Wilhelm Camphausen (* 8. Februar 1818 in Düsseldorf; † 18. Juni 1885 ebenda) war ein deutscher Militär- und Schlachtenmaler der Düsseldorfer Schule. Weitere wichtige Vertreter der Schlachtenmalerei, die im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, waren neben Camphausen sein Schüler und Kollege Emil Hünten sowie Adolf Menzel und Georg Bleibtreu.[1]
Wilhelm Camphausen, Lithographie von Adolf Dauthage, 1880Wilhelm Camphausen, Foto Arnold Overbeck, Gebr. G. & A. Overbeck in DüsseldorfCamphausen: Blüchers Rheinübergang bei KaubSchlesien huldigt Friedrich dem Großen 1741, etwa 1944 zerstört nach Bombentreffer der Ruhmeshalle in Berlin
Leben
Camphausen, geboren an dem Tag, als sein Vater Wilhelm Camphausen starb, absolvierte eine Zeichenausbildung bei Alfred Rethel und trat im Jahr 1834 in die Düsseldorfer Akademie ein. Dort wurde er Schüler von Karl Ferdinand Sohn. Seine Militärzeit, die er bei den Husaren absolvierte, prägte sein zukünftiges Leben; er blieb sein ganzes Leben der Militärmalerei verbunden. Nachdem er 1850 die Düsseldorfer Meisterklasse von Friedrich Wilhelm von Schadow absolviert hatte, malte er zunächst historische Schlachtenszenen, die durch ihre realistische Detailausgestaltung auffielen. Große Bekanntheit verdankt er seinen Reiterporträts von Kaiser Wilhelm, Friedrich II. und dem Großen Kurfürsten. 1859 wurde Camphausen zum Professor an der Kunstakademie ernannt.
Zusammen mit Gustav Jacob Canton, Henry Ritter, Rudolf Jordan, Hans Fredrik Gude, Rudolf von Normann und Frederik Nicolai Jensen gründete Camphausen 1844 die demokratisch und akademiekritisch gesinnte Gruppe Crignic, deren Name sich aus den Anfangsbuchstaben der Mitglieder zusammensetzt.[2] Diese Gruppe gilt als Vorläufer des 1848 gegründeten Künstlervereins Malkasten, dem er ebenfalls angehörte.[3] Im Malkasten beteiligte er sich aktiv, namentlich bei den Theateraufführungen und Festen sowie der Fertigung von Entwürfen für Kostüme und Dekorationen. Im Jahre 1845 veröffentlichte Camphausen zusammen mit Henry Ritter Illustrationen von neunzehn Düsseldorfer Malern in ihrem Atelier in Schattenseiten der Düsseldorfer Maler, nebst verkürzten Ansichten ihrer letzten Leistungen.
Camphausen nahm als Armeemaler am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. Einer seiner Schüler war der Schlachtenmaler Hermann de Boor,[4] ein weiterer Emil Hünten, mit dem er auch später kollegial zusammenarbeitete.
Die Stadtverordneten von Köln hatten 1881 beschlossen, den historischen Festzug zur Stadtgeschichte, welcher zum Ende des Kölner Dombaus im Oktober 1880 stattgefunden hatte und unter anderen von Camphausen und Theodor Rocholl gestaltet worden war, als Wandgemälde mit einer Gesamtlänge von 53 Metern im Gürzenich der Nachwelt zu erhalten. Wilhelm Camphausen, Wilhelm Beckmann, Fritz Roeber und Ernst Roeber, Albert Baur und Adolf Schmitz erstellten die Entwürfe und malten den Gürzenicher Festsaal mit dem 53 Meter langen Fries aus.[5][6] Im Jahre 1882 vollendete Camphausen unter anderen die Ausmalung in der Ruhmeshalle des Berliner Zeughauses als Nationaldenkmal im Auftrag der Preußischen Regierung.
Familie
Grabstein der Eltern auf dem nördlichen Teil des Golzheimer Friedhofs (2019)
Camphausens Eltern waren Wilhelm (* 16. September 1781; † 8. Februar 1818) und Elise (* 8. April 1790; † 7. Dezember 1869) Camphausen, geborene von Ammon, Schwester des Juristen Friedrich Ferdinand von Ammon. Verheiratet war Wilhelm Camphausen seit 1844 mit Antonie Gabriele Charlotte Niemeyer (1824–1893), Tochter des Mediziners Carl Eduard Niemeyer (1792–1838), Schwester des königlich württembergischen Leibarztes Felix von Niemeyer sowie Enkelin des Theologen und Bildungspolitikers August Hermann Niemeyer. Ihre Schwester Marianne Wilhelmine Niemeyer-Immermann-Wolff (1819–1886) war in erster Ehe verheiratet mit dem Schriftsteller Carl Leberecht Immermann.[7] Wilhelm Camphausen wohnte mit seiner Familie im Haus Jägerhofstraße 9, das sein Eigentum war und wo er auch verstarb.[8] Am 14. Mai 1848 wurde die Tochter Elise Anna geboren, die später den Maler Ferdinand Hoppe heiratete; ihr Sohn Curt Hoppe-Camphausen wurde ebenfalls Maler. Der Sohn Felix Camphausen besuchte die Kunstakademie Düsseldorf in den Jahren 1872 bis 1873, wo er Schüler der Elementarklasse von Andreas Müller war und das Fach Kunstgeschichte bei Wilhelm Roßmann belegte.
Werke
Prinz Eugen bei Belgrad (1842) Wallraf-Richartz-Museum Köln
Gottfried von Bouillon in der Schlacht bei Askalon (1845)
Cromwell’sche Reiter auf Vorposten (1846), Nationalgalerie Berlin (Kriegsverlust)
Kostümentwürfe zur Malkasten-Redoute „Aschenbrödels Hochzeit“ (1852), Theatermuseum Düsseldorf
Begrüßung Blüchers und Wellingtons nach der Schlacht bei Belle-Alliance (1862)
Zum letzten Feste des „Malkasten“ im alten Vereinslokale, Ratingerstraße Nr. 3. Voß, Düsseldorf 1865 (Digitalisat)
Erstürmung der Düppeler Schanze (1867)
Gedächtniß-Rede zur Todtenfeier für Carl Sohn: im Galerie-Saale der Königl. Kunst-Akademie zu Düsseldorf, am 15. Dez. 1867; ein Gedenkblatt auf das Grab seines alten Lehrers und Freundes. Voß, Düsseldorf 1867 (Digitalisat)
Die Erstürmung der Insel Alsen durch die Preußen (Übergang nach Alsen) (1870)[9]
Festrede zum fünfundzwanzigjährigen Stiftungsfeste des Künstler-Vereins „Malkasten“ am 9. Juli 1873. Voss, Düsseldorf 1873. Digitalisierte Ausgabe
Napoleon III. und Bismarck auf dem Weg zu Wilhelm I. am Morgen nach der Schlacht von Sedan (1877)[10]
Götz von Berlichingen im Bauernkriege (1878)
Friedrich II. nach der Schlacht bei Kolin (Collin) (1878) (Abbildung s. dort)
Fürst Otto von Bismarck während des Krieges 1870/71
Schlesien huldigt Friedrich dem Großen 1741 (1882), Ruhmeshalle Berlin (Wandgemälde Kriegsverlust)
Illustrationen (Auswahl)
Digitalisierte Ausgaben der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf:
1870 und 1871. Zwei Jahre deutschen Heldenthums / von Gustav Höcker. Mit 114 Illustrationen nach Originalzeichnungen von W. Camphausen, C. Horn, Chr. Sell u. A. und 12 Karten und Pläne. – Glogau: Flemming. – 1872. – [1] Bl., IV, 392 S., [6] Bl.: zahlr. Ill., Kt. Digitalisierte Ausgabe
In: Album deutscher Kunst und Dichtung. Mit Holzschnitten nach Originalzeichnungen der Künstler, ausgeführt von R. Brend'amour. Hrsg. Friedrich Bodenstedt. – Berlin: Grote, 1867. Digitalisierte Ausgabe
In: Arabesken / von Gustav zu Putlitz. Illustrirt von Wilhelm Camphausen. – Berlin: Duncker, 1854, Bd. 1. Digitalisierte Ausgabe
In: Endrulat, Bernhard: Ein Kaiserfest im "Malkasten" zu Düsseldorf: und 11 in Holzschnitt ausgeführten Originalzeichnungen. – Düsseldorf: Voß, 1878. Digitalisierte Ausgabe
In: Bund, Ludwig (Hrsg.). Lieder der Heimath: Eine Sammlung der vorzüglichsten Dichtungen im Bilderschmucke deutscher Kunst. – Düsseldorf: Breidenbach, 1868. Digitalisierte Ausgabe
In: Märchen und Sagen für Jung und Alt. – Düsseldorf: Arnz & Comp.: Voß, 1857, Band 1. Digitalisierte Ausgabe
Camphausen, Wilhelm: Ein Maler auf dem Kriegsfelde. Illustriertes Tagebuch. – Bielefeld (u.a.): Velhagen & Klasing, 1913. Digitalisierte Ausgabe
In: Diethoff, E. Vom Rhein. Bilder und Geschichten aus alter und neuer Zeit. – Leipzig: Payne, 1871. Digitalisierte Ausgabe
Washington Irving. Auswahl aus seinen Schriften. Illustrirt von Henry Ritter und Wilhelm Camphausen. – Leipzig: Brockhaus, 1856. Digitalisierte Ausgabe
Eduard Daelen:Camphausen, Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S.431–433.
Hans Vollmer:Camphausen, Wilhelm. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band5: Brewer–Carlingen. E. A. Seemann, Leipzig 1911, S.464 (Textarchiv– Internet Archive).
Marga Privat: Camphausen, Wilhelm Heinrich Friedrich Carl. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Band 3. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1974, S. 69f. (Digitalisat (PDF, 34,3 MB)).
Quellen
Alwin Schultz: Kunst und Kunstgeschichte: Malerei und vervielfältigende Künste. S. 109, 1890.
Bettina Baumgärtel: Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9, Band 1, S. 31.
Bestandsliste, Webseite im Portal malkasten.org, abgerufen am 23. April 2017.
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