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Der hl. Hieronymus im Gehäuse (auch: Der hl. Hieronymus im Gehäus) ist ein Gemälde von Antonello da Messina. Es entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das Bild ist eines der ersten Gemälde in der italienischen Malerei, welches in der Technik der Ölmalerei entstand.

Der hl. Hieronymus im Gehäuse
Antonello da Messina, 1474
Öl auf Holz
46× 36,5cm
National Gallery, London
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Kunsthistorischer Hintergrund


Die bis dahin in der italienischen Malerei angewandte Temperatechnik konnte die Präzision und den Glanz der bereits von niederländischen Malern angewandten Öltechnik nicht erreichen. Antonello übernahm wohl bei einem Aufenthalt in Mailand 1456 vom Niederländer Petrus Christus diese Technik[1]. Giorgio Vasari hatte zwar geschrieben, Antonello sei in Flandern gewesen und dort ein Freund Jan van Eycks geworden. Diese Darstellung wird von der jüngeren Forschung mittlerweile als unwahrscheinlich abgelehnt[1]. Antonello führte die Technik als erster in Venedig ein[2] und bildete darin seine Schüler und Kollegen aus[3].


Die Darstellung


Der hl. Hieronymus von Colantonio del Fiore
Der hl. Hieronymus von Colantonio del Fiore
Der Löwe unter dem Rundgewölbe
Der Löwe unter dem Rundgewölbe

Die Vorlage zu diesem Gemälde könnte das Bild Der hl. Hieronymus seines Lehrers Colantonio del Fiore gewesen sein, dieser schuf es zwischen 1445 und 1450 in Neapel[4]. Der Legende nach zog der Heilige einem Löwen einen Dorn aus der Pranke, dieser soll ihn dann stets zahm begleitet haben. Colantonio stellt in seinem Gemälde den Heiligen auch in einer Schreibstube dar und zwar in dem Moment, in dem er den Löwen vom Dorn befreit.

Antonello gibt dieser Szene hingegen keinen Raum. Sein Hieronymus ist im Stile eines gebildeten Humanisten[5] dargestellt. Der Löwe als eines seiner Attribute ist auch vorhanden, tritt aber in den Schatten (rechte Bildhälfte unter dem Rundgewölbe). Das zweite Attribut, der Kardinalshut, liegt auf einer Bank hinter dem lesenden Heiligen.

Das Bild öffnet sich durch den Blick in ein sorgfältig dargestelltes steinernes Portal. Diese Methode der Erzeugung von Tiefenwirkung dürfte Antonello ebenfalls von der niederländischen Malerei übernommen haben, sie war dort schon länger angewandt worden[5].

Auch an niederländische Technik erinnert die perspektivische Darstellung der Bodenkacheln mit ihren „virtuosen“[5] Schattenwirkungen. Die Lichtführung des Bildes ist ungewöhnlich. Zugleich fällt Licht von vorne auf das Portal, ebenso von der Rückseite durch die Fenster sowie „von unten“ zur Erleuchtung der Gewölbe, auch sie lehnt sich an Beispiele niederländischer Vorbilder an. Das hat dazu geführt, dass das Bild eine Zeitlang Hans Memling zugeschrieben wurde[5].

Die Gewölbe, die so ungewöhnlich ausgeleuchtet werden, sollen nach süditalienischen Vorbildern gestaltet worden sein[5].

Es fehlen auch nicht zwei Kräutertöpfe. Kräuterdarstellungen haben in der Malerei der Renaissance eine gewisse Tradition, erkennbar zum Beispiel am Bild Der Traum der heiligen Ursula von Vittore Carpaccio, geschaffen 1495[6].

Zahlreiche kleine Details, wie zum Beispiel die Katze oder der Pfau, er symbolisiert die Unverweslichkeit des Fleisches durch die Teilnahme des Menschen an der Eucharistie[7] auf dem Portal, geben dem Bild seine „einzigartige Atmosphäre“[5].


Nachwirkungen


Die Malerei Antonellos da Messina, insbesondere die neue Technik, wurde recht schnell übernommen. Sein bekanntester unmittelbarer Nachfolger wurde Alvise Vivarini[8], etwas später und in Wechselwirkung zu ihm dann Giovanni Bellini[9]. Vivarini seinerseits bereitete den späteren „Triumphzug“[10] der venezianischen Malerei vor, etwa mit den Künstlern Tizian, Giorgione oder Palma Vecchio. Letztlich kann gesagt werden, dass Antonellos Malerei auf alle nachfolgenden venezianischen Künstler starken Einfluss gehabt haben dürfte[11].


Literatur



Einzelnachweise


  1. Toman (Hrsg.): Die Kunst der italienischen Renaissance. 2007, S. 361.
  2. Semrau: Die Kunst der Renaissance. 1912, S. 237.
  3. Durant: Glanz und Zerfall der italienischen Renaissance. 1978, S. 61.
  4. Zuffi: Die Renaissance. 2008, S. 153.
  5. Zuffi: Die Renaissance. 2008, S. 136f.
  6. Stützer: Malerei der italienischen Renaissance. 1979, S. 138f.
  7. Honour: Venedig. Ein Führer. 1973, S. 356.
  8. Semrau: Die Kunst der Renaissance. 1912, S. 237.
  9. Semrau: Die Kunst der Renaissance. 1912, S. 238.
  10. Ricci: Geschichte der Kunst in Norditalien. 1924, S. 55.
  11. Honour: Venedig. Ein Führer. 1973, S. 150.

На других языках


- [de] Der heilige Hieronymus im Gehäuse (Antonello da Messina)

[en] St Jerome in His Study (Antonello da Messina)

St Jerome in His Study is a painting by the Italian Renaissance master Antonello da Messina. The painting depicts human, natural, and divine knowledge, and is filled with architectural qualities. It was the property of Antonio Pasqualino, Thomas Baring, 1st Earl of Northbrook, and has belonged since 1894 to the collection of the National Gallery, London.[1]

[es] San Jerónimo en su estudio (Antonello da Messina)

San Jerónimo en su estudio es un cuadro pintado por Antonello da Messina hacia 1474 - 1475 y que actualmente está expuesto en la National Gallery de Londres.[1]

[fr] Saint Jérôme dans son étude (Antonello de Messine)

Saint Jérôme dans son étude est le titre d'une peinture à l'huile sur panneau de tilleul (45,7 × 36,2 cm) réalisée par Antonello de Messine vers 1474-1475, et actuellement conservée à la National Gallery à Londres.

[it] San Girolamo nello studio (Antonello da Messina)

San Girolamo nello studio è un dipinto olio su tavola di tiglio (45,7x36,2 cm) di Antonello da Messina, databile al 1474-1475 circa e conservato nella National Gallery di Londra.

[ru] Святой Иероним в келье (картина Антонелло да Мессины)

«Святой Иерони́м в келье» (итал. San Girolamo nello studio) — картина Антонелло да Мессины, изображающая святого Иеронима Стридонского. Находится в Лондонской национальной галерее.



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