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Senga Nengudi, geboren am 18. September 1943 in Chicago als Sue Irons, ist eine afroamerikanische Künstlerin, die vor allem wegen ihrer abstrakten Skulpturen bekannt ist, die Fundgegenstände und Tanzperformance miteinander verbinden. Sie ist seit Beginn der 1960er Jahre Vertreterin der afroamerikanischen Avantgarde in New York City und Los Angeles.


Frühes Leben und Ausbildung


Nengudi wuchs bei ihrer Mutter in Los Angeles und Pasadena auf.[1][2] Sie studierte seit Anfang der 1960er Jahre Kunst und Tanz an der California State University in Los Angeles, und schloss das Studium 1967 als BA ab.[3] Nach einem Studienjahr an der Waseda-Universität in Tokio kehrte sie zu einem Masterstudium mit Schwerpunkt Skulptur an die California State University zurück, welches sie 1971 erfolgreich beendete. Während ihres Studiums arbeitete sie am von Noah Purifoy gegründeten Watts Towers Art Center. Außerdem war sie Art instructor am Pasadena Art Museum und dem Fine Arts Community Workshop.[2] Sie lebt und arbeitet heute in Colorado Springs.


Kooperationen


Nengudi war Teil der radikalen afroamerikanischen Avantgarde-Kunstszenen in New York und Los Angeles während der 1960er und 1970er Jahre. Sie war Mitglied des Studio Z-Kollektivs, das auch als die LA Rebellion bekannt wurde. Hier trafen afroamerikanische Künstler zusammen, die sich durch ihr experimentelles und improvisierendes Arbeiten auszeichneten.[4] Mit David Hammons und Maren Hassinger, die auch Mitglieder von Studio Z waren, arbeitete Nengudi oft zusammen.[5]

Nengudi wurde von zwei Galerien vertreten, der Pearl C. Woods Gallery in Los Angeles, die von Greg Pitts geleitet wurde, und Just Above Midtown in New York. Die Direktorin des JAM Linda Goode Bryant hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung von Nengudi.[2] Nengudi betonte in einem Interview, wie wichtig die kreative Zusammenarbeit mit Galerien wie diesen für die afroamerikanische Kunstszene sind.[2]

Später kuratierte die Künstlerin auch selbst Ausstellungen wie die von Kira Lynn Harris an der Cue Art Foundation in New York im Frühjahr 2009.[6]


„Répondez s'il vous plait“ („R.S.V.P.“)


1975 wurde ihr Sohn geboren, in der Folge thematisierte sie in ihrem künstlerischen Arbeiten die Veränderungen, zu denen Schwangerschaft und Geburt an ihrem Körper geführt hatten. Nengudi entwickelte ihre „répondez s'il vous plait“-Serien, durch die sie berühmt wurde. Indem sie ihre Interessen an Bewegung und Skulptur zusammenführte, schuf Nengudi abstrakte Skulpturen mit Choreographien aus Alltagsgegenständen aufgeführt vor Live-Publikum oder aufgezeichnet durch eine Kamera. Ausgangsmaterial der Skulpturen waren beispielsweise Nylon-Strumpfhosen, die gedehnt, verdreht, verknotet und mit Sand gefüllt wurden. Die fertigen Skulpturen hingen oft an den Wänden der Galerie, ragten aber auch in den Raum hinein, erinnerten an menschliche Körper, weibliche Brüste und den Mutterleib.[7] Für sie reflektierte der Gebrauch von Strumpfhosen als Material die Elastizität des menschlichen, insbesondere des weiblichen Körpers.[8] Die Kunstkritik entdeckte in ihren Installationen eine Mischung aus Sinnlichkeit, Rassenidentität, Körpergefühl und einer bewussten Beschäftigung mit dem Bild, das sich die Gesellschaft vom weiblichen Körper macht.[9]

Nengudis „R.S.V.P.“-Skulpturen wurden auch von reisenden Performance-Gruppen aufgeführt, darunter „Now Dig This! Art & Black Los Angeles 1960–1980“ und „Blues for Smoke“ Anfang der 2010er Jahre.[10]


Performances


1978 entwickelte Nengudi zusammen mit Maren Hassinger eine Performance, bei der die beiden Künstlerinnen Bewegungen improvisierten, eingesponnen in ein Netz aus Nylon-Strumpfhosen. In der Performance wurden die vielfältigen Einschränkungen veranschaulicht, mit denen Frauen durch gesellschaftlich definierte Geschlechterrollen konfrontiert sind. Nengudi fertigte in dieser Periode viele inszenierte Fotografien an, in denen sie selbst oft als anonyme, geschlechtslose Figur auftritt, die sich jeder Definition entzieht.

Im gleichen Jahr führten Nengudi und andere Mitglieder des Studio Z-Kollektivs (darunter wieder Hammons und Hassinger) die Ceremony for Freeway Fets unter einer Autobahnbrücke auf dem Pico Boulevard in Los Angeles auf. Nengudi schuf Kostüme und Kopfbedeckungen aus Nylon-Strumpfhosen für die Performer. Hammons und Hassinger repräsentierten den männlichen und den weiblichen Geist, während Nengudi als Geist auftrat, der die Geschlechter zusammenführte. Sowohl die Tanzaufführung als auch der unterlegte Soundtrack waren improvisiert.[11]

Im März 2017 war Nengudis Kunst ein Themenschwerpunkt auf der Kunstmesse Armory Show in New York City.[12]

Auf der Biennale in Venedig vom 13. Mai bis 16. November 2017 war Nengudi ebenfalls vertreten.[13]


„Warp Trance“


Während ihres Aufenthalts am Fabric Workshop and Museum 2007 in Philadelphia setzte Nengudi erstmals Video als eigenes Kunstmittel ein.[14] Bei Besuchen in Textilfabriken fertigte sie Video- und Audio-Aufnahmen des Fabrikbetriebs an und sammelte Lochkarten, wie sie zur Programmierung der Jacquardwebstühle verwendet wurden. In der fertigen Installation Warp Trance projizierte Nengudi die Videoaufnahmen auf Abbildungen der Lochkarten. Gleichzeitig war ein Ambient-Soundtrack zu hören, den Butch Morris aus den Hintergrundgeräuschen des Filmmaterials komponiert hatte. Die Arbeit beschäftigte sich mit Technologie, der gesellschaftlichen Bedeutung von Arbeit, zeitgenössischer Musik und rituellen Tänzen. Den Zuschauern wollte Nengudi in erster Linie Lust auf Bewegung und Tanz machen.[14]


Interkulturalismus


Das Problem kultureller, ethnischer und rassischer Klassifizierungen war ebenso ein zentrales Thema von Nengudis künstlerischer Arbeit wie ihr Umgang mit geschlechtsspezifischen Einschränkungen. Sie kombinierte für ihre Performances häufig afrikanische, asiatische und indianische Kunstformen mit inszenierten Fotografien. Ihre Kunstwerke versuchen eine interkulturelle Inspiration in allen Lebensbereichen zu schaffen. Oft zitiert sie als Grundlagen ihrer Arbeit afrikanische und asiatische Philosophien.


Pseudonyme


Neben ihren Installationen, Skulpturen und Performances schuf Nengudi auch Gemälde und Fotografien. Sie schrieb Lyrik unter den Pseudonymen Harriet Chin, Propecia Lee und Lily B. Moor. In einem Interview erklärte Nengudi, wie sie die Entscheidung traf, diese zu entwickeln:

„Es fing an, als ich einen Ständer mit Kunstpostkarten sah, die großartig und sehr afrikanisch aussahen. Als ich eine Postkarte umdrehte und sah, dass der Künstler einen weiß-klingenden Namen hatte, dachte ich,, Wie kann das sein?‘. Später machte ich mir Gedanken darüber, warum ich so reagiert habe. Ich dachte über das Thema Namen nach und darüber, wie wir Schlüsse ziehen von Namen auf die Hautfarbe. Wenn kein Name angegeben ist, müssen sich Leute mit dem Werk als solchem auseinandersetzen. Wenn das Werk aber von jemandem mit dem Namen, Yamamoto‘ oder, Rodriguez‘ stammt, haben wir sofort einen anderen Filter für unsere Sicht darauf. Die verschiedenen Namen, die ich verwende, haben alle einen persönlichen Bezug. Ich wäre gerne wie, Br’er Rabbit‘ [Anm. d. Ü.: amerikanische Comicfigur], würde gern Tricks versuchen, mit Dingen spielen und Leute dazu bringen, anders auf die Dinge zu sehen.“

Senga Nengudi[2]

Rezeption


Nengudis Werke finden sich in den ständigen Sammlungen der großen amerikanischen Museen wie dem Museum of Modern Art in New York, dem Hammer Museum in Los Angeles, dem Carnegie Museum in Pittsburgh, dem MOCA in Los Angeles. Einige wichtige Arbeiten werden auch im Studio Museum und dem Brooklyn Museum in New York ausgestellt.[15]

2020 wurde Nengudi in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.


Ausstellungen (Auswahl)



Quellen


  1. Senga Nengudi: 10. September – 24. Oktober 2015. Dominique Lévy Gallery, New York City 2015, ISBN 1-944379-02-9, S. 88.
  2. Natalie Hegert: Repondez s’il vous plait: An Interview with Senga Nengudi. In: MutualARt. 28. September 2016.Vorlage:Cite web/temporär
  3. Theresa Dickason Cederholm: Afro-American artists: a bio-bibliographical directory. Trustees of the Boston Public Library, Boston 1973, S. 139–140.
  4. Senga Nengudi – Art+Culture Projects (amerikanisches englisch). In: Art+Culture Projects. Abgerufen am 4. März 2018.
  5. Anne Doran: Senga Nengudi at Thomas Erben (reviews). Art in America. Abgerufen am 10. Februar 2014.Vorlage:Cite web/temporär
  6. Kira Lynn Harris (amerikanisches englisch) In: CUE Art Foundation. Abgerufen am 5. April 2018.
  7. Senga Nengudi | Now Dig This! digital archive | Hammer Museum (englisch) In: Hammer Museum. Abgerufen am 04. März 2018.
  8. http://hyperallergic.com/146981/the-improvised-body-the-reemergence-of-senga-nengudi/
  9. KT Hawbaker: Senga Nengudi stretches the limits of womanhood (amerikanisches englisch). In: chicagotribune.com. Abgerufen am 4. März 2018.
  10. Senga Nengudi – Art in America (amerikanisches englisch). In: Art in America. Abgerufen am 4. März 2018.
  11. Nick Stillman: Senga Nengudi's "Ceremony for Freeway Fets" and Other Los Angeles Collaborations. East of Borneo. Abgerufen am 3. Februar 2014.Vorlage:Cite web/temporär
  12. Andy Battaglia: Visions for Pantyhose and Sand: Senga Nengudi’s Booth at the Armory Show (amerikanisches englisch) In: ARTnews. 2. März 2017. Abgerufen am 1. Juli 2017.
  13. https://universes.art/de/biennale-venedig/2017/fast-tour/img-15-n/
  14. Senga Nengudi | Fabric Workshop and Museum (englisch) In: www.fabricworkshopandmuseum.org. Abgerufen am 04. Mai 2018.
  15. Senga Nengudi Profile from the Thomas Erben Gallery website.Vorlage:Cite web/temporär
  16. Senga Nengudi – Topologien – 17. September 2019 – 19. Januar 2020. In: Lenbachhaus. Abgerufen am 8. Dezember 2021.


Personendaten
NAME Nengudi, Senga
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanische bildende und darstellende Künstlerin
GEBURTSDATUM 18. September 1943
GEBURTSORT Chicago

На других языках


- [de] Senga Nengudi

[en] Senga Nengudi

Senga Nengudi (née Sue Irons; born September 18, 1943)[1] is an African-American visual artist and curator. She is best known for her abstract sculptures that combine found objects and choreographed performance. She is part of a group of African-American avant-garde artists working in New York City and Los Angeles, from the 1960s and onward.

[fr] Senga Nengudi

Senga Nengudi (née le 18 septembre 1943 à Chicago aux États-Unis) est une artiste plasticienne africaine-américaine, surtout connue pour ses sculptures et installations abstraites combinant des objets trouvés et des performances chorégraphiées. Elle fait partie d'un groupe d'artistes africains-américains d'avant-garde travaillant à New York et à Los Angeles à partir des années 1960.



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