Willi Neubert (* 9. November 1920 in Brandau, Tschechoslowakei; † 7. August 2011 in Ballenstedt) war ein deutscher Maler. Er wurde vor allem durch seine großformatigen Wandbilder aus Email bekannt.
Leben
Während seiner Arbeit als Hilfsarbeiter und Schlosser von 1934 bis 1938 absolvierte Willi Neubert eine Weiterbildung an der Abendschule und schloss ein Fernstudium zum Technischen Zeichner und Konstrukteur ab. Nach einer Tätigkeit als Konstruktionszeichner in Plauen wurde er von 1940 bis 1945 zum Kriegsdienst eingezogen. Unmittelbar nach dem Krieg arbeitete er von 1945 bis 1950 als Stahlwerker und Vorrichtungskonstrukteur in den Eisen- und Hüttenwerken Thale (Harz) und war dort Mitglied der Leitung der Betriebsparteiorganisation (BPO) der SED, der er seit 1948 angehörte. Von 1950 bis 1952 studierte er an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein unter anderem bei Charles Crodel, Ulrich Knispel und Kurt Bunge. Seit 1953 arbeitete er freischaffend in Thale.
Von 1960 bis 1962 und 1970/71 übernahm Willi Neubert eine Lehrtätigkeit an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein in Halle. 1970 wurde ihm die Leitung des von ihm mitgegründeten Instituts für Architekturemail in Thale übertragen, das der Hochschule angeschlossen war. 1971 wurde er hier Professor.
Durch die enge Zusammenarbeit mit den Eisen- und Hüttenwerken in Thale konnte Willi Neubert die Technik des Industrie-Emails weiterentwickeln. Hierbei wird farbiges Email auf Stahlplatten aufgetragen. Die so entstandenen Emailplatten werden zu großflächigen Werken zusammengesetzt. Ein Beispiel für diese Technik ist das 1977/78 entstandene Wandbild an der Stadthalle in Suhl.
Seit 1964 war Willi Neubert Mitglied der Akademie der Künste. Von 1963 bis 1967 war Neubert Abgeordneter der Volkskammer für den Kulturbund der DDR.
Studienreisen führten ihn unter anderem nach Albanien (1958), Indien (1963), Finnland (1972), in die Tschechoslowakei und die Sowjetunion (1959, 1960, 1961, 1966). Einzelausstellungen hatte er unter anderem in Neu-Delhi (1963) und in Finnland (1972).
Seit Oktober 2006 war Willi Neubert Ehrenbürger von Thale; in dieser Stadt befindet sich auch seine letzte Ruhestätte.
Werke
Wandfries Die Presse als Organisator, 1973
Emailliertes Wandbild Internationale Solidarität in der Nähe des Bahnhofs in Thale/Harz
1968 Stahlwerker II (Öl auf Hartfaserplatte; im Gebäude das Staatsrates der DDR, heute Staatliche Kunstsammlungen Dresden, 144 × 125 cm)[2]
1969 Neuererdiskussion (Tafelmalerei; in der Sammlung der Nationalgalerie Berlin, 190 × 230 cm)[2]
1975 Gestern – Heute (Tafelmalerei, Bild für die Palast-Galerie im Palast der Republik, heute Sammlung des Deutschen Historischen Museums, 280 × 345 cm)
1981 Schachspieler und Roboter (Öl)
Arbeiten in Industrieemaille
1964 Emaille-Wandgestaltung Die Presse als kollektiver Organisator an der Druckerei Freiheit in Halle (Saale), (16 × 5 m)
1969–73 Wandfries Die Presse als Organisator am ehemaligen Pressecafé am Haus des Berliner Verlages (76×3,5m)[2] Das großformatige Emaille-Bild Neuberts in speziell entwickelter Technik war ein Auftragswerk für das gerade errichtete Pressehochhaus in Berlin-Mitte an der Ecke Karl-Marx-Allee/Am Alexanderplatz und Karl-Liebknecht-Straße und eine Wiederholung der ersten Arbeit für die Stadt Halle. – Nach der Wende und Auflösung der früheren Besitzverhältnisse wurde das Haus Eigentum des Verlages Gruner + Jahr, der Teilbereiche an andere Nutzer vermietete; so unter anderem das ehemalige Pressecafé an die Steakhouse-Kette Escados. Dieses Restaurant brachte im Jahr 1992 rundherum über dem Fries Eigenwerbung an, die das komplette Kunstwerk verdeckte. Es soll auch nicht sehr beliebt gewesen sein, weil es eine relativ traditionelle Darstellung der Pressearbeit war. – Nachdem der Berliner Senat diesen Fries im Jahr 2015 zusammen mit der Neugestaltung des Alexanderplatzes unter Denkmalschutz gestellt hat und das Gebäude 2017 zuerst an Tishman Speyer und dann an die GEG German Estate Group AG aus Frankfurt am Main verkauft worden war, ließ diese Gruppe den Fries freilegen, komplett restaurieren und übergab das Werk Ende Oktober 2021 wieder der Öffentlichkeit. Es ist geplant, das Hochhaus mit einer Nutzfläche von 24.200Quadratmetern und die damit verbundene Landmark-Immobilie neu zu vermieten, so dass Gastronomen das Pressecafé wieder betreiben sollen.[3]
1969 Fassadengestaltung am Haus des Ministeriums für Wissenschaft, Berlin (seit den späten 1990er Jahren zerstört)[2]
1977/78 Wandbild Internationale Solidarität an der Stadthalle Suhl (750×2.500cm²), seit 2010 gegenüber dem Hauptbahnhof in Thale[4]
1980 Wandbild am Restaurant des FDGB-Ferienheimes Friedrichroda, jetzt Berghotel Friedrichroda
1983 Wandbild Chemie am Haus der SED-Bezirksleitung Halle (heute zerstört)
1986 Wandbild 300 Jahre EHW Thale an der Berufsschule in Thale, seit 2005 am Haus Dampfmaschine Nr.7 am Hüttenplatz (336Tafeln mit je 51×51cm)[5]
1988 Fassadenverkleidung am Einkaufszentrum Steg (Halle)
Auszeichnungen
1960 Händelpreis des Bezirkes Halle
1961 Kunstpreis des FDGB für sein Gemälde Stahlwerker
1963 Kunstpreis der DDR
1965 Nationalpreis der DDR III. Klasse für das Bild „Der Schachspieler“
1982 Berlin, Galerie der Akademie der Künste der DDR im Neuen Marstall
1982 Halle, Moritzburg
1993 Thale, Rathaus
1995 Wernigerode, Galerie im Ersten Stock
1997 Magdeburg, Galerie im Landtag
2003 Quedlinburg, Palais Salfeldt
2006 und 2010 Thale, Galerie Kapelle
Literatur
Die Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik. 4. Wahlperiode. Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1964, S.439 (gvoon.de[PDF]).
Ullrich Kuhirt: Willi Neubert – Farbige Gemäldewiedergaben. E. A. Seemann Verlag, Leipzig 1969. DNB 740277278
Ullrich Kuhirt: Willi Neubert (= Reihe Maler und Werk), Verlag der Kunst, Dresden 1973. DNB 740517325
Willi Neubert. Malerei und Email. Fachbuchdruck Naumburg, 1981
Kurzbiografie zu:Neubert, Willi. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band2. Ch.Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
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