Bernhard August von Lindenau (* 11. Juni 1779 in Pohlhof, Altenburg; † 21. Mai[1] 1854 ebenda) war ein deutscher Jurist, Astronom, Minister und Mäzen.
Lindenau war der Sohn von Johann August von Lindenau, Herr auf Pohlhof, Windischleuba und Nobitz, sachsen-altenburgischer Appellationsgerichtsrat und Landschaftsdirektor, und seiner Ehefrau Agnes geborene Senfft von Pilsach. Er studierte an der Universität Leipzig Jura, ab 1798 war er als Staatsbeamter im Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg, zunächst in Altenburg, ab 1801 als Kammerrat in Gotha tätig. Hier begannen seine astronomischen Studien bei Oberstallmeister Georg Gottlieb Leberecht von Hardenberg und schließlich bei Franz Xaver von Zach auf der Seeberg-Sternwarte am Rande der Stadt.
1804 musste er infolge der Abreise Zachs die Sternwarte interimistisch übernehmen. Nach einer Zwischenzeit in Altenburg wurde er von Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg zum Direktor der Sternwarte berufen. Er pflegte engen Kontakt zu Carl Friedrich Gauß, der mehrfach auf dem Seeberg weilte. Nachdem 1813 die Sternwarte von den Franzosen geplündert worden war, nahm er noch im gleichen Jahr als General-Adjutant des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach am Befreiungskrieg teil. Er wurde dabei in Paris bei einem Duell schwer verwundet.
Von 1815 bis 1818 gab er die Zeitschrift für Astronomie und verwandte Wissenschaften heraus. In dieser Zeit (1817) wurde er allerdings in den Staatsdienst zurückberufen und musste von der Astronomie Abschied nehmen.
Ab 1820 wurde er Minister und Geheimer Rat in Gotha und musste ab 1822 für den krankheitsbedingt unzurechnungsfähigen Herzog Friedrich IV. die Regierungsgeschäfte übernehmen, was ihm im Gothaer Volksmund den Beinamen „Herzog Bernhard“ einbrachte. Durch seine umsichtige Arbeit blieb das Herzogshaus bis zum Tode Friedrichs 1825 handlungsfähig. 1822 wurde von Lindenau in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
Nach der folgenden Neuorganisation der Thüringer Herzogtümer trat Lindenau 1827 in den Dienst des Königreichs Sachsen. Zunächst Gesandter beim Bundestag in Frankfurt am Main, ging er 1829 nach Dresden, wo er Mitglied des Geheimen Rates und 1830 Kabinettsminister bzw. nach Einführung der ersten sächsischen Verfassung am 1. Dezember 1831 Vorsitzender des neugeschaffenen Gesamtministeriums wurde. In dieser Funktion war er bis zu seinem Abschied 1843 tätig. Von 1831 bis 1834 übte er zugleich auch das Amt des Innenministers aus.
Lindenau erhielt zahlreiche Ehrungen für seine wissenschaftliche und politische Tätigkeit und wurde Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften und Akademien. 1837 wurde er Ehrendoktor der Universität Leipzig.[2] Für Franz Xaver von Zach blieb er bis zu dessen Tode 1832 der Rechtsberater und Vermögensverwalter. Daraus bildete er die Lindenau-Zachsche-Stiftung zur Förderung junger Künstler und Techniker. In Altenburg entstand aus seinen Kunstsammlungen das Lindenau-Museum.
Vom 18. Mai bis zum 18. September 1848 war er fraktionsloser Abgeordneter für Sachsen-Altenburg in der Frankfurter Nationalversammlung. Er gehörte unter anderem dem Geschäftsordnungsausschuss an und fungierte als Zweiter Alterspräsident in der Eröffnungssitzung.
Er starb am 21. Mai 1854 75-jährig im Pohlhof, dem Rittergut seiner Eltern und Großeltern. Zu seiner Beisetzung sandte die Stadt Dresden und die Königlich-Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig, der er seit 1846 als ordentliches Mitglied angehörte,[3] Abgeordnete. Er wurde auf dem Friedhof in Altenburg unweit der Gottesackerkirche beigesetzt.[4]
Der Asteroid (9322) Lindenau und der Mondkrater Lindenau wurden nach ihm benannt.[5] Seit dem 6. Dezember 1999 trägt der Platz vor dem Sächsischen Landtag seinen Namen.[6]
Seit 1995 vergibt der Museumsverband Thüringen e.V. die Bernhard-von-Lindenau-Medaille zur Würdigung außerordentlicher Verdienste um das thüringische Museumswesen.[7]
Königreich: Bernhard von Lindenau | Julius Traugott von Könneritz | Karl Braun | Gustav Friedrich Held | Ferdinand von Zschinsky | Friedrich Ferdinand von Beust | Johann Paul von Falkenstein | Richard von Friesen | Alfred von Fabrice | Karl von Gerber | Hans von Thümmel | Rudolf Schurig | Georg von Metzsch-Reichenbach | Konrad Wilhelm von Rüger | Victor Alexander von Otto | Max von Hausen | Heinrich Gustav Beck | Rudolf Heinze. Freistaat (I): Richard Lipinski | Georg Gradnauer | Wilhelm Buck | Erich Zeigner | Rudolf Heinze | Alfred Fellisch | Max Heldt | Wilhelm Bünger | Walther Schieck. NS-Zeit: Manfred von Killinger | Martin Mutschmann. Nachkriegszeit: Rudolf Friedrichs | Max Seydewitz. Freistaat (II): Kurt Biedenkopf | Georg Milbradt | Stanislaw Tillich | Michael Kretschmer.
Königreich Sachsen: Bernhard von Lindenau | Hans Georg von Carlowitz | Eduard von Nostitz und Jänckendorf | Johann Paul von Falkenstein | Ferdinand Zschinsky | Martin Gotthard Oberländer | Albert Christian Weinlig | Richard von Friesen | Friedrich Ferdinand von Beust | Hermann von Nostitz-Wallwitz | Georg von Metzsch-Reichenbach | Wilhelm von Hohenthal | Christoph Johann Friedrich Vitzthum von Eckstädt | Walter Koch. Freistaat Sachsen: Richard Lipinski | Georg Gradnauer | Karl Otto Uhlig | Otto Kühn | Richard Lipinski | Hermann Liebmann | Max Müller | Julius Dehne | Willibalt Apelt | Friedrich Wilhelm Richter. Sachsen im NS-Staat: Manfred von Killinger | Karl Fritsch. Sachsen in der Nachkriegszeit: Kurt Fischer | Wilhelm Zaisser | Artur Hofmann. Freistaat Sachsen: Rudolf Krause | Heinz Eggert | Klaus Hardraht | Horst Rasch | Thomas de Maizière | Albrecht Buttolo | Markus Ulbig | Roland Wöller | Armin Schuster
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Detlev von Einsiedel | Kabinettsminister des Königreichs Sachsen 1830–1831 | – |
Personendaten | |
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NAME | Lindenau, Bernhard von |
ALTERNATIVNAMEN | Lindenau, Bernhard August von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist, Astronom, Minister und Mäzen |
GEBURTSDATUM | 11. Juni 1779 |
GEBURTSORT | Pohlhof, Altenburg |
STERBEDATUM | 21. Mai 1854 |
STERBEORT | Pohlhof, Altenburg |