Franz Bonaventura Adalbert Maria Herzog von Bayern[1] (* 14. Juli 1933 in München) ist seit 1996 das Oberhaupt des Hauses Wittelsbach, der früheren Herrscherfamilie des Königreichs Bayern. Er war bis 1996 unter dem Namen Franz Prinz von Bayern bekannt und änderte mit dem Tode seines Vaters seinen Namen in Franz Herzog von Bayern[1] in der Nachfolge, wie sein Vater sich schon genannt hatte.[2]
Franz von Bayern ist der älteste Sohn Albrechts von Bayern (1905–1996) und dessen erster Ehefrau, Maria Gräfin Drašković von Trakošćan (1904–1969). Er ist der Enkel des letzten bayerischen Kronprinzen Rupprecht und Urenkel des Königs Ludwig III. Zusammen mit seinen Schwestern, den Zwillingen Marie Gabriele und Marie Charlotte (* 1931), und seinem jüngeren Bruder Max Emanuel (* 1937) wuchs er in München, Kroatien und Ungarn auf.
Sein Großvater Rupprecht ging als Gegner des Nationalsozialismus 1939 nach Italien ins Exil. Im Oktober 1944 wurde sein Vater von der Gestapo verhaftet und zusammen mit dem damals erst elfjährigen Franz und anderen Familienmitgliedern in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Flossenbürg und Dachau gefangen gehalten.[3] Nach dem Krieg besuchte er das Humanistische Gymnasium im Benediktinerkloster Ettal (1952) und studierte Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten München und Zürich. Darauf machte er eine kaufmännische Ausbildung in einer Eisenhandlung in Hamburg.
Seit dem Tode seines Vaters im Jahre 1996 ist Franz das Familienoberhaupt der Wittelsbacher. Der jeweilige Chef des Hauses Wittelsbach ernennt die Verwaltungsräte der Stiftung Wittelsbacher Ausgleichsfonds, in welche 1923 die meisten Besitztümer aus dem ehemaligen Hausgut-Fideikommiss der Wittelsbacher eingebracht wurden, darunter Kunstschätze und -sammlungen (insbesondere die Kunstsammlung von König Ludwig I., größtenteils in der Alten und Neuen Pinakothek und in der Glyptothek in München zu sehen), das Geheime Hausarchiv (heute eine Abteilung des bayerischen Hauptstaatsarchivs) und die Schlösser Berg, Hohenschwangau (samt dem Museum der bayerischen Könige), Berchtesgaden, Grünau und Sandersdorf. Ebenfalls ernennt er einen der Verwaltungsräte der Wittelsbacher Landesstiftung für Kunst und Wissenschaft, in die im Jahre 1923 die vor 1800 erworbenen Kunstschätze der Wittelsbacher eingebracht wurden. Dem „Chef des Hauses“ fallen darüber hinaus viele repräsentative Aufgaben im Lande zu.[4]
Sein besonderes Interesse gilt neben den Naturwissenschaften der Kunst. Seine eigene, bedeutende Kunstsammlung mit Frühwerken von Joseph Beuys, Georg Baselitz und Blinky Palermo sowie zahlreichen zeitgenössischen deutschen Malern wie Jörg Immendorff und Sigmar Polke hat er in die Pinakothek der Moderne sowie die Staatliche Graphische Sammlung München eingebracht.[5] Er ist Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Alten Pinakothek, stellvertretender Vorsitzender des Galerievereins München, Mitglied im Kuratorium des Vereins der Freunde und Förderer der Glyptothek und Antikensammlungen München, Ehrenpräsident des Freundeskreises der Ägyptischen Sammlung München, Mitglied des Kuratoriums der Ludwig-Maximilians-Universität München, des Kuratoriums der Hochschule für Philosophie sowie des Kuratoriums des Instituts für Bayerische Geschichte und Ehrenvorsitzender des Kuratoriums der Eugen-Biser-Stiftung. Seine umfangreiche Privatbibliothek zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts überließ er 2009 dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München. 2003 erhielt er für seine jahrzehntelange Förderarbeit als erster Europäer den Duncan Phillips Award des Washingtoner Kunstmuseums Phillips Collection, der seit 1999 an Sammler und Spender vergeben wird, die Museen unterstützen. Wegen seines außerordentlichen Kunstverständnisses wurde er Vorsitzender des International Council of the Museum of Modern Art in New York City.
Als Chef des Hauses ist er Großmeister des wittelsbachischen Hausordens, des Haus-Ritterordens vom Hl. Georg. Ebenso verleiht er den Haus-Ritterorden vom Hl. Hubertus sowie den Theresienorden. Er ist Ehrenmitglied der 1610 gegründeten Marianischen Männerkongregation Mariä Verkündigung am Bürgersaal zu München.[6] Den von seiner Mutter ins Leben gerufenen Hilfsverein Nymphenburg e. V. unterstützt er bei seiner karitativen Tätigkeit u. a. in Rumänien, Albanien und afrikanischen Ländern. Zudem ist er Schirmherr der Nymphenburger Gespräche, einer Plattform für interkulturellen und interreligiösen Dialog.
Der kinderlose Junggeselle wohnt zurückgezogen in einem Trakt des Nymphenburger Schlosses, in dem er zur Welt gekommen ist. Sein Landsitz ist das Schloss Berg.
Die Familie Wittelsbach erhält jährlich rund 14 Millionen Euro Zahlungen aus den Erträgen des Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Franz von Bayern erhält dabei mit Abstand den größten Einzelanteil.[7]
Da Franz Herzog von Bayern keine Kinder hat, soll seine Nachfolge als Chef des Hauses auf seinen Bruder Max Emanuel Herzog in Bayern übergehen; da auch dieser keine männlichen Nachkommen hat, sollen diesem die Nachkommen des dritten Sohnes von König Ludwig III. folgen: Luitpold Prinz von Bayern, diesem wiederum sein erstgeborener Sohn Ludwig Heinrich Prinz von Bayern (* 1982).[8]
Der Titel „Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben, Pfalzgraf bei Rhein“[9] wird für das Familienoberhaupt noch traditionell verwendet, entspricht jedoch nicht dem amtlichen Namen. Das dem Namen vorangestellte Prädikat „Königliche Hoheit (K.H.)“ bzw. „Seine Königliche Hoheit (S.K.H.)“ wird ebenfalls noch im gesellschaftlichen Umfeld verwendet, ist jedoch ebenso eine reine Höflichkeitsform ohne rechtliche Relevanz.
Franz von Bayern ist ein entfernter Nachfahre der Stuarts. Die Jakobiten, welche die Absetzung Jakobs II. und die anschließende Änderung des Thronfolgerechts durch die Glorious Revolution von 1689 nicht anerkennen, betrachten Franz seit dem Tod seines Vaters Albrecht als Prätendenten für den britischen Thron und bezeichnen ihn als „Francis II., König von England, Schottland, Irland und Frankreich“. Er hat diesen Titel jedoch selbst niemals öffentlich beansprucht.[10]
Prinz Charles, anlässlich eines Besuchs bei Franz in Nymphenburg 1987 von Reportern auf dessen Thronanspruch angesprochen, antwortete scherzend, dieser Anspruch sei wahrscheinlich besser als sein eigener. Aufgrund seiner Kinderlosigkeit ist sein Bruder Max Emanuel auch sein Nachfolger in der jakobitischen Thronfolgeliste. Danach ginge dieser Titel an Max Emanuels älteste Tochter Sophie über, die in das Haus Liechtenstein eingeheiratet hat.
Ahnentafel Franz Herzog von Bayern | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ururgroßeltern |
Prinzregent |
Erzherzog |
Herzog |
König |
Graf |
Graf |
Fürst |
Fürst |
Urgroßeltern |
|
Herzog |
Graf |
Fürst | ||||
Großeltern |
Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869–1955) |
Graf Dionys Draskovich von Trakostjan (1875–1909) | ||||||
Eltern |
Albrecht Herzog von Bayern (1905–1996) | |||||||
Franz Herzog von Bayern, geb. Franz Prinz von Bayern (* 1933) |
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Albrecht | Chef des Hauses Wittelsbach seit 1996 | --- |
Albert I. | Jakobitischer Erbfolger als Francis II. seit 1996 | --- |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Bayern, Franz von |
ALTERNATIVNAMEN | Bayern, Franz Bonaventura Adalbert Maria Herzog von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Betriebswirt und Chef des Hauses Wittelsbach |
GEBURTSDATUM | 14. Juli 1933 |
GEBURTSORT | München |