Franz Karl Eduard von Gebhardt (* 13. Juni 1838 in Järva-Jaani, heute Kreis Järva, Estland; †3. Februar 1925 in Düsseldorf), war ein deutscher Maler und Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.
Eduard von Gebhard, Foto von Constantin Luck, DüsseldorfEduard von Gebhardt, Selbstporträt, Estnisches KunstmuseumGrabstätte Eduard und Klara von Gebhardt (2019)
Leben
Gebhardt war der Sohn von Ferdinand Theodor von Gebhardt (1803–1869), Propst und Konsistorialrat in Reval, und der Wilhelmine (1808–1880), genannt Minna, eine geborene von Glehn. Nach dem Gymnasium besuchte er seit seinem 16. Lebensjahr drei Jahre lang die Akademie von St. Petersburg und brachte dann zwei Jahre teils auf Reisen, teils in Karlsruhe zu, wo er die Kunstschule besuchte. 1860 kam er nach Düsseldorf, wo er Schüler Wilhelm Sohns wurde und bei demselben solche Förderung fand, dass er in Düsseldorf zu bleiben beschloss und in Freundschaft unmittelbarer Nachbar von Sohn auf der Rosenstraße wurde. Einige Häuser weiter hatten die Maler Ernest Preyer, Otto Rethel, Ernst Bosch und Heinrich Mücke ihre Wohnstätte und Ateliers.[1] Im Sommer 1872 heiratete Gebhardt die junge Düsseldorferin Klara Jungnick (* 31. März 1851; † 6. November 1897).[2]
Gebhardt wurde 1873 Professor an der Düsseldorfer Akademie und bildete als solcher zahlreiche Schüler heran. Anlässlich seines 70. Geburtstages veranstaltete die Galerie Eduard Schulte in Berlin, Unter den Linden 75/76, eine große Gebhardt-Ausstellung.[3]
Auf der Großen Berliner Kunstausstellung erhielt Gebhardt 1918 eine Goldmedaille, 1925 wurde er durch eine Gedächtnisausstellung gewürdigt. Die Stadt Düsseldorf verlieh ihm die Ehrenbürgerwürde. Auf dem Millionenhügel (Feld62) des Nordfriedhofs Düsseldorf liegt das Grab der Gebhardts.
Nach seinem Tode wurde sein Haus auf der Rosenstraße Nr. 41 ein Altersheim für Künstler des Verein der Düsseldorfer Künstler zur gegenseitiger Unterstützung und Hilfe, dessen Mitglied er gewesen war.[4] In Essen[5] und in Wuppertal[6] ist eine Gebhardtstraße nach ihm benannt.
Wirken
Seine Neigung war, schon durch seine Erziehung, von Anfang an auf religiöse Themen gerichtet, doch wollte er der religiösen Malerei, im Zusammenhang mit der realistischen Kunstanschauung seiner Zeit, einen nationalen Inhalt geben. Er behandelte die biblischen Szenen vom Standpunkt der niederländischen und deutschen Meister des 15. und 16.Jahrhunderts, indem er den Figuren nicht nur die Tracht und die äußere Erscheinung der Menschen jener Epoche gab, sondern sie auch nach den künstlerischen Mustern der Zeit charakterisierte.
Meyers Großes Konversations-Lexikon von 1907 bewertete sein Werk entsprechend: „Was er dadurch an Tiefe, Schlichtheit und Wahrheit der Empfindung gewann, gab er an Schönheit und Idealität der Darstellung auf, weshalb seine Schöpfungen ebenso heftige Gegner wie eifrige Bewunderer gefunden haben. Doch haben sich in neuerer Zeit diese Gegensätze durch den Umschwung der Kunstanschauung zum Realismus ausgeglichen, und der Ernst Gebhardtscher Darstellung findet allgemeine Anerkennung.“[7]
Er gehörte zur Auswahl zeitgenössischer Künstler, die das „Komité zur Beschaffung und Bewertung von Stollwerckbildern“ dem Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck zur Beauftragung für Entwürfe vorschlug.[8] Zur Jahrhundertwende 1900 entwarf Eduard Gebhardt das Lukas-Schutzzeichen für alle Produkte der Lukas Künstlerfarben der Künstlerfarben- und Maltuchfabrik Dr. Fr. Schoenfeld & Co. in Düsseldorf.[9]
Werke
Der reiche Mann und der arme Lazarus (1865)Die Auferweckung des Lazarus (1896)
Seine Werke teilen sich in religiöse Gemälde und in Darstellungen aus der Reformationszeit. Wichtige Bilder der ersten Gruppe sind:
Jesus und die Jünger auf dem stürmischen Meer (1853, Museum Kunstpalast, Düsseldorf)
Die Auferweckung der Tochter des Jairus (1864, Kruppsche Gemäldesammlung, Villa Hügel)
Der reiche Mann und der arme Lazarus (1865, heute im Crocker Art Museum, Sacramento)
Christus am Kreuz (1866, Tallinner Dom, 1884 wiederholt für die Alexanderkirche (Narva)),
Das letzte Abendmahl (1870, Berliner Nationalgalerie; Hauptwerk, in welchem die realistischen Neigung des Malers mit der Würde des religiösen Motivs als glücklich vereinigt gilt),
Himmelfahrt Christi (1881, Berliner Nationalgalerie, Hauptwerk),
Beweinung des Leichnams Christi (1884),
Der zwölfjahrige Christus im Tempel (1895, Museum Kunstpalast),
Die Auferweckung des Lazarus (1896, Museum Kunstpalast),
Jesus und die Jünger auf dem stürmischen Meer, 1902, verschollen.
Von seinen Bildern über Themen aus der Reformationszeit sind zu nennen: Religionsgespräch, Der Reformator bei der Arbeit, Deutsche Hausfrau, Die Klosterschüler (1882).
Weitere wesentliche Werke sind etwa die Ausmalung des Laienrefektoriums des Klosters Loccum bei Wunstorf von 1884–1891, etwa die Wandbilder Heilung der Gichtbrüchigen und Hochzeit zu Kana, sowie die nur in Fragmenten erhaltene[10] Ausmalung der Düsseldorfer Friedenskirche von 1899–1907. Kronprinz Friedrich Wilhelm, Protektor der Deutschnationalen Kunstausstellung im Kunstpalast[11], war zur Einweihung der Wandgemälde in der Kirche am 11. Mai 1907 anwesend.[12] Weitere Wandbilder Gebhardts finden sich in der Kapelle des Nordfriedhofs Düsseldorf. Wandgemälde in der 1912/13 im Inneren umgestalteten Petrikirche (Mülheim) sind nicht erhalten.[13]
Dietrich Bieber, Ekkehard Mai: Gebhardt und Janssen – Religiöse und Monumentalmalerei im späten 19. Jahrhundert. In: Wend von Kalnein: Die Düsseldorfer Malerschule. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1979, ISBN 3-8053-0409-9, S. 165 ff.
David Koch: Eduard von Gebhardt. Verlag für Volkskunst Rich. Keutel, Stuttgart 1910.
Gernot Blum: Aufbruch in die Moderne – Das Exlibris um 1900. Artikel: Die Archaisten – Eduard von Gebhardt. Wiesbaden 1990, ISBN 978-3-922 835-19-6.
Erik Thomson, Günter Krüger: Eduard von Gebhardt – Leben und Werk. Lüneburg 1991.
Rudolf Burckhardt: Die Wandgemälde Eduard von Gebhardts in der Friedenskirche zu Düsseldorf: 12 Blätter mit begleitenden Worten. Pestalozzihaus, Düsseldorf 1908 (Digitalisierte Ausgabe).
Friedrich Schaarschmidt: Zur Geschichte der Düsseldorf der Düsseldorfer Kunst, insbesondere im XIX. Jahrhundert. Herausgegeben vom Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Verlag August Bagel, Düsseldorf 1903, S. 293 ff., Online.
Ernst Haiger: "Eine Stätte schöner und hehrer Kunst": Die Umgestaltung der Petrikirche 1912/13. – In: Baukunst in Mülheim an der Ruhr = Zeitschrift des Geschichtsvereins Mülheim an der Ruhr 91/2016, S. 115–189.
Ulrich S. Soénius (Hrsg.):Kölner Personen-Lexikon. Greven-Verl, Köln 2008, ISBN 978-3-7743-0400-0, S.433.
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4.Auflage von 1888 bis 1890.
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