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Die Madonna mit dem langen Hals (ital.: Madonna dal collo lungo) ist ein Gemälde von Parmigianino. Es entstand in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in der Stilrichtung des Manierismus und gilt als eines der bedeutendsten Kunstwerke dieser Richtung. Darüber hinaus ist es das bekannteste[1] oder vielmehr das „berüchtigtste“[2] Gemälde des Künstlers.

Madonna mit dem langen Hals
Parmigianino, 1532 bis 1540
Öl auf Holz
216× 132cm
Uffizien, Florenz
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Geschichte


Geschaffen wurde das Bild als Auftragsarbeit für eine Kirche der Serviten in Parma. Es blieb allerdings unvollendet, was am Bildhintergrund rechts hinter der Madonna zu erkennen ist. Das kann am frühen Tod Parmigianinos 1540 gelegen haben. Als möglicher Zeitraum für die Entstehung werden verschiedene Jahre zwischen 1532[2] bzw. 1534[3] und 1540 genannt; die Literatur geht meistenteils von einer Entstehung um 1534/1535 aus.[4] Bis zu seinem Tod 1540 befand sich das Werk in der Werkstatt des Künstlers.[5] 1698 erwarb Ferdinando de’ Medici das Gemälde.[6]


Kunstgeschichtlicher Hintergrund und Aufbau


Parmigianino war Schüler Correggios,[7] was auch an der Figurgebung des Gemäldes zu erkennen ist. Er übernahm aber nicht dessen farbliche Darstellungsweise.[8] Das Bild ist – ganz dem sich vom tradierten Kanon der zeitgenössischen Hochrenaissance lösenden Manierismus entsprechend – unorthodox aufgebaut. Dargestellt ist Maria mit dem schlafenden Jesuskind auf dem Schoß. Sie sind umgeben auf der linken Seite von einer das Kind betrachtenden Gruppe Engel sowie auf der rechten Seite unten von einer Prophetenfigur. Es handelt sich bei der Figur möglicherweise um den Hl. Hieronymus.[9] Er entrollt eine Schriftrolle. Die Gruppe der Engel hat keine Entsprechung auf der Gegenseite, lediglich die Säule mit der angedeuteten Säulenreihe bildet ein Gegengewicht. Diese Art der Komposition wird als bewusste Abkehr vom Prinzip der harmonischen Komposition verstanden,[2] sozusagen als "Verzicht auf ein logisches Raumgefüge".[10] Dem entspricht auch die Darstellung der kleinen Prophetenfigur, obwohl die sich in die Tiefe verlängernde angedeutete Säulenreihe die Distanz zur Hauptgruppe etwas verringert.[11]

Detail des Oberkörpers und des Kopfes der Madonna mit seinem reichen Haarschmuck
Detail des Oberkörpers und des Kopfes der Madonna mit seinem reichen Haarschmuck

Darstellungsweise und Einzelheiten


Die Madonna wie auch das Jesuskind und der Prophet sind in die Länge verzerrt dargestellt, von der Überlänge des Halses der Maria hat das Bild auch seinen Namen. Auch diese Darstellung der Figuren entspricht der Abkehr von tradierten Darstellungen, das Prinzip der Künstlichkeit der Darstellung ist gleichgestellt mit der übersteigerten Eleganz der Figuren.[2] Vieles an dem Gemälde gibt der kunstgeschichtlichen Forschung Rätsel auf.[12] Die Säule, sie ist ohne Kapitell dargestellt, kann eine Andeutung des Stalles zu Bethlehem sein, in dem Jesus geboren wurde.[1] Das Jesuskind liegt im tiefen an den Tod gemahnenden Schlaf. Im Zusammenhang damit kann dann auch die Figur des Propheten gesehen werden, der das Kommen Jesu Christi ankündigt.[13] Unklar ist auch die Bedeutung der eiförmigen Vase am linken Bildrand. Sie kann sowohl ein alchemistisches Gefäß zur Herstellung von Gold darstellen[9] – Parmigianino befasste sich in seinen letzten Lebensjahren intensiv mit dieser Thematik und vernachlässigte auch die Malerei darüber[14] – aber auch eine aus der Dichtung stammende Andeutung, da dort gelegentlich Schultern, Hals und Kopf einer Frau mit einer vollkommen gearbeiteten Vase verglichen werden.[9] Die Figur der Maria ist neben der Verzerrung in die Länge auch leicht gedreht dargestellt: Ihr Zustand scheint sich wegen der fehlenden Darstellung eines Thrones zwischen Sitzen und Stehen zu befinden. Sehr ungewöhnlich ist auch die Darstellung ihres Gewandes. Es scheint sich wie ein nasses Tuch um den Körper zu legen und betont mehr das weibliche Element an der Figur, als etwas zu verhüllen.[1]

Rolf Tomann bemerkt zum Gemälde: "Als Mystizist der Alchemie verschworen, lädt er (Parmigianino, Anm. des Verfassers) den Betrachter ein, sich mit in die zwar elegant erscheinende, aber tiefe, verschränkte, zuweilen melancholische Welt seiner Bilderfindungen hineinzuversteigen, in die bewusst unlogisch aufgebauten, irreal-verzauberten Räume seiner Bildhintergründe".[8]

Das Gemälde hängt heute mit einem weiteren Hauptwerk Parmigianinos, der Madonna di San Zaccaria, und weiteren Gemälden vornehmlich emilianischer Manieristen im Saal XXIX der Uffizien in Florenz.[5]


Literatur




Commons: Madonna mit dem langen Hals – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise


  1. Braunfels: Kleine italienische Kunstgeschichte. S. 364.
  2. de Rynck: Die Kunst Bilder zu lesen – Die Alten Meister entschlüsseln und verstehen. S. 172.
  3. Edgar Lein und Manfred Wundram: Manierismus, S. 193
  4. so z. B. Braunfels: Kleine italienische Kunstgeschichte, S. 364
  5. Gloria Fossi. Uffizi. Florenz, Giunti 2013, S. 129
  6. Katalog Polo museale Florenz
  7. Semrau: Die Kunst der Renaissance in Italien und im Norden, S. 324
  8. Toman (Hrsg.): Die Kunst der italienischen Renaissance – Architektur, Skulptur, Malerei, Zeichnung, S. 387
  9. de Rynck, Die Kunst Bilder zu lesen – Die Alten Meister entschlüsseln und verstehen, S. 173
  10. Edgar Lein und Manfred Wundram: Manierismus, S. 193
  11. Edgar Lein und Manfred Wundram: Manierismus, S. 194
  12. dazu im Einzelnen: Edgar Lein und Manfred Wundram: Manierismus, S. 194
  13. Edgar Lein und Manfred Wundram: Manierismus, S. 193/194
  14. Durant: Glanz und Zerfall der italienischen Renaissance, S. 101

На других языках


- [de] Madonna mit dem langen Hals

[en] Madonna with the Long Neck

The Madonna with the Long Neck (Italian: Madonna dal collo lungo), also known as Madonna and Long Child with Angels and St. Jerome, is an Italian Mannerist oil painting by Parmigianino, dating from c. 1535-1540 and depicting Madonna and Child with angels. The painting was begun in 1534 for the funerary chapel of Francesco Tagliaferri[1] in Parma, but remained incomplete on Parmigianino's death in 1540. Ferdinando de' Medici, Grand Prince of Tuscany, purchased it in 1698 and it has been on display at the Uffizi since 1948.[2]

[es] Virgen del cuello largo

La Virgen del cuello largo (en italiano, La Madonna dal Collo Lungo), también conocida con la Virgen y el Niño con ángeles y san Jerónimo,[1] es un cuadro del pintor manierista Italiano Parmigianino. Está realizado en óleo sobre lienzo. Mide 216 cm de alto y 132 cm de ancho. Se calcula que fue pintado entre el año 1534 y 1540, y actualmente se halla en la Galería de los Uffizi de Florencia, Italia. En el segundo escalón de la columnata está inscrito «Fato praeventus F. Mazzoli parmensis absolvere nequivit». Según el crítico Herbet Horne, no hay excelente belleza sin algo extraño y anormal en la forma.

[fr] La Vierge au long cou

La Vierge au long cou (en italien : Madonna dal collo lungo) est une peinture à huile sur bois, attribuée à Parmigianino, conservée à la galerie des Offices à Florence. Le tableau est considéré comme une des peintures les plus importantes et représentatives du maniérisme italien[1], inspirée par une esthétique anticlassique et riche en allusions et transpositions symboliques[2].

[ru] Мадонна с длинной шеей

Мадонна с длинной шеей (ок. 1535) — картина итальянского художника Пармиджанино.



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