других языках


- [de] Wilhelm Kandler

[en] Wilhelm Kandler

Wilhelm Kandler or, in Czech, Vilém Kandler (28 February 1816 in Chrastava – 18 May 1896 in Prague), was a Bohemian German painter, illustrator, engraver and amateur essayist.



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