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Heinrich Richard Hamann (* 29. Mai 1879 in Seehausen (Börde); † 9. Januar 1961 in Immenstadt, Allgäu) war ein deutscher Kunsthistoriker und Begründer des Bildarchivs Foto Marburg.

Der Kunsthistoriker in seinem 59. Lebensjahr
Der Kunsthistoriker in seinem 59. Lebensjahr
Das Grab von Richard Hamann und seiner Ehefrau Emily geborene Mac Lean im Familiengrab auf dem Hauptfriedhof Marburg
Das Grab von Richard Hamann und seiner Ehefrau Emily geborene Mac Lean im Familiengrab auf dem Hauptfriedhof Marburg

Leben


Der Sohn eines Landbriefträgers, später Postschaffners, erhielt auf Grund seiner überragenden schulischen Leistungen ein Stipendium und besuchte das Pädagogium zum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg. Dort freundete er sich mit Georg Kaiser und Wilhelm Waetzoldt an. 1898 schloss er die Reifeprüfung als Primus Omnium ab.[1] Mit Hilfe eines weiteren Stipendiums studierte er anschließend Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte in Berlin, wo er 1902 bei Wilhelm Dilthey zum Dr. phil. promoviert wurde. An einer schweren Krankheit leidend und finanziell verarmt, schlug er sich teilweise als Hauslehrer durch, bis ihn 1905 ein kleines Forschungsstipendium erreichte. 1911 folgten die Habilitation bei Heinrich Wölfflin sowie die erste Professur für Kunstgeschichte an der Königlichen Akademie zu Posen. 1913 folgte er einem Ruf als Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität Marburg, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1949 tätig war. Von 1947 bis 1957 war er als Gastprofessor für Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig.

1924 erschien im Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft seine wegweisende Arbeit über die deutsche Plastik des Mittelalters; in ihr brachte er erstmals das in der Chronik des Thietmar von Merseburg beschriebene Kreuz aus der Zeit des Kölner Erzbischofs Gero mit dem im Kölner Dom befindlichen Kreuz – heute als Gerokreuz bekannt – in Zusammenhang.

Hamann gab entscheidende Anregungen für das Konzept des „Jubiläumsbaus“, der 1927 aus Anlass des 400-jährigen Bestehens der Universität als Gebäude für die Kunst- und Kulturwissenschaften nebst ihren zugehörigen Sammlungen fertiggestellt wurde.

Hamann gründete auch das Bildarchiv Foto Marburg, die fotografische Abteilung des Kunstgeschichtlichen Seminars, für das er beständig Bildmaterial sammelte. Zu seinen zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen gehört auch das zweibändige Standardwerk Geschichte der Kunst, das in vielen Auflagen erschien (1933–1959).

Seine Berufung nach Ost-Berlin 1947 an die Humboldt-Universität als Nachfolger des 1945 entlassenen Wilhelm Pinder war ein politisches Zeichen. 1949 wurde Hamann zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR gewählt. Außerdem wurde er mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. Im Jahr 1954 gründete er an der Akademie die Arbeitsstelle für Kunstgeschichte, die mit grundlegenden und langfristig konzipierten Forschungen auf dem Gebiet der DDR begann. 1956 musste Hamann aber nach einem politischen Kurswechsel aufgrund des neuen Staatssekretärs Wilhelm Girnus den Lehrstuhl nach seiner Entpflichtung aufgeben und verließ die DDR wieder.[2][3] Sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl wurde Gerhard Strauss. Nach Hamanns Tod übernahm Edgar Lehmann die Leitung der Forschungsstelle, die 1971 ihre Arbeit einstellen musste.

Zu Hamanns – zumindest aus eigener Sicht – verbindenden Wirken als „Grenzgänger“ zwischen West und Ost fand 2008 in Marburg eine Tagung statt (publ. durch Heftrig/Reifenberg).

Zu Hamanns Schülern gehörte Hermann Deckert. Auch Hamanns Sohn Richard wurde Kunsthistoriker, nannte sich aber 1939 nach dem Geburtsnamen seiner Mutter in Hamann-Mac Lean um, um bei wissenschaftlichen Publikationen Verwechslungen mit seinem Vater zu vermeiden.[4] Auch der in den USA lehrende Kulturhistoriker und Germanist Jost Hermand war langjähriger Mitarbeiter und Schüler von Hamann.

Zu Hamanns Gedächtnis vergibt die Universität Marburg den nach ihm benannten Richard-Hamann-Preis. Anlässlich des 2009 in Marburg stattfindenden Deutschen Kunsthistorikertages wurde er erstmals für herausragende wissenschaftliche Leistungen verliehen.[5] Erster Preisträger war der Berliner Wissenschaftler Horst Bredekamp.[6]


Darstellung Hamanns in der bildenden Kunst



Schriften (Auswahl)



Publikationen in Zeitschriften (Auswahl)



Literatur




Commons: Richard Hamann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Jost Hermand: Vorbilder - Partisanenprofessoren im geteilten Deutschland. Böhlau Verlag, Köln/ Weimar/ Wien 2014, ISBN 978-3-412-22365-6, S. 33.
  2. Peter Richter: Zum Tod von Jost Hermand: Der Unerschrockene. Abgerufen am 13. Oktober 2021.
  3. Richard Hamann als Grenzgaenger (Nicola Hille). In: ArtHist.net. 5. August 2008, abgerufen am 13. Oktober 2021 (Tagungsbericht für H-ArtHist von Nicola Hille, Tübingen von der Tagung in der Universitätsbibliothek Marburg, 13.-14.06.2008).
  4. P. C. Claussen: Nachruf auf R. Hamann-Mac Lean In: Zeitschrift für Kunstgeschichte. 3/2000, S. 443.
  5. Philipps-Universität vergibt erstmals Richard-Hamann-Preis
  6. Humboldt-Universität: Kunsthistoriker Horst Bredekamp erhält Richard Hamann-Preis (Memento vom 28. März 2009 im Internet Archive)
  7. Bildnisbüste von Richard Hamann | Fritz Cremer | Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex. Abgerufen am 26. September 2022.
Personendaten
NAME Hamann, Richard
ALTERNATIVNAMEN Hamann, Heinrich Richard
KURZBESCHREIBUNG deutscher Kunsthistoriker
GEBURTSDATUM 29. Mai 1879
GEBURTSORT Seehausen (Börde)
STERBEDATUM 9. Januar 1961
STERBEORT Immenstadt, Allgäu

На других языках


- [de] Richard Hamann (Kunsthistoriker)

[en] Richard Hamann

Heinrich Richard Hamann (29 May 1879, in Seehausen – 9 January 1961, in Immenstadt im Allgäu) was a German art historian.



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