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Marc Bauer (* 28. Mai 1975 in Genf) ist ein Schweizer Zeichner und Künstler.

Marc Bauer in seinem Berliner Atelier, Oktober 2012
Marc Bauer in seinem Berliner Atelier, Oktober 2012

Leben


Marc Bauer studierte von 1995 bis 1999 an der École Supérieure d’Art Visuel in Genf. Von 2002 bis 2004 besuchte er die Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam. Danach war er Artist in Residence im Istituto Svizzero di Roma (2005 bis 2006) sowie im Ai Weiwei Studio in Beijing (Vergabe vom Kunstmuseum Bern, 2006). 2001, 2005 und 2006 nahm er am Eidgenössischen Wettbewerb für Kunst in Basel teil.[1]

Bauer ist ständiger Dozent an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Er lebt und arbeitet in Berlin und Zürich.


Werk


Zeichnend versucht Marc Bauer die Realität in ihrer subjektiven, politischen und symbolischen Komplexität zu erschliessen. Das Zeichnen eröffnet für ihm die Möglichkeit, die Gegenwart in ihrer Geprägtheit durch Geschichte, Erinnerung und wechselnde Machtverhältnisse zu zeigen.[2]


Themen


Marc Bauers Wandzeichnung, ein Teil der Arbeit Sphinx, 1931, 1935-1946, 2014. Kohle auf Wand. Wurde in der Gruppenausstellung Docking Station im Aargauer Kunsthaus vom 23. August – 16. November 2014 gezeigt
Marc Bauers Wandzeichnung, ein Teil der Arbeit Sphinx, 1931, 1935-1946, 2014. Kohle auf Wand. Wurde in der Gruppenausstellung Docking Station im Aargauer Kunsthaus vom 23. August – 16. November 2014 gezeigt

Geschichte und Erinnerung sind in Bauers Arbeit zentrale Themen, denen er durch die alte, taktile, zeitaufwendige künstlerische Technik des Zeichnens im Dialog mit den modernen, mechanischen, „Instant“-Medien Fotografie und Film nachgeht. Als Vorlage für die Zeichnungen dienen immer Filme oder Fotografien, manchmal auch solche, die er mit einem Handy gemacht hat. Allerdings zeichnet er diese Vorlagen nicht ab, sondern aus der Erinnerung: In der Zeit, die beim Zeichnen vergeht, werden diese Fotos oder Filmszenen immer mehr zu Bildern aus die Erinnerung. Das Zeichnen gibt ihm die Möglichkeit, zum Zeitzeugen eines historischen Ereignisses zu werden – häufig wählt Marc Bauer dafür kontrovers diskutierte Ereignisse, etwa die Eröffnung der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München 1937. Dadurch erhalten auch die Betrachter des Bildes Gelegenheit, dieses Ereignis noch einmal ganz neu, unvermittelt mit dem subjektiven Blick eines anderen zu sehen, oft auch in den Augen einer der von Bauer eingebauten fiktiven Figuren, die ermöglichen, das Ineinander von kollektiver „Geschichte“ und Einzelschicksalen in miteinander verflochtenen Erzählfäden darzustellen.

„Die Zeichnungen von Marc Bauer sind ihrer Natur nach archäologisch. Sie graben in der Vergangenheit, um einzelne Fragmente vergangener Szenen und die Reste alter Tragödien an die Oberfläche der Zeit zu heben, um sie mit den Rissen der Gegenwart in Beziehung zu setzen.“

Jean-Charles Vergne[3]

Dabei machen die Zeichnungen nie ein Geheimnis aus ihrer „Vermitteltheit“, ihrer „Medialität“. Mit der Aura des Unbeteiligtseins, die die dargestellten Szenen umgibt, geht ein Verfremdungseffekt einher und damit eine größere Distanziertheit des Betrachters zum Geschehen, das so einer Analyse zugänglich wird. Bauer geht es dabei darum, Raum zu schaffen für die Frage, wie sich bestimmte Bilder Eingang in das kollektive Bewusstsein verschaffen. Auch meint Bauer, dass es ein Irrtum ist zu denken, das fotografische Bild sei aufgrund seiner technischen Produzierbarkeit in irgendeiner Weise objektiv und daher auch schärfer oder weniger abstrakt als die von Hand gezeichnete Grafik.


Stil und Technik


Meistens wähle Marc Bauer Bilder, die allgemein bekannt und diffus im Unbewussten vorhanden sind (wie die Porträts von Papst Benedikt oder Heidegger).[4] In vielen von ihnen vermittelt sich ein Gefühl untergründig bedrohlicher patriarchaler Herrschaft. Beim Zeichnen der Figuren lösche Bauer diese Bilder – aus seinem Kopf, aber auch ganz buchstäblich: mit einem Radiergummi. Durch den häufigen Einsatz des Radiergummis erhalten die Zeichnungen ihre charakteristische Unschärfe und Verwischtheit, die den Prozess des Erinnerns und Vergessens mimetisch nachstellt – am Anfang steht ein grober Umriss, der dann in immer größeren Details ausgearbeitet wird, bis nach und nach die Szene vollständig in Erscheinung tritt. Das Radiergummi löscht aber nicht nur aus, sondern dokumentiert und bewahrt paradoxerweise auch den Entstehungsprozess einer Zeichnung, hinterlässt verschmierte Linien und verwischte Konturen.[5] Marc Bauers Bilder entstehen immer in Serie; für seine Ausstellungen wählt er die Form standortbezogener Installationen. Diese Installationen setzen sich etwa zusammen aus kleinformatigen Zeichnungen und großformatigeren grafischen Arbeiten oder Digitalabzügen von Vergrößerungen, Animationsfilmen, realen Objekten (die häufig als Motive in einem der Bilder wiederkehren) sowie großen, direkt auf die Wand aufgetragenen Gemälden, die die Beziehung des Betrachters zum Raum verändern und eine illusionistische Wirkung entfalten.


Auszeichnungen


2020: GASAG-Kunstpreis

2020: Prix Meret Oppenheim, Bereich Bildende Kunst


Ausstellungen (Auswahl)



Einzelausstellungen



Gruppenausstellungen



Monografien, Kataloge und Künstlerbücher (Auswahl)




Commons: Marc Bauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Philipp Freytag: Bauer, Marc. In: Allgemeines Künstlerlexikon. 2014. K. G. Saur. Abgerufen am 12. Oktober 2014.
  2. Jennifer Allen: Marc Bauer in Gespräch mit Jennifer Allen. In: Marc Bauer. Kehrer Verlag und Kunstmuseum St.Gallen, 2011, ISBN 978-3-868281-60-6, S. 27.
  3. Jean-Charles Vergne: Kompost. In: Marc Bauer. Kehrer Verlag und Kunstmuseum St.Gallen, 2011, ISBN 978-3-868281-60-6, S. 7.
  4. Marc Bauer: History of Masculinity. attitudes, Geneva 2007, ISBN 978-2-940178-11-7.
  5. Paul, Benjamin: Viewing Distance. In: Artforum, 1. Januar 2011. Abgerufen am 11. Februar 2013.
Personendaten
NAME Bauer, Marc
KURZBESCHREIBUNG Schweizer Zeichner und Künstler
GEBURTSDATUM 28. Mai 1975
GEBURTSORT Genf

На других языках


- [de] Marc Bauer

[en] Marc Bauer

Marc Bauer (born May 28, 1975, Geneva, Switzerland) is an artist best known for his works in the graphic medium, primarily drawing.

[fr] Marc Bauer

Marc Bauer, né en 1975 à Genève, est un artiste suisse. Il vit et travaille à Berlin. Son support préféré est le dessin[1].



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