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Das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen ist ein deutsches Kunstmuseum. Es ist Europas einzige Institution, die sich dauerhaft mit verfolgten Künstlern und ihren verbotenen Werken auseinandersetzt. In permanenten sowie wechselnden Ausstellungen wird ihren Schicksalen nachgegangen und die Frage nach den Ursachen für die Verfolgung von Künstlern gestellt.

Das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen, Foto 2016: Judith Schönwiesner
Das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen, Foto 2016: Judith Schönwiesner

Lage


Das Zentrum befindet sich – als eigenständige gGmbH – im Gebäude des ehemaligen Rathaus der Stadt Gräfrath, ein 1907/1908 erbautes Gebäude des Neubergischen Stils sowie einen 1995/1996 realisierten rückwärtigen Anbau. Es liegt auf einer Anhöhe über dem historischen Ortskern des Solinger Stadtteils Gräfrath zwischen der Bundesstraße 224 und der Korkenziehertrasse, die Haltestellen Gräfrath und Bergerbrühl des Solinger Oberleitungsbusses 683 befinden sich in fußläufiger Entfernung.


Geschichte


Das Zentrum wurde 2015 als gemeinnützige GmbH vom Landschaftsverband Rheinland und der Klingenstadt Solingen gegründet. Am 8. Dezember 2015 erfolgte die offizielle Eröffnung des Zentrums durch Bundestagspräsident Norbert Lammert.[1] Die Idee eines Zentrums für verfolgte Künste stammt von der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft in Wuppertal. Die Gesellschaft und deren Vorsitzender Hajo Jahn haben sich über 25 Jahre für die Errichtung einer solchen Institution eingesetzt.

Gründungsdirektor war Rolf Jessewitsch. Seit 1. Oktober 2019 ist Jürgen Joseph Kaumkötter Direktor des Zentrums für verfolgte Künste.


Sammlungen


Die zeitlichen Schwerpunkte der beiden Sammlungen sind begrenzt auf die Zeit des Nationalsozialismus sowie der DDR. Entsprechend den politischen Verwerfungen dieser Zeit und der damit einhergehenden Kulturpolitik beider Staaten, sind die Künstler heute eher unbekannt. Das Zentrum will ihrer gedenken und sie gleichzeitig zurück in die Kulturgeschichte holen.[2]


Bürgerstiftung für verfolgte Künste – Else-Lasker-Schüler-Zentrum – Kunstsammlung Gerhard Schneider


Das Zentrum für verfolgte Künste betreut die Bürgerstiftung für verfolgte Künste – Else-Lasker-Schüler-Zentrum – Kunstsammlung Gerhard Schneider. Diese Bürgerstiftung besteht aus der Literatursammlung Die verbrannten Dichter des Journalisten Jürgen Serke (erworben von der Else-Lasker-Schüler-Stiftung Verbrannte und Verbannte Dichter/Künstler – für ein Zentrum der verfolgten Künste) sowie einem Teil der Kunstsammlung Entdeckte Moderne des Sammlers Gerhard Schneider. Als Dauerleihgabe der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft befindet sich im Zentrum für verfolgte Künste zudem die größte Sammlung von Originalzeichnungen Else Lasker-Schülers außerhalb Israels. Ergänzt werden die Sammlungen u. a. von Werken des in Solingen geborenen Malers Georg Meistermann, der während des Nationalsozialismus von der diktatorischen Kulturpolitik der Nazis betroffen war. Einige Werke des Künstlers und Widerstandskämpfers Ernst Walsken aus dem Solinger Kunstbesitz werden ebenso im Kontext der verfolgten Kunst gezeigt.


Wechselausstellungen


Regelmäßig organisiert das Zentrum Wechselausstellungen.[3] Darüber hinaus wird das Thema "verfolgte Künste" in nationalen und internationalen Kooperationen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Hierbei erfolgt auch die Auseinandersetzung mit aktuell verfolgten Künstlern.

Ausstellungstitel
Die Eröffnungsausstellungen[4] 9. Dezember 2015 bis 24. Januar 2016
Verliebt in die deutsche Sprache.

Die Odyssee des Edgar Hilsenrath

6. März 2016 bis 10. April 2016
War einmal ein Bumerang[5][6]

Joachim Ringelnatz – Der Maler kehrt zurück

29. April 2016 bis 17. Juli 2016
Jonasz Stern

Landschaft nach der Vernichtung

4. August 2016 bis 25. September 2016
In der Reihe Befreundete Sammler zu Gast:

Drei Künstlerinnen: Käthe Löwenthal und ihre Schwestern

27. November 2016 bis 8. Januar 2017
Literarische Bilder des Holocaust.

"Die Passagierin" von Zofia Posmysz

(Literaturausstellung in Kooperation mit dem MOCAK)

27. Januar 2017 bis 26. Februar 2017
Ryszard Krynicki

Sehen wir uns noch?

(Literaturausstellung in Kooperation mit dem MOCAK)

8. März 2017 bis 29. März 2017
Kunstwerk Leben

Bilder, Installationen und Objekte zu Medizin, Menschenwürde und Hoffnung

1. April 2017 bis 2. Juli 2017
Vor 80 Jahren:

Die NS-Aktion "Entartete Kunst" Ausstellung mit Neuerwerbungen der Bürgerstiftung aus Bundesmitteln

19. Juli 2017 bis 10. September 2017
Malerei und Plastik in Deutschland 1936

Die Geschichte einer verbotenen Ausstellung

(Eine Ausstellung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky und der Kunststiftung Heinrich Stegemann)

19. Juli 2017 bis 10. September 2017
Wider den schönen Schein der Welt

Der Expressionist Werner Scholz (Maler)

26. November 2017 bis 4. Februar 2018
Von Frankfurt nach New York

Eric und Jula Isenburger

11. März 2018 bis 29. April 2018
Bettina Ballendat: Das Bündel 25. März 2018 bis 29. April 2018
Ein Leben für die verbrannten Dichter – Jürgen Serke zum 80. Geburtstag 18. April 2018 bis 15. Juli 2018
Vom Dunkel der Diktatur ins Licht der Freiheit

Dem Solinger Maler Ernst Walsken zum 25. Todestag

29. April 2018 bis 13. Mai 2018
Neunte Kunst – Cartooning for Peace

Karikaturen zu Flucht, Vertreibung und Menschenrechten

(Eine Ausstellung in Kooperation mit Cartooning for Peace.)

24. Juni 2018 bis 16. September 2018
"Liebstes Fräulein Moore – Beautiful Rose"

Rose Ausländer und Marianne Moore

(Eine Ausstellung in Kooperation mit der Rose-Ausländer-Gesellschaft e.V., Kurator: Helmut Braun)

1. Juli 2018 bis 12. August 2018
Deadlines. Kriegsbilder des ukrainischen Fotojournalisten Maks Levin 1981–2022[7] 28. April 2022 bis 26. Juni 2022

Film: KICHKA. Life is a Cartoon


Im März 2018 wurde der erste Dokumentarfilm des Zentrums für verfolgte Künste und des MOCAK Museum für Gegenwartskunst Krakau Kichka. Life is a Cartoon in Brüssel uraufgeführt. Der Film tourt seither mit Premieren durch seine Entstehungsorte, wird am 6. September im Memorial de la Shoah in Paris gezeigt und war Anlass die vielfältige „Neunte Kunst“ mit Karikatur, Illustration und Cartoon unter den weiten Themen Flucht, Vertreibung und Menschenrechte vorzustellen.

Die Veröffentlichung war der Anfang einer langen Reise durch die Vergangenheit in die Zukunft. Der Film begleitet Vater und Sohn Kichka zwei intensive Jahre lang in Israel, Belgien, Frankreich mit vielen Gesprächspartnern, wie Jean Plantureux („Plantu“), dem Karikaturisten der „Le Monde“ oder Beate und Serge Klarsfeld.

Kichka. Life Is a Cartoon ist ein Film über eine Vater-Sohn-Beziehung. Henri, der Vater (geboren 1926 in Brüssel), ist Opfer und Zeitzeuge des Holocaust. Michel, der Sohn (geboren 1954 in Seraing/Lüttich), wartet seit seiner Kindheit auf Erklärungen. Der Film zeigt, wie das Trauma der Shoah – auch unausgesprochen – das Leben aller Familienmitglieder bestimmt. Trotz oder gerade wegen des bedrückenden Themas ist diese Dokumentation voller Leichtigkeit, Zuneigung und Hoffnung.

Henri Kichka, 1926 in Brüssel geboren, wurde 1942 zusammen mit seinen Eltern und zwei Schwestern von der Gestapo verhaftet. Drei Jahre musste er in Konzentrations-lagern verbringen, seine Mutter und Schwestern wurden ermordet. Sein Vater starb auf dem Weg nach Buchenwald, wo Henri 1945 befreit wurde. Nach dem Krieg kehrte Henri nach Brüssel zurück und heiratete. Das Ehepaar bekam vier Kinder: Hannah, Michel, Irène und Charly. Der Sohn Michel Kichka wanderte als 20-Jähriger nach Israel aus, gründete eine Familie und begann eine Karriere als Cartoonist. 2012 veröffentlichte er die Graphic Novel Zweite Generation. Sie war seinem jüngeren Bruder gewidmet, der sich das Leben genommen hatte. Hauptthema ist jedoch die Beziehung zwischen Sohn Michel und Vater Henri als Opfer und Zeitzeuge des Holocaust. Das Buch zeigt auf, wie dieses Trauma die seelische Verfassung aller Mitglieder einer Familie bestimmt.

Kichka offenbart das dramatische Potential des Cartoons als Kunstform, nur durch diese Kunst sind Vater und Sohn schließlich fähig, miteinander zu kommunizieren. Der Film überschreitet die Begrenzungen einer Graphic Novel, indem er nachvollzieht, wie die beiden Kichkas ihre Familiengeschichte aufarbeiten. Sobald sie über das Leben des Vaters als Zeitzeuge reden, überwinden sie ihre Sprachlosigkeit. Michel Kichka erörtert die Verantwortung der zweiten Generation mit Beate und Serge Klarsfeld. Im Dialog mit dem Le-Monde-Cartoonisten Jean „Plantu“ Plantureux, Begründer von „Cartooning for Peace“, erweitert der Film sein Sujet von der Shoah auf die politische Karikatur und die Rolle von Comics als künstlerische Form.[8][9]


Auszeichnungen


Im Dezember 2015 wurde das Museum von der britischen Tageszeitung The Guardian als eines der zehn besten neuen Museen weltweit genannt.[10]


Siehe auch



Literatur




Commons: Zentrum für verfolgte Künste – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Besuch - Zentrum für verfolgte Künste. In: Zentrum für verfolgte Künste. Abgerufen am 22. März 2016.
  2. Die Sammlungen - Zentrum für verfolgte Künste. In: Zentrum für verfolgte Künste. Abgerufen am 22. März 2016.
  3. Ausstellungen - Zentrum für verfolgte Künste. In: Zentrum für verfolgte Künste. Abgerufen am 22. März 2016.
  4. 3sat.online: Schikaniert, geächtet, verfolgt - Zentrum für verfolgte Künste eröffnet. In: www.3sat.de. Abgerufen am 22. März 2016.
  5. Vergessene Bilder: Ringelnatz als Maler. In: Zeit Online. 28. April 2016 (archive.org).
  6. Deutsche Welle (www.dw.com): Bilder von Joachim Ringelnatz im Solinger Zentrum für verfolgte Künste | Alle Inhalte | DW.COM | 28.04.2016. In: DW.COM. Abgerufen am 29. Juni 2016.
  7. Vanessa Fatho: Er zeigte uns das Gesicht des Krieges. In Solingen sind die Bilder des getöteten ukrainischen Fotografen Maks Levin zu sehen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Mai 2022, S. 15.
  8. MOCAK / Zentrum für verfolgte Künste: http://www.lifeisacartoon.com/Life_is_a_Cartoon/Aktuell.html. Abgerufen am 17. Juni 2018 (englisch).
  9. KICHKA. Life is a Cartoon - Zentrum für verfolgte Kuenste. In: Zentrum für verfolgte Kuenste. (verfolgte-kuenste.de [abgerufen am 17. Juni 2018]).
  10. 10 of the best new museums, in: The Guardian vom 21. Dezember 2015, abgerufen am 11. Mai 2016




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