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Wolfgang Dreysse (* 12. Juni 1947 in Sömmerda) ist ein deutscher Bildhauer und Hochschullehrer.

Zither-Reinhold-Brunnen von Wolfgang Dreysse in Halle (Saale)
Zither-Reinhold-Brunnen von Wolfgang Dreysse in Halle (Saale)

Leben


Von 1954 bis 1966 besuchte Dreysse die Grundschule sowie die Erweiterte Oberschule in Sömmerda. 1966 schloss er die Schulbildung mit Abitur und Facharbeiterabschluss als Rundfunkmechaniker ab.[1] 1966 begann er ein sechsjähriges Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, wo er die Fächer „Technische Formgestaltung“ und „Holzgestaltung“ bei Hans Brockhage sowie später „Wandmalerei“ bei Lothar Zitzmann[2] und „Plastik“ bei Gerhard Lichtenfeld belegte.[3] Nach dem Studium arbeitete Dreysse freischaffend ab 1972[4] in Quedlinburg.[1] 1975 trat er in den Verband Bildender Künstler der DDR Bezirk Halle ein und wurde 1978 Mitglied der „Sektionsleitung Bildhauer“.[5] Ab 1987 gehörte er der „Zentralen Sektionsleitung (ZSL) Plastik“ an.

Sein erstes Werk für den öffentlichen Raum war eine einer Fabel nachempfundenen Brunnenplastik für seine Studienstadt Halle (Saale), die 1977 seiner Bestimmung übergeben wurde.[4] Einem geschichtlichen Thema widmete er sich 1978/79, als er auch von seinem Wohnort Quedlinburg einen Auftrag erhielt, und zwar schuf er eine bronzene Musikantengruppe, die die sogenannten „Münzenberger Musikanten“ darstellt. Diese böhmischen und ungarischen Flüchtlinge des Dreißigjährigen Krieges mussten sich auf dem Münzenberg ansiedeln und durften kein Handwerk und keinen Handel betreiben, weswegen sie „Bettelmusikanten“[6] geworden waren.[4] Dreysse verband mit seiner Figuren-Ausführung in zeitloser und neutraler Kleidung den Wunsch nach Aufrechterhaltung der musikalischen Tradition der Stadt.[4] Von 1982 bis 1983, in nur 14 Monaten,[5] bearbeitete er ein jüngeres geschichtliches Thema: den Kupferschieferbergbau, der im Mansfelder Land einige Jahre zuvor zu Ende gegangen war. Der Knappenbrunnen wurde in der Fußgängerzone[7] der Lutherstadt Eisleben im Auftrag des Mansfeld-Kombinats „Wilhelm-Pieck“ errichtet.[7][8] Die Gussarbeiten für die acht Bergwerksberufstypen hatten unter des Künstlers Aufsicht und Mithilfe beim Ziselieren in Hettstedt stattgefunden.[5] In den Jahren des politischen Umbruchs in der DDR, etwa von 1988 bis 1992, war Dreyssen an einer Vielzahl weiterer Projekte beteiligt, zum Beispiel 1989 in Friedrichsbrunn für das neue FDGB-Gästehaus oder das Stadtzentrum von Halle-Neustadt, die beide schon 1983[7] in Planung waren. Einen direkten Bezug zur Wiedervereinigung Deutschlands hat die 1992 in Hameln nahe der Marktkirche St.Nicolai aufgestellte,[9] an eine an ihrer Bruchstelle wieder zusammengeschobene Litfaßsäule erinnernde Skulptur mit dem Titel Öffnung.[10]

Von 1991 bis 1994 war er künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Architekturfakultät der TU Braunschweig unter Jürgen Weber.[3] Von 1994 bis 2012[3] hatte er eine Professorenstelle für Bildnerische Grundlagen/Plastik an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle inne.[1] Anlässlich seines Ausscheidens aus dem aktiven Lehrkörper präsentierte er im September/Oktober 2012 im Museum Schloss Bernburg eine Ausstellung eigener Werke nebst Werken seiner Schüler.[11] Die verwendeten Materialien seiner – im Verhältnis zu den Skulpturen im öffentlichen Raum – kleinformatigen Werke sind Metall, Holz, Keramik[12] und Gips.[13] Er fertigt zudem Druckgrafiken und Zeichnungen an.[14]

Seine letzte Arbeit in der der großflächigen beziehungsweise aufragenden Art, die ihn bekannt gemacht hat, ist die Trilogie von Bronze-Ensembles in Sömmerda. Alle drei Kunstwerke fallen in die Rubrik „bespielbare Stadtmöblierung“.[15] Die erste, Pamona genannte Skulpturengruppe wurde 2010 der Öffentlichkeit übergeben, die zweite mit dem Namen Fortuna-Brunnen vier Jahre später, und noch einmal vier Jahre später, also 2018, soll das momentan in Arbeit befindliche Minerva-Szenarium, das neben der namensgebenden, mehr als zwei Meter hohen Göttin der Weisheit auch mit dem in Sömmerda geborenen Pädagogen Christian Gotthilf Salzmann aufwarten wird, fertiggestellt sein.[16] Ein Buch über alle drei Kunstobjekte und deren Verbindung zur Stadtgeschichte soll außerdem noch herausgegeben werden.[16]

Wolfgang Dreysse ist seit 1970 mit Roswitha Dreysse, einer diplomierten Malerin und Gemälderestauratorin, verheiratet. Beide betreiben zusätzlich zu ihren Berufen eine Galerie in Quedlinburg.[17]


Zitate


„Plastik in der Architektur ist wichtig, und Plastik muss man anfassen, gebrauchen können. Die Menschen möchten Plastik nicht nur mit den Augen erfassen, sondern auch mit den Händen – ein wichtiges Kriterium für Funktionieren von Plastik. Meine „Vier Musikanten“ auf dem Quedlinburger Marktplatz sind regelrechte Kletterplastiken für Kinder geworden, die Musikanten-Köpfe glänzen teilweise schon vom vielen Anfassen. Besonders in Neubaugebieten ist Plastik und viel Grün wichtig, damit die Menschen sich wohl fühlen, damit sie ihre Bedürfnisse nach vielfältigen Sinneseindrücken realisieren können.“

Wolfgang Dreysse: Zeitungsinterview, 1984[5]

„Meine Interessen gelten: den Zusammenhängen von Architektur und Skulptur in öffentlichen Räumen, der ästhetisch-inhaltlichen Ausdruckskraft der vielfältigsten natürlichen wie künstlichen Materialien, der emotionalen Wirkung von Farbe auf der dreidimensionalen Form, die für den jeweiligen materiellen Bearbeitungsvorgang charakteristische plastische Tektonik und Struktur, bildhauerisches im gleichen Maße wie plastisches Annähern an die Form, bildnerische Gestaltungs- und Wahrnehmungstheorien.“

Wolfgang Dreysse: Künstler-Website, ohne Datum[3]

Ehrungen



Arbeiten im öffentlichen Raum (Auswahl)



Weitere Werke (Auswahl)



Ausstellungen (Auswahl)



Kataloge



Literatur



Einzelnachweise


  1. Wolfgang Dreysse. Biografie. In: burg-halle.de. Abgerufen am 26. August 2017.
  2. Prof. Wolfgang Dreysse. Professor für Bildnerische Grundlagen / Plastik. In: burg-halle.de. Burg Giebichstein Kunsthochschule Halle, abgerufen am 26. August 2017.
  3. Wolfgang Dreysse Bildhauer. Vita/Intension. In: bildhauer-dreysse.de. Wolfgang Dreysse, abgerufen am 26. August 2017.
  4. Ariane Beygang: Musikanten für den Markt. In: Neue Zeit. Ost-Berlin 3. Juni 1978.
  5. Marlene Köhler: Kunstwerke, die verständlich, anregend und brauchbar sind. Vor der Bezirkskunstausstellung. Werkstattgespräch mit dem Bildhauer Wolfgang Dreysse, Quedlinburg. Kontakte zu den Werktätigen entwickeln sich im Prozeß der Arbeit. In: Freiheit. Halle (Saale) 4. August 1984.
  6. Diese Plastikgruppe steht auf dem Marktplatz von Quedlinburg. In: Freiheit. Halle (Saale) 25. Juli 1979, S. 5.
  7. Wolfgang Emmerling: Mädchen mit Blumen für das Neubaugebiet. In: Freiheit. Halle (Saale) 29. Juli 1983.
  8. Br.: Eisleben erhielt Knappenbrunnen. In: Neues Deutschland. Republik-Ausgabe. 4. Mai 1983.
  9. Öffnung des eisernen Vorhanges in Hameln. Die Skulptur von Wolgang [sic] Dreysse war eine Stiftung an die Stadt zum 100. Jährigen [sic] Jubiläum des regionalen Unternehmens Vogeley. In: regi-on.de. Cybox GmbH, abgerufen am 26. August 2017.
  10. Stadtführer Hameln. Öffnung (7). In: world-qr.com. Denkende Portale GmbH, abgerufen am 26. August 2017.
  11. Werkausstellung von Prof. Wolfgang Dreysse. In: leo-magazin.com. LEO – Das Anhalt Magazin, 15. Oktober 2012, abgerufen am 26. August 2017.
  12. Rita Kunze: Ausstellung in Gernrode. Maler Rechn trifft Bildhauer Dreysse. In: mz-web.de. Mitteldeutsche Zeitung, 9. Mai 2016, abgerufen am 26. August 2017.
  13. Kunstverein Wiligrad: Hallenser Schule. Günther Rechn – Malerei, Farbgrafik & Wolfgang Dreysse – Skulptur, Zeichnung, Ausstellung bis 19.04.2015. (Nicht mehr online verfügbar.) In: kunstorte-mv.de. Verband der Kunstmuseen, Galerien und Kunstvereine in Mecklenburg-Vorpommern e.V., März 2015, archiviert vom Original am 26. August 2017; abgerufen am 26. August 2017.
  14. Wolfgang Dreysse Bildhauer. Werke in eigenem Auftrag. In: bildhauer-dreysse.de. Wolfgang Dreysse, abgerufen am 26. August 2017.
  15. Ilona Stark: Minerva soll Sömmerdaer Trilogie vollenden. Stadtrat befürwortete drittes Objekt bespielbarer Stadtmöblierung. Finanzieller Anteil der Stadt muss über Spenden erbracht werden. Bürgermeister will zum Landeserntedankfest für die Umsetzung des Vorhabens werben und hofft auf erneute Unterstützung aus der Bürgerschaft. In: thueringer-allgemeine.de. Mediengruppe Thüringen, 20. September 2016, abgerufen am 26. August 2017.
  16. Ilona Stark: Es ist geschafft! Sömmerda erhält mit bronzener „Minerva“ weiteres Kunstobjekt. Dass das Projekt realisiert werden kann, ist einem außergewöhnlichen bürgerschaftlichen Engagement zu verdanken. Der Freundeskreis Fortuna-Brunnen startete für „Minerva“ eine Spendenaktion. Das Spendenkonto bleibt weiter offen. In: thueringer-allgemeine.de. Mediengruppe Thüringen, 22. Februar 2017, abgerufen am 26. August 2017.
  17. h[ubert] r[ichter]: Malerei und Skulptur im Rathaus. Das Künstler-Ehepaar Roswitha und Wolfgang Dreysse stellt demnächst in Eberbach im Foyer des Rathauses einige seiner Werke aus. Die Stadt lädt alle Interessierten zur Vernissage am 26. Februar um 11.30 Uhr ein. In: ebch.info. Eberbach-Channel Claudia & Hubert Richter GbR, 14. Februar 2006, abgerufen am 26. August 2017.
  18. Petra Korn: Denkmal Münzenberger Musikanten spielen wieder. In: mz-web.de. Mitteldeutsche Zeitung, 20. November 2013, abgerufen am 26. August 2017.
  19. Rufen und Hören. In: halle-im-bild-de. Peter Kolbert, Sven Götze, Martin Beitz, 16. Dezember 2014, abgerufen am 26. August 2017.


Commons: Wolfgang Dreysse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Personendaten
NAME Dreysse, Wolfgang
KURZBESCHREIBUNG deutscher Bildhauer
GEBURTSDATUM 12. Juni 1947
GEBURTSORT Sömmerda



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