Bernt Notke (* um 1435 in Lassan; † Anfang – vor dem 12. Mai – 1509 in Lübeck) war ein in Nordeuropa bekannter Lübecker Maler und Bildhauer, wohl der bedeutendste im Ostseeraum des ausgehenden Mittelalters.
Bernt Notke – vermutetes Selbstporträt in der zerstörten Gregorsmesse
Leben
Notke ist ab 1467 in Lübeck nachweisbar, als er in das Amt der Maler und Glaser aufgenommen wurde. Zu diesem Zeitpunkt war er schon länger hier als Maler tätig und wohnte in der Johannisstraße, der heutigen Dr.-Julius-Leber-Straße. Es gilt als sicher, dass er seine Ausbildung zumindest teilweise als Kartonmaler für den Bildwirker Pasquier Grenier in Tournai absolviert hat.[1] Durch Großaufträge in den 1470er Jahren war es ihm möglich, 1479 ein Haus in der Breiten Straße in der Nähe der Jakobikirche zu erwerben.
Nachdem er in den 1480er Jahren mehrfach nach Schweden gereist war, war er ab 1491 für mehrere Jahre in Stockholm ansässig. Bis 1496 übte er das Amt des schwedischen Münzmeisters aus, das direkt dem Reichsverweser Sten Sture dem Älteren unterstellt war. Ab 1498 war Notke nachweislich wieder in Lübeck und blieb hier auch bis zu seinem Tod 1509, ab 1505 als Werkmeister der Petrikirche.
Werke
Vorkriegsaufnahme des Lübecker Totentanzes
Johannesaltar der Schonenfahrer
Szene oben: Dreifaltigkeit, Szene unten: Ein Prophet
Szene oben: Taufe Christi, Szene unten: Ein Prophet
Lediglich drei Werke sind als Schöpfungen Notkes bzw. seiner Werkstatt urkundlich gesichert: das Triumphkreuz und der Lettner im Dom zu Lübeck, der Altar im Dom zu Aarhus als Schenkung des Bischofs Jens Iversen Lange und der Altar der Heilig-Geist-Kirche in Tallinn. Weitere Werke sind ihm im Laufe der Forschung durch stilistische Untersuchungen zugeschrieben worden. Notke steht als in Lübeck ansässiger Künstler neben Hermen Rode für die große Zeit des hansischen Kunstexports im Spätmittelalter nach vielen Orten in Nordeuropa. Einer der wichtigsten Schüler Notkes war Henning von der Heyde.
Der mittelalterliche Kunsthandel über Lübeck erfolgte als Durchfuhr aus anderen Teilen Deutschlands und den Niederlanden, insbesondere vom Niederrhein und aus Flandern (Brügge), oder aus eigener Fertigung in Lübeck, wofür die große Werkstatt Notkes neben vielen anderen ungenannten Werken steht.
Werkliste
Lübecker Totentanz für die Marienkirche von 1463; 1701 ersetzt durch eine Kopie des Kirchenmalers Anton Wortmann, diese zerstört 1942
Revaler Totentanz – Replik für Reval/Tallinn, Reste heute in der Nikolaikirche und Niguliste Museum
Flügel des Johannesaltars der Schonenfahrer im St.-Annen-Museum in Lübeck
Triumphkreuz im Dom zu Lübeck
Stiftungen des Lübecker Bischofs Albert II. Krummendiek für den Lübecker Dom aus dem Jahr 1477:
Triumphkreuz
Laienaltar vor dem Chor
Im Werkzusammenhang mit dem Triumphkreuz die von dem Lübecker Bürgermeister Andreas Geverdes gestiftete
Holzverkleidung des Lettners des Lübecker Doms
Flügelaltar für den Dom von Århus von 1479 (mit Stifterporträt des Bischofs Jens Iversen Lange)
Retabel aus Thurö (heute im Nationalmuseum Kopenhagen), gestiftet nach 1481
Retabel des Hochaltars der Heilig-Geist-Kirche in Reval von 1483
Für den schwedischen Reichsverweser Sten Sture schuf er gemeinsam mit den Gehilfen seiner Werkstatt wie Heinrich Wylsynck[2] die kolossale Reitergruppe des Heiligen St. Georg in der Nikolaikirche von Stockholms Gamla Stan als Altarstiftung und Grablege.[3] Ein Gipsabguss befindet sich seit 1924 in der Museumskirche St. Katharinen in Lübeck.
Porträt des schwedischen Königs Karl Knutson Bonde, um 1489, heute in Schloss Gripsholm
Gregorsmesse, vermutlich von 1503[4] in der Lübecker Marienkirche, 1942 verbrannt
die von Paatz noch Notke als Alterswerk zugeschriebene bronzene Grabplatte für die Familie Hutterock (1508) blieb der Marienkirche erhalten[5]
Fragment aus dem Totentanz in der Nikolai-Kirche in Tallinn
Unklare Zuschreibung
Altar für die Kirche von Trondenes bei Harstad in Nordnorwegen
St. Georg mit dem Drachen kämpfend in der Storkyrkan
St. Georg in Stockholms Gamla stan (Nachbildung 1912)
Inneres der Kirche in Trondenes
Altar St. Marien Norderbrarup
Literatur
Walter Paatz: Bernt Notke und sein Kreis. Berlin 1939.
Karlheinz Stoll, Ewald M. Vetter, Eike Oellermann: Das Triumphkreuz im Dom zu Lübeck – Ein Meisterwerk Bernt Notkes. Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 1977, ISBN 3-920153-96-0.
Gerhard Eimer: Bernt Notke. Das Wirken eines niederdeutschen Künstlers im Ostseeraum. Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bonn 1985, ISBN 3-88557-043-2.
Alken Bruns (Hrsg.): Lübecker Lebensläufe. Neumünster 1993, ISBN 3-529-02729-4.
Hartmut Krohm:Notke, Bernt. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S.359–361(Digitalisat).
Kerstin Petermann: Bernt Notke. Arbeitsweise und Werkstattorganisation im späten Mittelalter. Reimer, Berlin 2000, ISBN 3-496-01217-X.
Andrea Boockmann: Das zerstörte Gemälde der 'Gregorsmesse' von Bernt Notke in der Marienkirche und der Aufenthalt des Kardinals Raimundus Peraudi in Lübeck 1503. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde (ZVLGA) 81, 2001, S. 105–122.
Hildegard Vogeler, Uwe Albrecht, Hartmut Freytag (Hrsg.): Bernt Notke. Das Triumphkreuz im Dom zu Lübeck. Verlag Ludwig, Kiel 2010, ISBN 978-3-86935-033-2.
Bernt Notke. Between Innovation and Tradition (uuenduste ja traditsioonide vahel). Katalog zur Ausstellung im Näitus Niguliste muuseumis. Tallinn 2010, ISBN 978-9985-9999-7-4.
Jan Friedrich Richter: Triumphkreuzanlage in: Jan Friedrich Richter (Hrsg.): Lübeck 1500 – Kunstmetropole im Ostseeraum, Katalog, Imhoff, Petersberg 2015, S. 161–165 (Nr. 3)
Die früher vertretene These, Sture habe die Gruppe zur Erinnerung an die Schlacht am Brunkeberg errichten lassen, wird heute eher abgelehnt. (Petermann, S. 119f)
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии