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Wolf Kahlen (* 7. Januar 1940 in Aachen) ist ein deutscher Videopionier sowie Performance-, Objekt- und Medienkünstler. Außerdem wirkt er als Ausstellungskurator und ist emeritierter Professor der Technischen Universität Berlin. In den letzten Jahren betätigte er sich als Expeditionsleiter und Tibetforscher. Kahlen ist Buddhist. Er lebt und arbeitet in Berlin und Bernau bei Berlin.


Werdegang


Wolf Kahlen begann 1960 ein Studium an der Werkkunstschule Braunschweig. Von 1961 bis 1964 studierte er das Fach Kunstpädagogik an der Hochschule der Künste (HDK) in Berlin, die er 1964 mit dem Staatsexamen als Kunsterzieher absolvierte, sowie an der Freien Universität Berlin Amerikanistik und Finnisch. Zwischendurch, 1962, war er Gaststudent am Ateneum in Helsinki im Bereich Graphik bei Aukusti Tuhka (August Tuhkanen). In diese Zeit fällt auch seine erste Einzelausstellung.[1]

Von 1965 bis 1966 hielt er sich als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in den Vereinigten Staaten auf und studierte an der Columbia University New York und am renommierten Pratt Institute. In dieser Zeit machte er Bekanntschaften mit Rudolf Arnheim, Allan Kaprow, Marcel Breuer und Richard Tuttle, entwickelte plastische Grundstrukturen für Raumsegmente und konnte 1966 in der Goethe House Gallery New York die Ausstellung UMBILDER-ROTARIES verwirklichen.[1]

1966 postulierte er auch für seine persönliche Arbeit:

„Jede menschliche Erfahrungsebene ist als Kunstebene ausbaufähig, d.h. wesentlich. Mich interessieren diese Ebenen, nicht mediale Baustoffe eines Kunstwerks.“

Wolf Kahlen: [1]

In 1966 erfolgte ein dreimonatiger Aufenthalt in Mexiko mit Studium der Archäologie und präkolumbianischer Kulturen, dazu Film- und Fotoarbeiten, Titel: Projektierte Architekturen „Environmental Sculptures for Mexiko“ (1967 fertiggestellt). 1969 wurde ihm der Villa-Romana-Preis verliehen mit einem Jahresaufenthalt in Florenz, Ende 1969 für die Villa Massimo in Rom. In dieser Zeit lernte er Künstler wie Mario Merz, Jannis Kounellis oder Robert Smithson kennen.

Aufbauend auf seinen New Yorker Erfahrungen mit dem neuen Medium Video begann er 1969 mit ersten Video-Arbeiten, jedoch gleich verbunden mit den europäischen und deutschen Konzepten, entgegen amerikanischer Videokunstpraxis. Wulf Herzogenrath schreibt dazu in seinem Werk „Videokunst in Deutschland 1963–1982“ (1982): „Daß gerade deutsche Künstler die Fernsehkiste aggressiv behandeln und als Objekt verändern wollen, wird durch weitere Künstlernamen belegt: Wolf Kahlen hat die Bildröhre verspiegelt und so den Raum des Betrachters zum Inhalt des Fernsehers gemacht – eine elegante Variante der frühen Fluxus-Geste, den Betrachter selbst zu aktivieren und ihn zum Objekt seiner Meditation und Betrachtung zu machen – oder einen Stein vor die Mattscheibe geklebt, so daß der Stein des Anstoßes vor dem Fernsehprogramm immer für den Betrachter sichtbar bleibt.“ Prozeßhaftes, Umkehrbares, Zeit, der Umgang mit vergänglicher Materie wie Klang, Licht oder später Staub bleiben wesentliche Bestandteile seiner Video-Filme, -installationen und -skulpturen.

1977 war er Teilnehmer der documenta 6 in den Bereichen Video[2] und Metamorphosen des Buches.[3] Er selbst bezeichnet sich häufig als „Intermedia artist“ oder „Medienbildhauer“, inzwischen gehört er zu den wichtigsten deutschen Videopionieren.[4]


Gründungsinitiativen


1970–71 erfolgte eine Initiative zur Gründung des Video-Forum für Künstlervideos in Deutschland beim Neuer Berliner Kunstverein. 1973 war Kahlen Mitbegründer der ADA-Aktionen der Avantgarde, anlässlich der Berliner Festwochen zusammen mit Wolf Vostell und den Leitern der Berlinischen Galerie, Jörn Merkert und Ursula Prinz.


Ruine der Künste


1985 gründete Kahlen unter Mithilfe seines Sohnes, des Medien- und Klangkünstlers Timo Kahlen, in einer ehemaligen Villa in Dahlem die Ruine der Künste. Dieser Ausstellungsort zeigte bisher, neben multimedialen Exponaten von Kahlen, mehr als 400 Videoinstallationen und Klangskulpturen anderer Künstler, z. B. von Wojciech Bruszewski.[5][6]

1988 erfolgte u. a. eine elfstündige Produktion Zeitansagen im eigens gegründeten Sender Ruine der Künste, der über den Sender Freies Berlin zu empfangen war.


Wolf Kahlen Museum


2005 gründete Kahlen in Bernau bei Berlin das seinem Lebenswerk gewidmete Wolf Kahlen Museum als ein Intermedia Arts Museum. Es dient vorwiegend der Präsentation der eigenen Kunstwerke und ist in ähnlichem Sinne eine künstlerische Selbstinszenierung wie das Museo Vostell Malpartida des Künstlers Wolf Vostell oder die Instituts- und Archivgründungen von Künstlern im Bereich Fluxus und Mailart, die konzeptuell über ein reines Künstlermuseum hinausgehen.[7]


Tibet-Archiv Berlin


Der Buddhist Kahlen hatte bereits 1973 mit einem Studium der Sinologie begonnen, 1985 nahm er verstärkt Chinesisch- und Tibetstudien auf, die dann durch Videodokumentationen seiner Reisen in den Himalaya (Bhutan, Sikkim, Nepal, Indien, Mongolei, Tibet) auch die für sein Werk typische künstlerische Gestaltung erhielten.

1988 leitete er eine internationale Bhutan/Tibet-Expedition, unter anderem nach Lahaul und Spiti in Himachal Pradesh. Sie führte zu Entdeckungen von Pagoden und mittelalterlichen Eisenkettenbrücken, und von Ritualen des, wie Kahlen ihn nennt, Leonardo Tibets[8] Thangtong Gyelpo, auch: Thangtong Gyalpo, (tib.: thang-stong rgyal-po)[9][10]

Das Tibet-Archiv Berlin wurde dem Wolf Kahlen Museum eingegliedert. Die wissenschaftliche Auswertung der Expeditionen und Reisen steht weitgehend noch aus.


Einzelausstellungen (Auswahl)


Kahlen veranstaltete zahlreiche Video- und Foto-Performances. Einzel- und Gruppenausstellungen in West- und Osteuropa, USA, Mittel- und Südamerika und in Asien, unter anderen:


Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)



Einzelne Performances, Videoarbeiten, Netzkunst



Publikationen, Ausstellungskataloge


Tibetstudien


Literatur





Einzelnachweise


  1. 25 Video-Arbeiten. Haus am Lützowplatz, Berlin 1975
  2. documenta 6, Kassel 1977, Bd. 2, S. 345
  3. documenta 6, Kassel 1977, Bd. 3, S. 318
  4. ZKM, Ausstellungen 07/2010
  5. kbe: Eine Ruine als Flussbett der Zeit. In: Berliner Morgenpost. 23. Juni 2010
  6. Klappoth: Verborgene Orte in Berlin, Berlin 2009
  7. www.medienkunstnetz.de Rudolf Frieling, Dieter Daniels: Medienkunst muss multimedial vermittelt werden. ©2004. Mehrteiliges Essay zu Medienkunst im Überblick, hier: Rudolf Frieling: "Form Follows Format: zum Spannungsverhältnis von Museum, Medientechnik und Medienkunst (2004).
  8. Kahlen in: Archív orientálni. 62, 1994, S. 300–314.
  9. Janet Gyatso: The literary traditions of Thang-stong rGyal-po. A study of visionary Buddhism in Tibet. University of California at Berkeley, Ph.D., 1981: Buddhist studies.
  10. Janet Gyatso: Genre, authorship, and transmission in visionary Buddhism: the literary traditions of Thang-stong rGyal-po. In: Steven D. Goodman, Ronald M. Davidson (Hrsg.): Tibetan Buddhism: reason and revelation. State University of New York Press, Albany ©1992, ISBN 0-7914-0785-3, S. 95 – 106 (Ausführliche Vorschau auf Google Books Abgerufen 3. Juli 2010).
  11. Elfi Kreis: Botschafter der verbotenen Dichtung. In: Der Tagesspiegel. Berlin, 25. Juli 1997 (Ausstellungsbesprechung zu: Nothing But Dust)
  12. kulturkurier.de (vom 2. Juli 2010)
Personendaten
NAME Kahlen, Wolf
KURZBESCHREIBUNG deutscher Video- und Performancekünstler
GEBURTSDATUM 7. Januar 1940
GEBURTSORT Aachen



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