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Walter August Otto Schönbrunn (* 27. September 1889 in Breslau; † 2. Dezember 1960 in Lübeck) war ein deutscher Germanist, Altphilologe und Pädagoge. Er gilt als einer der ersten modernen Literaturdidaktiker.[1]


Leben


Walter Schönbrunn war Sohn des Gymnasiallehrers Otto Schönbrunn. Er wuchs in Glogau auf und besuchte hier das Königliche Evangelische Gymnasium zu Groß-Glogau bis zum Abitur Ostern 1908. Anschließend studierte er Germanistik, Altphilologie und Mathematik an den Universitäten Heidelberg, Leipzig und Greifswald. In Greifswald wurde er 1911 mit einer von Gustav Ehrismann betreuten Dissertation zum Dr. phil. promoviert. Nach seinem Examen trat er im Herbst 1912 als Referendar in den höheren Schuldienst Preußens und kam an das Städtische Gymnasium in Liegnitz. Zum 1. April 1914 erhielt er die Anstellungsfähigkeit.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Freiwilliger und diente zunächst beim 2. Niederschlesischen Feldartillerie-Regiment Nr. 41, dann beim 5. Niederschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 154. Ab November 1915 war Schönbrunn Leutnant der Reserve. Für seine Leistungen erhielt er beide Klassen den Eisernen Kreuzes, des Braunschweiger Kriegsverdienstkreuzes sowie das Verwundetenabzeichen und im August 1918 das Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern.

Ab Oktober 1918 war er Oberlehrer am Reformrealgymnasium in Berlin-Zehlendorf. Er unterstützte die Weimarer Republik, gehörte dem Bund Entschiedener Schulreformer an und war ein enger Freund von Adolf Grimme.[2] 1928 wurde er zum Oberstudiendirektor am Sophien-Gymnasium befördert. Schon zum 1. April 1929 wechselte er in gleicher Funktion an das Prinz-Heinrichs-Gymnasium (PHG) in Berlin-Schöneberg.

Über seine Leitungsaufgaben hinaus war Schönbrunn publizistisch engagiert. 1929 erschien sein programmatischer, alarmierender und sofort heftig diskutierter[3] Aufsatz Die Not des Literaturunterrichts in der großstädtischen Schule[4] Darin beschrieb er die Götterdämmerung, die über unsere liebsten Dichterwerke hineinbreche, und setzte sich für eine Behandlung moderner Literatur ein. In der folgenden lebhaften Debatte wurde er von Vertretern eines konservativen, Klassiker-zentrierten Deutschunterrichts heftig kritisiert.[5] In einem weiteren Aufsatz forderte er 1930 eine Demokratisch-republikanische Erziehung.[6] Der nationalsozialistische Gauleiter Wilhelm Kube, dessen zwei Söhne Schüler der Anstalt waren, warf ihm daraufhin 1933 fanatischen Hass gegen Adolf Hitler und sein Werk vor sowie das PHG zu einer Stätte wüster schwarz-rot-goldener Parteidemagogie gemacht zu haben.[7]

Bildnis Dr. Walter Schönbrunn
Karl Hofer, 1942
Öl auf Leinwand,
65 cm × 49 cm
(2015 im Kunsthandel);

verlinkte Abbildung
(Bitte Urheberrechte beachten)

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er zum 8. Juli 1933 durch Kube, inzwischen Oberpräsident, beurlaubt. Ab November 1934 wurde er, herabgestuft zum Studienrat, an der Oberschule für Mädchen in Berlin-Lankwitz, der heutigen Beethoven-Oberschule, eingestellt.

1945 kam er nach Schleswig-Holstein und war als Schulrat im Kultusministerium in Kiel für den Aufbau des demokratischen Schulwesens zuständig. 1949 wechselte er als Direktor an das Katharineum zu Lübeck. Hier blieb er bis zu seiner Pensionierung 1956.


Werke



Literatur





Einzelnachweise


  1. Gerhard Rupp: Die Literatur im pädagogischen System. In: Gerhard Plumpe, Niels Werber (Hrsg.): Beobachtungen der Literatur: Aspekte einer polykontexturalen Literaturwissenschaft. Springer, Heidelberg 2013, ISBN 3-663-11979-3, S. 77f.
  2. Rolf Hensel: Stufen zum Schafott. Der Berliner Stadtschulrat und Oberbürgermeister von Görlitz: Hans Meinshausen. Berlin 2012 (=Zeitgeschichtliche Forschungen 44). ISBN 978-3-428-13690-2, S. 81f.
  3. Wilfried Barner: Pioniere, Schulen, Pluralismus: Studien zu Geschichte und Theorie der Literaturwissenschaft. Berlin: de Gruyter 1997, ISBN 978-3-11-093564-6, S. 114.
  4. Die Erziehung. Monatsschrift für den Zusammenhang von Kultur und Erziehung in Wissenschaft und Leben. (1929/1930), S. 252–259.
  5. Wolfgang Hegele; Literaturunterricht und literarisches Leben in Deutschland (1850–1990): historische Darstellung, systematische Erklärung. Würzburg: Königshausen & Neumann, 1996, ISBN 978-3-8260-1160-3, S. 39f.
  6. Monatsschrift für Höhere Schulen 29, 1930, S. 537–549.
  7. Rolf Hensel: Stufen zum Schafott. Der Berliner Stadtschulrat und Oberbürgermeister von Görlitz: Hans Meinshausen. Berlin 2012 (=Zeitgeschichtliche Forschungen 44). ISBN 978-3-428-13690-2, S. 82.
VorgängerAmtNachfolger
Hellmut WeishauptDirektor des Katharineums zu Lübeck
1949–1956
Julius Braune
Personendaten
NAME Schönbrunn, Walter
ALTERNATIVNAMEN Schönbrunn, Walter August Otto (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Germanist, Altphilologe und Pädagoge
GEBURTSDATUM 27. September 1889
GEBURTSORT Breslau
STERBEDATUM 2. Dezember 1960
STERBEORT Lübeck



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