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Ralf König (* 8. August 1960 in Soest, Westfalen) ist ein deutscher Comicautor und Comiczeichner.

Ralf König im Kölnischen Stadtmuseum, 2012
Ralf König im Kölnischen Stadtmuseum, 2012
Ralf König liest auf der Comic Con Germany Stuttgart 2019
Ralf König liest auf der Comic Con Germany Stuttgart 2019

Leben und Werk


Ralf König wuchs im westfälischen Werl-Westönnen auf, besuchte die Overberg-Hauptschule in Werl und absolvierte im Anschluss eine Tischlerlehre. 1979, während seines Coming-outs, angestoßen durch Rosa von Praunheims Buch Sex und Karriere, veröffentlichte er erste kurze, vor dem Hintergrund der politischen Schwulenbewegung teilweise sehr engagierte Comic-Storys in dem Münchener Underground-Magazin Zomix sowie der Schwulenzeitschrift Rosa Flieder. Er holte seine Mittlere Reife nach und studierte von 1981 bis 1986 an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf mit dem Schwerpunkt Freie Kunst.

1981 erschienen mit Sarius, Das sensationelle Comic-Book und SchwulComix drei erste Comic-Hefte, deren sich zwischen Naturalismus und Underground bewegende Ästhetik die Suche nach einem individuellen Stil dokumentieren. Für die Zeitschrift Arbeit und Sicherheit im deutschen Bergbau entstand 1983 als Auftragsarbeit die Serie Bodo und Heinz (bis 1985).

Mit dem Band SchwulComix 2, 1984 in dem Berliner Szeneverlag Rosa Winkel erschienen, fand König schließlich zu einer eigenen Stilistik und zu seinem Thema: In pointierten Kurzgeschichten, die von dem zeichnerischen Minimalismus der Französin Claire Bretécher beeinflusst sind, porträtierte er selbstironisch und mit satirischem Augenzwinkern den Alltag der schwulen Subkultur. Zwei weitere SchwulComix-Alben (später nachgedruckt unter den Titeln Zitronenröllchen, Silvestertuntenball und Sahneschnittchen) folgten 1985 und 1986 und machten König als Chronisten der Schwulenbewegung einem wachsenden Publikum bekannt.

Mit Kondom des Grauens, einer Krimiparodie mit Anklängen an den Ton des Film noir, entstand 1987 eine erste längere Comic-Erzählung (1990 fortgesetzt mit Bis auf die Knochen); noch im gleichen Jahr gefolgt von Der bewegte Mann beim Rowohlt Verlag. Diese erste deutsche Graphic Novel war Königs erster Lang-Comic bei einem großen Publikumsverlag und bescherte ihm eine breite Leserschaft auch weit jenseits der Schwulenszene. Ab diesem Durchbruch konnte König als freiberuflicher Schriftsteller voll davon leben. Eine Fortsetzung erschien im folgenden Jahr mit Pretty Baby. 1994 wurden die Comics Der bewegte Mann und Pretty Baby mit Der bewegte Mann von Sönke Wortmann mit Til Schweiger, Joachim Król und Katja Riemann in den Hauptrollen verfilmt und mit 6,5 Millionen Zuschauern zum bis dahin dritterfolgreichsten deutschen Film der Kinogeschichte.[1] Er wurde in 47 Ländern gezeigt und 1995 mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet. 2017 wurde Der bewegte Mann – Das Musical in Hamburg aufgeführt, Ralf König war aber nicht in die Produktion involviert.[2]

Die Figur des kaffeetrinkenden Konrad am Café Konrad in der Altstadt von Hannover
Die Figur des kaffeetrinkenden Konrad am Café Konrad in der Altstadt von Hannover
Pendant in Hannover für die Gaststätte Paul
Pendant in Hannover für die Gaststätte Paul
Mural in Brüssel, beschmiert mit „Transphobie!“ und „Racist!“
Mural in Brüssel, beschmiert mit „Transphobie!“ und „Racist!“

Neben seinen pointierten Kurzgeschichten hat Ralf König zu einem zweiten Erzählformat gefunden, dem epischen Comic-Roman. In diesem adaptierte er satirisch Klassiker wie Aristophanes (Lysistrata, 1987, verfilmt 2002) oder Shakespeare (Jago, 1998). In Jago verwob er die Handlung gleich mehrerer Motive aus Dramen und Tragödien William Shakespeares (Othello, Macbeth, Romeo und Julia und Ein Sommernachtstraum – die drei Macbeth-Hexen zu Beginn und am Ende von Jago sind ein Gastbeitrag des Comiczeichners Walter Moers). Häufig wiederkehrende Figuren sind das ungleiche Knollennasen-Paar Konrad und Paul (1990 für die Zeitschrift Magnus entstanden). Beide zusammen stellen mit ihren unterschiedlichen Charakterzügen quasi das Alter ego ihres Zeichners dar – durch sie kann er eine Chronik des schwulen Alltags nachzeichnen. Im Band Super Paradise (1999) etwa setzte er sich mit dem Thema AIDS auseinander, in Sie dürfen sich jetzt küssen (2003) mit der Homoehe. Konrad Stubenburg und Paul Niemöser kamen 2014 in zwei neuen Büchern erneut zum Zuge: Konrad & Paul: Raumstation Sehnsucht (eine Adaption von Tennessee Williams’ Drama Endstation Sehnsucht) und Barry Hoden – Im Weltall hört dich keiner grunzen.[3] In seinem 2017 erschienenen Comic Herbst in der Hose setzt sich Ralf König durch seine Figur Paul Niemöser mit der sich verändernden Sexualität ab der zweiten Lebenshälfte auseinander. Paul kommt in diesem ernsthaft-komischen Comic in die „Andropause“ (bzw. ins Klimakterium virile), die dramatisierend mit kommentierenden Kapitelüberschriften auf einer zweiten Erzählebene einem Chor der griechischen Tragödie im wahrsten Wortsinne in den Mund gelegt werden.

1989 gestaltete König acht Comic-Hefte zum Thema Prävention für die Deutsche Aidshilfe. Einen neuen Weg beschritt König 2004 mit der Serie Roy & Al, in deren Mittelpunkt die beiden Hunde eines schwulen Paares stehen. In seinem bislang umfangreichsten Werk, der 2005 und 2006 in zwei Bänden erschienenen Erzählung Dschinn Dschinn, beschäftigte er sich mit dem Phänomen des radikalen Islamismus. Neben regelmäßig erscheinenden neuen Comic-Romanen zeichnet König monatlich Kurzgeschichten für die Zeitschriften Männer aktuell (Zeitschrift eingestellt 2017) und das französische Fluide Glacial, die in Alben wie Suck my Duck! (2004), Trojanische Hengste (2006) oder Stutenkerle (2008) gesammelt nachgedruckt werden.

Rosa von Praunheim drehte den Dokumentarfilm König des Comics (2012) mit Ralf König über dessen Leben und Werk.[4] Der Film hatte seine Uraufführung 2012 bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin.[5]

Mit seinen witzigen, oft auch hintersinnigen und bewegenden Geschichten hat sich Ralf König stets gegen Vorurteile gegenüber Schwulen und Lesben engagiert. Ralf König war Mitglied in regionalen Schwulengruppen, er ist Mitglied der Homosexuellen Selbsthilfe und des LSVD, außerdem unterstützt er mit seiner Arbeit immer wieder die Schwulenemanzipation und die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfen. Er ist Förderer der Akademie Waldschlösschen, auf die er in verschiedenen Comics Bezug nimmt.

Seine Bücher wurden in bislang 15 Sprachen übersetzt. Mit einer Gesamtauflage von fast sieben Millionen Exemplaren ist er heute der weltweit populärste Autor explizit schwuler Geschichten. Vier seiner Werke wurden für das Kino verfilmt, etliche als Puppenspiel oder Theaterstück aufgeführt.


Auszeichnungen


1992 wurde König während des Internationalen Comic-Salons in Erlangen in der Kategorie „Bester deutscher Comic-Zeichner“ mit dem Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnet, dem zahlreiche internationale Preise folgten. So erhielt er 2005 auf dem Internationalen Comicfestival von Angoulême den Prix du scenario für das beste Szenario der französischen Übersetzung von Wie die Karnickel sowie in Lucca den «Premio miglior storia lunga» für die italienische Ausgabe von Bullenklöten.

2006 erhielt Ralf König für seine gezeichneten Kommentare zum Karikaturenstreit abermals den Max-und-Moritz-Preis (Spezialpreis der Jury) für sein Engagement in dem Konflikt um die 2005 von der dänischen Zeitung Jyllands-Posten veröffentlichten Mohammed-Cartoons. 2017 wurde König mit dem Wilhelm-Busch-Preis ausgezeichnet.


Verschiedenes


Seit September 2007 ist König Mitglied des Beirats der Giordano-Bruno-Stiftung. Anlässlich der Bekanntgabe seiner Mitgliedschaft im Stiftungsbeirat wurde auf der Website der Religionsfreien Zone der religionskritische König-Comic Der neue Bund veröffentlicht. Der zweiseitige Comic-Strip verbindet Königs altes politisches Thema, den Kampf gegen Homophobie, mit seinem neuen Schwerpunktthema „Religionskritik“, dem er sich auch in seinem Strip Prototyp widmete,[6] seiner Version der Schöpfungsgeschichte, die im September 2007 über zwei Wochen lang anstelle von Volker Reiches Strizz im Feuilleton der FAZ und ein Jahr später auch als Buch erschien. Am 6. Januar 2009 startete, ebenfalls in der FAZ, von dienstags bis freitags der religionskritische Comic-Strip Archetyp um Noah und dessen Arche.[7] Der evangelikale christliche Medienverbund KEP äußerte sich über die Serien Prototyp und Archetyp empört; er sehe darin religiöse Gefühle verletzt.[8]

Im November 2007 erschien sein Comic Hempels Sofa, in dem er erstmals eine heterosexuelle Frau (mit Schwierigkeiten beim Suchen und Finden der Liebe) zur Hauptperson machte.

Seit November 2017 ist König Botschafter von intaktiv e. V., eines Vereins, der sich gegen rituelle Beschneidung von männlichen Kindern ausspricht.[9][10]


Gescheiterter Indizierungsantrag und Beschlagnahme


In den 1990er Jahren wurden Indizierungsanträge gegen einige Bücher gestellt. Besonders bemühte sich darum das bayerische Landesjugendamt. Die geforderte Indizierung des Titels Bullenklöten (1992) lehnte die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften jedoch unter Berufung auf den Kunstvorbehalt ab, zumal die Comics von König ohnehin nicht an Kinder als Publikum gerichtet waren.[11][12]

Trotzdem fand 1996 auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Meiningen eine bundesweite Ermittlungs- und Beschlagnahmeaktion in über 1.000 Buchhandlungen statt, die sich neben anderen Comics (darunter auch Art Spiegelmans Maus – Die Geschichte eines Überlebenden) unter anderem gegen den Band Kondom des Grauens richtete. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels kritisierte dies als „Eingriff in die Kunst- und Meinungsfreiheit“ und befürchtete, dass kleine Buchhändler aus Angst vor Repression nun diese Bücher nicht mehr anbieten würden.[13]


Werke



Comics



Comicserien



Filme nach Vorlagen von Ralf König



Ausstellungen (und Kataloge)


Ralf König (links) zusammen mit dem Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, Mario Kramp in der Ausstellung Das Ursula-Projekt. Elftausend Jungfrauen.
Ralf König (links) zusammen mit dem Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, Mario Kramp in der Ausstellung Das Ursula-Projekt. Elftausend Jungfrauen.

Sonstige Werke



Illustrationen



Auszeichnungen



Literatur



Dokumentarfilme




Commons: Ralf König – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Interviews

Einzelnachweise


  1. Liste erfolgreicher Filme
  2. Comiczeichner Ralf König: „Der Großteil der Welt ist homophob“. (sodigipop.de [abgerufen am 11. Mai 2017]). Comiczeichner Ralf König: „Der Großteil der Welt ist homophob“ (Memento vom 3. Mai 2017 im Internet Archive)
  3. Andreas Platthaus: Das furiose Doppelspiel des Königs. In: blogs.faz.net. 18. Januar 2015, abgerufen am 16. Juli 2022 (deutsch).
  4. König des Comics. filmportal.de, abgerufen am 26. März 2022.
  5. König des Comics. Internationale Filmfestspiele Berlin, abgerufen am 25. März 2022.
  6. Urlaubsvertretung de luxe: Prototyp | Der Cartoon (86 Bilder) FAZ.net
  7. Andreas Platthaus: Ralf Königs neuer Comic für die F.A.Z. In: FAZ, 29. Dezember 2008.
  8. ms/cha AFP: Biblischer Ernst. Ein christlicher Medienverbund kritisiert Ralf Königs Comicserie „Archetyp“. In: Tagesspiegel, 13. Januar 2009.
  9. intaktiv-Botschafter | intaktiv e. V. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 13. November 2017; abgerufen am 12. November 2017 (deutsch).
  10. Neue Botschafter für genitale Selbstbestimmung: Dr. Necla Kelek und Ralf König. (hpd.de [abgerufen am 12. November 2017]).
  11. Heike Makatsch: KONDOM DES Grauens. Heike Makatsch und Ralf König über Pimmel, Puppen und Pornographie In: Spiegel Special, Heft 8/1996 „Liebe und Triebe“, 1. August 1996, Gespräch, S. 119f.
  12. Eckart Sackmann: Schön rollen die Köpfe. In: Die Zeit. 8. Oktober 1995, abgerufen am 31. März 2022.
  13. Matthias Urbach: „Da wabern monströse erigierte Penisse“. In: Die Tageszeitung. 13. April 1996, abgerufen am 31. März 2022.
  14. Ralf König liest "Götterspeise" beim Düsseldorfer Aufklärungsdienst. Abgerufen am 4. Mai 2022 (deutsch).
  15. Ralf König: Prototyp. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 16. Juli 2022]).
  16. Elftausend Jungfrauen. Ralf König: Das Ursula-Projekt. 13. Oktober 2012 bis 9. Februar 2013. In: Kölnisches Stadtmuseum, Ausstellungen – Rückblick; abgerufen am 28. Juni 2013.
  17. Ausstellungsseite (Memento vom 10. Juli 2014 im Internet Archive) beim Caricatura Museum; abgerufen am 14. Juli 2014.
  18. Assunta Tammelleo: „Gache Wurzn“ für Zivilcourage 2009. In: Humanistischer Pressedienst, 28. Oktober 2009.
  19. Verleihung des Rosa Courage Preises. (Memento vom 20. April 2013 im Internet Archive) Gay in May, 2010
  20. Max und Moritz. Nominierungen/Preisträger seit 1984. In: Internationaler Comic-Salon Erlangen. Abgerufen am 11. März 2016.
  21. Ralf König erhält Wilhelm-Busch-Preis 2017. rowohlt.de; abgerufen am 14. März 2017
  22. Xaver Rammbock: Die Welt der Knollennasen. borisvonbrauchitsch.de, abgerufen am 21. Juli 2020.
Personendaten
NAME König, Ralf
KURZBESCHREIBUNG deutscher Comic-Zeichner
GEBURTSDATUM 8. August 1960
GEBURTSORT Soest

На других языках


- [de] Ralf König

[en] Ralf König

Ralf König (born 8 August 1960) is one of the best known and most commercially successful German comic book creators. His books have been translated into many languages. He has resided in Soest, Dortmund and Berlin and now lives in Cologne.

[ru] Кёниг, Ральф

Ральф Кёниг (нем. Ralf König) — немецкий автор и художник комиксов, в том числе комиксов гомосексуальной тематики; открытый гей и ЛГБТ-активист, член Союза геев и лесбиянок Германии. Комиксы Кёнига переведены на многие языки мира. По мотивам нескольких из них сняты художественные фильмы.



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