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Als Borghesischen Fechter, auch Borghese Gladiator, wird die antike lebensgroße Statue eines wahrscheinlich gegen einen Reiter ankämpfenden Kriegers bezeichnet. Die Statue wurde im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts bei Ausgrabungen im Auftrag des Kardinals Scipione Borghese bei Porto d’Anzio – möglicherweise in den Überresten einer Villa des Nero – gefunden und befindet sich heute im Pariser Louvre.[1] Es handelt sich um eine ca. 100 v. Chr. geschaffene Marmorkopie eines Bronzeoriginals aus dem 3. Jahrhundert v. Chr.

Borghesischer Fechter im Louvre
Borghesischer Fechter im Louvre
Joseph Wright of Derby: Drei Personen betrachten den Gladiator bei Kerzenlicht. 1765
Joseph Wright of Derby: Drei Personen betrachten den Gladiator bei Kerzenlicht. 1765
Borghesischer Fechter in Schloss Peterhof
Borghesischer Fechter in Schloss Peterhof

Der Borghesische Fechter war zur Zeit seiner Auffindung in 17 Teile zerbrochen und wurde 1611 von dem Bildhauer und Maler Nicolas Cordier restauriert. Im Jahr 1613 kam die Statue in die Villa Borghese in Rom. Sie stand dort in einem Erdgeschossraum, der nach dem Fechter benannt war, wurde aber 1807 von Camillo Borghese an Napoleon verkauft und mit anderen Kunstwerken in den Louvre gebracht[2].

Als Künstler nennt sich in der Inschrift Agasias aus Ephesos, Sohn des Dositheus. Die Skulptur wurde aufgrund alter Restaurierungen fälschlicherweise Gladiator genannt, sie stellt jedoch eher einen Schwertkämpfer, „Fechter“, dar, wobei Schwert und Schild am marmornen Original fehlen.


Rezeption


Im Mirabellgarten in der Stadt Salzburg stehen zwei Nachbildungen der Borghesischen Fechter.[3] Das innere Paar am Bosquet wurde 1689 von Andreas Götzinger, das äußere Paar von Michael Bernhard Mandl etwa um 1690 bis 1695 geschaffen. Im Schlosspark von Schloss Leopoldskron befindet sich als Nachbildung ein weiteres Paar.

Die Skulptur war im 18. Jahrhundert eine der am meisten bewunderten und kopierten Arbeiten der Antike. Ein Bronzenachguss in Originalgröße wurde für Charles I. von England angefertigt und befindet sich heute in Windsor Castle, ein weiterer von Hubert Le Sueur war das Kernstück des Parterres von Isaac de Cau in Wilton House, heute in Houghton House, Norfolk.

Weiterhin gibt es z. B. Nachgüsse in Petworth House und im „green court“ in Knole, im Schlosspark Lützschena und im Treppenhaus des Goethe-Anbaus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek.

Fürst Wilhelm Malte I. zu Putbus beauftragte Carl August Mencke um 1820 zwei bronzenen Fechterfiguren nach dem Borghesischen Fechter für das Tor zum Schlosspark zu liefern.[4]

Seit 1848 sind zwei Nachgüsse des Schwertkämpfers auf den Wächterhäuschen des Ehrenhofs von Schloss Charlottenburg in Berlin dokumentiert, seinerzeit mit Feigenblättern vor den Geschlechtsteilen. Wann diese fielen und welcher Künstler den Statuen aus Zink-Hohlguss Schwerter und Schilde ergänzte, ist ungeklärt.[5]

In Sankt Petersburg stehen in Schloss Peterhof am Fuße der großen Kaskade zwei vergoldete Bronzestatuen des Borghesischen Fechters, aus deren linkem Arm jeweils eine Wasserfontäne in Richtung des anderen geschleudert wird.

Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts waren Abgüsse der Figur sehr beliebt, meist jedoch in wohnzimmertauglichen Größen, wobei es zwei Varianten gibt, einmal die originalgetreue Wiedergabe der Figur – oft jedoch verschämt mit einem Feigenblatt vor dem Geschlecht – ohne Schwert und Schild und einmal deren Darstellung ergänzt durch diese zwei Attribute.

Die Statue zeichnet sich durch vortreffliche anatomische Durchbildung aus und wird häufig als Musterfigur für anatomische Studien benutzt. In Gottfried Kellers Künstlerroman Der grüne Heinrich ist dem Borghesischen Fechter ein Kapitel gewidmet. In dem Genrebild Atelierszene des Malers Johann Peter Hasenclever wird ein Abguss dieser Figur gezeigt.



Commons: Borghesischer Fechter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen


  1. Beschreibung auf der Seite des Louvre (englisch)
  2. Inventarnummer MR 224 oder geläufiger MA 527.
  3. Salzburgwiki
  4. Bildmaterial auf vanderkrogt.net; residenzstadt-putbus.de.
  5. Schloss Charlottenburg: Das Portal zum Ehrenhof, abgerufen am 25. Februar 2015

На других языках


- [de] Borghesischer Fechter

[en] Borghese Gladiator

The Borghese Gladiator is a Hellenistic life-size[1] marble sculpture portraying a swordsman, created at Ephesus about 100 BC, now on display at the Louvre.

[es] Gladiador Borghese

Gladiador Borghese es la denominación historiográfica de una escultura de mármol de tamaño natural[1] de estilo helenístico que representa un luchador, tallada en Éfeso en el siglo I a.C. Está firmada por Agasio de Éfeso, a quien también se le llamó Agasio, hijo de Dositeo.

[it] Gladiatore Borghese

Il Gladiatore Borghese è una scultura greca databile al I secolo a.C. circa, che, secondo quanto indicato sul piedestallo, sarebbe opera di Agasias,[1] figlio di Dositeo; oggi è conservata nel Museo del Louvre di Parigi.

[ru] Боргезский борец

Боргезский борец, Боргезский боец, Гладиатор Боргезе (итал. Gladiatore Borghese) — условные названия античной скульптуры периода эллинизма, изображающей воина, который в стремительном движении делает выпад вперёд, вероятно сражаясь с вооружённым всадником. В левой руке у него щит, в правой — меч (щит и меч, возможно из бронзы, не сохранились). Надпись на пьедестале сообщает, что мраморная скульптура выполнена Агасием, сыном Досифея (Агасием Первым), из Эфеса около 100 г. до н. э.[1].



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