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Georg Trakl (* 3. Februar 1887 in Salzburg; † 3. November 1914 in Krakau, Galizien) war ein österreichischer Dichter des Expressionismus mit starken Einflüssen des Symbolismus. Eine eindeutige Zuordnung seiner poetischen Werke zu einer der annähernd gleichzeitigen Strömungen der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts ist aber nicht möglich.[1]

Georg Trakl
Georg Trakl
Georg Trakl

Leben



Kindheit und Jugend


Eingangstür von Trakls Geburtshaus in Salzburg
Eingangstür von Trakls Geburtshaus in Salzburg
Georg Trakl und seine Geschwister, Aufnahme von Eduard Bertel
Georg Trakl und seine Geschwister, Aufnahme von Eduard Bertel

Georg Trakl wuchs als fünftes von sieben Geschwistern, darunter ein älterer Halbbruder, in Salzburg auf.[2] Die Familie gehörte dem gehobenen Bürgertum an. Der Vater, Tobias Trakl, stammte aus Ödenburg in Westungarn und besaß eine Eisenhandlung. Die Mutter Maria Catharina (geborene Halik), welche zum Teil tschechischer Abstammung war, hatte ein schwieriges Verhältnis zu ihren Kindern und war drogenabhängig. Nach außen hin führte sie das Leben einer normalen Bürgersfrau.[3]

Georg Trakl verbrachte seine Kindheit und Jugendzeit in Salzburg, wo er zusammen mit seinen Geschwistern von einer französischen Gouvernante aufgezogen wurde. Die Gouvernante, Marie Boring, stand 14 Jahre lang im Dienst der Familie und spielte für die Kinder eine wichtige Rolle als Mutterersatz. Sie war strenggläubige Katholikin und brachte den Kindern die französische Sprache bei, ferner las sie mit ihnen häufig französische Literatur und Magazine. Zu dieser Zeit kommt Trakl erstmals mit französischer Literatur in Kontakt, die sein späteres Gesamtwerk prägte. Vor allem Einflüsse von Arthur Rimbaud und Charles Baudelaire sind in Trakls literarischem Schaffen deutlich zu erkennen.[4]

Das Land Salzburg kaufte 1973 das Geburtshaus Trakls und richtete eine Galerie[5], eine Druckwerkstätte[6] und zusammen mit der Salzburger Kulturvereinigung die Georg-Trakl-Forschungs- und Gedenkstätte ein. Die Leitung hat Hans Weichselbaum inne.[7]

Zu seiner viereinhalb Jahre jüngeren Schwester Margarethe, genannt Gretl, entwickelte sich eine innige Beziehung. Trakl sah in ihr ein Abbild seiner selbst. Der Lyriker nahm an vielen Stellen seiner Gedichte auf seine Schwester Bezug. In vielen Biographien wird auch eine inzestuöse Beziehung vermutet. In Trakls Gedichten wird Margarethe Trakl als „Fremdlingin“ und „Jünglingin“ bezeichnet. Eine inzestuöse Beziehung wird im Gedicht Blutschuld angedeutet:[8]

Es dräut die Nacht am Lager unsrer Küsse.
Es flüstert wo: Wer nimmt von euch die Schuld?
Noch bebend von verruchter Wollust Süße.
Wir beten: Verzeih uns, Maria, in deiner Huld.

Von 1897 bis 1905 besuchte Trakl das humanistische Staatsgymnasium in Salzburg. Er galt als schlechter Schüler (unzureichende Leistungen in Mathematik, Latein und Griechisch) und musste 1901 die 4. Gymnasialstufe wiederholen. Erste literarische Versuche begannen um 1904, als er sich dem Salzburger Dichterzirkel „Apollo“, später umbenannt in „Minerva“, anschloss. Nachdem er 1905 erneut das Klassenziel nicht erreicht hatte, beendete er seine Schullaufbahn ohne Matura. In diese Zeit fielen auch Trakls erste Experimente mit Drogen (Chloroform, Morphium, Opium, Veronal, Alkohol)[9]


Ausbildung und literarisches Schaffen


Im September 1905 begann er eine dreijährige Ausbildung in der Salzburger Apotheke „Zum weißen Engel“ in der Linzer Gasse. Durch diese Anstellung war es für ihn leicht, an Rauschmittel zu kommen.

Ende März 1906 wurde Trakls Theaterstück Totentag, im September 1906 Fata Morgana im Salzburger Stadttheater uraufgeführt. Die beiden Einakter fanden aber wenig Anklang, weshalb der Dichter sie bald darauf vernichtete.[10] Im selben Jahr erschien auch die Prosaarbeit Traumland. Eine Episode im Salzburger Volksblatt. Trakl fiel um 1907 aufgrund der Misserfolge in eine erste Schaffenskrise, welche zu stärkerem Drogenkonsum führte. Am 26. April 1908 wurde mit Das Morgenlied das erste Gedicht Trakls im Salzburger Volksblatt veröffentlicht. Im selben Jahr schloss er das Apothekerpraktikum ab und begann am 5. Oktober in Wien Pharmazie zu studieren. Seine Schwester Gretl begann parallel dazu das Klavierstudium an der Wiener Musikakademie. Es folgten weitere Veröffentlichungen, nun auch außerhalb Salzburgs. So erschienen beispielsweise Andacht, Vollendung und Einer Vorübergehenden im Neuen Wiener Journal.[11]

Georg Trakl
Georg Trakl

Nach dem Tod des Vaters im Juni 1910 geriet die Familie in finanzielle Schwierigkeiten. Trakl graduierte dennoch als Magister der Pharmazie und trat am 1. Oktober 1910 als Pharmazeut und als Einjährig-Freiwilliger in den Militärdienst ein, wo er der k.u.k Sanitätsabteilung Nr. 2 in der Rennwegkaserne im III. Wiener Gemeindebezirk zugeteilt wurde. Zu dieser Zeit traf sich Trakl öfters mit Freunden aus seiner Salzburger Zeit, mit denen er ausgiebig Alkohol konsumierte. Die dichterische Produktion war in dieser Zeit gering.

Nach dem Ende seines Militärjahres versuchte er, als Apotheker Fuß zu fassen, was ihm jedoch nie richtig gelang, ihn 1912 aber nach Innsbruck führte. Durch seinen Jugendfreund Erhard Buschbeck lernte Trakl dort 1912 auch seinen großen Förderer Ludwig von Ficker kennen, in dessen renommierter Halbmonatszeitschrift Der Brenner seine Gedichte von nun an regelmäßig veröffentlicht wurden. Außerdem entwickelten sich Bekanntschaften zu einigen wichtigen Personen der österreichischen Literatur- und Künstlerszene, darunter Karl Kraus, Adolf Loos und Oskar Kokoschka.

Trakl litt zunehmend unter Angst und Depression. Zeitweise hatte er nahezu panische Angst vor fremden Menschen, wohl auch bedingt durch seinen Alkohol- und Drogenkonsum. Er lebte in den Zuständen zwischen Euphorie und Betäubung.

1912 bekam Georg Trakl eine Stelle als Militärmedikamentenbeamter in Wien, die er jedoch nach einigen Tagen wieder aufgab. Auf der Suche nach einer geeigneteren Stelle und Verlegern für seine Gedichte pendelte er in der Folgezeit zwischen Salzburg, Wien und Innsbruck. Nachdem 1913 sein Manuskript Gedichte vom Leipziger Kurt Wolff Verlag veröffentlicht worden war, reiste Trakl mit Kraus, Loos und von Ficker nach Venedig und hielt Ende des Jahres seine erste und einzige öffentliche Lesung in Innsbruck. Die Presse berichtete: „Georg Trakl erntete mit seinen geistvollen Gedichten […] reichen Applaus, wenngleich seine Vorlese-Art besser für einen intimen Zirkel als für einen größeren Saal paßt und die zuweilen übergroße Gedämpftheit des Vortrages manches untergehen ließ.“[12] Trotz seiner literarischen Erfolge sprach der Dichter von einer „Kette von Krankheit und Verzweiflung“, die sein Leben heimsuche.

Im März 1914 reiste Trakl nach Berlin zu seiner erkrankten Schwester Margarethe, die eine Fehlgeburt erlitten hatte. Dort lernte er auch Else Lasker-Schüler kennen, die seiner Schwester ebenfalls Beistand leistete. Wieder in Innsbruck, arbeitete Trakl weiter an seinem zweiten Gedichtband, Sebastian im Traum, den er selbst noch auf den Weg zur Veröffentlichung brachte.

Im Juli 1914 bat Ludwig Wittgenstein den Herausgeber des „Brenner“, Ludwig von Ficker, 100.000 Kronen an unbemittelte österreichische Künstler zu verteilen. Trakl sollte davon 20.000 Kronen erhalten, „kam jedoch nicht mehr in den Genuß der Schenkung. Als er mit Ficker zusammen bei einer Innsbrucker Bank einen höheren Geldbetrag abheben wollte, bekam er einen Panikanfall und lief schweißgebadet davon. Ende Oktober, er war bereits im Krakauer Spital, wies er Ficker an, dass seine Schwester Grethe „im Falle meines Ablebens“ alles erben solle.“[13]

Das Krakauer Militärhospital mit der Gedenktafel
Das Krakauer Militärhospital mit der Gedenktafel

Beginn des Weltkriegs und Tod


Im August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Trakl wurde als Militärapotheker ins Heer einberufen. Er erlebte die Schlacht von Gródek im September 1914 als Sanitätsleutnant mit. Dabei hatte er fast einhundert Schwerverwundete unter schlechten Bedingungen allein und ohne zureichendes Material zu versorgen. Zwei Tage und zwei Nächte arbeitete er in einem Lazarett, das später in der Presse als eine der „Todesgruben von Galizien“ bezeichnet wurde. Trakl hatte keine Möglichkeit, den Sterbenden zu Hilfe zu kommen, was ihn in Verzweiflung stürzte. Nach dem Zeugnis seiner Vorgesetzten waren eine halbe Stunde vor der Schlacht 13 Ruthenen auf Bäumen vor dem Zelt gehängt worden. Trakl erlitt daraufhin einen Nervenzusammenbruch. Im gleichnamigen Gedicht Grodek gestaltete er wenige Tage vor seinem Tod seine Kriegserfahrung.[14] Nach Theo Buck beschwört Trakls letztes Gedicht „die grellen Umrisse einer Abendlandschaft als Totenlandschaft“.[15]

Grabstätte von Georg Trakl
Grabstätte von Georg Trakl

Trakl wurde vom Versuch, sich zu erschießen, durch Kameraden abgehalten und nach einem Fluchtversuch zur Beobachtung seines Geisteszustandes in ein Krakauer Militärhospital eingewiesen. Am Abend des 3. November 1914 starb er dort nach Einnahme einer Überdosis Kokain an Herzstillstand. Ob es sich dabei um einen Unfall oder um Suizid handelte, ist ungeklärt. Heute erinnert an dem Gebäude eine Gedenktafel an Georg Trakl.

Er wurde zunächst auf dem Krakauer Friedhof Rakowicki begraben. Sein Offiziersbursche, der Bergarbeiter und Salinenbedienstete Mathias Roth (1882–1965), war der Einzige, der bei seinem Begräbnis anwesend war. 1925 wurden die sterblichen Überreste auf Wunsch von Ludwig von Ficker auf den Mühlauer Friedhof bei Innsbruck überführt.

Trakls zweiter Gedichtband Sebastian im Traum erschien im Frühjahr 1915 postum.


Werk


Georg Trakl – Gedichte, Erstausgabe 1913 im Kurt Wolff Verlag
Georg Trakl – Gedichte, Erstausgabe 1913 im Kurt Wolff Verlag
An Mauern hin, Faksimile der Handschrift Georg Trakls
An Mauern hin, Faksimile der Handschrift Georg Trakls

Überblick


Trakl veröffentlichte schon 1907 und 1909 erste Gedichte, Anfragen beim Albert Langen Verlag wurden allerdings auch nach mehrfacher Überarbeitung der Werke abgelehnt.[3] In seiner Bedeutung erkannt wurde er erst von Ludwig von Ficker, in dessen Zeitschrift Der Brenner er von 1912 bis 1915, zuletzt postum, regelmäßig veröffentlichen konnte. 1913 erschien im Kurt Wolff Verlag die Sammlung Gedichte in der Reihe Der jüngste Tag (Band 7/8) und 1915 postum, aber noch von Trakl selbst zusammengestellt, sein Gedichtzyklus Sebastian im Traum.[1]

Nur wenige andere Gedichte und Prosaarbeiten Trakls wurden zu seinen Lebzeiten veröffentlicht. Neben einer frühen Sammlung von Gedichten aus dem Jahr 1909 (sog. „Sammlung 1909“, ohne Titel), für die Trakl keinen Verleger hatte finden können und die er später verwarf, findet sich ein bedeutender Nachlass unveröffentlichter Gedichte, alternativer Fassungen veröffentlichter Gedichte sowie einiger weniger Dramenfragmente und Aphorismen. 2015 wurde bei Auflösung einer Wiener Privatbibliothek ein bislang unbekanntes, handschriftliches Trakl-Gedicht mit dem Titel Hölderlin gefunden. Das Trakl-Autograph ist auf das Jahr 1911 datiert, mit G.T. monogrammiert und fand sich auf dem vorderen fliegenden Vorsatzblatt des dritten (und letzten) Bandes der von Wilhelm Böhm im Verlag Eugen Diederichs 1905 herausgegebenen Friedrich-Hölderlin-Werkausgabe. Diese Ausgabe war in Trakls Besitz und trägt sein Exlibris auf dem vorderen Spiegel. Das Buch mit dem Gedichtmanuskript wurde 2016 von der Salzburger Kulturvereinigung erworben, die ihren Verwaltungssitz in Trakls Geburtshaus hat und das angeschlossene Trakl-Museum (mit Archiv) betreut.[16]


Charakteristik


Im Werk Trakls überwiegen die Stimmung und die Farben des Herbstes, dunkle Bilder des Abends und der Nacht, des Sterbens, des Todes und des Vergehens. Zwar sind die Gedichte reich an biblisch-religiösen Bezügen, und vielen eignet eine kontemplative Offenheit zur Transzendenz, doch nur selten bricht das Licht der Erlösung in das Dunkel. Die häufige Farbsymbolik (meist Blau – in mehr als der Hälfte aller Gedichte, dann Rot und Braun) diente anfangs der Beschreibung realer Dinge, später waren die Farben oft als eigenständige Metaphern verselbständigt, etwa: „Schwermut blaut im Schoß der Fraun“ (aus: Anblick).

Trakls Gedichte sind in der germanistischen Forschung sehr unterschiedlich gedeutet worden. Manche versuchen sie auf vorgegebene Deutungsmuster rückzubeziehen oder verzichten auf eine Sinnbildung, andere sehen in ihnen metaphorische Modelle ihrer eigenen Konstruktionsprinzipien.[17] Umstritten ist, inwieweit sich Trakls Drogenkonsum auf Form und Inhalt seiner Gedichte ausgewirkt hat. Auch wenn Trakl Drogenabhängigkeit in seinen Gedichten nicht direkt thematisiert hat, zeigen einige Gedichte Anspielungen auf Sucht und Wahnvorstellungen.

Als Dichtung, die exemplarisch die Ideen ihrer Epoche zum Ausdruck bringt, nahm Wulf Segebrecht folgende Gedichte Trakls in seiner Anthologie auf: Verfall, Verklärter Herbst, De profundis, In den Nachmittag geflüstert, Kaspar Hauser Lied, Gesang des Abgeschiedenen, Ein Winterabend, Der Herbst des Einsamen und Grodek.[18]


Schaffensphasen


Trakls Schaffen lässt sich in vier Phasen untergliedern:

Die erste Phase bezieht sich auf seine Jungwerke, welche durch zwei Einflüsse stark geprägt wurden, zum einen Nietzsche und die Strömungen des Jugendstils und zum anderen der Symbolismus. In den Werken dieser Zeit scheinen noch französische Vorbilder (Baudelaire, Rimbaud, Verlaine) durch die teils rhetorischen Gesten, aus der lyrischen Tradition übernommen, wie beispielsweise in Dämmerung, wo er seine Verse als „kranke Blumen der Schwermut“ bezeichnet, was ein Hinweis auf Baudelaires Les Fleurs du Mal ist.

In der zweiten Schaffensphase (ca. 1909–1912)[3] herrscht der expressionistische Reihungsstil vor, den er selbst charakterisiert als „meine bildhafte Manier, die in vier Strophenzeilen vier einzelne Bildteile zu einem einzigen Eindruck zusammenschmiedet“.[19] Oder in der dritten Strophe des Gedichtes Der Gewitterabend (Gedichte, 1913):

Laut zerspringt der Weiherspiegel.
Möven schrein am Fensterrahmen.
Feuerreiter sprengt vom Hügel.
Und zerschellt im Tann zu Flammen.

Dieser optisch-akustische Gesamteindruck eines Gewitters wird durch eine Reihung von Bildern sowie durch Synästhesie hervorgerufen. Für Trakl entscheidend ist nicht die Abfolge der Einzelereignisse, sondern vielmehr der hervorgerufene komplexe Gesamteindruck.[3]

Seine späteren Werke (ca. 1912–1914) liegen in seiner dritten Phase, welche durch die hohe poetische Suggestivität der Bilder eine große semantische Offenheit erzeugt. Dieser hermetisch-abstrakte Stil und das Bestreben Eindeutiges zu verunklaren, bildet einen Individualstil, der regelmäßig eine inhaltliche Interpretation erschwert, zu welcher die Texte gleichsam auffordern, sodass eine eindeutige literarhistorische Zuordnung nicht möglich ist.[1] Den aus seiner zweiten Phase markanten Reihungsstil nimmt er nun etwas zurück um das lyrische Ich partial in finale Handlungsabläufe und Entdeckungen einzuführen. Die letzte Phase von 1914 bis zu seinem Ableben enthält viele seiner postum veröffentlichten Werke. Sie ist geprägt durch seine Kriegserfahrung und einen archaisch-apokalyptischen Tenor wie beispielsweise in den Werken Im Osten, Klage und Grodek.

Grodek – sein letztes Gedicht[20] – schrieb Trakl, nachdem er im September 1914 an der Schlacht bei dieser galizischen Stadt teilnehmen musste, als Apotheker Schwerverwundete versorgen sollte und dort an den Ästen von Bäumen baumelnde Gehenkte sah. Dieses Erlebnis fand in Grodek seinen Nachhall:[21]

Doch stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt
Das vergoßne Blut sich, mondne Kühle;
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.

Beim Betrachten dieser vier Schaffensphasen Trakls lässt sich feststellen, dass sie als Resultat eines Prozesses fließend ineinander übergehen und nicht abrupt beginnen oder enden. Doch auch der Perfektionszwang Trakls zögerte eine Veröffentlichung hinaus, wodurch dieser Phasenübergang entstand. So beschrieb Kleefeld in Achtzig Gedichte: „Unablässig feilte er an den Gedichten, oft über Jahre hinweg; er arbeitete sie um, variierte einzelne Zeilen, versucht neue Bildkonstellationen; er zieht mehrere Strophen zu einer zusammen, entwickelt aus einer Gedichtstrophe ein eigenständiges Gedicht.“[3]


Ehrungen


Kurt Wolff Verlag Leipzig, Gedenktafel
Kurt Wolff Verlag Leipzig, Gedenktafel

Schriften



Vertonungen


  • Apollo et Hyazinthus (1948/49). Improvisationen für Cembalo, Altstimme und 8 Soloinstrumente (nach dem Gedicht Im Park)
  • Sebastian im Traum (2004) für Orchester. UA 22. Dezember 2005 Amsterdam (Concertgebouw-Orchester, Dirigent: Mariss Jansons)
  • Drei Liebeslieder (1960) für Altstimme und Orchester. UA 12. Mai 1962 Genf (Schweizerisches Tonkünstlerfest; Lucienne Devalier [Alt], Orchestre de la Suisse Romande, Dirigent: Jean Meylan)
  • Fünf Lieder (1992/2006) für Altstimme und Orchester. UA 29. November 1993 Lausanne (Théâtre de Beaulieu; Cornelia Kallisch [Alt], Orchestre de la Suisse Romande, Dirigent: Armin Jordan)
  • Elegie (1958) für Mezzosopran und 4 Instrumente
  • Ensemble-Buch II (1992/94) für Mezzosopran und 10 Instrumente
  • Trakl-Lieder I (1993) für Tenor und Klavier. UA 1. Dezember 1998 Köln (Philharmonie; Christoph Prégardien [Tenor], Siegfried Mauser [Klavier])
  • Schweigen und Kindheit (1996). Sechs Lieder für Tenor und Klavier. UA 3. Dezember 1996 München (Sebastian Leebmann [Tenor], Siegfried Mauser [Klavier])
2. Verklärter Herbst („Gewaltig endet so das Jahr…“) – 3. Ein Winterabend („Wenn der Schnee ans Fenster fällt…“)
  • Traum des Bösen (1993) für Bläsertrio
  • spektral (2003). Elfsätziger Zyklus nach Farbsymbolen aus verschiedenen Gedichten Trakls[26]
  • Vier Lieder (1969/1986) für Tenor und Klavier
  • Zwei Nachtstücke (1972/1992) für Solo-Flöte, dreistimmigen Frauenchor (oder drei Frauenstimmen), Harfe, Klavier, Celesta und Streichorchester
  • Variationen über ein Abendlied (1985) Liederzyklus für Sopran und Klavier. Texte von Joseph von Eichendorff, Nikolaus Lenau, Georg Trakl und aus dem Matthäusevangelium
  • Variationen über Thema von Händel (1987). Liederzyklus für Mezzosopran und Klavier. Texte von Nikolaus Lenau, Georg Trakl, Stefan George und Reiner Kunze
  • Abendländisches Lied (1988/89). Fantasie und Fuge für Englischhorn und Orchester. UA 24. April 1990 Ulm (Johannes Schwill [Englischhorn], Philharmonisches Orchester Ulm, Dirigent: Mathias Husmann)
  • Rondel (2006) für Gesang und Gitarre
  • Geistliche Dämmerung für Singstimme und Orgel
  • Trakl-Lieder (op. 3; 1984) für Sopran und 7 Instrumente. UA 1985 Nürnberg (Meistersinger-Konservatorium; Dorothea Kästner [Sopran], Studierende des Konservatoriums)
1. Die schöne Stadt („Alte Plätze sonnig schweigen…“) – 2. Frühling der Seele („Blumen blau und weiß verstreut…“)
  • Vier Lieder (op. 89; 2007) für Sopran und Klavier. UA 24. März 2011 Erlangen (Redoutensaal; Rebecca Broberg [Sopran], Lilian Gern [Klavier])
1. Abendmuse („Ans Blumenfenster wieder kehrt des Kirchturms Schatten…“) – 2. Im Dunkel („Es schweigt die Seele den blauen Frühling…“) – 3. Der Gewitterabend („O die roten Abendstunden!…“) – 4. Abendlied („Am Abend, wenn wir auf dunklen Pfaden gehn…“)
  • Pur-Poem (op. 94; 2008). Madrigal zu 6 Stimmen. Texte: Francesco Petrarca (Sonett CCCVI), Georg Trakl (In ein altes Stammbuch). UA 2. April 2009 Erlangen (Neustädter Kirche; Ensemble Singer Pur)
  • Streichquartett Nr. 2 (1979/80) mit Klarinette und Mezzosopran. UA 1980 Paris (Radio France)
Vokalsätze: 2. Melancholie – 4. Der Schlaf – 5. In Venedig
  • Trakl-Fragmente (1983/84) für Mezzosopran und Klavier. UA 10. Februar 1984 Hamburg (Liat Himmelheber, Peter Stamm [Klavier])
1. Kindheit – 2. Ein Kreuz ragt – 3. Geburt – 4. Im Frühling – 5. Nachtwandlung, Tod und Seele – 6. Da der Tag hinsank – 7. Es kehret der Heimatlose zurück – 8. Münch… – 9. Im Frühling – 10. Nächtliche Buchen – 11. Schneeige Nacht
  • Fassung für Mezzosopran und 14 Instrumente: Nachtwandlung (1983/84). UA 17. Februar 1986 Paris (Centre Pompidou; Liat Himmelheber, Ensemble 2e2m [Champigny], Dirigent: Fharad Mechkat)
  • Grodek (1991) für Bariton, Klarinette, Horn, Fagott und Streicher (1.1.1.1.1). UA 29. September 1991 Berlin (Georg Christoph Biller [Bariton], Scharoun Ensemble, Dirigent: Friedrich Goldmann)
  • Drei Lieder nach Georg Trakl (Salzburg 1987) für Mezzosopran, Bassetthorn und Gitarre (I: Seele des Lebens, II: Ballade, III: Schwesters Garten)
  • Nachtlied (Salzburg 2007) für vierstimmigen gemischten Chor a cappella
  • An versteinerter Schwelle – Lyrische Szenen nach Georg Trakl (Salzburg 2014) für neun Solostimmen, Chor und Kammerorchester (1. „Der Herbst des Einsamen“, 2. „Nachtlied“, 3. „Verflucht, ihr dunklen Gifte“, 4. „O der Wahnsinn der großen Stadt“, 5. „Ihr ehernen Zeiten“, 6. „schmerzverzerrt und daseinsleer“, 7. „Heimkehr“)
  • Sechs Lieder nach Gedichten von Georg Trakl (op. 14, 1917–1921), Gesang und Kammerensemble (1. „Die Sonne“, 2. „Abendland I“, 3. „Abendland II“, 4. „Abendland III“, 5. „Nachts“, 6. „Gesang einer gefangnen Amsel“)
  • „Ein Winterabend“ in „Sechs Gesänge ernsten Charakters“ für tiefe Stimme (Bassbariton oder Alt) und Klavier, Ed. Peters Nr. 5637, Leipzig 1979
  • NATUR UND FRIEDEN - sieben Gesänge für Sopran und Streichorchester nach Gedichten von Georg Trakl (1984):
  • Es geht ein alter Weg entlang / Wie scheint doch alles Werdende so krank / Da ich heut morgen im Garten saß / Über den Wäldern / Ich sah viel Städte als Flammenraub / Mich deucht, ich träumte von Blätterfall / Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten, Musikverlag Zahoransky. Uraufführung Braunschweig 1985.

Künstlerische Adaptionen


Grodek
Beate Passow
Stickerei

Link zum Bild
(Bitte Urheberrechte beachten)


Verfilmungen


Die junge Magd, szenische Versionen nach dem Liederzyklus von Paul Hindemith u. a. mit dem Schauspieler William Mang als Trakl und der Sängerin Trudeliese Schmidt als Trakls Schwester. TV-Sendung des Saarländischen Rundfunks 1987. Regie: Hans Emmerling, Produzent: Peter Rocholl. Der Film Tabu – Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden spielt frei mit Elementen der Biographie Trakls, ohne eine an Fakten orientierte Darstellung seines Lebens zu sein. Lars Eidinger spielt darin die Hauptrolle.


Literatur




Wikisource: Georg Trakl – Quellen und Volltexte
Commons: Georg Trakl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Georg Trakl – Zitate

Einzelnachweise


  1. [Artikel] Georg Trakl. Heinz Ludwig Arnold: Kindlers Literatur Lexikon. 3., völlig neu bearbeitete Auflage, Band 16. 18 Bde. Metzler, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-476-04000-8, S. 403F. Biogramm, Werkartikel zu Georg Trakl von Peter Schünemann / Marion Bönnighausen.
  2. http://www.georgtrakl.de/georg-trakl-biographie.html
  3. Bernd Matzkowski: Textanalyse und Interpretation zu Georg Trakl, Das lyrische Schaffen. Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen. (= Königs Erläuterungen Spezial). Bange, Hollfeld 2011, ISBN 978-3-8044-3061-7. Für Trakls Vater siehe: Stupp, Johann Adam: Der Vater des Dichters Georg Trakl. In: Südostdeutsche Semesterblätter [München], Heft 17/18 (1966/1967), S. 31–41.
  4. http://www.georgtrakl.de/georg-trakl-biographie.html
  5. Land Salzburg - Kunst im Traklhaus. Abgerufen am 1. November 2021.
  6. lithowerkstatt. Abgerufen am 1. November 2021.
  7. Trakl entdecken | Salzburger Kulturvereinigung. Abgerufen am 1. November 2021.
  8. Walther Killy, Hans Szklenar (Hrsg.): Georg Trakl: Dichtungen und Briefe. historisch-kritische Ausgabe. 2 Bände, Otto Müller, Salzburg 1969. (2. Auflage. 1987).
  9. Vgl. Regina Thumser-Wöhs: „... zauberlacht Unlust in blaue Herrlichkeit.“ (s. unten Literatur) bes. S. 290.
  10. Hans Weichselbaum: Georg Trakl als Dramatiker am Salzburger Stadttheater. In: Lutz Hochstraate (Hrsg.): 100 Jahre Haus am Makartplatz. Verlag Alfred Winter, Salzburg 1993, ISBN 3-85380-060-2, S. 63–70.
  11. http://www.literaturnische.de/Trakl/material/material-f.htm
  12. Innsbrucker illustrierte Neuste Nachrichten vom 14. Dezember 1913, S. 5. Zitiert nach Bernd Matzkowski: Textanalyse und Interpretation zu Georg Trakl, Das lyrische Schaffen. Bange, Hollfeld 2011.
  13. https://holbachinstitut.wordpress.com/2014/11/02/ludwig-wittgenstein-georg-trakl-2/
  14. http://www.textkritik.de/trakl/images/trakl_grodek.jpg
  15. Theo Buck: Georg Trakl, Grodek (1914). In: Theo Buck: Streifzüge durch die Poesie. Von Klopstock bis Celan. Gedichte und Interpretationen. Böhlau, Köln/ Weimar/ Wien 2010, ISBN 978-3-412-20533-1, S. 213–222.
  16. Vgl. Pressemeldung der Salzburger Kulturvereinigung, 15. Februar 2016. (Memento vom 21. Februar 2016 im Internet Archive)
  17. Károly Csúri, Konstruktionsprinzipien von Georg Trakls lyrischen Textwelten (2016)
  18. Wulf Segebrecht (Hrsg.): Das deutsche Gedicht. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. S. Fischer, Frankfurt 2005, ISBN 3-10-074440-3, S. 364–369.
  19. Brief an Erhard Buschbeck vom Juli 1910, Dichtungen und Briefe, Band I, S. 478.
  20. Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900–1918. Von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. München 2004, ISBN 3-406-52178-9, S. 637, 5. Zeile von unten
  21. zitiert nach: Martin Staudinger: Mein Großvater, der Mörder: Der Historiker Gerhard Jagschitz auf den Spuren seines Großvaters, dem Geheimdienstler und Chefspion Max Ronge. In: Die Zeit, Nr. 13/2007, 22. März 2007, abgerufen am 13. September 2017. (Anm.: Georg Trakl und Max Ronge waren demnach unabhängig voneinander innerhalb weniger Stunden am selben Ort.)
  22. Trakl entdecken | Salzburger Kulturvereinigung. Abgerufen am 1. November 2021.
  23. Mirko Bonné: Traklpark. Gedichte. Schöffling&Co, Frankfurt am Main 2012.
  24. http://mirko-bonne.de/bucher/lyrik/
  25. Archivierte Kopie (Memento vom 1. Oktober 2012 im Internet Archive)
  26. spektral (2003). homepage Jörg-Peter Mittmann auf www.ensemblehorizonte.de
  27. “: Es weint die Nacht...” Gesellschaft der Musikfreunde Passau e. V., 23. November 2014, abgerufen am 15. August 2016.
  28. Walter G. Goes: Der Wahrheit nachsinnen – Viel Schmerz! Lyrikzeitung, 6. November 2014, abgerufen am 8. November 2014.
Personendaten
NAME Trakl, Georg
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Dichter
GEBURTSDATUM 3. Februar 1887
GEBURTSORT Salzburg
STERBEDATUM 3. November 1914
STERBEORT Krakau

На других языках


- [de] Georg Trakl

[en] Georg Trakl

Georg Trakl (3 February 1887 – 3 November 1914) was an Austrian poet and the brother of the pianist Grete Trakl. He is considered one of the most important Austrian Expressionists.[1] He is perhaps best known for his poem "Grodek", which he wrote shortly before he died of a cocaine overdose.

[fr] Georg Trakl

Georg Trakl, né le 3 février 1887 à Salzbourg, Autriche-Hongrie (aujourd'hui en Autriche) – mort le 3 novembre 1914 à Cracovie, Autriche-Hongrie[1] (aujourd'hui en Pologne), est un poète austro-hongrois. Il est l'un des représentants majeurs de l'expressionnisme. Georg Trakl laissa une œuvre composée de poèmes dont l'importance fait de lui un des poètes majeurs du XXe siècle.

[ru] Тракль, Георг

Гео́рг Тракль (нем. Georg Trakl; 3 февраля 1887, Зальцбург — 3 ноября 1914, Краков) — австрийский поэт.



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